AW: JUMP – Wie lange wird noch gehüpft?
Und hier das Interview mit MS:
Die MDR-Radiowelle Jump setzt auf Umweltthemen. Der Sender ist der «Green Music»-Initiative beigetreten, die für eine klimafreundliche Unterhaltungsbranche eintritt. Programmchef Michael Schiewack sagt im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, warum er das für so wichtig hält und wie er die Aspekte in die Sendungen einbauen will. Täglich schalten fast 940 000 Hörer in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen den Sender ein. Zielgruppe sind junge Erwachsene (20 bis 40 Jahre).
Herr Schiewack, ist Radiohören umweltschädlich?
Schiewack: «Wenn man den falschen Sender hört, kann das Gewalt gegen die Ohren sein... (lacht). Aber im Ernst, wir wollen unter dem Motto "Wie viel CO2 verträgt die Musik" neue, wichtige Themen transportieren. Unser öffentlich-rechtlicher Auftrag besteht auch darin, Werte zu vermitteln. Die Erhaltung der Umwelt gehört dazu.»
Es gibt viele bedeutende Themen, wie Bildung, Integration oder die alternde Bevölkerung. Warum ist Ihnen die Umwelt so wichtig?
Schiewack: «Das Thema liegt mir wirklich am Herzen. Ich frage mich, warum viele junge Menschen angesichts des Zustandes unseres Planeten so geduldig sind, statt die Erwachsenen mehr in die Verantwortung zu nehmen. Wir haben im Golf von Mexiko gerade die größte Ölkatastrophe und keiner weiß, ob die Schäden jemals repariert werden können. Es geht ja nicht nur um finanzielle Lasten, die den folgenden Generationen aufgebürdet werden, sondern wichtiger noch ist der Zustand unserer Lebensbereiche.»
Wollen Sie ein Umweltradio werden?
Schiewack: «Nein, Jump ist kein Spartensender. Wir sind der Initiative "Green Music" beigetreten und fangen bei den Festivals in Ferropolis an (Anmerkung: Das Industriedenkmal mit riesigen Baggern wird für Veranstaltungen genutzt. Es liegt bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt). Es werden zwar keine klinisch reinen, ökologischen Musikveranstaltungen werden und wir wollen sicher nicht in Sack und Leinen herumlaufen. Rock'n'Roll bleibt Rock'n'Roll. Aber für Melt!, Splash und das Ferro Festival wird der größte Teil der Infrastruktur nur einmal aufgebaut und von allen genutzt. Das spart Energie und andere Ressourcen. Außerdem verkaufen wir für unser Festival ein Fünferticket für verbilligte 99 Euro. Das kommunizieren wir im Radio so: "Kommt zu fünft mit einem Auto. Das spart nicht nur Geld, sondern ist auch besser für die Umwelt."»
Damit kämpfen Sie gegen die Ölkatastrophe?
Schiewack: «Wir merken, dass diese Themen unsere Hörer bewegen und beziehen sie ein. Aber wir können keine Bohrlöcher verschließen. Auch wenn man klein anfängt, wird sich der Effekt summieren.»
Wird man das auch im Programm wahrnehmen?
Schiewack: «Wir planen Schwerpunkte zu Themen wie Kohlendioxidausstoß, grüne Jobs oder Wiederverwertung. Und wir berichten natürlich im Rahmen der Konzerte über das Umwelt-Engagement von Stars. Wir geben diesen Vorbildern eine Plattform zu erzählen, wie sie mit gutem Beispiel voran gehen. Die Umwelt zieht sich wie ein grüner Faden durchs Programm.»
Glauben Sie nicht, dass Sie ihren Hörern damit auf den Wecker gehen?
Schiewack: «Wir erheben ja nicht den Zeigefinger, das muss mit Lockerheit passieren, auch wenn es um kleine Tipps geht wie, dass man beim Zähneputzen das Wasser abdrehen soll...»
...oder das Radio nicht immer nebenher laufen lassen soll?
Schiewack: «Neiiiin, das Radio ist ein ganz wunderbarer und wichtiger Begleiter des Tages. Die emotionale Bedeutung ist nicht zu überschätzen. Man ist nie allein, Mensch und Umwelt müssen im Einklang sein (lacht). Dann lieber Sparlampen einschrauben, keine Mails mehr ausdrucken und eine Sammel-Anreise mit Freunden nach Ferropolis.»