Geschmacklose Frage beim Schülerquiz auf Radio Salü

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StefanZinke schrieb:
Ich glaube, das lässt sich nicht wieder gutmachen, weil es on air war.

Und ich meine, dass er nicht dazu in der Lage ist zu entscheiden, was on air gehen darf und was nicht.
Das widerspricht Deinen zuvor gemachten Aussagen: Wenn er nicht entscheiden darf, was gesendet wird und was nicht, kann man ihn auch nicht zur Rechenschaft ziehen.

Als ich von dem Unglück in der Schweiz erfuhr, musste ich gleichzeitig an all die Eltern denken, die ein einzelnes Kind durch einen Unfall, eine Erkrankung oder ein Gewaltverbrechen verloren haben, worüber die Medien nicht berichten, weil es ein Tabu ist: http://www.leben-ohne-dich.de/ukinder.htm
 
Ich verstehe die Aufregung nicht... Es wird eine Quizfrage zu einem aktuellen Nachrichtenthema gestellt und die darf warum genau nicht gestellt werden? Weil bei dem Busunfall Kinder gestorben sind? Weil ein Kind eine Frage über tote Kinder beantworten soll? Eine Argumentation findet schon gar nicht mehr statt, stattdessen werden noch rührselige Geschichten über Familien mit krebskranken Kindern mit ins Spiel geworfen, die mit dem ganzen Thema aber auch so überhaupt gar nichts zu tun haben. Dieser ganzen Faden ist mal wieder sowas von abstrus – wie sich hier bestimmte Mitglieder mit ihren kruden, irrationalen Moralvorstellungen immer weiter gegenseitig hochschaukeln. Mir fiel beim Lesen nur der wütende Mob aus den Simpons ein: „Won't somebody please think of the children?“
 
Internetradiofan schrieb:
Wenn er nicht entscheiden darf, was gesendet wird und was nicht, kann man ihn auch nicht zur Rechenschaft ziehen.
Offenbar DARF er schon entscheiden, er KANN es nur nicht, weil ihm ganz offenbar die nötige Sensibilität fehlt. Das ist es, was Stefan meinte.
 
Soll ich den gesamten Thread mal übersetzen lassen, ausdrucken und den belgischen Eltern der getöteten Kinder zukommen lassen ?

Werden sie dadurch wieder lebendig, oder was? Machen wir uns doch nichts vor: Für uns Medienmacher sind die Toten einfach nur Nachrichtenfutter, und aus denen wird Programm gestrickt. Mehr ist da nicht.
 
Radio4U schrieb:
Werden sie dadurch wieder lebendig, oder was? Machen wir uns doch nichts vor: Für uns Medienmacher sind die Toten einfach nur Nachrichtenfutter, und aus denen wird Programm gestrickt. Mehr ist da nicht.
Na, hoffentlich kennt Dein PD Dein Pseudonym nicht. Wäre ich es, könntest Du morgen bei mir im Büro antanzen, damit ich Dir mal 'was über soziale Kompetenz und Ethik erzählen kann.
 
Ich finde in der Hinsicht vieles geschmacklos. Diese Gewinnspielfrage ist freilich das allerletzte und zeugt von überaus großer Kreativität, Einfallsreichtum als auch Feingefühl von Seiten des/der Verantwortlichen.
Witze wie "20 und ein paar zerquetschte" gab es schon immer im Hinblick auf ähnliche Unfälle. Unter der Hand wird meistens drüber gelacht, mit zunehmendem zeitlichen Abstand nimmt auch die gesellschaftliche Akzeptanz zu.
Eine Geschmacksfrage ist für mich aber auch die übergroße "Betroffenheit", welche Boulevardmedien wie die Bild-Zeitung vorgaukeln. Auch die überaus dramatische Abhandlung in manchen Radioprogrammen hat mir nicht gefallen. Man sollte bedenken, dass in anderen Teilen der Welt jeden Tag ein Vielfaches dieser Zahl an Menschen aus unterschiedlichen Gründen ums Leben kommt, nicht nur wegen Unfällen, sondern tlw. werden sie erschossen (wie in Syrien etc.). Dazu gibt es eine lapidare Nachrichtenmeldung...ein solcher Unfall wird dann aber unverhältnismässig aufgebauscht. Dies gilt für alle Medien, die NICHT in der Region des Unglücksort oder der Herkunftsregion der Unfallopfer genutzt werden.
 
Nur die Radiogeneration? Das läßt sich doch wohl locker auf so ziemlich alle heutigen Medien"schaffenden" erweitern.
 
@SalüInsier - Wieso ein neuer Account?? Du hättest ruhig unter Deinem richtigen Nickname "Lyoner Leo" posten können.......
 
Jeden Tag sterben weltweit sicher mindestens 22 Kinder, alle unverschuldet, alle bei (Einzel-)Unfällen. Statt sich hier über einen Lapsus zu echauffieren, könnte man auch mal über unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit nachdenken. Entsteht mehr Leid dadurch, daß alle an einem Ort zur gleichen Zeit sterben? Warum überhaupt die Moral-Keule auspacken? Geht es um die Frage an sich? Nein, also um die Verknüpfung Geldgewinn <-> Leid. Aber verdienen damit nicht ganze Branchen ihr Geld (u.a. auch wir Journalisten)?
 
@ Salu-Insider

Mich würde mal interessieren, welches Feedback sich seitens der angesprochenen jungen Hörer ergeben hat?
Kinder haben eine andere Sicht der Dinge. Und können oft unkomplizierter und offener mit für Erwachsene moralisch blockierten Themen umgehen.

Verwerflicher als die Frage an sich halte ich die Verknüpfung mit einem Gewinnspiel.
Was gab es denn zu gewinnen und ist der Gewinner on Air vielleicht sogar noch gebührend gefeiert worden?
 
Der Moderator ist in diesem Augeblick das Aushängeschild eines Senders. Das, was er sagt, ist das, was seine oder die Meinung der Redaktion ist. In letzter Instanz hätte er als Profi die Frage ablehnen können ( dafür gibt es vorherige Absprachen mit seinen Zulieferern ), sofern er die Situation hätte einschätzen können. Dies hat er offenbar nicht, oder nicht vollständig.

Ich werde das Gefühl nicht los, daß es bereits eine interne Diskussion gab, mit dem Tenor, daß der Mikrofonstar alles richtig gemacht hat und der kleine Redakteur, der hier einen zerknirschten Eintrag hinterließ, gekreuzigt wurde. Mann, ist mir schlecht ...

@batman: Und jetzt soll hier also auch noch der Überbringer der schlechten Nachricht bestraft werden? Radio 4U beschrieb schlicht eine Tatsache, über die man natürlich diskutieren kann (sollte). Das wird nicht dadurch falsch, daß sein Hinweis möglicherweise für Radiofans eine Welt zusammenbrechen läßt (und dieser Aspekt gilt natürlich, wie bereits angemerkt, nicht nur beim Radio).


So, aber jetzt werde ich erstmal die Programmbeschwerde ..........
 
Ich werde das Gefühl nicht los, daß es bereits eine interne Diskussion gab, mit dem Tenor, daß der Mikrofonstar alles richtig gemacht hat und der kleine Redakteur, der hier einen zerknirschten Eintrag hinterließ, gekreuzigt wurde.
irrtum. "mikrofonstar" und "kleiner redakteur" sind ein und die selbe person. glaubst du, dass bei so einem sender noch echte redakteure arbeiten? nee nee, das war der schon selbst.

@mittelwelle: teilnehmer war kein kind sondern ein recht erwachsen wirkender jugendlicher der im vorgespräch sogar noch von seinem nebenjob erzählte. er ging (nach meiner erinnerung) auf die geschmacklosigkeit der frage aber gar nicht ein sondern gab seinen tip ab. leicht daneben, waren dann doch etwas weniger. gab 100 euro für die klassenkasse.
 
K 6 schrieb:
@batman: Und jetzt soll hier also auch noch der Überbringer der schlechten Nachricht bestraft werden?
Ja, wenn der Überbringer die schlechte Nachricht (Quizfrage) gutheißt! Außerdem: Was heißt hier "bestraft"? So mancher der Radiomoderatoren, die Radio4U im DAB+ Forum so abfällig als "Arbeitslose" bezeichnet, haben es geschätzt, wenn ihr PD ein bißchen Nachhilfe in Ethik gegeben hat. Heute fühlen sich viele Leute am Mikro direkt angriffen und verstehen überhaupt nicht, was denn so schlimm daran sein soll. Eben, weil sie nicht sensibilisiert sind. Und das finde ich fast schlimmer, als den Fauxpas selbst. Wenn man die Quizfrage hört, muß es sofort in einem zucken.

musicology schrieb:
Jeden Tag sterben weltweit sicher mindestens 22 Kinder...
Das ändert nichts. Die Quizfrage "Wieviele Kinder sind gestern in Somalia verhungert" wäre genauso daneben.
 
Tja, Gefühl und Vernunft passen eben nicht immer auf den ersten Blick zusammen.

Im Übrigen kann man sich nicht entschuldigen sondern -- wie Internetradiofan oben andeutete -- nur darum bitten. Und zwar bei denjenigen, denen man mit seiner Handlung oder Äußerung geschadet hat.
 
Ich habe mir mal die Homepage von Salü angeschaut - kein Wort des Bedauerns oder gar der Versuch einer Entschuldigung. Aber vielleicht gehen die Uhren bei Radio Salü anders.

So kenne ich die die Aufteilung der Verantwortung bei einem Radiosender:
- verantwortlich für das, was on air geht, ist grundsätzlich der Moderator
- verantwortlich für das, was der Moderator gesagt hat, ist der Programmchef, PD

2Stain
 
Schade, daß du es nicht wenigstens versuchst. Ich stelle mal in den Raum, daß keiner der hier sich Aufregenden seine Haltung begründen kann. Das ist in soweit ok, als auch eine intuitive Moral korrekt sein kann, aber dann darf man sich auch nicht darüber beschweren, daß andere diesem Urteil nicht so ohne weiteres folgen können.
 
@musicology
Du solltest bitte, auch mir gegenüber, erklären und begründen, warum Du die Äußerung von batman nicht nachvollziehen kannst.
Es geht doch überhaupt nicht um intuitive Ethik und Moral.
Es geht allein um die im Schülerquiz bei Radio Salü gestellte Frage, bei der, wohl bei richtiger Antwort, 100 € zu gewinnen waren.

Meine Fragen an Dich: hättest Du diese Frage gestellt? Wenn ja, mit welcher Begründung, wenn nein, mit welcher Begründung?
Wie würdest Du bei Anfragen von Eltern der Opfer argumentieren, wenn Du die Frage gestellt hättest?

Ich stelle diese Fragen ganz bewusst, denn eine ehemalige Kollegin hat vor mehr als 15 Jahren bei einem Livetake (schwerer Autobahnunfall mit mindestens vier Toten) den Pressesprecher der Polizei wörtlich gefragt:
"Und, was geht hier ab?"

2Stain
 
Solange das Leben prinzipiell und aus kommerziellen Überlegungen in der modernen Radiowelt nur als Show inszeniert wird, kommen menschliches Leid, Mitgefühl, Sprachlosigkeit vor Trauer und Verzweiflung und ähnliche tiefe, menschliche Empfindungen lediglich als geschmacklose Tränen-Rühr-Gesülze-Häppchen in dieser Radiowelt vor. Echte Emapthie und dann die Fähigkeit, einfach mal an der richtigen Stelle die Klappe zu halten, ist in dieser Welt nicht vorgesehen.
 
Der Fragesteller hat seine in der Tat hart an der Geschmacksgrenze postierte Quizfrage mit Aktualität begründet, was m. E. eine sinnvolle Entschuldigung ist. Die trotzdem hier niedergeschriebene Aufregung zeigt nur, dass der Tod im deutschsprachigen Raum immer noch ein Tabuthema darstellt.
Kindern sollte, allerdings nicht unbedingt in Quizform, dabei geholfen werden, mit dem Thema umzugehen. Immerhin ist gerade im niederländischsprachigen/flämischen Raum ein vernünftigerer Umgang mit diesem Thema feststellbar!
 
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