Wer mal an einem Tag durch die Republik fährt und hört, bemerkt wie anders die jeweiligen Infowellen im Programm sind, weil sie eben ihre Zuhörer mit ganz unterschiedlichen Lebenswelten bedienen. Und das gilt nicht nur für regionale Themen, sondern gerade auch für Bundes-, Europa- und sogar internationale Themen. SWR AKTUELL hat beispielsweise stets einen ganz anderen, intensiveren Blick nach Frankreich oder in die Schweiz, als etwa der rbb oder NDR.
Negativbeispiel ist doch das Fernsehen: Die Tagesschau ist durch und durch norddeutsch geprägt.
Wieso nicht schon wieder diese Diskussion? Die dürfte doch wohl mehr als überfällig sein. Das Argument der Doppel- bzw. Vielfachstrukturen wird doch gerade bis zum Exzess ausgeschlachtet, um den Öffentlichen Rundfunk zusammenzustutzen!
Die Infowelle, die ich in Mainz höre (SWR Aktuell) ist eine andere als in Wiesbaden (HR-Info). Wo da große Unterschiede sein sollen, erschließt sich mir allerdings nicht. Der Pfälzer oder Eifler ist natürlich näher am Ausland dran, als der Mainzer, den wiederum nicht die Bohne interessiert, was sich gerade in Luxemburg oder im Elsass tut. Ist doch alles relativ! Und gäbe es morgen unterschiedliche Info-Radios in Bonn (fürs Rheinland) und Dortmund (für Westfalen) würden die sich genauso viel oder wenig unterscheiden.
Verschiedene Lebenswelten? Ein großer Begriff für eine nicht eindeutige Sache. Ein nationales Programm, durchbrochen von regelmäßigen, ausführlichen Regionalfenstern (in denen dann auch Bezug auf den Nachbarn im Ausland genommen werden kann) macht durchaus Sinn. Mir ist überhaupt nicht aufgefallen, dass beispielsweise in den Informationsprogrammen des SWR besonders auf die französische Innenpolitik eingegangen wird. Ausnahme ist höchstens Antenne Saar, ein sehr seltsames Programm, das eigentlich gar keins ist...sondern nur die Aneinanderreihung von Produktionen anderer Sender.
Gleiches lässt sich allerdings noch viel mehr über die üblichen Dudelwellen sagen. Die größten Hits, und vor allen Dingen die überall nervenden 80er (TV-Shows eingeschlossen) langweilen im Bayrischen Wald genauso wie an der Nordfriesischen Küste. Wirklich regionale Inhalte abseits der Verkehrsmeldungen haben meist Seltenheitswert, man könnte sie bequem in zwei Stunden am Morgen oder Nachmittag zusammenfassen. Unterschiedlich sind höchsten noch die verschiedenen Akzente der Moderatoren, die mal eben 20 Sekunden reden dürfen, ehe der nächste Hit der ach so tollen 80er über uns hereinbricht.
Und ob der Sprecher, der uns mit der überaus wichtigen Nachricht erfreut, dass dem Sänger XY der nächste Song beim Kartoffelschälen oder beim Autowaschen - ach wie toll - eingefallen ist, nun in Kiel oder München sitzt, ist mir ehrlich gesagt mehr als egal.