Gendern im Radio

Ergänzend zum Thema sei die aktuelle Ausgabe der SR2 Medienwelt empfohlen. Thema: Diversität in Redaktionen. Nach meiner Einschätzung ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Frauen, Ausländer, Behinderte, LGBTQ - alles in einen Topf. Es erinnert ein wenig an die Äußerung von Gerhard Schröder, der einmal vom Ministerium für Frauen und "Gedöns" sprach... Ehrenwert ist der Versuch des SR sich dieses Themas anzunehmen.
 
Die Wünsche und Aufforderungen, diesen Thread in die Auszeit zu verschieben, kann ich nachvollziehen.
Mir wird hier entschieden zu wenig über den Gebrauch der Sprache im Radio diskutiert, und viel zu sehr darüber, wie man korrekt und diskriminierungsfrei Geschlechterneutralität im Lebensalltag formuliert. Das ist aber nicht das Thema - in diese Richtung wurde dieser Faden lediglich missbräuchlich umgewidmet.

Radio jedoch ist ein Handwerk - und da gelten handwerkliche Regeln, bis hin zu der Binse, dass das Angebot dem Hörer schmecken muss, leicht verdaulich sein muss, sofort verstanden wird, etc. Hier ist zum Beispiel die Frage spannend, wieviel Gendern ein kommerzielles Radio verträgt. Wieviel Gendern ist unschädlich für den kommerziellen Erfolg - ab wann nervt es und wird ein Abschaltfaktor? Wie verhält es sich mit nicht kommerziellem Funk? Z.B. bei Bürgerradioprojekten? Muss und soll ein Moderator Haltung zeigen und demonstrativ Gendern? Wie weit kann man das von einem Nachrichtenredakteur erwarten/verlangen?
Viele spannende Fragen, die leider ein bisschen unter die Räder gekommen sind, vor lauter Ampelmännchen und Ampelweibchen.
 
Das Beispiel "Vorstandsvorsitzende" taugt leider nicht, weil nicht jedes Vorstandsmitglied dem Vorstand vorsitzen kann.
Für Gendernde hat der Begriff "Vorständin" also eine Berechtigung.
 
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Als der Faden eröffnet wurde, dachte ich schon, hier spielt einer unbeabsichtigt (?) Pandora. Das Thema konnte gar nicht reduziert bleiben auf den Umgang damit im Radio. Es ist dermaßen emotional besetzt und wir alle hier haben teils sehr dezidierte Meinungen dazu, dass wir uns einfach Luft machen mussten. Ich bin durch den Thread jetzt keinen Millimeter von meiner Ansicht zum Gendern abgewichen, aber vielleicht nachsichtiger geworden gegenüber denjenigen, die meinen, Sprache auf dem zweiten Gleis benutzen zu müssen, um grundsätzliche Positionen zu vermitteln. Kurz: Endlich mal wieder Leben im Forum, auch wenn's a bisserl schmerzt :)
 
Sollen wir uns jetzt zu jedem denk- oder undenkbaren Wort einlassen?
Nein, natürlich nicht. Das sollte nur aufzeigen, dass es eben im Detail gar nicht so einfach ist, korrekt zu gendern, selbst wenn man es machen möchte. Denn aus meiner Sicht ist längst nicht klar, welche Begriffe per Defintion nun tatsächlich alle Geschlechter enthalten und welche nicht. Da empfinde ich Fußgänger und Student als gute Beispiele, weil ja schon die hier offensichtlich unterschiedlich interpretiert werden.

Das ist aber nicht das Thema - in diese Richtung wurde dieser Faden lediglich missbräuchlich umgewidmet.
Ich weiß, dass der Threadersteller diese Diskussionen ausdrücklich vermeiden wollte, denke aber, dass man das nicht so losgelöst voneinander betrachten kann. Die Aussage "wir gendern" kann ja letztendlich alles bedeuten, da muss man eben schon ins Detail gehen.

Um den Radiobezug dazu nochmal herzustellen: Es wurde ja schon erwähnt, dass im Deutschlandfunk tlw. darauf Wert gelegt wird. Dort empfinde ich es nicht als störend, weil es nicht bei allen Begriffen gemacht wird (also nicht konsequent). Kürzlich habe ich mal wieder beim Münchner Radio Lora (Freies Radio aus dem linken Spektrum) und dort wurde das ganz konsequent bei allen Begriffen durchgezogen (mit komplizierten Satzkonstrukten und vielen *Innnen mit Pausen), dass es zumindest für mich sehr schwer, dem Thema überhaupt noch folgen zu können, weil das jeden Satz zu sehr dominiert hat.

Das mag Gewohnheitssache sein, aber in dem Maß wie bei Lora (wie es unabhängig vom gewählten sprachlichen Konstrukt eigentlich ja anzustreben wäre), empfinde ich es als unheimlich mühsam.
 
Als der Faden eröffnet wurde, dachte ich schon, hier spielt einer unbeabsichtigt (?) Pandora.

Das war nicht meine Absicht, vielmehr dachte ich, dass hier im Radioforum eine Art "Bestandsaufnahme" möglich sein könnte, von Menschen die sich mit Radio auskennen. Tatsächlich hatte ich gedacht, dies sei ohne eine Positionierung zum Thema möglich. Aus meiner Sicht ist die Beobachtung einer Sache das Eine und die Auseinandersetzung, wie ich selbst dazu stehe, das Andere. Ich kann mich doch z.B. auch fragen, wie objektiv Sportberichterstattung ist, ohne dass ich selbst in dem Bereich arbeite, ohne dass ich mich für Sport interessiere, sondern weil es mir in erster Linie um die Kommunikationsaspekte geht. Ich kann mich das auch fragen, wenn ich in dem Bereich arbeite und wenn ich ein großer Sportfan bin. Im optimalen Fall würde ja bei beiden Ausgangslagen am Ende ein ähnliches Ergebnis stehen.

Das Thema konnte gar nicht reduziert bleiben auf den Umgang damit im Radio. Es ist dermaßen emotional besetzt und wir alle hier haben teils sehr dezidierte Meinungen dazu, dass wir uns einfach Luft machen mussten.

Wer sich "Luft macht" wirkt nicht besonders einladend, mit anderen "Argumenten" "behelligt" zu werden. Für mich wirkt dieses Luftmachen oft agressiv - eine Emotion die ich überhaupt nicht bestrebt bin, bei mir völlig fremden Menschen auszulösen. Als Neuling hier ist es im übrigen auch nicht gerade angenehm, sich dieser Emotion ausgesetzt zu sehen. Aber was ich anerkenne und was mich überrascht: dass trotzdem auch immer wieder ein sachlich-orientierter Austausch zu einzelnen Aspekten aufkam.

Meine Meinung dazu:
Ich denke schon, dass gewisse Phänomene auch erstmal betrachtet werden können, denn darum ging es mir. Nie war die Rede davon, dass irgendjemand hier im Forum gendern muss oder soll - ich weiß ja gar nicht, wie Sie alle sonst so reden. Es gibt sicher auch andere Berichterstattungsphänomene, die betrachtet werden können. Hier war es das Gendern. Es ist doch - unabhängig davon, welche eigene Haltung wir dazu haben - ein interessantes Phänomen, sich anzuschauen, wer gendert und wie? Wer gendert nicht und wie kommt das an? Das sind doch durchaus Fragen, die in einem Radioforum diskutiert werden können sollten - dachte ich

Ich bin durch den Thread jetzt keinen Millimeter von meiner Ansicht zum Gendern abgewichen, aber vielleicht nachsichtiger geworden gegenüber denjenigen, die meinen, Sprache auf dem zweiten Gleis benutzen zu müssen, um grundsätzliche Positionen zu vermitteln.

Die Ansicht zum Gendern von irgendjemanden hier zu verändern war auch nicht Ziel und Absicht des Threads. Es wurde im Übrigen auch kein Interesse an Argumenten geäußert, die dazu führen würden, dass Ansichten geändert werden. Wenn aber eine gewisse Nachsicht gegenüber anderen Menschen eingesetzt hat, dann ist doch viel erreicht. Vielleicht hat es auch umgekehrt funktioniert, und Menschen die gendern wichtig finden sind nun nach der Lektüre der Kommentare in diesem Thread nachsichtiger mit denen, die gendern ablehnen? Da können wir die Tonlage beider Seiten hier im Forum einfach miteinander vergleichen oder die Argumentationen. Aber wie gesagt: Es sollte nicht darum gehen, Meinungen zu ändern. Es geht auch nicht darum zu diskutieren, wer recht hat und was richtig ist.
 
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Zum Thema:
"Es ist ALLES gesagt. - Nur halt noch nicht von ALLEN."
@KV_Journ hatte den Faden geöffnet. Ein Stich ins Wespennest.
 
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KV-Journ, ich meine auch nicht alles auf Deinen Thread bezogen. So revolutionär ist er nun auch nicht. Aber immerhin hat er - wenn auch ursprünglich nicht von Dir beabsichtigt - einige Denkanstöße innerhalb einer angeregten Diskussion vermittelt. Dafür sei Dir Dank ;)
 
Im Anhang das Schreiben eines Kollegen (nicht privat verschickt, dennoch von mir natürlich anonymisiert). Diese Form würde ich so nicht wählen, ich bin eher in schriftlicher Form Anhänger des Binnen-Is.

Der Kollege schreibt von ma (statt man; das ist beabsichtigt), des Weiteren nennt der Mathematiker und Informatiker TeilnehmerInnen „TeilnehmiX“.
 

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Das klingt ja richtig bescheuert. Aber ich habe auch schon "Vorständin" gehört, was auch dämlich klingt. Warum wird dann nicht "Vorstandsvorsitzende" verwendet? Oder "Vorstandsmitglied"? Das ist weder männlich, noch weiblich. Aber kann natürlich sein, dass sich dann schon wieder jemand an dem Wort "Glied" stört.

Übrigens, was ist eigentlich mit der Studentenstadt in München? Wird die in Zukunft "Studierendenstadt" heißen?

....sorry hier musste ich etwas schmunzeln "Vorstandsvorsitzende" wenn man daraus in Sprachverhunzung Vorstand/s mit Glied macht kann es peinlich werden;)
 
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