Gendern im Radio

Es ist ja eigentlich ganz einfach: Es gibt die "Studien" nicht, die die gepriesenen Vorzüge der Genderei belegen. Ich schrieb es hier schon mehrmals, immer wieder bewegt man sich dann auf einem "ich finde aber doch", was sehr viel damit zu tun hat, dass offenbar hier Menschen über Sprachverwendung schreiben, die von wissenschaftlicher Untersuchung einfach keine Ahnung haben.
Vielleicht kann es überzeugen, dass sich inzwischen Massen von Sprachwissenschaftlern gegen die Genderei speziell im öffentlich-rechtlichen Rundfunk aussprechen.


Diese Liste haben mittlerweile auch viele Menschen ohne sprachwissenschaftlichen Hintergrund unterschrieben, im Kern geht es aber auf die Aussagen von 170 Personen zurück, die sich tatsächlich qualifiziert mit Sprache auseinandersetzen.
 
Die beste Auswirkung des Genderns? Jobs für Absolventen gewisser Orchideenfächer, die früher Taxifahrer, Messebauer oder Hostesse geworden wären.
 
Da ich die Argumentation so schön verständlich und klar formuliert finde, möchte ich die zentralen Aussagen des Aufrufs, in dem Wissenschaftler das Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisieren, einfach einmal zitieren.

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"Die deutsche Grammatik ist weder “gerecht” noch “ungerecht” – Gerechtigkeit ist eine ethische Kategorie, die zur Beschreibung grammatischer Strukturen nicht tauglich ist. Dass das generische Maskulinum Frauen (und nichtbinäre Identitäten) „ausschließe“ oder nur “mitmeine”, ist eine Behauptung, die auf einer Fehlinterpretation grammatischer Strukturen basiert (Hackstein 2021).


Als Sprachwissenschaftler und Philologen kritisieren wir ferner, dass an Stelle von sprachsystematischen und sprachlogischen Betrachtungsweisen zunehmend psycholinguistische Studien herangezogen werden, um Veränderungen des Sprachgebrauchs zu legitimieren. Diese Studien liefern keinen belastbaren Beleg dafür, dass generische Maskulina mental vorrangig „Bilder von Männern“ erzeugen. Vielmehr zeigt sich, dass die Kontextbindung, die zur Unterscheidung eines generischen von einem spezifischen Maskulinum entscheidend ist, in solchen Studien in wissenschaftlich unzulässiger Weise ausgeblendet wird. Es kann mithin aufgrund fehlerhafter Studiendesigns nicht als empirisch gesichert gelten, dass generische Maskulina (Genus) vorrangig im Sinne von “männlich” (Sexus) gelesen werden (Zifonun 2018, Payr 2022, Kurfer 2022). Die pauschalisierende Bewertung des generischen Maskulinums als grundsätzlich diskriminierende Sprachform ist auf wissenschaftlicher Basis nicht begründbar.


Auch andere zentrale Thesen der “gendergerechten Sprache” halten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand, etwa die abwegige Behauptung von der angeblichen “Unsichtbarkeit” der Frau in der deutschen Sprache (Pusch: “Das Deutsche als Männersprache”) oder die These, mit einem Eingriff in sprachliche Strukturen könnten gesellschaftliche Veränderungen bewirkt werden (sprachidealistische Position).

Wir weisen auch darauf hin, dass Gendern zu einer ausgeprägten Sexualisierung der Sprache, also zu einer permanenten Betonung von Geschlechterdifferenzen führt. Daher wird das wichtige Ziel der Geschlechtergerechtigkeit konterkariert und Gendern von einigen Debattenteilnehmern auch als sexistisch bezeichnet. (Pollatschek 2020). Im Hinblick auf das angestrebte Ziel – Geschlechtergerechtigkeit – ist Gendern also dysfunktional."

------Quelle: https://www.linguistik-vs-gendern.de/
 
Als Sprachwissenschaftler und Philologen kritisieren wir ferner, dass an Stelle von sprachsystematischen und sprachlogischen Betrachtungsweisen zunehmend psycholinguistische Studien herangezogen werden, um Veränderungen des Sprachgebrauchs zu legitimieren. Diese Studien liefern keinen belastbaren Beleg dafür, dass generische Maskulina mental vorrangig „Bilder von Männern“ erzeugen. Vielmehr zeigt sich, dass die Kontextbindung, die zur Unterscheidung eines generischen von einem spezifischen Maskulinum entscheidend ist, in solchen Studien in wissenschaftlich unzulässiger Weise ausgeblendet wird. Es kann mithin aufgrund fehlerhafter Studiendesigns nicht als empirisch gesichert gelten, dass generische Maskulina (Genus) vorrangig im Sinne von “männlich” (Sexus) gelesen werden (Zifonun 2018, Payr 2022, Kurfer 2022).
Findet man das irgendwo auch im Detail begründet, warum die Studien Kontext "in wissenschaftlich unzulässiger Weise" ausblenden? Die verlinkte Literaturliste führt zu einer Serie von Meinungsartikeln, die mich da auch nicht weiterbringen.

Kurfer verlinkt wenigstens als Gegenbeweis eine Studie von De Backer/De Cuypere, in die ich reingeklickt habe. Aber sie haben die Probanden tatsächlich direkt im Fragebogen gefragt (!), ob sie das Nomen im vorstehenden Satz als männlich/weiblich/generisch vesrstehen. Dass die meisten mit Nachdenken auch auf generisch kommen, finde ich recht logisch. Den Studien aus der Kognitionswissenschaft, die häufig so aufgebaut sind, zum Beispiel Reaktionszeiten der Verarbeitung zu messen, traue ich da als Laie ein ehrlicheres Ergebnis zu.
 
Im Endeffekt ist es doch einfach so: Die verwendeten Formen des Genders sind schlicht und einfach fehlerhaftes und extrem mißverständliches Deutsch, das in öffentlichen Einrichtungen nicht angewandt werden sollte. Das hat der für das Regelwerk zuständige deutsche Rechtscheibrat in aller Deutlichkeit mehrfach festgehalten - z.Bsp. hier:

Daß die Sendeanstalten (auch die Privaten) über die jeweiligen Medienstaatsverträge zur Pflege der deutschen Sprache verpflichtet sind, ficht einige Feminist'innen offensichtlich nicht an. Daß es da keine redaktionelle Bremse gibt, um wenigstens eine gewisse Grundverständlichkeit auch für weniger gut Höhrende oder nicht so gut Deutsch Sprechende (in diesem Fall ist ein Gerundium tatsächlich mal erlaubt) im gesprochenen Wort herzustellen, ist tatsächlich ein Armutszeugnis, wenn nicht sogar eine Dienstpflichtverletzung.

Irgendwer hat hier vor ein paar Tagen festgehalten, Sprache diene der Kommunikation - die wäre eh oberflächlich und da fiele das Gendern nicht auf.
Ich habe vor einiger Zeit einen Werbespot gehört - da ging es um das neueste Produkt eines großen Telekommunikationsanbieters : "Für unsere Kundinnen ...".
Ich habe mich erst gefragt, was das besondere an dem Internetangebot wäre, daß es das nur für Frauen geben sollte. Im Fernsehen konnte ich dann lesen, was wirklich gemeint war - das Knacken war aber weder im Auto- noch im Küchenradio zu hören.

Der Spot war übrigens nicht lange on Air - offenbar war irgendeinem Werbefachmann / -einer Werbefachfrau aufgefallen, daß nahezu 50 Prozent der möglichen Kundschaft (wenn nicht noch mehr) sich ebenfalls nicht angesprochen gefühlt haben.
Eine Erkenntnis, die auch schon die Sprachpsychologen inzwischen zugeben mußten - siehe hier:
Und in dieser Arbeit war die Zahl der Pobanden ausnahmsweise auch mal nicht allzusehr vorselektiert und nahezu auch statistisch repräsentativ.

Der Telekommunikationsriese macht inzwischen Werbung mit klassischer Familiengründung. Und lauter althergebrachten generischen Ausdrücken, für die das Deutsche steht wie keine andere Sprache.
Scheint sich zu lohnen.
Immerhin gibts jetzt offenbar keine Mißverständnisse mehr.
 
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Durch den ganzen Gender-Quatsch werden die Menschen ja geradezu darauf trainiert, das generische Maskulinum als männlich bezogen zu verstehen... Und doch habe ich gerade heute wieder bei mir selbst bemerkt, dass ich bis zur bescheuerten Beidnennung nur an die Funktion gedacht habe und an überhaupt kein Geschlecht.

Gendern dient vor allem als politisches Distinktionsmerkmal, mit dem man die "richtige" Gesinnung zeigen kann.
Aus dem bürgerlich-rechten Spektrum wird man wohl kaum jemanden finden der gendert.
Es geht also darum seine Zugehörigkeit zum links-woken Spektrum zu zeigen.
Schon alleine aus Gründen der politischen Neutralität haben Behörden und Medien auf Gender-Sprache zu verzichten.

Und nein, nicht zu gendern ist keine politische Sprache: Die herkömmliche, den grammatischen Regeln entsprechende Sprache ist immer noch der Standard und daher völlig unpolitisch.
 
Durch den ganzen Gender-Quatsch werden die Menschen ja geradezu darauf trainiert, das generische Maskulinum als männlich bezogen zu verstehen... Und doch habe ich gerade heute wieder bei mir selbst bemerkt, dass ich bis zur bescheuerten Beidnennung nur an die Funktion gedacht habe und an überhaupt kein Geschlecht.
Der Meinung bin ich auch. Wir brauchen dringend mehr Generik als weniger. Jeder kann sich ja gerne als das definieren, was er möchte – aber gerade dann braucht es eine Form, die alle einschließt. Beidnennung, Gender-Sternchen etc. tragen eher zum Gegenteil bei: zur Exklusivität von grammatischen Geschlechtern.

Und was die generische Form angeht, spricht überdies ein Argument dafür, hierfür das Maskulinum heranzuziehen: Es ist meist die kürzeste Form.
 
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Dass die meisten mit Nachdenken auch auf generisch kommen, finde ich recht logisch.
Allerdings nicht bei vorangestelltem Zahlwort.
Beispiel:
"Fünfzig Urlauber und Urlauberinnen wollen einen Flug buchen."
Wieviel Tickets werden jetzt benötigt? 100 oder nur 50.
Und noch missverständlicher:
"Fünfzig Urlauber*innen wollen einen Flug buchen."
Spätestens wenn die Leute am Eincheckschalter stehen, und die Hälfte wieder nach Hause geschickt wird,
wird einem der Unsinn des Genderns nicht nur übel aufstoßen, sondern geradezu Agressionen produzieren.
Das ist dann genau das Kontraproduktive daran.
Oder anders formuliert, die bislang einfachsten, unmissverständlichsten Formulierungen werden unnötig verkompliziert oder zwingen zu überkritischer sprachlicher Performativität.
 
Allerdings nicht bei vorangestelltem Zahlwort.
Beispiel:
"Fünfzig Urlauber und Urlauberinnen wollen einen Flug buchen."
Wieviel Tickets werden jetzt benötigt? 100 oder nur 50.
Das ist genauso wenig missverständlich wie die sechs Zeitschriften und Magazine, die im Wartezimmer ausliegen. Da werden auch nicht plötzlich zwölf Blätter draus. :D
Und noch missverständlicher:
"Fünfzig Urlauber*innen wollen einen Flug buchen."
Das ist noch weniger missverständlich, wenn sich das Zahlwort auf ein zusammengeschriebenes Wort bezieht.

Spätestens wenn die Leute am Eincheckschalter stehen, und die Hälfte wieder nach Hause geschickt wird,
wird einem der Unsinn des Genderns nicht nur übel aufstoßen, sondern geradezu Agressionen produzieren.

Als ich die Benachrichtigung bekommen hatte, dass mein Beitrag zitiert wurde, hatte ich eigentlich auf Input zu meiner Frage gehofft. Schade. Konstruierte Beispiele, dass Gendern des Todes ist, kenne ich schon genug.
 
Als ich die Benachrichtigung bekommen hatte, dass mein Beitrag zitiert wurde, hatte ich eigentlich auf Input zu meiner Frage gehofft. Schade. Konstruierte Beispiele, dass Gendern des Todes ist, kenne ich schon genug.
Wenn jemand aber schon so sehr in Antihaltung im Sinne einer Selbstverteidigungssituation verfangen ist, dass er Postings nicht zu Ende liest, zeugt das alleine schon von mangelnder Gelassenheit und sachlicher Kompetenz, die auch Gender"gegner" vollends zu überzeugen vermögen.
Eine solche Haltung versperrt dem Antwortenden das Weiterlesen.
Schade, ich hätte eigentlich auf Input zu meiner Bemerkung gehofft, die da lautete:
Oder anders formuliert, die bislang einfachsten, unmissverständlichsten Formulierungen werden unnötig verkompliziert oder zwingen zu überkritischer sprachlicher Performativität.
Nun muss ich das wohl selber nachziehen, da Herr Beyme ja den Ball nicht aufgefangen hat:
 
Zuletzt bearbeitet:
Der hier im Forum gescholtene Dlf widmet sich dem Thema Gendern heute in der Sendung "Kontrovers", noch bis 11.30 Uhr. Hörenswert.
 
In der in Post Numero 2190 von @Funker zitierten Sendung prallten die Meinungen noch stärker aufeinander, als man es gedacht hätte. Und ein Konsens kam, soweit ich die Sendung verfolgt hatte, nicht zustande. Weder Befürworter konnten Nicht-Befürworter umstimmen, noch umgekehrt.
Im Gegenteil. Es wurde noch weiter verkompliziert. Die Sache mit dem "Y" war mir neu. "Maurey", Statt "Maurer/in". Man sieht die Devise bestätigt, "do never touch a running system." Es könnte chaotisch werden.
 
"...USA und Südkorea planen Manöver mit Zehntausenden Soldaten..."
Quelle:

Hätte erwartet:
"...mit Zehntausenden Soldaten und Soldatinnen..."
Offensichtlich bestätigt die Nicht-Genderform das Vermeiden von Missverständnissen bezüglich der Anzahl bzw. des Umfanges.
q.e.d.
Bravo, beim DLF ist man offenbar lernfähiger geworden.

SCNR:
Könnte mir gut vorstellen, dass @Beyme der erste ist, der sich darüber beschwert, wenn sein "Lieblingsgericht" auf einer Party "Bockwurst mit Kartoffelsalat" plötzlich aus ist, weil der Caterer die Bestellmenge "gegendert" aufgefasst und nur die Hälfte geliefert hatte. Und unverzeihlicherweise vergessen hatte, nochmals nachzuhaken, für wieviel "Leute" tatsächlich nun Portionen hätten bereitgestellt werden sollen.
 
Das ist genauso wenig missverständlich wie die sechs Zeitschriften und Magazine, die im Wartezimmer ausliegen. Da werden auch nicht plötzlich zwölf Blätter draus. :D
Das sehe ich auch so. Aber ist es mit demselben Argument nicht genauso unmissverständlich, dass mit "Handwerkern" Handwerker jeglichen Geschlechts gemeint sind?
 
"...USA und Südkorea planen Manöver mit Zehntausenden Soldaten..."
(...)
Hätte erwartet:
"...mit Zehntausenden Soldaten und Soldatinnen..."

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz in der Wissenschaft des Genders zu geben, dass manche Begriffe nicht gegendert werden.

"Soldaten", "Angreifer", "Falschfahrer"....

Vielleicht geht man davon aus, dass dieses nur Männer sind - was ich dann aber auch wieder als sexistisch empfinde. Gerade bei "Falschfahrer" trifft das ja nun wirklich nicht zu ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
PPA ist eben aktiv nicht statisch. Da beißt keine Maus den Faden ab, auch wenn die kognitive Verzerrung bei einigen Sprechern, Redakteuren, Moderatoren, Sprechenden, Redigierenden, Moderierenden bereits vermittels Taktik "steter Tropfen höhlt den Stein" eingesetzt hat.
 
Friedrich Küppersbusch übt gendern im radioeins Kommentar und kommt selbst ins stocken...

"50% der Wähler*innen sind Frauen"


Ab Minute 3:35....

 
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