Moin,
nachdem ich ein paar Züge in die Tüte geatmet habe, möchte ich mich mal ganz neutral zu dieser Thematik äußern:
Zuerst Mal: Herzlich Willkommen Ben und schön, dass du dich für’s Radio interessierst und darin dein neues Hobby finden musst.
Ich muss meinen Vorrednern massiv widersprechen: Gute, Webradio taugliche Mischpulte kannst du bereits in deiner Preisrange bekommen, mit Glück. Nicht neu, sondern gebraucht. Gerade letzte Woche ist ein Allen & Heath XB 14 inklusive Steuereinheit (für Fader- /Hotstart) und Monitormute in gebrauchtem Zustand bei eBay für 222 Euro über den Tisch gewandert. Das wäre schon mal ein guter Start gewesen.
Klar, auf solche Schnäppchen muss man warten, man muss sie suchen und auch finden. Aber mit etwas Geduld wird das!
Ab und zu wandert auch ein gebrauchtes Behringer DX2000 mit Steuereinheit über den Tresen. Auch das ist Glückssache, aber brauchbar.
Aber lass mich mal vorne anfangen…
Zuerst Mal sollten wir abwägen: „Echtes Radiofeeling“ ist, wie in so vielen Bereichen, Geschmackssache! Du hast die Möglichkeit, dir die Funktionalität eines „echten Radiostudios“ ins Haus zu holen. Das kostet Geld und Erfahrung. Nur, weil ich mir einen Porsche leisten kann heißt das nicht, dass ich ein guter Rennfahrer bin. Die haben alle mal irgendwann im Kart oder aufm Bobby Car angefangen.
Entsprechend solltest du dir ein (finanzielles) Ziel abstecken und eruieren, inwiefern das mit den Vorstellungen an dein Studio vereinbar ist, wo du, guten Gewissens, funktionale Abstriche machen kannst oder finanziell noch einen Push hinlegen musst.
Wichtig ist aber, dass du dich in beide Richtungen wohlfühlst.
Bleiben wir beim Rennfahrer: Hätte man die aktuellen Formel 1 Profis direkt in ihre Rennmaschinen gesetzt, wären sie heute wohlmöglich auch nicht da, wo sie sind.
Ich weiß, gerade in der Radioszene ist der Schwanzvergleich präsenter als in vielen anderen Hobbybereichen. Entsprechend ist das Geprahle mit professionellen Pulten allgegenwärtig, lass dich davon nicht entmutigen. Aber: Gute Technik macht keine gute Sendung UND noch lange keinen guten Moderator. Außerdem überfordert die „Profitechnik“ gerade Anfänger sehr schnell – in Funktionalität und Bedienung, sogar schon bei der Einrichtung. Da sind bodenständige, einfachere Ausstattungen oftmals ein besserer Einstieg. Sonst kann es sogar soweit kommen, dass dich die „Technik der Großen“ überfordert und das Hobby schnell keinen Spaß mehr macht. Dann setzt du deinen PS-Boliden an die Wand und humpelst aus der Sache raus. Will ja keiner hier.
Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Ich habe damals mit einem einfachen, gebrauchten Behringer DJ Pult meine ersten Sendungen gefahren und dabei viel mehr gelernt, als wenn man mich direkt an die großen Pulte der Welt gesetzt hätte. Danach kam irgendwann ein D&R Airlite mit Hot- / Faderstart, dann ein großes DHD-Pult, wie es auch „professionelle Radiostationen“ heute noch im Einsatz haben.
Aber: Ich habe es wieder verkauft. Seitdem ich hauptberuflich beim Radio arbeite, ist der „innere Drang“ mir daheim mein eigenes Radiodasein zu erfüllen, nicht mehr so präsent. Das hat mich ein wenig geerdet. Ich weiß, dass beim „echten“ Radio mit größeren Kisten gefahren wird, daheim reicht mir mittlerweile die eierlegende Wollmilchsau im Profibereich, das D&R Airlite. Das habe ich mal gebraucht in einem sehr guten Zustand für knapp 800 Euro erstanden. Und es gibt mir daheim das gesunde Radiofeeling, was ich möchte. Vielleicht magst du irgendwann mehr Kohle investieren und hast dann auch Glück, etwas Entsprechendes zu finden.
Und da merkt man auch: Der Vergleich mit Paragliding hinkt! Wenn ich mit einem Behringer-Pult auf Sendung gehe, passiert weniger Schlimmes, als wenn ich Omas Rüschenschirm als Paraglider verwendet. Das ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, wobei der Apfel eine Handgranate und die Birne aus Dekoobst-Plastik ist. Passt halt nicht.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du deinen Weg findest! Wenn ich dir noch helfen kann, frag gerne!
Und zuletzt: Es ist absolut lächerlich, wie hier Anfänger immer wieder entmutigt und entmündigt werden, wenn sie fragen stellen. Wir alle hatten zu Anfang die Visionen und Träume, Wünsche und Vorstellungen, wie wir unser privates Radiodasein gestalten möchten. Dass eben jene Träume, Vorstellungen und Wünsche manchmal an der Realität mit Vollgas vorbeirauschen, ist dabei doch völlig normal. Das ist menschlich. Gerade wenn man neu in der Materie ist. Fahranfänger träumen auch von der coolsten Karre – müssen dann aber Opas alten Polo fahren, weil der halt „noch gut“ ist.
Wie im Privaten wird man in vielen Hobbybereichen GENAU DA an die Hand genommen. Beim Radio aber wird sich profiliert: „Wie, du weißt das nicht?!“, oder: „Hach, damit brauchst du gar nicht erst anfangen, Anfänger-Zeug!“.
So Leute verstehe ich nicht. Aber vermutlich wäre ich in deren Haut auch frustriert und müsste es an Neulingen auslassen.
Von daher: Nicht entmutigen lassen. Beim Radio gibt’s viele Hunde, die bellen. Es beißen aber bei weitem nicht alle. Und moderieren können von den Bellenden die wenigsten.
In diesem Sinne, Ahoi!
PS.: Mein lieber Uli, dein stetiges RM gebashe ist echt ermüdend, nervig und anstrengend. Lass doch mal gut sein, „Kollege“! Akzeptiere einfach, dass es RM gibt. Wir akzeptieren deine Existenz ja auch, auch wenn du uns das Leben mindestens genauso schwer machst, wie „wir“ vermeintlich dir.