Wenn Günter Fink verstirbt, muss man natürlich etwas schreiben. Das geht nicht anders.
Günter Fink war in einer Zeit tätig, als Radiomoderatoren noch sitzen durften, noch nicht in gläsernen Studios tätig sein mussten, noch die gespielte Musik selbst aussuchen durften. Er musste noch nicht krampfhaft gute Laune ausstrahlend im 2er Moderatoren Team arbeiten, ständig Hörer-Anrufe entgegennehmen, von hyperaktiven Leuten, die entweder etwas gewinnen oder wichtigtuerisch Blitzer melden wollen. Und er musste auch nicht die immer gleichen 30 Titel rotieren lassen.
Mit anderen Worten: Dies war noch die gute alte Radiozeit, bevor unkreatives Formatradio, zunehmende Fragmentierung der Hörerschaft und nicht zuletzt Quotendruck die Macht übernahmen.
Rückblickend mögen einem diese Zeiten auch spießig oder altmodisch vorkommen. Dies waren die Zeiten vor dem Internet und Streaming, mit 3 Fernsehprogrammen und einer Handvoll Radiosendern. Wir hatten ja nix damals. Umso mehr Bedeutung hatte die traditionelle Unterhaltung damals noch.
Wenigstens ich hörte in meiner Jugend sehr viel Radio und eigentlich nur NDR2. Ab und zu mal Welle Nord, wenn Samstag vormittags Willem kam. Ein Sender reichte und den hörte man täglich. Damals konnte man das halt noch, denn das Programm war vielfältiger. Und als Teenager stieß man automatisch auf Günter Fink. Günter Fink war immer für eine Überraschung gut. Insbesondere seine Sprüche und Jingles sind mir in Erinnerung geblieben. Man vergisst das heutzutage gerne, dass solche Jingles und Anmoderationen damals nicht üblich waren. Das war Neuland und auch deswegen klangen Sendungen mit Günter Fink immer frisch. Durch Sendungen wie Club oder Club Wunschkonzert bekam man damals einen breiten Musikteppich mit sehr vielen unterschiedlichen Stilen, woraus sich langsam eine Art eigener Musikgeschmack entwickelte. Und dies immer untermalt von den Stimmen der Lieblingsmoderatoren, bei denen Günter Fink eine besondere Rolle zukam. Ohne anderen zu nahe treten zu wollen, war Günter Fink sicherlich über fast 10 Jahre die Stimme des NDR für mich. Genau in den 10 prägenden Jugendjahren, So prägend, dass man 40 Jahre später in sehr traurige Stimmung gerät, wenn man vom Tod dieses Radiomoderators hört, mit dem man in den letzten Jahrzehnten eigentlich keinerlei Berührung mehr hatte. Es ist, als ob ein guter Freund aus alten Zeiten gestorben ist.
Danke für die schönen Stunden und ruhe in Frieden, Günter.