Gendern im Radio

Ich bin durchaus ein sachlich denkender Mensch
Das wollte ich auch nicht bezweifeln, falls das so rüberkam.
Dabei schon abzugehen wie ein Zäpfchen ist schon bezeichnend. Du musst es ja nicht tun, aber anderen verbieten auch weibliche Formen in journalistischen Texten zu verwenden, weil das einem Vorbeten gleichkommt ist schon seltsam.
Ich habe meine Meinung geschrieben. Wie kommst du auf "abgehen" und "verbieten"? Sprache ist zum Teil Gewohnheit aber immer auch etwas, das man nicht nur für sich selbst macht. Sondern das Bewusstsein hat, etwas weiterzugeben. Wenn du mir Verbotswünsche vorhältst, kann ich den Genderbefürwortern entgegnen, dass diese gegen den Willen der anderen ihnen zwangsweise etwas aufdrücken wollen.
 
Wenn wir uns einig sind, dass die Mehrheit der Menschen und damit auch die Mehrheit der Radiohörer und Hörerinnen diese Form des Genderns im Radio nicht möchte, lästig und nervig findet und sich dadurch eher zwangsgenötigt als aufgeklärt fühlt, wenn die grammatikalische Fragwürdigkeit des Genderns inzwischen vom mehr und mehr Sprachwissenschaftlern als Problem erkannt und dargestellt wird, wenn wir weiterhin unterstellen, dass diese Erkenntnis, die ja mittlerweile auch durch Studien belegt ist, auch den Verantwortlichen in den Radiostationen bekannt ist, dann ist weiterhin die spannende Frage: Warum machen sie es trotzdem?
Es braucht schon Sendungsbewusstsein und Dünkel in erheblicher Dosis, um in einem Metier, in dem der korrekte Umgang mit Sprache eigentlich zu den Hauptzugangskriterien gehören sollte, ebenso eine klare und leicht verständliche Ausdrucksweise, sich derart über Sprache, Sprachregeln. allgemeines Herkommen und am Ende das Wollen der Kundschaft hinwegzusetzen, wie es in manchen Sendeanstalten geschieht.
Es sind hehre Absichten, die dahinter stecken, das unterstelle ich mal, aber es sind völlig ungeeignete und am Ende auch kontraproduktive Methoden, es durchzusetzen. Der Schuss wird nach hinten losgehen, beziehungsweise er knallt schon kräftig in die falsche Richtung. Am Ende ist der Sache ein Bärendienst erwiesen - aber immerhin können einige unbeugsame und charakterfeste Menschen am Ende gut schlafen.Sie haben ja alles richtig gemacht.
 
NDR Nachrichten (Radio) heute:

"Schülerinnen und Schüler oder Studierende........ Schülerinnen und Schüler....die Lernenden..."
aber: "die EU-Außenminister...berichten mehrere Diplomaten...." in den selben Nachrichten.

Hadja Lahbib, Ann Linde oder Teodora Gentschowska werden also bewusst ausgenommen. Sollten nicht gerade die Frauen "sichtbar" gemacht werden durch diese Sprachweise?

Lernend ist jemand übrigens nur im Moment des Ausübens dieser Tätigkeit!
 
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Und was machen Vorstandsvorsitzende und Alleinerziehende, wenn sie mal aufs Klo müssen?
Also, von @Beyme hätte ich diese Deguttanz keineswegs erwartet. Er ist doch der ausgesprochene Gender-Papst hier. Und jetzt sich auf das Vulgär-Niveau zu begeben. Eben: Wenn die sachlich hieb- und stichfesten Argumente ausgehen, begibt man sich auf die Vulgär-Schiene. Das bleibt dann vom Gendern übrig. Nichts als heiße Luft. Die ist schneller verpufft, als den Genderäpsten lieb ist.
 
Beim Durchzappen merke ich immer, wie schwer sich die Radiosender mit dem Gendern tun. In der Tat versucht man nun allem ein Ende zu setzen: Forschende, Studierende, Lehrende. Vor allem in Kollegengesprächen greifen viele zum unhörbaren Gendersternchen, oft sind es aber - so mein Eindruck - junge Frauen, frisch von der Uni gekommen. So richtig absurd wird es, wenn falsch gegendert wird, zuletzt gab es mal - ich weiß nicht mehr in welchem Sender - die "Beauftragt*innen". Nein, der Duden kennt die Beauftragtin eben nicht.

Fakt ist: Die breite Mehrheit lehnt das Gendern ab, ich werde für den Rest meines Lebens immer die Nachbarn besuchen und nicht die Nachbar*innen. Und es ist eben auch ein typisch deutsches Problem, in anderen Sprachen gibt es die *innen ja eben nicht.

Ich lobe mir den WDR, der dem Spuk unlängst im Wahrsten Sinne des Wortes ein Ende gesetzt hat.
 
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Während N-JOY (guten Morgen, alte Nachricht!) heute immer noch von der Energiepauschale für "Studierende und Fachschüler" (sic!) schwadroniert, habe ich auf NDR Kultur heute diese Perle gehört:
"...im NDR Kultur-Kolleginnen-und Kollegenkreis" 😾
 
Also, von @Beyme hätte ich diese Deguttanz keineswegs erwartet. Er ist doch der ausgesprochene Gender-Papst hier. Und jetzt sich auf das Vulgär-Niveau zu begeben. Eben: Wenn die sachlich hieb- und stichfesten Argumente ausgehen, begibt man sich auf die Vulgär-Schiene. Das bleibt dann vom Gendern übrig. Nichts als heiße Luft. Die ist schneller verpufft, als den Genderäpsten lieb ist.

Mein Posting hatte auch eine inhaltliche Ebene. Ich kann es Dir nochmal erklären: Ein Vorstandsvorsitzender bleibt ein Vorstandsvorsitzender, auch wenn er gerade nicht dem Vorstand vorsitzt, sondern einem menschlichen Bedürfnis nachgeht (besser?). Ebenso lässt sich ein Alleinerziehender weiterhin als Alleinerziehender bezeichnen, auch wenn er aktuell eine andere Tätigkeit ausübt als das Erziehen. "Ich bin ja Alleinerziehende", kann einem die Frau im Supermarkt im Smalltalk erzählen, auch wenn sie gerade kein Kind dabei hat, und das kommt niemandem komisch vor. Das ist durch Übung fest verankert in unserem Sprachverständnis.

Wenn @Sprollywood behauptet: "Lernend ist jemand übrigens nur im Moment des Ausübens dieser Tätigkeit!", dann ist das halt gerade sein persönliches Sprachverständnis und das einiger anderer Menschen auch. Mit meinen Beispielen oben wollte ich zeigen, dass das aber eben nicht durch das substantivierte Partizip fest vorgegeben ist. Sprachverständnis ändert sich. "Studierende" zum Beispiel sind inzwischen als Begriff sehr geläufig - ich würde wetten, im kognitionswissenschaftlichen Experiment würde eine Formulierung wie "Die Studierenden steigen in den Bus" bei einem Großteil der Testpersonen keine Irritationen mehr auslösen. In einem Newsletter habe gerade erst ein Zitat des Linguisten Rudi Keller gelesen, der Sprachwandel als Trampelpfand beschreibt: „Ein Trampelpfad entsteht, weil eine Vielzahl von Menschen von A nach B geht. Das erzeugt die Regelmäßigkeit des Verhaltens, die nach einer gewissen Zeit dann Spuren zurücklässt."

Und ganz unvulgär weiter: "Sprachzustände sind keine Endzustände von Prozessen, sondern transitorische Episoden in einem potenziell unendlichen Prozess kultureller Evolution.“

Nebenbei: "aufs Klo müssen" als "vulgär" einzustufen, steht meiner Meinung nach sehr gut exemplarisch für die Hysterie mancher in diesem Faden.
 
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Ist es nicht so, dass im Falle der Vorstandsvorsitzenden und der Alleinerziehenden, ebenso der Studierenden diese Partizipialkonstruktionen schon da waren, ehe man die Partizipsubstantivierung als Lösung für Genderbedürfnisse enteckte? Das heißt, sie sind tatsächlich so gewachsen und im Sinne des "Trampelpfades" benutzt worden, weil es sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzte.
Wohingegen die im Zuge der Gentrifizeirung entstandenen Neukonstruktionen (Teilnehmende, Zuhörende, Mitarbeitende, etc.) nicht gewachsen sind, sondern zu einem bestimmten Zweck geschaffen wurden, bzw. diesem einen Zweck untergeordnet wurden, nämlich dem, in ihnen alle Geschlechter diskriminierungsfrei auszudrücken. (Ein hehres Ansinnen, aber ein Vergehen an der Sprache).
 
Nun, die "Alleinerziehenden" befinden sich schon in unserer Sprache bevor die woke Welle aufgekommen ist und wenn man länger sucht findet man für bestimmte Regeln immer auch Ausnahmen.
So ein bißchen anders als bei den "Studierenden" ist es bei Vorstandsvorsitzenden und Alleinerziehenden auch, oder gab es bisher die Verben "alleinerziehen" und "vorstandsvorsitzen"?
Diese Sprechweise ist auch keine dynamische Veränderung der Sprache, die es schon immer gab, sondern eine Sache, die uns aufdiktiert wird. Man geht davon aus, dass man dem Volk etwas lange genug aufbügeln muss und dann schluckt es das irgendwann. Umfragen haben ja bisher ergeben, dass das Gendern von der Mehrheit abgelehnt wird, deswegen wird beim Bügeln noch etwas mehr Druck erzeugt.
Dieser Druck erzeugt bei mir rebellische Gedanken und ich weigere mich, die Innen, Sternchen und was auch immer zu verwenden.
 
gab es bisher die Verben "alleinerziehen" und "vorstandsvorsitzen"?
Gut, hier ist freilich anzumerken, dass es sich bei "allein" und "vorstands" nur um Anhängsel handelt. Und wenn man diese abzieht, fällt etwas interessantes auf. Den Erziehenden kennt man eher nicht, wohl aber den Erzieher oder den Erziehungsberechtigten, was ja aber jeweils unterschiedliche Verhältnisse beschreibt. Das heißt nicht, dass ein möglicherweise sogar alleinerziehender Erziehungsberechtigter nicht auch ein Erzieher sein kann oder umgekehrt, aber das bezieht sich dann in der Regel auf unterschiedliche Kinder.
Der Vorsitzende ist hingegen nach Streichen des "Vorstands" immer noch geläufig. Von einem Vorsitzer hört man dagegen nur selten, während aber jemand, der irgendetwas vorsteht, was ja an sich etwas ganz ähnliches beschreibt, in aller Regel ein Vorsteher und kein Vorstehender ist.
Sorry dafür, irgendwie muss ich den Ausfall des Leistungskurses Deutsch ja kompensieren. :)
 
Ich bekomme es nicht durch eine grammatikalische Regel zu fassen aber es ist doch so, dass man etwa bei Forschern, Malern, Schauspielern oder Musikern davon ausgeht, dass es sich um eine professionelle Tätigkeit handelt.
Aber Forschende, Malende oder Musizierende müssen diese Tätigkeit nicht unbedingt beruflich ausüben, sondern könnten das auch als Hobby machen. Er malt grade aber er ist dennoch kein Berufs-Maler.
Oder sehr ihr das anders? Ich halte das für eine neue sprachliche Ungenauigkeit die unnötig aufkommt.
Es kommt natürlich drauf an. Bei einem Fahrer andersrum würde man erstmal nicht von einem Berufs-Fahrer ausgehen, weshalb ein Fahrender keine Bedeutungsveränderung auslöst. Zumindest in einem neutralen Kontext.
 
Ich denke, dass das alles keine geschützten Berufsbezeichnungen sind, Musiker kann sich z.B. jeder nennen, der Musik macht. Wenn man Profi ist, nennt man sich Diplommusiker oder professioneller Musiker. Malender kann ich auch sein, wenn ich was an die Wand male, Schauspielender auch, wenn ich mich bei der Arbeit krank stelle.
"Busfahrend" kann auch jeder sein (sogar ohne am Steuer zu sitzen), das ist aber noch lange kein Berufskraftfahrer oder Busfahrer.
 
"Busfahrend" kann auch jeder sein (sogar ohne am Steuer zu sitzen), das ist aber noch lange kein Berufskraftfahrer oder Busfahrer.
Das ist ja, wo wir gerade dabei sind, auch recht interessant. Unter Bahnfahrern versteht man ja auch nicht jene, die den Zug steuern, das sind die Lokführer. Dagegen ist der Bus- oder der Autofahrer zwangsläufig der, der das Fahrzeug lenkt, zumindest in unseren Breiten. Deutlich differenzierter gehen es da unsere südlichen Nachbarn an, die konsequent von "Autolenkern" sprechen, wenn sie die Person hinter dem Steuer meinen. Aber das nur mal so am Rande.
 
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In einem Newsletter habe gerade erst ein Zitat des Linguisten Rudi Keller gelesen, der Sprachwandel als Trampelpfand beschreibt: „Ein Trampelpfad entsteht, weil eine Vielzahl von Menschen von A nach B geht. Das erzeugt die Regelmäßigkeit des Verhaltens, die nach einer gewissen Zeit dann Spuren zurücklässt."
Besser kann man die Hochnäsigkeit einiger Leute gegenüber der "dummen" Masse, die angeblich nur nach dem Prinzip "F. befiehl, wir folgen", agiert, nicht mehr zum Ausdruck bringen.
Allerdings haben die Gendersprech-Aktivisten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn der Widerstand geht in die politisch-rechtlich nächsthöhere Stufe. Die "dumme" Masse folgt keineswegs in der insgeheim unterstellten Haltung des Mitläufertums dem oben zitierten Sprachwandel-"Trampelpfad". So ein gewisses Maß an Mündigkeit ist doch noch gelegentlich zu verzeichnen.
So kann man in entsprechenden Petitionen zu lesen bekommen:
Zitate:
"...Die FDP-Politikerin Sonja Jacobson sagte: „Eine
Behördensprache, die sich von der Wirklichkeit der gelebten Sprache immer
weiter entfernt, riskiert eine Entfremdung zwischen Bürger und Staat"..."

"...Im Namen der Geschlechtergerechtigkeit bekommen wir immer wieder zu
hören, Gendersprache sei eine Form der Anerkennung und des Respekts.
(z. B. Oberbürgermeisterin Reker, Köln)
Man legt uns also nahe, dass es respektlos sei, an dem im gesamten
deutschen Sprachraum quicklebendigen Standardhochdeutsch festzuhalten.
Wir meinen, umgekehrt wird ein Schuh draus: Gendersprache ist die
ultimative Form der Respektlosigkeit gegenüber dem höchsten Kulturgut, das
wir haben: der Sprache, und damit gegenüber allen, die der
Sprachgemeinschaft angehören..."

Ende Zitate
 
Besser kann man die Hochnäsigkeit einiger Leute gegenüber der "dummen" Masse, die angeblich nur nach dem Prinzip "F. befiehl, wir folgen", agiert, nicht mehr zum Ausdruck bringen.
Allerdings haben die Gendersprech-Aktivisten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn der Widerstand geht in die politisch-rechtlich nächsthöhere Stufe. Die "dumme" Masse folgt keineswegs in der insgeheim unterstellten Haltung des Mitläufertums dem oben zitierten Sprachwandel-"Trampelpfad". So ein gewisses Maß an Mündigkeit ist doch noch gelegentlich zu verzeichnen.
So unterschiedlich können die Wahrnehmungen sein. Ich finde das Bild vom Trampelpfad sogar aus Deiner Perspektive passend. Als Beispiel nennt Keller ja einen Campus, auf dem die vorgegebenen Wege nicht eingehalten werden, weil die Menschen sie nicht für besonders intelligent und praktikabel halten. ;)

Interessant an Deiner Antwort finde ich dieses Muster, das mir schon öfter begegnet ist: maximal draufzuhauen und geschlechtergerechte Sprache als größtmögliche Bedrohung darzustellen. Wenn "Bevormundung" und "Indoktrinierung" schon nicht mehr reichen, muss es dann wie in Deinem Fall eine Parallele zum Dritten Reich sein. "Trampelpfad" ist wie Mitläufertum beim Führer? Alles klar, die Sache selbst interessiert anscheinend gar nicht mehr.

Wenn Du trotzdem mal schauen willst: https://www.google.com/search?q=trampelpfad+rudi+keller

Das Trampelpfad-Modell in der Linguistik hat nichts speziell mit geschlechtergerechter Sprache zu tun.
 
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Interessant an Deiner Antwort finde ich dieses Muster, das mir schon öfter begegnet ist: maximal draufzuhauen und geschlechtergerechte Sprache als größtmögliche Bedrohung darzustellen.
Netter Versuch. Ersetze größtmögliche Bedrohung mit:
der Respektlosigkeit gegenüber dem höchsten Kulturgut, das
wir haben: der Sprache
Typisch für Gender-Sprech ist der Glaube, man spreche eine Sprache. Für dich zum Mitschreiben:
Für offizielle Rechtschreibregeln gibt es bisher keine Reform. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat Genderzeichen nicht in das amtliche Regelwerk der deutschen Sprache aufgenommen.
 
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