Hinweis im Stile von „Mehr Infos gibt's auf radiobeispiel.de“

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der dimi

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Hallo,
Ich möchte gerne ein Thema ansprechen, dass mich bewegt. Bei einigen Radiosendern höre ich in Beiträgen und Berichten nur einen Teil der Informationen. Dann wird zum Schluss immer darauf verwiesen, dass es mehr Informationen auf der Internetseite des Senders gibt. Warum scheuen sich die Sender davor, einfach alles über das Programm mitzuteilen?
Mir erscheint es so, als wolle man Anfüttern und die Menschen bewegen, die Internetseite zu besuchen. Aber das empfinde ich nicht als Sinn von Radio.
Woran liegt es also?
 
Das ist bei vielen Sendern inzwischen die Doktrin, möglichst wenig Wort, möglichst viel Musik.
Dann verweist man eben auf die Website, Thema erledigt.

Beim durchstöbern auf div. Social Media-Plattformen bin ich letztens auf etwas gestoßen, dass die aktuelle Lage ziemlich gut auf den Punkt bringt:

Und wenn man sich dann anschaut, dass da Moderatoren von Antenne Bayern, Absolut Radio, und vielen weiteren Privatradios bei dem Post ein Herzchen da lassen, scheint das auch nicht aus der Luft gegriffen zu sein.
 
Das ist auch im TV so - zumindest in dem wenigen von den Öffis, das ich als "TV-freier" Mensch mitbekomme, wenn ich mal bei meiner Mutter "Passivzuschauer" bin - oder wenn sie mich anruft mit der Bitte um "weitere Infos". Weil wegen: ab kommendem Monat neue Regeln für Rentner? Weiterführende Infos im Internet. Grundsteuererklärung? Weiterführende Infos im Internet.

Dann muss ich an dieses "Internet" und ihr die weiteren Informationen beschaffen. Sie selbst hat von diesem "Internet" nämlich nullkommagarkeine Ahnung. Sie bekommt ein Laptop nichtmal mit schriftlicher Anleitung in einen nutzungsbereiten Zustand.

Ich hätte dafür ja Verständnis, wenn es mit zeitlicher Enge in den Programmen zu tun hätte. Ein Tag hat nunmal nur 24 Stunden und etliche Stunden davon sind nur schlecht geeignet für das Erreichen größerer Zuschauerzahlen. Aber so lange wir über jede Nashorn-Geburt und jedes neue Faultier im Zoo informiert werden oder Leute in grellbunten Studiodekorationen um die Wette rätseln lassen können, ob ein selten genutztes Wort dieses oder jenes bedeutet, ist ja eigentlich Zeit vorhanden, die nur mit Füllstoff gefüllt wird.

Ist vielleicht aber auch nur ein Generationenproblem. Ich selbst habe mit "weitere Informationen im Internet" kaum ein Problem, vielleicht finde ich die Informationen dort sogar ohne im TV-Programm darauf hingewiesen worden zu sein. Ich besitze ja keinen TV.
 
Richtig, fällt selbst in den Informationssendungen (!) im Fernsehen auf, ob das typische "mehr Informationen auf tagesschau.de" (in der analogen Zeit hätte man sicher nicht auf den Videotext verwiesen) und auch beliebt in Regionalmagazinen des Dritten a la WDR-Lokalzeit, Ausschnitte aus Reportagen die entweder später im Programm oder nur online abrufbar sind zu zeigen um dann im Anschluß eben darauf zu verweisen.

Dürfte wohl wie im Radio auch den Zweck haben schnell und billig Sendezeit/Wortanteile zu füllen, gleichzeitig aber auch keinen mit "zu viel Information" zu überfordern.
 
Überhaupt nicht. Meine Mutter ist da extrem fit. Die hat erhebliche Teiles ihres Berufslebens mit Finanzen zu tun gehabt. Um die Computerei kam sie aber bis zuletzt herum.
 
Besonders albern wird es wenn Radiosender bei Service, wo es um Schnelligkeit geht erstmal auf ihre Website verweisen. Also wenn es bsplsw. in den Blitzern heißt, man solle doch Blitzer per WA melden und das am besten per Sprachnaricht (beim Fahren?), die (meist lange) Nummer dafür gibt es auf unserer Website. Also surft man während der Fahrt erstmal rum, bis man eine Verbindung hat und sucht die Senderseite und dann dort die Nummer, tippt diese ein und schickt den Blitzer. Überflüssig.

Oder wenn Privatsender sogar die Nachrichten ausfallen lassen und in Tages-Randzeiten nur einen Hinweis bringen, dass man Nachrichten auf der Webside findet. Das hat 8os8os eine Zeitlang am späteren Abend so betrieben. Und RTL89.0 macht das heute noch so abends und am Wochenende beim Verkehrsservice. Anstatt dann dieses Service-Element, was man (meist aus Kostengründen) um diese Zeit eben nicht vorliegen hat oder nicht produzieren möchte weil es abends den Programmfluß stört, einfach ganz weglässt.

Bei red,.Beiträgen kann es sinnvoll sein, diese im Prorgamm nur kurz anzureissen, sei es durch kurzes Interview o.ä. und dann dazu auf die HP zu verlinken ("dort finden Sie mehr Infos und können das Gespräch auch in voller Länger nachhören"). Gerade bei komplexen Themen, wenn es um Susbtanz geht, wie zb derzeit die Grundsteuer-Reform, sowas kann man schwierig zwischen zwei Musiktiteln durchboxen und man hört ja auch oft nur nebenbei. Dann ist das schon sehr nützlich, das Thema im eigenen Onlineangbeot zu vertiefen, und darauf aufmerksam zu machne, bevor man den Hörer an eine Infowelle o.ä. verliert.
 
Oder wenn Privatsender sogar die Nachrichten ausfallen lassen und in Tages-Randzeiten nur einen Hinweis bringen, dass man Nachrichten auf der Webside findet. Das hat 8os8os eine Zeitlang am späteren Abend so betrieben. Und RTL89.0 macht das heute noch so abends und am Wochenende beim Verkehrsservice. Anstatt dann dieses Service-Element, was man (meist aus Kostengründen) um diese Zeit eben nicht vorliegen hat oder nicht produzieren möchte weil es abends den Programmfluß stört, einfach ganz weglässt.
Macht Antenne Niedersachsen mit dem "Service" in unmoderierten Zeiten genauso, von ffn ist mir dazu nichts bekannt, hab ich ewig nicht mehr reingehört.

Vielleicht macht man das ja so entweder um nicht zu irritieren (ist halt Gewohnheit) und wenigstens auf die alternativen Wege sich zu informieren zu verweisen oder aber weil man womöglich auch zu diesem Angebot vertraglich verpflichtet ist, auch wenn man es dann in derart nutzloser Form abfeuert.
 
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Ist das wirklich ein Problem? Wenn ich mich informieren will, will ich das doch sowieso jetzt und sofort machen, und keine, im Extremfall 59 Minuten warten, bis mir jemand einen 30-Sekunden-Infohappen vor die Füße wirft.
Bei aller Liebe, aber Radio ist so ziemlich das letzte Medium (noch nach Twitter), das ich für Informationen in Anspruch nehmen würde.
 
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn ich im Radio in einem Beitrag eine Information erhalte, die mich interessiert und nach kaum mehr als ein paar Sekunden ins Netz geschickt werde, um "mehr" zu erfahren, ärgert mich das. Soweit ich weiß, sind Information, Bildung und Unterhaltung des Radios Aufgabe, jedenfalls beim ÖR. Aber nein, das Digitale ist ja die Zukunft und dahin schicken wir mal unsere treuen Hörer, immer weg vom Lautsprecher.
 
Ich halte solche Verweise für ziemlich bescheuert. Damit werden so viele negative unbewusste Botschaften versendet, dass man sich fragen muss, ob die Macher überhaupt nur einen Funken Ahnung haben, von dem, was sie tun.

Botschaft 1: Ausführliche Information erhält man nur im Internet! Radio hat dafür keine Zeit.

Botschaft 2: Das Thema ist uns für unser Programm eigentlich nicht wichtig genug, im Prinzip braucht man gar nicht zuhören.

Botschaft 3: Alle relevanten Infos sind im Beitrag, aber wem ganz arg langweilig ist, der sollte noch auf unsere Website klicken für belanglose Zusatzinfos.

Botschaft 4: Das Thema hat keine aktuelle Relevanz, ob man es jetzt hört oder in fünf Stunden ist eigentlich komplett Wumpe.

Botschaft 5: (stark verwandt mit Botschaft 1) Das Internet ist für Informationen generell viel geeigneter. Am besten lasst ihr das mit dem Radio-Hören sein und geht gleich online.
Eigentlich wollen wir auch gar nicht, dass ihr unser Programm hört, ihr sollt verdammt noch mal auf unsere Website gehen!

Und wenn der Hörer dann tatsächlich auf die Website klicken sollte, ist er nach zehn Sekunden so abgelenkt, dass er dann doch irgendetwas anders liest und sich schließlich einen Beitrag über das Thema bei YouTube anschaut.
Die Hörer vom Programm wegzuschicken und ins Internet zu locken ist ziemlich das bescheurtste, was man als Radiosender tun kann.
Umsätze und Reichweite werden über die Antenne erzielt. Wenn überhaupt müsste Radio das Internet nutzen, um die Hörer für die Antenne zu gewinnen. Aber doch um Himmelswillen nicht umgekehrt!

Kein Wunder, dass keine Sau mehr Radio hört, um sich zu informieren.
 
Ich bin auch immer begeistert, wenn Musik orientierte Sender über eine Neuerscheinung von Band X oder Interpret Y berichten. Anstatt den Titel dann zu spielen wird auf die Sender Homepage verwiesen, wo das entsprechende Video verlinkt ist. Macht viel Sinn wenn ich im Auto sitze oder auf der Arbeit beschäftigt bin.
Ausserdem höre ich Radio und möchte keine Videos schauen.
 
Das gibt's auch bei Zeitschriften. "Das komplette Interview lest ihr online". Oder: "Noch mehr Plattenkritiken lest ihr online." Es werden nicht mal mehr CDs beigelegt, die Songs soll man sich online anhören. Ich hasse das, denn die Zeitschrift archiviere ich, die Website kann sich jeden Tag ändern. Soll ich mir jetzt das halbe Internet ausdrucken, speichern oder mühsam mit Wayback Machine wiederherstellen?
 
Jeder Sender möchte doch seine Hörer auf die eigene Homepage lotsen bzw. selbigen die Nutzung der eigenen App schmackhaft machen. Bei vielen Sendern ist ein Grund dafür auch die darauf geschaltene Online-Werbung bzw. die schon erwähnte Messung der Internet-Clicks. Das öffentlich-rechtliche Hitradio Ö3 hat auf einem Drittel seiner Homepage permanent Werbeeinblendungen. Da ist eigentlich kein Unterschied zu einem Privatradio mehr festzustellen. Hier unterscheiden sich die dem Hitradio Ö3 ähnlichen öffentlich-rechtlichen Sender aus Deutschland wie SWR 3, HR3 oder Bayern 3 jedoch wohltuend.
 
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Wobei da dann aber auch viele dabei sind, die den Artikel so lesen, ohne je das dazugehörige Radioprogramm gehört zu haben. Wieder andere finden es zum Beispiel über die Google Suche.
 
Stimmt auch. Die Ö3- bzw. ORF-Homepage sehe ich sehr wohl als seriöse Informationsquelle, die 2-minütigen "Weltnachrichten" hingegen sind vernachlässigbar.
 
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Scheint aber allgemein der Zeitgeist zu sein. Nicht nur beim Radio. Egal wo man anruft, ob beim Arzt, der Krankenkasse, Firmen etc. überall wird darauf verwiesen, dass man das was man gerne per Telefon machen möchte, doch auch im Internet machen kann und SOLL.
Durch die Blume bekommt man dann noch mitgeteilt das man ein Vollhonk ist, der gedanklich noch im 20. Jahrhundert lebt, weil man persönlich einen MENSCHEN AM TELEFON sprechen will.
Die Botschaft ist gleich und analog zum Radio: geh direkt ins Internet.
 
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