Ist die MA repräsentativ?

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Deutschland hat gut 82.000.000 Einwohner.
Davon werden etwa 60.000 Personen befragt.

Ich bin kein Mathematiker und lasse mich gerne belehren. Trotzdem und natürlich rein subjektiv erweckt dieses Verhältnis nicht gerade den Eindruck von Repräsentativität. Wenn man bedenkt, daß sich die 60.000 auf die einzelnen Bundesländer bzw. Werbemärkte verteilen, bezweifel ich stark, daß man aufgrund einpaar Tausend Befragte in NRW oder Bayern, die wahrscheinlich auch noch vollkommen genervt und unüberlegt antworten, auf das Hörverhalten aller schließen kann.

Wenn man sich die starken Schwankungen ansieht, kommt mir das alles wie ein Glücksspiel vor. Einmal gewinnen die einen, dann die anderen, dann alle, dann keiner.

Dieses labile Verhalten widerspricht doch auch der These, daß ein Radiohörer so gut wie gar nicht umschaltet, sondern seinem Sender treu bleibt: Einmal eingestellt, wird nix verändert, davon geht man aus. Das Phänomen "Zapping" soll demnach beim Radiokonsum nur ganz vereinzelt auftreten.
 
Bei der Erstellung der TV-Quoten durch die GfK werden noch weniger Bürger befragt. Da ist die Stichprobe noch kleiner und trotzdem Repräsentativ.

Wenn eine Wahlumfrage gemacht wird, ist die auch repräsentativ für das ganze Land - und auch da werden durch aus weniger befragt.
 
60.000 ist hammermäßig repräsentativ! Die Sonntagsfrage bei infas z.B. wird m.E. nur tausend Probanden gestellt. Wahlprognosen basieren auch auf Stichproben im einstelligen Tausenderbereich.

Also bundesweit gibt es damit kein Problem. Die Frage ist, ob Du lokal mit der Erhebung wirklich alle Fälle abdeckst. Beispiel: In Berliner Gartenkolonien läuft im Sommer fast überall 88.8. Aber die Laubenpieper haben oft nicht einmal ein Handy. Oder nimm die Ungenauigkeiten bei den Bruttoreichweiten (also inkl. der Hörer außerhalb des Sendegebietes). Da das naturgemäß sehr wenige sind, ist es wohl eher ein Zufall einen Radio1-hörenden Niedersachsen anzutreffen. In der Statistik punktet der aber dann mächtig.

Ergo: Die Nettoreichweiten der großen Sender sollten ziemlich genau stimmen. Problematisch sind die armen Kleinen, denk ich.
 
Denke auch, dass es wenn, dann wahrscheinlich gerade in Gebieten wie Berlin-Brandenburg (mit wenig Hörern und vielen Sendern) zu Ungenauigkeiten kommt.
 
Zu der Eingangsfrage: Nein, ist sie nicht.

Der Vergleich mit den GfK-Quoten ist schon deshalb schief, weil die Haushalte dort unter repräsentativen Gesichtspunkten ausgewählt werden, während die MA-Anrufe mehr oder weniger zufällig getätigt werden. Da nutzt auch die relativ breite Basis von 60.000 Befragten nicht viel.

Letztlich aber kommt es darauf auch gar nicht an - die MA ist nunmal die Währung, in der in unserer Branche gerechnet wird, ob es uns nun paßt, oder nicht.
 
Ich glaube, wir müssen erstmal definieren was "repräsentativ" heißt! Es bedeutet, dass das Ergebnis einer Befragung Rückschlüsse auf das tatsächliche Ergebnis bei der gesamten Personengruppe ergibt (beispielsweise die Bundesbevölkerung).

"Eine Umfrage ist ab 1000 Befragten repräsentativ". D.h. wenn Forsa 1000 Menschen befragt, ob Schavan die erste Bundespräsidentin wird, und 100 Menschen sagen nein, dann heißt es in den Nachrichten: "90% der deutschen Bürger glauben, dass Schavan Bundespräsidentin wird. Dies geht aus einer Forsa-Umfrage hervor."

Natürlich befragt Forsa nicht nur 1000 Menschen, aber es würde reichen, um die Umfrage repräsentativ zu machen. Was heißt das nun für Radio- und Fernsehzahlen?

Bei der GfK und ihren Fernsehmessquoten sieht das noch einfacher aus als beim Radio - jeder kann dieselben Sender sehen (die wenigen Lokalen mal ausgenommen)!

Und beim Radio? Es gibt in Deutschland 323 Landkreise, d.h. es würden bei der MA pro Landkreis ca. 186 Menschen befragt werden. Die meisten Lokalsender hier in BaWü erstrecken sich vom Sendegebiet her über 2-4 Landkreise. Nimmt man selbst fünf Landkreise zusammen, kämen noch nicht die erforderlichen 1000 Personen für eine repräsentative Umfrage zusammen.

Was ich damit sagen will, ist, dass Regional-, Bereichs- und auch die öffentlich rechtlichen Sender klare Vorteile gegenüber den Lokalen haben und somit eine Ungenauigkeit vorherrscht. An dem Wort "repräsentativ" würde ich mich jetzt nicht aufhängen, denn nimmt man die Sendegebiete und verteilt sie auf Landkreise, ist die MA für viele Sender repräsentativ. Allgemein gesehen ist sie es für mich jedoch nicht...
 
Willkommen im Tal der Ahnungslosen,
denken, meinen und überlegen. Wie wäre es mal mit etwas schlau machen, vielleicht einmal etwas über Stastik oder Marktforschung nachlesen. Selbst auf den Webseiten findet Ihr Informationen dazu. Muß man nicht mal ein Buch kaufen, sagt der Klaus.
Es gibt äußerst genaue Methodenbeschreibungen der MA, also nur zu, ruhig einmal nachlesen....

Weitere Postingthemen:
Radio Oberammergau läßt die Quoten vom Pabst erstellen oder hat ein Horoskop Einfluß auf die Reichweiten.

Neiin Leute, solche Postings ärgern mich unglaublich.
 
Zur Repräsentativität der MA ist zum einen das anzumerken, was Makeitso schon getan hat: Sie ist soziologisch zufällig, also zielungenau.

Was allerdings das Verhältnis 60.000 zu 82.000.000 angeht, so muss man hinzurechnen oder vielmehr abziehen, dass bestimmte Altersgruppen unbefragt bleiben, die in den 82 Mill. aber drin sind. Also unter 14jährige und die 82jährige Oma bleibt auch außen vor. Die ganz junge uns sehr alte Bevölkerungsschicht mus also von den 82.000.000 abgezogen werden, um diese dann mit den 60.000 in eine Verhältnis zu setzen. Das steigert die quantitative Repräsentativität der MA dann durchaus, wenngleich auch ich die Aussagekraft der Zahlen insgesamt kritisch sehe.
Dennoch bleibt's leider bei dem, was früher oder später hier sowieso fallen wird:
Die MA-Zahlen sind derzeit die Hauptwährung im existenzsicherenden Werbezeitenverkauf. db
 
@ db:

Das fiel bereits, siehe meinen obigen Beitrag. Davon ab: Danke für die Bestätigung.

@ Dr. Feng Shui:

Dann klär' uns doch mal auf. "Ihr habt keine Ahnung" rufen kann jeder.
 
@ db + Makeitso

Sehe ich auch so.

@ Dr. Fu Man Shu

Lass' uns doch bitte an deiner fernöstlichen Weisheit genesen.

@ Coldplay

Um das zu präzisieren:
Repräsentativität heißt: Es besteht Kongurenz zwischen theoretisch definierter Gesamtheit und tatsächlich repräsentierter Gesamtheit, oder einfacher: Die Stichprobe ist ein "verkleinertes Abbild" einer angebbaren Gesamtheit.

Wichtig: Nicht die Größe einer Stichprobe verhilft einer Studie zu Repräsentativität, sondern die Auswahl. Leider habe ich das Auswahlverfahren im Methodensteckbrief der AG.MA nicht gefunden.

Aber - is' eh wurscht, weil, wie von db und Makeitso schon erläutert, die MA die gültige Währung ist und sich mehr durch allgemeine Anerkennung als über Genauigkeit definiert. Mit der allgemeinen Gültigkeit hat die AG.MA eine große Macht (möchte ich hier mal anmerken). Doch das System funktioniert nun einmal so, wie es funktioniert. Auch wenn man leise zweifelt: wer sich darin bewegt, muss sich an seine Gesetze und seinen Glauben halten. Der Ketzer verbrennt sich selbst.

Gruß postit
 
Auswahlverfahren

Also, die agma nutzt bei der Stichprobenauswahl das Verfahren des "Arbeitskreises Deutscher Marktforschungsinstitute" ADM, das speziell für Telefonbefragungen konzipiert wurde und eine höchstmögliche Repräsentativität sicherstellen soll.
Eine genauere Darstellung würde wahrscheinlich den Rahmen dieses Forums sprengen. Aber ich tippe, dass Euch google dabei weiterhilft, wenn Ihr o.g. Stichwort eintippt....
 
@ homer

Bist du sicher? Die AG.MA ist kein Mitglied des ADM und von diesem Arbeitskreis sind mir nur allgemeine Qualitätskriterien für Marktforschung und Standards für Online-Befragungen bekannt. Immerhin: der ADM bemüht sich wirklich, die Glaubwürdigkeit von und das Vertrauen in Marktforschung zu stärken. Starker PR-Auftritt. Übrigens im Gegensatz zur AG.MA, die mehr auf ihr Monopol und institutionalisierten Status setzt.

Gruß postit
 
Sorry, Makeitso, dann ist nicht klar geworden, was ich wollte. Also: Ich wollte sagen, dass die 60.000 Befragten nicht die 82.000.000 Deutschen repräsentieren, sondern eine ganze Menge weniger, nämlich abzüglich der unter 14 Jährigen und der Senioren, jenseits von ~?? (70?/80?). db
 
Herr M.

gern, aber vorher erstmal alles lesen, was es so gibt z.B. via RMS und ARD Werbung, auch mal auf der AG.MA-Seite stöbern.

Wenn dann noch Fragen offen sind, fundiert nachfragen. Marktforschung ist sehr abstrakt, gibt nur Antworten, wenn man richtig fragen kann, ersetzt bei den Nutzern (Sendern) keinesfalls das Denken und, das weiß jeder der in diesem Bereich arbeitet, produziert oft mehr Fragen als Antworten.

PS.
Marktforschung sollte man wirklich nur Profis überlassen, die Quacksalberquote ist leider auch exorbitant hoch.
 
Na holla, da ist aber einer mächtig stolz auf seinen Job.
Lass mich raten - ihr erstellt Erkenntnisse wie: "Der Erfolgsfaktor hängt vom Preis ab" oder "Bei gutem Wetter ist es leichter, eine Straßenumfrage zu machen, als bei schlechtem". Nicht schlecht. Wenn Du Dich eh nur aufbläst und maulst ob der Unkenntnis mancher Leute hier, geh doch ... und sag niemandem, dass Du hier warst...Berater und Marktforscher, die Seuche des 21. Jahrhunderts
 
Die ag.ma gehört nicht dem ADM an, dafür aber die Insitute, die die Befragung durchführen. Benutzt werden bei der MA das ADM-Design in Kombination mit dem sog. Gabler/Häder-Verfahren.

Grob vereinfacht wird dabei zunächst eine Grundgesamtheit festgelegt (Hier: Deutsche Statsbürger ab 14 in Privathaushalten, wenn dort Hauptwohnsitz). Unter 14 macht dabei sowohl juristisch, als auch effektiv keinen Sinn. (Es haben sich schon tausend Soziologen mit der Mediennutzung von Kindern auseinander gesetzt.) Nach oben hin ist das offen. Jetzt kommt es darauf an, dass jedes Element eine Wahrscheinlichkeit größer Null hat, in die Stichprobe zu kommen. Also zufällig ausgewählt wird. Das, UND NUR DAS!!!! heißt, die Befragung ist "repräsentativ", weil - wirklich sehr grob vereinfacht - jede Bevölkerungsgruppe oder jedes Extrem in der Stichprobe abgedeckt wird und somit die Stichprobe sozusagen ein verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit ist.

ADM-Design heißt, dass das Befragungsgebiet in seine Wahlkreise aufgeteilt wird, aus dem dann zufällig Stimmbezirke ausgewählt werden. In der zweiten Stufe werden, wiederum zufällig, Telefonnummern in dem Bezirk ausgewählt.

Dabei haben die Damen und Herren Gabler und Häder im Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) ein Verfahren entwickelt, dass über eine bestimmte Systematik die Nummern zufällig erstellt, also berücksichtigt, dass sich viele Leute nicht ins Telefonbuch eintragen lassen und es auch Geheimnummern gibt, die dann doch angewählt werden können. (In der Bruttostichprobe sind also auch allerhand nicht vergebene Nummern, Büroanschlüsse, Faxanschlüsse etc., die beim Abtelefonieren als neutrale Ausfälle gewertet werden, weil sie nicht zur Grundgesamtheit führen.)

Kommt ein Kontakt zustande, befragt der Interviewer eben nicht blind die Kontaktperson, sondern lässt sich sagen, wieviele Personen der Grundgesamtheit ihren Hauptwohnsitz dort haben. Die listet er anhand des Geburtdatums auf. Für die Auswahl der Zielperson hat er den sogenannten Schwedenschlüssel, eine völlig unwillkürliche, zufällige Auflistung von Zahlen, die sagt: Sind es soundso viele Personen, ist dieunddie Person auf Deiner Liste Deine Zielperson. Und die wird befragt. Ist sie nicht da, wird ein Termin vereinbart.

Es handelt sich bei der Stichprobenauswahl zur MA also um eine mehrstufige Zufallsauswahl. Es werden keinesfalls bloß die Hausfrauen befragt, die eben zufällig da sind!!

Die Größe spielt für die "Repräsentativität" solange keine Rolle, wie die Stichprobe unter 5 Prozent der Grundgesamtheit liegt. Auf die Größe kommt es an :D , wenn die Fehlerintervalle berechnet werden. Da gibt es statistische Formeln, die jeder Mathematiker lernt.

Freunde, bei der Markt- und Medienforschung handelt es sich um empirische Sozialforschung und das ist eine WISSENSCHAFT, kein Hirngespinst irgendwelcher Berater. Die Kollegen sind sich folglich der möglichen Fehler durch Fragebogenkonstruktion, nicht neutrale Ausfälle, teilweise Interviewausfälle, Interviewereinfluss etc. bewußt. Und genau DAS ist ein entscheidendes Merkmal empirischer Sozialforschung: Die Möglichkeit, diese Fehler zu erkennen, berechnen und das Ergebnis davon zu bereinigen. Es gibt Leute, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, die Methoden zu verfeinern. Und das können die sicher besser, als ein paar Radiofuzzis, denen das Ergebnis einer Umfrage nicht schmeckt, die in der Folge schlau daher quatschen und doch bloß keine Ahnung haben!
Gute Nacht
Die Hexe
 
@ Dr. Fu Man Chu
DIR, mein Lieber, empfehle ich neben des Studiums von Online-PR-Auftritten die ausführliche, anstrengende aber ausgesprochen lohnende Lektüre von Fachliteratur wie z.B. "Empirische Sozialforschung" von Helmut Kromrey. Der bedient sich zwar des "übelsten Soziologendeutschs", ist aber im Vergleich zum Worthülsen-Sprechblasen-Werber-PR-Gelaber außerordentlich präzise - und alles andere als ein Quacksalber.

Liebe Hexe,

vielen Dank für die ausführliche Information. Gute Recherche. Eine kurze Anmerkung noch: oberstes Prinzip wissenschaftlichen Arbeitens ist quellen- und methodenkritisches Vorgehen. Wenn eine Studie nicht transparent ist, läuten bei mir sofort alle Alarmglocken. Das hat nichts mit Größe oder Ansehen der durchführenden Institution zu tun.

Gruß postit
 
Das ist wieder typisch ... bei der ganzen Diskussion um die Stichprobe wird der entscheidende Fehler-Faktor in der MA vergessen ...

Meine Meinung:

Meines Wissens nach werden die Probanten beim Telefoninterview u.a. befragt, welchen Radiosender sie gestern gehört haben, und zwar im 1/4-Stunden Takt (Von 8 bis 8.15, von 8.15 bis 8.30).

Ich bezweifele, dass sich gerade Wechselhörer wirklich damit auseinandergesetzt haben, in welchen Sender sie gerade reingezappt haben. Also werden sie den antworten, an den sie sich am intensivsten erinnern .... und das ist eben der lauteste mit der aufdringlichsten Positionierung ... und sei es, dass sie sich negativ daran erinnern. Sie erinnern sich.

Ich erinnere nur daran, welchen Quotensprung der lauteste Sender, den ich kenne - ffn - nach oben gemacht hat, als die MA-Methodik auf CATI geändert wurde. Spricht dafür, dass der lauteste häufiger genannt als tatsächlich gehört wird.

Wäre ich Medienplaner bei einer Werbeagentur, würde ich alles daran setzen, dass die Zahlen der MA wirklich ein Abbild der eingeschalteten Sender liefern, damit meine Werbung nicht im Äther-Nirvana verschwindet (ganz abgesehen von psychologischen Effekten wie starke Anhebung der Wahrnehmungsschwelle bei lauten Sendern und damit abnahme der Wahrscheinlichkeit, dass meine Werbung überhaupt gehört wird).

Es gibt allerdings auch Argumente, die FÜR CATI sprechen, wie z.B. dass die Zahl der "politisch korrekten" Antworten (wie zum Beispiel "Natürlich habe ich auch mal den Info-Sender gehört", obwohl das gar nicht war ist) bei der Massen-Telefonbefragung geringer sein wird als bei persönlichen Interviews.

Die Lösung?

Wenn ich die hätte, wäre ich reich. Nur so viel ist sicher: Die GfK-Ergebnisse sind trotz der wesentlich kleineren Stichprobe (knapp 1.500) wesentlich genauer als die MA-Befragungen, weil tatsächlich mit der Box nur das gemessen wird, was GESEHEN wird (noch nicht einmal, was eingeschaltet ist, die GfK-Werte sind tatsächlich noch genauer).

Habt Ihr die Lösung?

Bitte melden, lasst uns eine Firma aufmachen :)
 
Hallo Postit,

ich bezweifle, dass jemand, der hier schreibt, eine Befragung sei nicht repräsentativ, weil die Befragten zufällig ausgewählt wurden, auch nur ansatzweise einschätzen kann, wo tatsächlich Fehlerquellen der MA-Befragung lauern. Insofern ist die Diskussion hier im Forum mal wieder typisch: Es würde nicht ansatzweise so viel Müll geschrieben, würden die Zahlen - gleich, wie sie erhoben wurden - das Gegenteil belegen, nämlich, dass sich alle ganz viel Wort und musikalische Abwechslung in allen möglichen Sparten wünschen.

Jeder, der sich mit der Thematik der Sozialforschung näher auseinander setzt (und das ist ein Unterschied zu "guter Recherche"), kennt die Probleme der Erinnerungsbefragung, der quantitativen Beschreibung und der Beeinflussung durch Interessen etc. Radiodiplom hat mit seinem Posting wirkliche Probleme angesprochen. Den Sozialforschern sind diese aber bewußt - es ist tatsächlich nicht so, dass hier ein paar Radiofritzen mit ihrem Alltagswissen bahnbrechende Erkenntnisse veröffentlichen, die nun die Befragung revolutionieren. Wie dann das Ergebnis zu interpretieren ist - und dass dazu Quellen- und Methodenkritik zwingend ist - steht auf einem ganz anderen Blatt.

Dass aber eine quantitative Studie, die zum Zweck hat, Einschaltquoten und Hör-/Verweildauer zu messen, um eine "Währung" für die Werbetreibenden zu schaffen, keine qualitativen Faktoren misst, sollte auch klar sein. Das versteht man unter Validität. Es steht ja auch jedem frei, eine eigene Studie über die qualitativen Merkmale in Auftrag zu geben (unabhängig vom Reseach der einzelnen Sender) - auf die Ergebnisse bin ich gespannt.

Viele Grüße
Die Hexe

PS: Zum Thema Transparenz: Unter www.agma-mmc.de findest Du den Methodensteckbrief ein bisschen ausführlicher als bei ASS und RMS.

@ radiodiplom

Mit dem Unterschied CATI/Face-to-Face hast Du nicht ganz recht, da auch die persönliche Befragung eine Massenbefragung war, bei der Interviewer an einem Tag mit ihren Fragebögen viele, viele Haushalte aufgesucht haben. Das Problem sozial erwünschter Antworten kannst Du ein wenig mit geschickter Fragebogenkonstruktion lösen, in dem Du bspw. die Fragen möglichst neutral formulierst. Ein großer Vorteil der CATI ist aber, dass Du die Interviewer viel besser kontrollieren kannst, da sich der "Überwacher" auch in die Telefonate einschalten kann. Also sinkt die Gefahr, dass der Interviewer tatsächlich irgendeinen befragt, der gerade da war - oder die Fragebögen selbst ausfüllt. Außerdem spielen Sympathiewerte keine Rolle mehr und der Interviewereinfluss auf die Befragung sinkt. Abgesehen davon, dass es auch billiger ist, bin daher ich ein klarer Befürworter der Umstellung auf die CATI.
 
@radiodiplom

Die Umstellung auf CATI hatte nicht zur Folge, dass die lautesten Sender bevorzugt wurden, sondern dass insgesamt Sender mit einer jüngeren Zielgruppe profitiert haben (was im Übrigen im Vorfeld der Umstellung so erwartet worden war). Und zwar aus dem Grund, dass jüngere Menschen per Telefon leichter zu erreichen sind als ältere.
 
@radiodiplom: vielleicht interessiert Dich folgender Artikel:

--> Müller, Dieter: "Nutzenmessung des Radios: Uhr oder Ohr?", in: Media Perspektiven 1/2002, S. 2ff.

Darin sind kritisch Vor- und Nachteile von gedächtnisbasierter MA bzw. technischen Radiometersystemen gegenübergestellt.

Außerdem ist die vielgepriesene Repräsentativität nicht das ausschlaggebende Argument einer Untersuchung. Vielmehr muß die Methode auch tatsächlich das zu messende Kriterium (hier: Radionutzung) abbilden. Und da kann man sich bei der MA, deren Methode und Ergebnisse gut dokumentiert sind, wirklich hinreichend sicher sein.

Kritscher sind da doch die vielen Umfragen in Zeitschriften/Zeitungen, die vorgeben, die Meinung in der Bevölkerung zu erfassen. Während die MA nur für Fachleute interessant ist, orientieren sich die Menschen vermutlich stark an solchen Repräsentativumfragen (eben weil sie denken "repräsentativ = wahr").

Wenn schon Methodenkritik, dann doch mit Sachkenntnis und an der richtigen Stelle!
 
Liebe Hexe,

1.) Es wurde in diesem Thread nach der Repräsentativität der MA gefragt, nicht nach der Validität. Nur DARAUF habe ich geantwortet.
2.) Ich habe mich mit meinem Posting auf den Methodensteckbrief auf der AG.MA-Seite bezogen. Dort steht in einem 48-Seiten PDF-Dokument nix, aber auch gar nix über die Auswahlmethode (spricht nicht gerade für Transparenz). Nochmals danke für deine Antwort, sie hat mir Arbeit erspart. Übrigens: auch Recherche gehört zur wissenschaftlichen Arbeit. ;) :)
3.) Wir wissen beide, was wir von einander zu halten haben. Ich habe den Umgang mit empirischen Methoden ebenfalls gelernt, wende sie in meiner täglichen Arbeit aktiv an und kenne daher auch die Gefahren der Manipulation (ohne, dass ich sie jetzt hier irgend jemanden unterstellen würde). Wenn ich denn Kritik äußere, dann nicht wegen eines dumpfen Unbehagens aus Unkenntnis, sondern eher als "Nestbeschmutzer" - nein, besser als Nestputzeule. Hier geht es auch um das Ansehen meines Berufes.
4.) Die Forderung nach Qualität im Radio hat mit der kritischen Betrachtung der MA zunächst nichts zu tun, wurde auch von mir in diesem Thread nicht thematisiert.
5.) Ich kenne bisher auch noch keine bessere Methode als die MA, an ihrer Notwendigkeit habe ich nicht gezweifelt, aber ich frage grundsätzlich nach, wenn mir etwas nicht ganz koscher erscheint.

Gruß postit
 
______ OFF TOPIC _____

Hallo Postit,

dann muss ich zum Schluss noch schnell klar stellen, dass ich mit der offen zum Ausdruck gebrachten Kritik nicht Dich gemeint habe. Wieso auch? Mir war klar, dass Dir diese Dinge klar sind. Aber das ist ja nicht unser Privatforum.
Wir können gern über Vor- und Nachteile und Manipulationen diskutieren. Aber wenn etwas überhaupt nicht geht, dann diese Besserwisserei und Arroganz einiger Forumsteilnehmer, die glauben, mit dem ultimativen Durchblick auf den ersten Blick Fehler zu enttarnen, an die vor ihnen nie einer dachte, weil die Leute ab einer gewissen Stufe der Hirarchie ja generell erst mal blöde sind. Es war aber unfair, dass alles unter Deine Anrede zu packen. Sorry.
Kritik, gerade in der Sozialforschung, ist unabdingbar. Man muss aber wissen, WAS man kritisiert oder die Zweifel benennen können. Die Tatsache, dass das Ergebnis den eigenen Erwartungen widerspricht, ist keine besonders sachliche Basis. Ich hoffe, dass wir uns darüber einig sind. Es wird eine wissenschaftliche Disziplin in den Dreck gezogen - von Leuten, die das für Beraterzeug halten und überhaupt nicht wissen, wovon sie eigentlich reden. Und letztlich geht es auch um meine Arbeit.
Der Methodensteckbrief der ag.ma war tatsächlich einmal ausführlicher in puncto Stichprobe. Ein großes Geheimnis ist es aber nicht, es lässt sich z.B. leicht ergooglen. Dem Vorwurf mangelnder Transparenz könnte auch der Versuch vorausgehen, diese Informationen aus erster Hand über die angegebenen Kontaktdaten zu erfragen. Ich bin mir ganz sicher, dass die beteiligten Seiten ziemlich ausführlich über das Verfahren informiert werden. Gemauert hat da bisher niemand.
Und dann solltest Du bitte auch in Betracht ziehen, dass die MA von den Werbetreibenden - unter denen sich Marktforscher befinden - als angebotene Währung auch akzeptiert wird.
 
AW: Ist die MA repräsentativ?

Seit über 30 Jahren wird die Radionutzung mit Hilfe
der Media-Analyse (ma) erhoben. Von Anfang an war
die ma für Radio die wichtigste Untersuchung zur
Bestimmung und Bewertung des Hörfunkangebots in
Deutschland. Sie stellt die "Währung" dar für die
Leistung des Werbeträgerangebots von Radio für die
Werbewirtschaft.

Dabei ist die Arbeit an der Methode der ma Radio
nicht stehen geblieben. Im Gegenteil wurde immer an
der Optimierung dieser Studie gearbeitet. Ein Höhe-
punkt dieser Bemühungen war die Umstellung auf die Untersuchungstechnik CATI zur ma 2000. Seither
wurde viel getan, um diese Technik noch besser in
den Dienst der Reichweitenermittlung von Radio zu
stellen.

Das Bestreben war und ist, dem Markt mit einer
optimalen mediengerechten Erhebungsmethode eine
vergleichbare Darstellung der Werbeträgerleistung
von Radio zur Verfügung zu stellen.
 
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