Her mit der Quote fürs Radio!

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Zonendödel

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Julian Nida-Rümelin hat in einem Gastartikel für die Süddeutsche (Hinweis für die PD und CVD privater Sender, die nur die BILD kennen - das ist die größte deutsche überregionale Tageszeitung) erneut eine Quote für deutsche Musik gefordert.

Natürlich werden sich jetzt all die Kulturbarbaren, die sich Programdirektoren nennen dürfen und dem deutschen Volk tagtäglich ungefragt angloamerikanischen Kulturmüll in 99%-Dosierung oktroyieren empört auflehnen, aber irgendwann kotzt es auch den letzten Hörer an, daß er in einer Wunschmusiksendung betteln muß, daß diese schlichten Gemüter, die die Musikauswahl zusammenstellen, sich dazu herablassen, einmal ein deutsch vorgetragenes Lied ins Programm zu heben. Leute, die man - hielte man sie nicht für geistig beschränkt - für Verbrecher an der deutschen Kultur und am deutschen Volk halten müßte, das fünfte Rad am Wagen des angloamerikanischen Kulturimperialismus sozusagen, der sich und seine musikalischen Exkremente unerbittlich über Mitteleuropa ergießt. Am angloamerikanischen Wesen soll die ganze Welt genesen. Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein (siehe Irak).

Hier nun ist der Arikel von Nida-Rümelin.

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Böse Menschen senden keine Lieder

Ein entschiedenes Ja zur Quote deutschsprachiger Musik im Radio. Dient der kulturellen Vielfalt. Und außerdem: Wir wollen wieder verstehen, was wir hören. / Von Julian Nida-Rümelin


Die Debatte um eine Quote deutschsprachiger Musik in den Radiosendern wird immer grotesker. Das war aber wohl nicht anders zu erwarten. Die Vorurteile sind derart fest gefügt und die Interessen großer kommerzieller Verwerter hinreichend einflussreich, dass es schwer fällt, Argumente überhaupt zu Gehör zu bringen.

Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, will mehr Schlager und Volksmusik in den Radiosendern; Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, hat was gegen die überwiegend englischsprachige Pop- und Rock-Musik. Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, will erzwingen, dass Musik gesendet wird, deren Qualität nicht ausreicht, um auf dem Markt erfolgreich zu sein. Und das vielleicht wirksamste Vorurteil: Wer für eine Quote deutschsprachiger Musik ist, zeigt eine nationalistische Gesinnung.

Das ist alles Humbug, so gern es auch wiederholt wird. Vielleicht helfen ein paar Fakten: Deutschsprachige Rock- und Popmusik - ich rede jetzt nicht von Schlager- und Volksmusik - wird in deutschen Radiosendern kaum noch gebracht. Unter den 50 meistgespielten Titeln (etwa in den Top 50 Airplay Charts, ermittelt von Music Control) kommt manchmal ein deutscher Titel vor, das bewegt sich unterdessen in der Größenordnung von 2%.

Und vor allem: es sind immer die gleichen Titel, die wir zu hören kriegen. Die Zahl der im Rundfunk gespielten Titel ist von früher über eine Million auf rund Tausend geschrumpft. Wir erleben also einen dramatischen Verlust an musikalischer Artenvielfalt, der das Schrumpfen biologischer Arten noch weit übertrifft: Es bleibt am Ende wohl nur noch eine Art übrig: englischsprachig und daher für den globalen Markt geeignet, schlicht in der künstlerischen Qualität und für die großen internationale, angelsächsisch dominierte Musik-Industrie einträglich.

Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen Markt und kultureller Vielfalt. Der Markt bevorzugt das Massenprodukt, je größer der Absatzmarkt, desto besser, je standardisierter, desto billiger. Den Befürwortern einer Quote geht es nicht um Deutschtümelei, sondern um kulturelle Vielfalt und künstlerische Kreativität. Ich spreche hier nicht nur für mich, da ich viele intensive Gespräche geführt habe, bevor ich mich für eine freiwillige Rundfunk-Quote im Sommer 2002 in meiner Rede auf der Popkomm aussprach.

Um das deutlich zu machen, sollte eine Vereinbarung gefunden werden, die nicht nur deutschsprachiger, sondern die generell anders-als-englischsprachiger Musik einen Minderheiten-Schutz gibt und die sicherstellt, dass mehr Neuheiten zu hören sind. Wir hören in Deutschland nicht nur immer weniger deutsche, sondern auch immer weniger französische, spanische oder italienische, ganz zu schweigen von russischer oder polnischer Musik.

Als 1996/97 der Deutsche Rock- und Popmusikerverband einen ersten Vorstoß für eine Quote unternahm, war die Aufregung groß. Schon damals wurde dieser Initiative nationales Denken unterstellt, was angesichts ihrer Unterstützer von Udo Lindenberg und Konstantin Wecker bis Peter Glotz und Thomas Krüger einigermaßen bizarr war. Die deutsche Tonträger-Industrie stellte sich seinerzeit gegen diese Initiative.

Unterdessen hat sie aber zum ganz überwiegenden Teil eingesehen, dass die Bewahrung kultureller Vielfalt auch im kommerziellen Interesse liegen kann. Die Vernachlässigung des Nachwuchses, die überwältigende Dominanz einiger weniger internationaler Stars hat zu den Umsatzeinbrüchen der letzten Jahre beigetragen.

Wer es nicht glaubt, blicke nach Frankreich. Die starke Ausrichtung an französischen Stars hat Frankreich vom allgemeinen Trend des Umsatzrückgangs abgekoppelt. Dort gilt eine - mit europäischen Wettbewerbsrecht vereinbare - Quote von 40% französischsprachiger Titel, und davon müssen mindestens 20% neue Songs (kombinierte Sprach- und Neuheitenquote) sein. Wir haben hier ein schönes Beispiel, dafür, dass Regellosigkeit nicht immer von ökonomischem Nutzen ist oder anders, dass der freie Markt gelegentlich die Grundlagen seines ökonomischen Erfolges selbst - hier: das kulturelle Interesse - zerstört.

Der mit rund 7 Milliarden Euro Zwangsabgabe finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk kann dieses Privileg nur rechtfertigen, wenn er seinem Bildungs- und Kulturauftrag gerecht wird. Artenvielfalt der Kultur und speziell der Musik zu sichern, gehört dazu. Medienpolitik ist in Deutschland Ländersache. Der Vorstoß von Staatsminister Huber geht in die richtige Richtung, und ich bin froh, dass er inzwischen von seiten anderer Länderregierungen unabhängig von ihrer parteipolitischen Färbung Unterstützung erfahren hat. Man kann nur hoffen, dass die abgestandene Litanei der oben erwähnten Vorurteile nicht allzu viel Eindruck macht und die Medienpolitiker diesmal dem besseren Urteil und nicht der öffentlichen Stimmungsmache folgen.


Der Autor lehrt Philosophie an der Universität Göttingen; von 2000 bis 2002 war er Kulturstaatsminister in der rot-grünen Bundesregierung.

Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, 05.08.2003
 
Der war gut:

Original geschrieben von Zonendödel
(Hinweis für die PD und CVD privater Sender, die nur die BILD kennen - das ist die größte deutsche überregionale Tageszeitung)

:D

( Ironiemodus on ) Der "Kulturimperialismus" war auch gut. :D ( Ironie wieder off )

Zu Herrn Nixda-Rühmlich:

Ich bin gegen eine Quote.

Alles was Meinungs-, künstlerische, gestalterische oder ähnliche Freiheiten beschneidet, lehne ich prinzipiell ab.

( Noch schnell, damit es keine Missverständnisse gibt, den "Gute-Menschen-Disclaimer": selbstverständlich ausgenommen beleidigende, rassistische, die Freiheit und/oder Unversehrtheit eines anderen einengende usw. usw...).

Wenn ein solcher Vorschlag von Politikern kommt, egal ob schwarz ( Herr Huber ) oder rot ( Herr Nida-Rümelin ), dann bin ich doch glatt gleich umso skeptischer, auch aus Prinzip.

Lese ich zudem noch das Wort "Medienpolitiker" im Zusammenhang mit "besseres Urteil", dann erwächst aus meiner Skepsis recht rasch pure Ablehnung. Prinzipiell tut es das meistens.

Mit seinen Argumenten pro Quote hat Nida-Rümelin ja irgendwie recht: in Frankreich geht es, die heilige "kulturelle Vielfalt" wäre gefördert und alle Menschen ( insbesondere die Radiohörer ) könnten in dem glücklichen und seelig machenden Gefühl leben, die kulturelle Identität ihrer Dichter-und-Denker-Nation quasi nebenbei, beim Hören, zu pflegen und zu stärken. Alles könnte doch so schön bunt und spannend und intellektuell und höherwertig und mulitikulti und gegen Multis und gegen Konzerne und gegen Profitgier und bunt eben sein.

Udo Lindenberg und Konstantin Wecker - zwei Künstler übrigens, deren Werke zwar nicht in der Tagesrotation einer AC-Station laufen ( aus, wie ich finde, durchaus verständlichen Gründen ), jedoch tatsächlich gelegentlich im Repertoire ausgewählter Programme zu finden sind.
Die hieraus resultierenden GEMA-Einnahmen erreichen natürlich bei weitem kein Madonna-, Eminem- oder Alexander Klaws-Niveau - sollte etwa dieser Umstand erklären, weshalb gerade Sie so leidenschaftlich für eine Deutschquote im deutschen Radio plädieren ?
Heinz-Rudolf Kunze fehlt übrigens in der Liste der prominenten Befürworter. Auch der läuft nie, auch er ist deshalb gefrustet - da er doch auch eine Mission durch seine Musik zu erfüllen hat.

Interessant und erschreckend empfinde ich, dass wir "immer weniger französische" Musik hören. Hoffentlich lesen Alizee oder Kate Ryan das nicht...

Über die Notwendigkeit, mehr russische ( Tatu tata ) und polnische Musik in Stationen laufen zu lassen, lässt sich streiten.

So ein schönes gehegtes und gepflegtes, im Philosophenbildungsbürgerelfenbeinturm ersonnenes und am besten noch behördlich überwachtes Minderheitenschutzfeuchtbiotop wäre doch was richtig kuscheliges, oder ???


Okay, jegliche Ironie beiseite:
Auch mir gehen die üblichen, engen Rotationen der meisten Popwellen tierisch auf den Senkel.
Auch ich freue mich, wenn ich im Radio mal "was anderes" höre, das gerne auch deutschsprachig sein kann.
Ich unterstelle, dass es sehr vielen ( nicht nur den Radiomachern ) ähnlich geht.
Ich unterstelle keinem Befürworter der Quote tumbe Deutschtümelei, wenn es sich bei der geforderten Quote um den Anteil muttersprachlicher Stücke handelt.
Aber etwas anderes zu hören, weil es womöglich staatlich verordnet ist - das kann und will ich nicht.
Zum einen aus dem berühmt-berüchtigten Prinzip, zum anderen, da es in der Medienlandschaft hinreichend Beispiele gibt, wie der Einfluss von Politikern schädlich und keineswegs förderlich gewirkt hat.

Amen.
 
Es bleibt am Ende wohl nur noch eine Art übrig: englischsprachig und daher für den globalen Markt geeignet, schlicht in der künstlerischen Qualität und für die großen internationale, angelsächsisch dominierte Musik-Industrie einträglich.

Sehe ich etwas anders. Es bleibt das übrig, das zuallererst mal nicht wehtut. Musikalisch möglichst einfältig, keinesfalls schräg, es darf nicht anecken. Daß es meist englisch ist, liegt eher daran, daß es kaum deutschsprachige belanglose Produktionen für Popsender gibt. Die Künstler haben meist was zu sagen, wenn sie schon deutsch singen. Und das ist bekanntlich "anstrengend". Ausnahme: im Schlagergeschäft gehen die Uhren anders. Die letzten Stunden RPR2 (erstmals mit mir als Hörer) haben mir gezeigt, wie umfangreich das Angebot an deutschem musikalischen Nichts ist. Englisch hat für die meisten Menschen aber doch einen Vorteil: da muß man sich nicht auf den Text konzentrieren. Wer kennt das nicht, daß man bei englischen Songtexten nebenbei weiterarbeiten / weiterlesen / weitererzählen kann, bei deutschen aber nicht? Und Radio ist halt Nebenbeimedium. Leider funktionierts bei mir inzwischen auch nicht mehr - zuviel englisch geschrieben in den letzten Jahren, da lösen dann auch englische Texte "Interrups" im Kopf aus.

Ansonsten hört der Herr die falschen Sender. Sonst wäre ihm aufgefallen:

http://www.einslive.de/diemusik/diesendungen/heimatkult/

"Hörproben" (support your local band) auf NDR Info

http://www.fritz.de/popagenten/

http://www.br-online.de/jugend/zuendfunk/

http://www.hr-online.de/hf/hrxxl/sendungen/subworld/index.html

http://www.hr-online.de/hf/hrxxl/sendungen/meantime/garage.html

http://fm4.orf.at

Oder allgemein die besseren ARD-Jugendwellen mit Musik von Wir sind Helden, Virginia Jetzt!, Tomte, Kettcar, Sportfreunde Stiller, 2Raumwohnung, jeder Menge deutschem HipHop und Rap sowie auch z.B. Xavier Naidoo (...was hab ich geheult, als ich das erste Mal "Abschied nehmen" gehört habe {Ja, ich bekenne mich!}...).
Sich deutsche Titel dort zu wünschen, ist völlig problemlos.

Wieviel mal Platin hat eigentlich Grönemeyer inzwischen für Mensch bekommen?

Ok, BAP, Lage, Kunze und die anderen "alten Herren" hört man wirklich kaum noch. Aber welcher Sender spielt auch schon täglich Pink Floyd oder die alten Genesis? Da steckt ein anderes Problem dahinter, kein deutschsprachiges.
 
Schaut Euch mal die französischen Hitparaden an. Die 40%-Quote, an die sich die Sender dort halten müssen, hat dort sehr viel verändert. Auch ich habe hier an der französischen Grenze Florent Pagny oder Indochine sehr schätzen gelernt.
 
Nicht nur in Frankreich funktioniert es. Auf SR P3 (schwedisches ö.r. Jugendradio - ähnlich Eins Live, allerdings mit wesentlich höherem Wortanteil) dürften auch etwa 30 - 40% der gespielten Musik in schwedischer Sprache sein. Und das klingt dazu noch ziemlich gut. Ob's da eine Quotierung gibt, weiß ich allerdings nicht... Vielleicht käme es hier auch einfach mal auf einen Versuch an. Aber dem steht hier in Deutschland wohl wie überall das Prinzip "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" im Wege...
 
Ich wundere mich, mit welcher Sehnsucht so mancher hier einer Zwangsquote entgegenschmachtet. Man hofft wohl auf Vielfalt, Förderung heimischer Kultur, Entwicklung von neuen Talenten usw. Das würde ich nachvollziehen können. Aber wie kommt man zu dem Schluss, dass so eine Quote eine derartige Entwicklung fördern würde?

Darf ich mal eine Vermutung äußern, was in Wirklichkeit passiert, wenn wir die Quote bekommen? Die RTL-Superstars nehmen Titel auf Deutsch auf und Bohlen holt noch fünf schleswig-holsteinische Scooters, Silvers, GrooveCoverages usw. aus dem Kohlenkeller, die wie Blümchen es tat, Dancefloor, Trashtechno und Trallalahopssassa-Pop auf Deutsch singen. Natürlich zu 95 Prozent Coverversionen und Rereleases von Nummern, die schon in den 90ern Hits waren. Oder die Hermes-House-Band und DJ Ötzi versuchen sich endlich an erfolgreichen deutschen Singer-Songwriter-Hits wie "Guten Morgen liebe Sorgen" von Jürgen von der Lippe. Matthias Reim darf sich wieder unter Leute trauen, die Prinzen nicht nur in der DDR-Show auftreten und die von der Geschmackspolizei wegen Abenteuerland-Überdosis verbotenen PUR bekommen das Prädikat "unerträglich, aber immerhin deutsch".

Das Leben, das Universum und der Rest ändern sich nicht durch ein Gesetz. Die Menschen haben das Recht sogenannten Schrott gut zu finden, Plattenlabels haben das Recht sogenannten Schrott zu vermarkten und Radiosender haben das Recht sogenannten Schrott so zu spielen, wie es ihnen beliebt. Sagt ganz privatpersönlich die Jasemine.

PS: Deutschland ist nicht Frankreich. Die Vergleiche passen nicht. Außerdem was soll ständig der Hinweis "Dort ist es sehr erfolgreich". Nach welchem Kriterium denn? Erfolgreich, weil die Plattenindustrie dort besser verdient? Wow. Na dann ist es wohl gerechtfertigt die Programmfreiheit staatlich einzuschränken, gell? Wer Zensur für mehr Kultur fordert, darf zuviel ausländische Musik auch gleich "entartete Kunst" nennen.
 
Ich finde auch, man kann nicht einerseits über Formatvorgaben von Medienanstalten meckern und andererseits gleichzeitig eine Quote für was auch immer fordern. Allerdings finde ich es bedauerlich, dass mittlerweile eben doch die Industrie den Geschmack steuert und es nicht mehr umgekehrt ist. Aber die Ursachen dafür liegen wohl nicht im Bereich des Radios...:(
 
auswahl

was würde die quote bringen... hurra! deutsch rock in form von PUR auf SWR3. würde mir gefallen! (würde sowieso gern wissen warum die pur rausgeschmissen haben - nein, nicht jeder findet die scheiße!)

aber, wie sähe die realität aus? noch mehr grönemeyer-nuschel-gedudel usw. also nix neues.

was wären denn wirkliche deutschsprachige kracher?

westernhagen - rosenstolz - echt... wann hat man von denen das letzte mal was gehört. also in dem gebiet, in dem ich so zum durchzappen komme... *grübel* ... *denk* ...ach, lassen wir das.
 
@ Zonendödel:

Mit Deinen Einlassungen zum angeblichen "anglo-amerikanischen Kulturimperialismus" hast Du Deinem Nick (oder ist das Dein Beruf?) alle Ehre gemacht...
 
Zweierlei:
1. Gib dem Hörer, was er frisst, egal ob er davon satt wird.
2. Glaube keiner, dass sich "der Markt von selbst regelt" und letztlich das verkauft wird, was der Kunde auch haben will.

Eine ProNtra-These.
 
Ich persönlich bin kein Freund der Quote. Ich finde, man sollte bei PD und anderen Musikplanern soviel Hirn erwarten können, daß sie ohne externe Intervention eine hinreichende Zahl deutschsprachiger Lieder ins Programm nehmen. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall, und das hat wohl auch Nida-Rümelin erkannt.

Der Anteil deutschsprachiger neuer Musik liegt wohl (bitte korrigiert mich, falls die Zahlen ungenau sind oder stellt sie selbst rein, es gab dazu unlängst eine Untersuchung) im Bereich 1% bei den ÖR und 0,5% bei den Privaten. Offensichtlich funktioniert hier der Markt nicht, und alle notorisch Liberalen sollten wissen, daß es Aufgabe des Staates ist, bei nichtfunktionierenden Märkten zu intervenieren.

Im Gegensatz zu unseren "Freunden" in Amerika glaube ich (und wohl noch viele andere, zum Beispiel die französische Regierung), daß der Staat mehr Aufgaben hat als sich um seine Hoheitssicherung und sein Justizwesen zu kümmern und den Rest den Kräften des Marktes zu überlassen, quasi die Rolle des Nachtwächterstaates zu spielen. Auch Kulturpolitik ist bis zu einem gewissen Grade Staatspolitik, da die gemeinsame Kultur und dabei insbesondere die deutsche Sprache Grundlage der Existenz des deutschen Staates ist. Wo also die deutsche Kultur bedroht ist, und das ist sie bei einem Verschwinden der deutschen Sprache zweifelsohne - wie wir ja auch auf anderen Feldern sehen können (ich möchte gar nicht aufzählen, welche Begriffe heute von den Zeitgeistopportunisten alle mit dem Hinweis "neudeutsch" entschuldigt werden), da muß der Staat eingreifen.

Bei den ÖRs sollte eine Quote Pflicht sei. Sie muß nicht so harsch sein wie in Frankreich oder wie sie in der DDR war, aber sie sollte eine effektive Wirkung haben. Für die Privaten sollte zuvorerst eine freiwillige Selbstverpflichtung gelten, optional sollte man für diese eine "Kulturabgabe" einführen, von der einheimische deutsche Nachwuchsmusiker gefördert werden. Sollten auch diese Maßnahmen nicht zu einem deutlich höheren Anteil deutschsprachiger Musik im Programm der Privaten führen, sollte ebenfalls für diese Sender eine Quote gelten.

Deutsche Künstler werden nicht deshalb gespielt, weil sie so schlecht sind. Deutsche Künstler werden von vielen Sendern deshalb nicht gepielt, weil sie deutsch singen. Die Diskussiom um die etwaig fehlende Qualität deutschsprachiger Musik läuft daher an der Realität vorbei.

Der Markt hat versagt. Deshalb muß der Staat hier im nationalen Interesse intervenieren.
 
Hallo Zonendödel,

im ersten und im letzen Satz deines letzten Beitrags sehe ich ganz bescheiden einen Widerspruch. Du argumentierst wie jemand, der sagt "eigentlich bin ich gegen die Todesstrafe, aber wenn Menschen morden, dann muss der Staat sie töten".


Aber eine Frage:

Deutsche Künstler werden von vielen Sendern deshalb nicht gepielt, weil sie deutsch singen.

Welche gesicherte Quelle hast Du für diese These? Würde ich gerne nachlesen. Vielen Dank im Voraus verspricht die Jasemine.
 
Mir wird jetzt schon zuviel Deutsches gespielt. Bitte verschont mich vor irgendwelchen Quoten. Sonst höre ich nur noch Voice of America Music Mix!

Buddy vs. DJ the Wave mit "Ab in den Süden" ist mal wieder so´n Beispiel für den ganzen Deutschschrott. Rotiert auf einigen deutschen Stationen. WÜRG!
Die meisten bis zum Erbrechen abgnudelten Sachen aus Grönemeyer´s letztem Album ein weiteres.
 
Jetzt hängt sich auch noch der Verein Deutsche Sprache dran - heute in der Neuen Ruhr-Zeitung:
Mehr deutsche Musik im Radio

FORDERUNG / Verein Deutsche Sprache will Quote für die Rundfunksender einführen.

DORTMUND. Eine Quote für deutschsprachige Musik in den deutschen Radiosendern hat der Verein Deutsche Sprache gefordert. "Wir sind zwar grundsätzlich gegen jede Art von Zwangsbeglückung, aber außergewöhnliche Notlagen erfordern außergewöhnliche Gegenmaßnahmen", sagte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer in Dortmund. Es sei nicht hinzunehmen, dass deutschsprachige Musikkünstler zu Gunsten ihrer englisch singenden Kollegen bei den deutschen Sendern ein Mauerblümchendasein fristen und sich für ihre Lieder quasi entschuldigen müssten.

"Außer einer geradezu grotesken und im Ausland als peinlich empfundenen Missachtung der eigenen Sprache und Kultur geht davon auch ein großer wirtschaftlicher Schaden aus", betonte Krämer. In Frankreich habe seit der Einführung einer 40-Prozent-Quote für französische Musik im Jahr 1995 der Umsatz der heimischen Musikindustrie gegen den Trend zugenommen. In der selben Zeit habe die deutsche Musikindustrie ein Viertel ihres Marktes eingebüßt.

Die Forderung nach einer Quote sieht der Verein Deutsche Sprache zunehmend auch von deutschsprachigen Musikern, Musikproduzenten und Politikern unterstützt. Auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse stehe hinter dem Anliegen.

Der Verein Deutsche Sprache hat nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 14 000 Mitglieder. (dpa)
 
Setze meine kleine Presseschau fort - für die, die es interessiert:

Hier noch ein Artikel aus dem Trierischen Volksfreund, der die Sache von beiden Seiten darstellt - und anschließend der Kommentar des Autors:
Aufruf zum Hornberger Schießen

Wieviel Deutsch darf sein? Vom Versuch, die Pop-Musik im Radio qua Verordnung zu quotieren

Von unserem Redakteur
RAINER NOLDEN

DORTMUND. Eine Quote für deutschsprachige Musik in den deutschen Radiosendern hat der Verein Deutsche Sprache gefordert. Keine neue Idee - und vor allem keine gute.

Nur jeder 17. im deutschen Rundfunk gesendete Titel werde in deutscher Sprache gesungen, beklagten die "Gema-Nachrichten" im November vergangenen Jahres; das seien gerade einmal sechs Prozent. Deshalb forderte das Blatt - nicht zum ersten Mal - eine Musikquote zugunsten deutscher Künstler und Schlager. Mit ihrem Begehr steht die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" allerdings nicht allein. Heinz-Rudolph Kunze ist für eine Quote, Ex-Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin hat sich ebenso wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse dafür stark gemacht - und ist damit zum Freund des Deutschen Rockmusikerverbands geworden, die einen flammenden Brief an die Ministerpräsident(inn)en der Länder geschickt haben, in denen sie ihrer Forderung nach "qualifizierenden Förderprogrammen" für einheimische Künstler Nachdruck verleihen. Jüngste Stimme im Quotenqualm: der Dortmunder "Verein Deutsche Sprache". Dessen Vorsitzender Walter Krämer plädiert für einen prozentual fixierten Anteil deutschen Schlagergutes bei den Radiosendern und sorgt damit für eine laue Brise in der alljährlichen kulturellen Sommerflaute in den Feuilletons.

"Was für ein Blödsinn!" stöhnt dagegen der Berliner Konzertveranstalter Berthold Seliger und weiß sich damit auf einer Linie mit den "Wildecker Herzbuben" (!): "Wir sind gegen jede Quotierung, die versucht, mit Gewalt nationale Bedürfnisse zu befriedigen", sagen die Volksmusik-Stars, die derlei Unterstützung von der Phono-Wirtschaft nicht nötig haben: Sie sind ohnehin gut im Geschäft.

Frankreich wird als Vorbild von den Quotenbefürwortern genannt. Um dem musikalischen Imperialismus vorwiegend englischsprachiger Provenienz ein Ende zu bereiten, haben die Pop-Puristen der Grande Nation im Jahre 1995 dem Übermaß fremder Idiome einen Riegel vorgeschoben. 40 Prozent der Musik, die in französischen Rundfunksendern ausgestrahlt wird, müsse französisch sein, lautete die Forderung. Wer dagegen verstößt, muss mit drakonischen Strafen rechnen - in der Theorie. In der Praxis wäre es wohl viel zu aufwändig, die minutiöse Einhaltung dieser Maßnahme zu kontrollieren.

Frank Laufenberg, SWR-Redakteur und anerkannter Pop-Experte, hält dagegen: "Hörer lassen sich nicht manipulieren", sagt er - und verweist auf die Erfolge von Radio Luxemburg und Piratensendern wie "Radio Caroline", denen in den 1960er Jahren junge deutsche Radiohörer in Scharen zuliefen, weil sie vom deutschsprachigen Schlagereinerlei die Ohren voll hatten.

Die Profiteure einer solchen Quotierung wären also letztlich nur jene Sendeanstalten und Programme, die das spielen, was die Hörer wollen. Daher wird der neuerliche Vorstoß des Vereins Deutsche Sprache wieder ausgehen wie das Hornberger Schießen. Befürworter und Gegner solcher Gedankenspielereien wissen nämlich genau: Letztlich schlägt die Qualität die Quote. Und die lässt sich nun mal nicht qua Gesetz verordnen.
Quote ist Quatsch

RAINER NOLDEN ZU: DEUTSCHE MUSIK IM RADIO

Da kommt man doch ins Grübeln: Überall werden Grenzmauern niedergerissen, die schönen Francs, Lire, Gulden, Peseten und D-Mark gegen eine Esperanto-Währung eingetauscht, Völker sollen sich verbinden und verstehen und nett zueinander sein. Und dann sollen wir Deutsche plötzlich wieder ganz kleinbürgerlich-verschmockt auf eine Insel zurückgezogen werden. Auf eine Insel der Unseligen, wo deutsche Schlagerschaffende unter Bäumen ihren Träumen nachhängen - dem schönen Traum nämlich, dass ihre Produkte mindestens 40 Prozent der Musikprogramme deutscher Rundfunkanstalten ausmachen.

Ein Alptraum - für die Konsumenten. Mal ganz abgesehen davon, dass der Ruf nach einer Quote für den deutschen Schlager ein fatal-muffiges Odeur nach Volkstümelei verbreitet - ich lasse mir doch nicht vorschreiben, 40, 60 oder gar 100 Prozent deutsche Lieder zu hören. Ich höre, was gut ist - oder besser gesagt: was mir gefällt. Und ich schalte den Sender ein, der bringt, was mir gefällt.

Quote ist quatsch. Das wissen die Komponisten ebensogut wie die Texter und Schlagersänger und die Produzenten, und diejenigen, die in den Funkhäusern Platten oder CDs auflegen, wissen es auch. Wenn sich denn tatsächlich ein Politiker mit einer Quote für den deutschen Schlager unbeliebt machen will, dann müsste er darauf achten, dass das Gebot nicht nur für die öffentlich-rechtlichen, sondern auch für die privaten Sender gilt. Und die werden den Teufel tun, sich an derlei kontraproduktive Vorgaben zu halten.

Die wollen zwar auch eine Quote. Allerdings nur bei den Hörerzahlen. Und die können sie nur hochhalten, wenn sie ihnen geben, was sie wollen. Sollte das zum größten Teil oder sogar rund um die Uhr nur deutsches Liedgut sein - kein Problem. Gäbe es diesen Wunsch tatsächlich, wäre er von einem geschäftstüchtigen Anbieter längst erfüllt worden.
 
der kommentar von nolden zeigt den beschränkten horizont eines drittklassigen lokalredakteurs. er verwechselt die segnungen des angloamerikanischen kulturimperialismus mit der legitimen kulturellen vielfalt europas. gerade die zu erhalten ist ziel nida-rümelins. vielleicht hört nolden die falschen sender. es macht schon einen unterschied, ob man eine schlagerwelle mit reichlich deutschen künstlern wie ndr 1 radio niedersachsen hört oder eine populärwelle wie enjoy radio. würde ich mir mein bild allein über ndr 1 machen, hielte ich die quote wohl für verzichtbar. ich weiß freilich nicht, was im deutsch-luxemburgischen grenzgebiet beim trierer volksfreund so vor sich hindüdelt.

ich freue mich, daß der vds sich in die debatte einklinkt. krämer und co. sind mir manchmal etwas zu langsam, was aktuelle debatten betrifft. nun gilt es, pressing und auf angriff zu spielen und die liberalisten mit der quote und den nackten zahlen unter druck zu setzen. in der politik gibt es ja zahlreiche wohlwollende verbündete, manche reden nicht nur, sondern handeln auch - so wie erwin huber aus der bayerischen staatskanzlei, der bei den bayerischen sendern wegen des dort geringen anteils deutschsprachiger musik mit erfolg auf den putz gehauen hat.
 
@berlinreporter:

Danke Dir für's Posten der Meldung und des Artikels sowie Kommentars.

Es fällt mir schwer, mich zurückzuhalten.
Daher muss ich es - ausnahmsweise, ist versprochen - leider krass ausdrücken: mir kommt so langsam die kalte Kotze hoch, wenn ich Vereinsmeier, Berufsnörgler und kommerziell gescheiterte Nase-hoch-"Künstler" ( wie Herr Kunze einer ist; wer ihn schonmal live und Backstage erlebt hat, weiss, wovon ich spreche ) zu diesem Thema hören oder lesen muss. Pardon - ich vergass abgehalfterte Ex-Politiker, die sich in ihren C-nochwas-Professuren langweilen und endlich mal gerne für Schlagzeilen sorgen möchten.

Ich erspare Euch jetzt gerne weiteres Gejammer meinerseits,
Nur das noch: eine Quotierung wäre verfassungswidrig.
Für den Fall, dass es in den deutschen Parlamenten und Rundfunkräten noch mehr Bescheuerte gäbe als ohnehin schon und eine solche Quote tatäschlich eingeführt werden sollte - für diesen Fall wette ich schon jetzt um eine Kiste Champagner, dass bestimmt jemand dagegen klagt ( hoffentlich ! ) und diese Klage auch letztinstanzlich erfolgreich sein wird.
 
Kann es sein, dass vor allem die AC-Formate betroffen sein würden? So wie ich das sehe, ist im CHR-Bereich durchaus deutschsprachiges Potenzial enthalten, wie die weiter oben zitierten Sendungen der öffi-Jugendwellen zeigen.

In irgendeinem Thread wurde der Programmdirektor von Eins Live zitiert, der die These aufstellt, eine Musikauswahl mit großem deutschsprachigen Anteil, so wie sie von seinem Sender schon praktiziert würde, funktioniere nur nicht in komeptativen Märkten.

Sprich, er glaubt, die Hörer seien nur bei Eins Live, weil es in NRW kein Energy gibt. Und das könnte hinkommen, denn in Aachen, wo eine solche kompetative Situation besteht, kommt Eins Live nur auf etwas mehr als 10 % Marktanteil.

Ergo: Die Hörer wollen den englischen Mist hören, aus welchen Gründen auch immerl. Daher ist zu befürchten, dass auch das oben von Jasemine beschriebene Szenario eintritt: Superstars und Bohlen bis zum Erbrechen.

Interessanter hingegen finde ich die Quote für Neuerscheinungen. Was machen die ganzen AC-Sender dann?
 
@kaffeemaschine

ich meine es TODERNST. und ich glaube, man könnte hinsichtlich eines verantwortungsbewußten umgangs mit der eigenen kultur einiges von frankreich lernen, nicht nur, was den Umgang mit der hiesigen Sprache betrifft.

sich hier bequem auf die position des hörers zurückzuziehen, der das ja so wolle, ist für mich keine rechtfertigung, deutschsprachige musik unter quarantäne zu stellen. vielleicht sind ja die bürger einfach falsch erzogen, dann wäre es die aufgabe des staates, sie wieder auf den rechten weg zu bringen. es ist nicht im interesse deutschlands, wenn unsere kultur und nationale identität dem profitstreben multinationaler konzerne geopfert wird. es handelt sich hier nicht um regulierungswut,
sondern schutz der einheimischen kultur im nationalen interesse.

ich habe an anderer stelle geschrieben, daß ich von der quote eigentlich nichts halte, sie ist für mich nur das letzte mittel. es ist doch genauso bei zunehmender kriminalität: solange in deiner kleinstadt nichts passiert, schreist du auch nicht nach mehr polizei, sie stört dich gar. wenn du aber deine sicherheit bedroht siehst, dann forderst du verstärkte präsenz. in diesem fall geht es um den erhalt der kulturelle vielfalt europas und deutschlands.

politiker und professoren hier, wie es kaffeemaschine tat, als nichtsnützige diätenfressende idioten hinzustellen, finde ich ziemlich daneben. wahrscheinlich denken einige dieser herren einfach mal drei ecken weiter als du, insbesondere von den politikern verlangt man doch, schaden vom deutschen volke abzuwenden, während einige programmacher nur kurzsichtig an ihre rendite denken. also macht jeder seinen job. die programmacher versuchen mit ihrem programm geld zu verdienen, staatliche institutionen stecken sie in ein korsett, damit sie es dabei nicht zu dolle treiben. so läufts bei rtl und sat1 (stichwort: restriktion mindestanteil kultur via alexander kluges dctp), so läufts bei vielen radios (stichwort: mindestanteil nachrichten) usw.

einzelne musiker wie kunze als beleg herauszugreifen, deutsche musik tauge ja zu nichts, greift etwas kurz. es gibt genug deutsche gruppen, die es verdient hätten, flächendeckend im radio zu laufen, ob subway to sally, sportfreunde stiller, u-h-f oder viele andere.

im übrigen - für die nrj-kette gelten in deren heimat die gleichen spielregeln wie für alle anderen französischen sender auch. deshalb müßte sich bei einer quote in deutschland nrj aachen genauso etwas einfallen lassen. das würde nicht nur unsere kultur befördern, sondern auch musikalische kreativität forcieren und arbeitsplätze schaffen.

ich habe bis eins bis heute nicht verstanden: daß es in den usa völlig normal ist, 100% englische musik zu spielen, in deutschland sich aber einige "weltbürger" schon dafür schämen, wenn auch nur ein deutschsprachiger titel in der stunde gespielt wird. liegt da ein genetischer defekt vor, ein gestörtes verhältnis zur deutschen sprache?
 
Nun ja, sicher kann man das Bedürfnis nach einer Quote für Deutsche Musik mit kulturrelevanten Argumenten begründen. Es ist ja auch so, dass es durchaus ansprechende deutschsprachige Musik in gewissen Teilbereichen der Musikbranche gibt. Meist in der Ecke "Alternativ. Aber fragt mal einen Act aus der Ecke HipHop oder Gothic: an dieser Stelle wird Musik zur Lebenseinstellung und die meisten dieser Acts entscheiden sich bewusst gegen den Mainstream und damit gegen das Spielen ihrer Stücke auf den kommerziellen Popwellen. (Von Ausnahmen abgesehen) Wer bleibt unter dem Strich übrig, der ein Interesse an Quote hat? Unsere kleinen Schlagersternchen, die heute die Herz-Schmerz-Zielgruppe ansprechen, darüber hinaus jedoch belächelt werden. So gibt es eben nur zwei Möglichkeiten: entweder Du gibst Dich dem Mainstream hin oder Du machst andere Musik, die eben nicht so erfolgreich ist. Nur eins würde ich alle Kulturfreaks bitten, zu bedenken: Deutsch ist nicht gleich Deutsch. Von kulturell entfalteter Sprachhoheit ist ja wohl bitte bei unseren Schlagermäuschen wenig zu spüren.
 
*kopfschüttel*

Deutschland braucht keine Quote... Deutschland bräuchte neue Hörer, die das tatsächlich hören wollen... (eine These, die nicht nur auf das Thema "Deutsche Musik im Radio" sondern auf viele der hier diskutierten Programmthemen passt...)

Im Ernst... wenn ein Titel gut ist, wird er gut testen. Wenn er gut testet, wird er gespielt, weil er der Masse gefällt. Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Titel indisch, türkisch, deutsch, französisch oder englisch daher kommt (hatten wir doch alles schon von Tarkan bis Kate Ryan, von Panjabi MC bis Wir sind Helden... alles Titel, an denen man nicht vorbeikam/kommt).

Eine Quote würde nur den Plattenfirmen nützen, die sich hier quasi per Gesetz kostenlose Werbezeit sichern wollen und gleichzeitig über ihre Bemusterungsverträge abkassieren...

Ich biete jeder Plattenfirma an, bei meinem Sender Spots für deutsche Künstler zu buchen... vielleicht würde ja etwas Werbung den Abverkauf steigern?
 
Für einen vielgereisten Menschen fällt natürlich schon auf:
Das "Problem" gibts nur im deutschen Sprachraum
Nirgendwo anders wird die eigene Sprache so unterdrückt wie bei uns. Jeder anderer Staat ist stolz auf seine eigene Sprache, nur bei uns "schämt" sich für die deutsche Sprache.

Selbst in viel kleineren sprachlichen Märkten ( Ungarn, Slowakei....) wird mehr in der eigenen Sprache gespielt als im deutschen Sprachraum.
Laut einer musikwissenschaftlichen Arbeit habe ich wo mal gelesen, daß vor dem 2. Weltkrieg zigfach mehr Musik aus Deutschland-Österreich nach Amerika exportiert wurde als heute und dort dann übersetzt wurde. Umgekehrt wurde JEDER englische Musiktitel damals ins deutsche übersetzt.

Warum ist die deutsche Sprache heute nichts mehr wert ??
Das wäre schon mal eine interessante Untersuchung, woran das liegt. An der Sprache allein kann es nicht liegen, denn wenn man einen seichten deutschen Schlager in seichtes Englisch übersetzt, dann ist er plötzlich "viel besser !"
 
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