Es spricht ja nichts gegen Praktikanten. Im Gegenteil: Man kann einen Sender auch genau so konzipieren: als Ausbildungsradio. DASDING ist beispielsweise so entstanden. Mittlerweile dürfte der Anspruch dort ein höherer sein, aber grundsätzlich finde ich es durchaus in Ordnung (und vor allen Dingen nah an der Zielgruppe), wenn in einem Programm keine "richtigen" Moderatoren und Redakteure arbeiten. Nur braucht's eben im Hintergrund das Feedback und die Unterstützung von Profis, und da habe ich in kleine Privatsender wenig Vertrauen. Es stellt sich auch die Frage, wie die Beschäftigungsperspektiven für die fähigen Praktikanten und/oder Volontäre aussehen. Haben diese Sender ihren Praktis etwas zu bieten? Gibt es Aufstiegs- und Entwicklungschancen? Ich glaube, nicht.
Klicke ich mich durch die Stellenanzeigen, die allein hier auf Radioszene in letzter Zeit veröffentlicht wurden, dann muss ich ganz persönlich bei allen den Kopf schütteln. Auf kleine Regionalklitschen hat doch keiner, der eine gewisse Expertise mitbringt, ernsthaft Lust! Mal ehrlich. Das macht doch niemand, der mehrere Jahre ARD hinter sich hat. Es verlegt doch keiner seinen Hauptwohnsitz nach Landshut, Oberhausen, Neuss, Weißwasser (!) oder Bautzen (!!), um einen Job zu machen, der inhaltlich komplett unattraktiv ist und wo man mutmaßlich auch nix verdient und nach ein paar Jahren wieder weiterziehen darf. Oder die Ausschreibung von hr3/You FM, die zwar in einem Öffentlich-Rechtlichen in einer Großstadt angesiedelt ist, aber zu einem so unbeschreiblich grottigen Programm gehört, dass ich über diese Ausschreibung echt lachen musste. Klar, dass denen die Leute fehlen, weil das Programm inzwischen einer Foltermethode gleicht. Glauben die da in der Bertramstraße denn allen Ernstes, dass sich noch jemand für dieses kaputtgemachte lieblose Dudelprogramm interessiert? Ich würde mich schämen, hätte ich die in meinem Lebenslauf!
Natürlich haben die Sender ein Nachwuchsproblem, aber das haben sie selbst gemacht. Weil das Produkt, das sie herstellen, fast durch die Bank weg qulitativ so schlecht ist, dass kaum noch jemand, der was vom Fach versteht, da mitmachen will. Um sich kreativ auszuleben, gibt es genügend andere und auch lukrativere Möglichkeiten.
Und natürlich hat auch der Öffentlich-Rechtliche große Probleme, weil sie über Jahrzehnte hinweg Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeworfen haben und das immer noch tun. Würden sie mit ihrer Kohle besser haushalten, wäre zumindest ein finanzieller Anreiz auch für Freie da. Dann bräuchten sie auch keine Festanstellungen zu fürchten und könnten auch mal wieder was ins Programm investieren oder Innovationen zulassen. Nach meiner Beobachtung wird aber viel kreatives Potential im Keim erstickt, denn es könnte ja dem Gequatsche der Berater zuwiderlaufen. Jegliche Versuche, die ARD zu reformieren, sind bislang gescheitert oder wurden erst gar nicht in Angriff genommen. Gut, dann nicht, dann macht so weiter, aber dann will ich auch kein Geschrei hören. Keines nach neuen Leuten, und erst recht keins nach Gebührenerhöhungen.