Einige Bemerkungen zu Radiosi:
>>Ich frage mich, wie das mit dem Programmradio heute noch funktionieren soll?
Wer stellt seinen Lebensrythmus so ein, dass er zu "seiner" Sendung dann vor dem Radio sitzt und dann seiner Musik etc. lauscht?<<<
Es würde funktionieren, da bin ich sicher ! Es funktioniert ja auch beim Fernsehen, obwohl ich da auch noch mehr Zeit und Aufmerksamkeit brauche. Wenn sich hunderttausende Zeit nehmen, um nachmittags eine Talkshow im TV zu verfolgen, dann würden sich doch ebenso Leute Zeit nehmen, ihre Lieblingsradiosendung zu hören - sogar noch eher, weil ich da auch meine Musik bekomme und ich nebenbai was tun kann, was bei der Glotze weniger der FAll wäre.
<<Es ist nicht so, dass die Medien das verursacht haben, sie haben sich vielmehr diesen Gegebenheiten angepasst.>>
Es ist eine Wechselwirkung, nicht nur eine Anpassung ! Die Medien sollten nicht nur blindlings sich anpassen, sonder auch gestaltend eingreifen und Alternativangebote anbieten.
So macht jeder eine flotte, hektische Sendung am Morgen. Es gäbe auch Menschen, die den Tag beruhigend beginnen würden - so nach der Musik " Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung - James Last". Aber sowas traut sich ja niemand, weil ALLE es hektisch flott machen.
>>Es liegt auch daran, dass man früher keine großen Alternativen hatte, heute hat man für alles meist eine riesige Auswahl an Möglichkeiten, z.B. wie und wo man seine Musik hört. Dazu bedarf es nicht mehr dem Radio.>>
Es stimmt nicht, dass man früher keine großen Alternativen hatte. Man machte früher viel, viel mehr selbst Musik mit einem Instrument !
Es stimmt aber, daß man heute wegen der Musik nicht das Radio braucht - aber hier der Widerspruch: Warum setzen dann aber alle auf den besten Musikmix mit minimalem Wort !
Deswegen wird das wohl auch keiner wirklich mehr machen, das Programmradio. Davon können nur die träumen, die in der Zeit stehen geblieben sind...
Bitte, bitte, jedesmal wenn man mit "früher" vergleicht, kommt diese Pauschalherabmachung !
Inzwischen gibt es das Nicht-Programm-Radio schon 10 Jahre und wer immer noch meint, das sehr der Endpunkt der Radioentwicklung, gerade der bleibt mit der Zeit stehen.
Wer das Heute mit der Vergangenheit vergleicht, gerade der hat den ÜBERBLICK und kann daraus neues für die Zukunft beurteilen. Wer nur das HEUTE gutheißt und alle, die die früheren Zustände AUCH kennen, als "Ewiggestrige" bezeichnet, gerade der hat eben den Überblick und die Urteilskraft nicht. Erfahrung ist nämlich immer noch der beste Ratgeber ! Die menschliche Psyche ist seit Jahrtausenden gleich und damit auch die Bedürfnisse !
>>Aber was ich auf alle Fälle beführworte: Viele Formate! Für jeden sein Format, d.h. für jedes Format eine eigene Station.
So wie in allen anderen Ländern wäre dies rein technisch nämlich auch in Deutschland möglich, nur halt politisch nicht...>>
Damit stimme ich überein ! Viele Format wären gut, das würde nur den Kreis schließen und wir wären wieder beim Programmradio. Das AUSWÄHLEN zwischen verschiedenen Formaten ist nämlich nichts anderes, als das AUSWÄHLEN zwischen verschiedenen Sendungen. Der einzige Vorteil: Ich muß nicht auf die Uhr schauen, wann meine Sendung kommt, sondern ich muß eben auf die Frequenz schauen, wo meine Sendung kommt. Es entfallen die Wartezeiten.
Die Summe aller Formate ist nichts anderes als ein Vollprogramm-Radio.