Kai Gniffke und die Reformen im öffentlich-rechtlichen Hörfunk

Wenn ich mir auf Youtube ein Musikvideo angucke: Wer hat dann die Werbung wohl veranlasst? Die Künstler aus dem Video? Wohl nicht. Irgendwelchen Amateuren, die dort verwackelten Low-Quality-Content einstellen, würde man auch nicht andichten, dass sie dicke Werbeverträge mit internationalen Markenartiklern abschließen.
Der Vergleich hinkt schon alleine deshalb, weil die Öffis in der Regel keine verwackelten Low-Budget-Filmchen produzieren und natürlich auch keine Musikvideos. Ich für meinen Teil würde dem mündigen Nutzer schon zugestehen wollen, dass er sehr wohl unterscheiden kann, ob er sich auf dem Youtube-Kanal eines x-beliebigen Musikers befindet oder beispielsweise auf einem Funk-Kanal, zumal Youtube selbst seit geraumer Zeit unter den Videos auch deutlich kenntlich macht, das man sich auf dem Kanal eines deutschen ÖR befindet. Übrigens: §30 des neuen Medienstaatsvertrages:
"Werden Telemedien von den in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten, dem
ZDF oder dem Deutschlandradio außerhalb des von ihnen jeweils eingerichteten eigenen Portals
verbreitet, sollen sie für die Einhaltung des Absatzes 5 Satz 1 Nr. 1 Sorge tragen." Jener Satz besagt sehr eindeutig, das Werbung (mit Ausnahme von Produktplatzierung) schlicht nicht zulässig ist. Und das Abspielen eines oder mehrerer Spots vor dem eigentlichen Beitrag ist nunmal keine Produktplatzierung.
 
Als Creator bei YT kann man seine Videos zur Monetarisierung anmelden. Dann prüft das YT und gibt einen Teil der Werbeerlöse an den Creator ab. Natürlich meldet z.B. Funk keine Monetarisierung an. Bei "Walulis Daily" starten dann bei mir die Videos auch immer direkt ohne Werbung. Ebenso bei Radioeins. Eine ausdrückliche Verweigerung von jedweder Unterbrecherwerbung kann man aber wohl nicht ausdrücklich einstellen.
 
Und das Abspielen eines oder mehrerer Spots vor dem eigentlichen Beitrag ist nunmal keine Produktplatzierung.

Es sind aber nicht die Rundfunkanstalten, die diese Werbung dort einfügen (das dürften sie in der Tat nicht), sondern die Betreiber der Plattformen, die das auch offen kommunizieren.

Die Betreiber der Plattformen sind privatwirtschaftliche Unternehmen und unterfallen daher nicht den besonderen Vorschriften für öffentlich-rechtliche Medienanbieter. Das ist doch wohl nicht allzu schwer zu verstehen.

Außerdem: Wenn es verboten wäre, wo sind dann die Klagen der Privaten?

Als Creator bei YT kann man seine Videos zur Monetarisierung anmelden. Dann prüft das YT und gibt einen Teil der Werbeerlöse an den Creator ab.

Das ist aber öffentlich-rechtlichen Inhalteanbietern nicht erlaubt: § 30 Abs. 6 Medienstaatsvertrag
 
Wenn es verboten wäre, wo sind dann die Klagen der Privaten?
Du hast immer eine seltsame Logik in deiner Kausalkette. Man könnte auch sagen: umgekehrte Beweislast.
Nicht die Kommerziellen Anbieter müssen der ARD einen Verstoß nachweisen (das ist in einem Rechtsstaat alleinige Aufgabe der Ermittlungsbehörden wie Polizei oder Staatsanwaltschaft!), sondern die ARD darf sich nicht in einer Grauzone ("wo kein Kläger, da kein Richter") bewegen sondern muss sich an die Gesetzeslage halten.

Damit man derartige Mißverständnisse vermeidet, sollte sich die ARD komplett von Drittplattformen, insbesondere solcher US-amerikanischer Großkonzerne wie Google, Meta oder Facebook, zurückziehen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Damit man derartige Mißverständnisse vermeidet, sollte sich die ARD komplett von Drittplattformen, insbesondere solcher US-amerikanischer Großkonzerne wie Google, Meta oder Facebook, zurückziehen!
Ich sehe das etwas entspannter. Solange nicht widerrechtlich an irgendwelcher geschalteter Werbung profitiert wird, sollen die Öffis gerne ihre Produktionen dort reinstellen - als Zweitverwertung nach der linearen Sendung. Auf diesen Plattformen sind - ob ich das will oder nicht - erhebliche Mengen an Menschen auch aus Deutschland unterwegs und wenn sie dabei auch nur "versehentlich" über einen - bitte hochwertigen - öffentlich-rechtlichen Inhalt stolpern, ist mir das ganz recht. Dieser Abruf kostet dann wenigstens nicht noch Betriebskosten, die vom Rundfunkbeitrag abgezweigt werden und damit im Programm fehlen.

Wichtig ist mir halt, dass nicht für die Exklusiv- oder Primärverbreitung auf solchen Plattformen produziert wird, dass nicht "Nischeninhalte" ausschließlich dorthin geschoben werden, während die linearen Programme weiter ausbluten.

Aber die Parole "zuerst für Youtube" ist ja inzwischen in den Anstalten angekommen. So sollte es nicht sein.
 
Du hast immer eine seltsame Logik in deiner Kausalkette.
Aha. Immer, soso.

Nicht die Kommerziellen Anbieter müssen der ARD einen Verstoß nachweisen
Sie würden es sicher liebend gerne tun, wenn es denn einen Verstoß gäbe. Den gibt es aber nicht.

sondern die ARD darf sich nicht in einer Grauzone ("wo kein Kläger, da kein Richter") bewegen
Macht sie ja auch gar nicht.

bewegen sondern muss sich an die Gesetzeslage halten.
Das tut sie.

Damit man derartige Mißverständnisse vermeidet
Es gibt hier keine Missverständnisse, weil es rechtlich eindeutig geregelt ist und sich die ARD hier an Recht und Gesetz hält.

sollte sich die ARD komplett von Drittplattformen, insbesondere solcher US-amerikanischer Großkonzerne wie Google, Meta oder Facebook, zurückziehen!
Das kann eine private Meinung sein (die ich nicht teile). Die Meinung hat aber keine Rechtswirkung. Außerdem wäre die ARD schön blöd, wenn sie sich von den Drittplattformen zurückzieht. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Bestands- und Entwicklungsgarantie der öffentlich-rechtlichen Medien. Das Bespielen von Drittplattformen macht die ARD ja auch nicht au Juxx und Dollerei, sondern weil sie dort Menschen erreicht, die u.a. kein lineares Fernsehen mehr gucken und kein lineares Radio hören.
 
Das Bespielen von Drittplattformen macht die ARD ja auch nicht au Juxx und Dollerei, sondern weil sie dort Menschen erreicht, die u.a. kein lineares Fernsehen mehr gucken und kein lineares Radio hören.
Die ARD macht etwas aus "Juxx und Dollerei"? Niemals! Da steckt hinter allem eine wissenschaftlich fundierte, rechtlich wasserdichte und komplett rationale Strategie. Und natürlich härteste Ausgabendisziplin.

 
War ja klar, dass zu dem Thema nur ein Video von den "besorgten Konservativen" kommen kann, was die typischen Begriffe enthält und nichts anderes darstellt, als die persönliche Meinung einer Person.
 
Die Meinungen Einzelner scheinen bei @muted grundsätzlich nicht sonderlich viel zu zählen?

Zugegeben, das Video wäre noch viel eindrucksvoller, wenn sich Holger Kreymeier einige unnötige Spitzen erspart hätte. Die gezeigten Zahlen und Beispiele sprechen ja für sich. Interessant sein Ansatz, die Kosten zu schätzen. Da müsste mal jemand tiefer nachbohren. Es steht zu befürchten, dass hinter diesem ganzen Social-Media-Moloch ein Netz an externen Agenturen hängt, dessen Abhängigkeiten zu den ÖRR-Sendern eher intransparent sind.
 
Die Meinungen Einzelner scheinen bei @muted grundsätzlich nicht sonderlich viel zu zählen?

Das stimmt nicht. Aber eine Meinung ist eben kein Beleg und auch keine Rechtsgrundlage.

Interessant sein Ansatz, die Kosten zu schätzen.

Es ist und bleibt aber eine Schätzung, die auf Annahmen beruht und durch die Skalierung ("Kosten für 1 hochgerechnet mal x Posts") eine Bandbreite annimmt, die um Größenordnungen daneben liegen kann.

Es steht zu befürchten, dass hinter diesem ganzen Social-Media-Moloch ein Netz an externen Agenturen hängt, dessen Abhängigkeiten zu den ÖRR eher intransparent sind.

Gibt es für diese Behauptung auch Belege?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das stimmt nicht. Aber eine Meinung ist eben kein Beleg und auch keine Rechtsgrundlage.
Ich fürchte, unser Verständnis für ein Hobby-Forum liegen doch etwas auseinander. Schon wieder das Gerede von "Belegen" oder gar "Beweisen". Ich lasse mir nicht verbieten, meinen "Befürchtungen" Ausdruck zu geben. Dass ich keine repräsentiven Studien durchführe oder wissenschaftliche Gutachten erstelle, sollte offensichtlich sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solange nicht widerrechtlich an irgendwelcher geschalteter Werbung profitiert wird, sollen die Öffis gerne ihre Produktionen dort reinstellen - als Zweitverwertung nach der linearen Sendung. Auf diesen Plattformen sind - ob ich das will oder nicht - erhebliche Mengen an Menschen auch aus Deutschland unterwegs und wenn sie dabei auch nur "versehentlich" über einen - bitte hochwertigen - öffentlich-rechtlichen Inhalt stolpern, ist mir das ganz recht. Dieser Abruf kostet dann wenigstens nicht noch Betriebskosten, die vom Rundfunkbeitrag abgezweigt werden und damit im Programm fehlen.
Das würde ich ähnlich sehen. Mir war es halt nur wichtig mal darauf hinzuweisen, dass gerade die Werbeschaltungen durch Youtube unmittelbar vor dem Beitrag, durchaus als problematisch angesehen werden können.
Was den extra für Insta, TikTok und Co. produzierten Content angeht, wäre ich dagegen schon eher auf Kreymeiers Seite, denn manches davon ist wirklich schlichtweg überflüssig und manches davon auch eines ÖRs nicht würdig - völlig unabhängig von der Kostenfrage, die dann unterm Strich auch noch so eine Sache ist. Selbst wenn man aus welchen Gründen auch immer von eher marginalen Kosten ausgeht, stellt sich trotzdem die Frage nach dem eigentlichen Arbeitsverständnis bei den ÖRs, denn einen Großteil dieser Filmchen macht man nicht eben mal in 5 min aus dem Handgelenk. Hat man da innerhalb der "regulären Arbeitszeit" wirklich soviel Zeit? Und wenn ja, warum wird die nicht da investiert, wo sie deutlich sinnvoller wäre, sprich im eigentlichen Hauptprogramm? Bei Betrachtung der ÖR-TV-Programme und insbesondere der Rundfunkangebote müssen sich die ÖR-Akteure diese Frage leider gefallen lassen! Also kurzum: Wenn man soviel Zeit hat diverse Social-media-Kanäle mit soviel Leben zu füllen, warum hat man dann beim konsumieren der ÖR-Hauptprogramme, insbesondere beim Radio, eher den Eindruck dass man da nur soviel Zeit wie gerade nötig und nicht soviel Zeit wie möglich reinsteckt?
 
Die ARD macht etwas aus "Juxx und Dollerei"? Niemals! Da steckt hinter allem eine wissenschaftlich fundierte, rechtlich wasserdichte und komplett rationale Strategie. Und natürlich härteste Ausgabendisziplin.

Ich weiß nach dem Schauen dieses Channels immer wieder, wieso ich lieber Rundfunkbeitrag berappe als auch nur einen Cent in das Abo bei ihm zu stecken.
 
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Mir als freier SWR Mitarbeiter ist nichts dergleichen bekannt.
Ok, dann macht der SWR das eben allein. Ist das besser?

Für diesen "tollen" Facebook Post wurden schon mal 6 dpa Fotos eingekauft:

Und hier hat sich der SWR-Autor Leo Eder viel Mühe gemacht, weil in Hannover (!) jemand mit Hundekacke geworfen hat. Er hat sogar auf Insta dem Dackel nachgeschnüffelt.

Kann man sich nicht ausdenken...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok, dann macht der SWR das eben allein. Ist das besser?

Für diesen "tollen" Facebook Post wurden schon mal 6 dpa Fotos eingekauft:

Und hier hat sich der SWR-Autor Leo Eder viel Mühe gemacht, weil in Hannover (!) jemand mit Hundekacke geworfen hat. Er hat sogar auf Insta dem Dackel nachgeschnüffelt.

Kann man sich nicht ausdenken...
Weißt du denn, welche Konditionen der SWR mit dpa hat? Wie die meisten großen Medienhäuser dürften da Flatrates greifen. Aber wenn man das mit einbeziehen würde, könnte man ja nur halb so gut die Backen dick machen.
 
Weißt du denn, welche Konditionen der SWR mit dpa hat? Wie die meisten großen Medienhäuser dürften da Flatrates greifen. Aber wenn man das mit einbeziehen würde, könnte man ja nur halb so gut die Backen dick machen.
Nein, weiß ich nicht. Selbst wenn die Fotos gratis wären, bereits die Arbeitszeit für den SWR-Mitarbeiter, um einen Post zum Thema "Superbowl" zu erstellen, kostet. Aber vermutlich kommt auch dafür gleich jemand, der mir erklärt, dass der SWR unbedingt Footballfans erreichen muss laut Programmauftrag.
 
Ok, dann macht der SWR das eben allein. Ist das besser?

Für diesen "tollen" Facebook Post wurden schon mal 6 dpa Fotos eingekauft:

Und hier hat sich der SWR-Autor Leo Eder viel Mühe gemacht, weil in Hannover (!) jemand mit Hundekacke geworfen hat. Er hat sogar auf Insta dem Dackel nachgeschnüffelt.

Kann man sich nicht ausdenken...
Wenn sie nichts machen würden in den sozialen Medien, dann würde man auch meckern.
 
Wenn sie nichts machen würden in den sozialen Medien, dann würde man auch meckern.
Wie müsste eigentlich ein Post aussehen, für den du nicht irgendein Verständnis aufbringst und dem du ein Mindestmaß an journalistischer Professionalität und Anspruch an den ÖRR dann vielleicht doch absprechen würdest?
Ein Posttext auf Praktikanten-Niveau, Schreibfehler in den Bildern und eine Themenwahl ohne jeden Bezug zum eigenen Sender scheinen ja nicht zu genügen.
 
Wie müsste eigentlich ein Post aussehen, für den du nicht irgendein Verständnis aufbringst und dem du ein Mindestmaß an journalistischer Professionalität und Anspruch an den ÖRR dann vielleicht doch absprechen würdest?
Ein Posttext auf Praktikanten-Niveau, Schreibfehler in den Bildern und eine Themenwahl ohne jeden Bezug zum eigenen Sender scheinen ja nicht zu genügen.
Wieso gehst du denn davon aus, dass es keinen Bezug zum Sender gibt? Was weißt du denn über das Sendegebiet des SWR? Ich würde mal drauf tippen, dass es in den beiden Bundesländern, die Jahrzehnte durch die Präsenz des US-Militärs geprägt wurden, sehr wohl auch ein gewisses Interesse am Super Bowl gibt. Aber reg dich ruhig aus Berlin über einen Sender ein paar hundert Kilometer entfernt auf.
 
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Also in dieser pdf kommt das Wort Football nicht vor. Man kann sich zig Gründe vorstellen, warum sich jemand für den Super Bowl interessiert oder gar die Nacht aufbleibt und ihn schaut. Eine Korrelation zur Stationierung der US-Amerikaner in Deutschland im Heimatbundesland zu vermuten, ist aber schon sehr abenteuerlich. Ich schätze sie ungefähr genauso hoch ein, wie Brandenburger zuschauen, weil ihr "Icke" Dommisch mit dabei ist. Oder gibt es im SWR-Sendegebiet auch überdurchschnittlich mehr Baseballspieler, Dolly Parton-Fans und Doppel Whopper-Esser?

Und die Kot-Atacke war MediaRes gestern und heute sogar einen Bericht wert.
...aber den Insta-Hund haben sie nicht erwähnt. 💩
 
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Das war doch überhaupt nicht strittig. Erklärt aber immer noch nicht, warum auf der SWR3-Webseite dazu ein Beitrag verfasst werden muss. Es ist doch im Endeffekt nur Boulevard-Click Bait. Wenn der die Kritikerin nur geschubst hätte, gäbe es keinen SWR-Beitrag (nur meine Meinung, beweisen kann ich es nicht).

PS: Mittlerweile hat sich noch eine weitere Autorin an dem Beitrag beteiligt. Der Einstieg

"Nach der Hundekot-Attacke wurde der Ballettchef in Hannover vor die Tür gesetzt."

ist tatsächlich ein Stil, für den ich den ÖRR brauche. :cry:
 
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