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Keine Ideen mehr für neue Hits?

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Obwohl Bruno Mars ein deutscher Radioliebling ist, wird sein neues Soulprojekt "Silk Sonic" im deutschen Einheits-AC-Format mangels kompatibler Abspielflächen kaum gewürdigt. Soul-Music ist ein riesiges Genre, das in Deutschland kaum Beachtung findet, in Nordamerika aber äußerst produktiv ist.

Soul ist klassischer R&B ohne Hip-Hop und Rap und wird in den USA rund um die Uhr auf Urban-AC-Stationen gespielt, die sich vor allem an eine erwachsene schwarze Hörerschaft richten. Herkömmliche Popmusik findet man dort nicht, dafür aber abends den sogenannten "Quiet Storm", eine stundenlange Programmstrecke mit sanften Rhythmen und Balladen aus unterschiedlichen Dekaden der R&B-Musik.

Typische Crossover-Interpreten, die der weichen Quiet-Storm-Tradition entstammen und den Sprung ins Pop-Radio schafften sind die Weltstars Mariah Carey, Usher und Alicia Keys. Das junge Gegenstück zu Urban-AC sind die schwarzen Urban-Contemporary-Wellen (mit Rap und Hip-Hop) sowie die ähnlich gelagerten Rhythmic-Contemporary-Radios für die Latio-Jugend, welche einen hohen Reggaeton- und auch einen gewissen Dance-Pop-Anteil aufweisen.

Bruno Mars und Silk Sonic (rhythmischer Soul)


Typischer Quiet-Storm aus den aktuellen Playlists der Soul-Radios


Es gibt so viele Titel, die zugunsten eines Einheitsbreis sträflich vernachlässigt werden.

Hier einige Beispiele von neuen Liedern, die absolut radiotauglich sind, und auf jeden Fall einen Bereicherung wären:

Juli - Fette wilde Jahre
Simple Minds - Vision Thing
Rasmus - Jezebel

Es gibt durchaus sehr hörenswerte aktuelle Titel, die darüber hinaus auch die Chance hätten, zum Klassiker zu werden. Doch man lässt sie nicht.
 
momentan in verschiedenen Titeln verwendet
Das selbe Phenomen gab es schon öfters zB. bei "Out of touch" von Uniting Nations bzw. Up_Top (2005), "Waiting for a star to fall" von Sunset-Strippers bzw. Cabin-Crew oder "Dragostea din tei" von Haiducii bzw. O-Zone (2004). Das zeitgleich zwei ähnliche Coverversionen des identischen Ursprungstitels gleichzeitig aufgetaucht sind. Ziemlich unötig. Derzeit sind es eben Robin Schulz / Nea und David Guetta / Bebe Rexha.
 
So, hier kommt der Nächste, der keine Ideen mehr für neue Hits hat:


Wenn man dann noch liest: Mit Nightshift "erweitert Springsteen den Einblick in sein neues Album "Only The Strong Survive", das mit Lead-Vocals von Springsteen Soul-Juwelen zelebriert und am 11. November erscheinen wird."

Da wette ich auf eine glatte Nummer Eins.
 
So, hier kommt der Nächste, der keine Ideen mehr für neue Hits hat.
Och, der darf das. Der hat sich auf seinen Studioalben so entschlossen mit Cover-Material zurückgehalten, wenn man jetzt von dem ausgewiesenen Pete-Seeger-Tribut absieht, live hat er dagegen immer wieder mal Spaß mit Fremdmaterial von Elvis bis AC/DC gehabt ... da sehe ich ihm gerne nach, daß er sich das Material greift, das er selbst gerne geschrieben hätte, und daraus ein mittelprächtiges Album zusammenzimmert. Er ist im richtigen Alter und hat den richtigen Kontostand, daß er sich das einfach mal erlauben kann.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob die anstehende Welttournee im Zeichen dieses Albums stehen wird. Ich glaub's aber eigentlich nicht, da werden ihm die einschlägigen E Street-Mitstreiter wahrscheinlich rechtzeitig genug signalisieren "Hey Boß, wir sollten nochmal über die Setlist sprechen".

Gruß
Skywise
 
Der Hook ist aber auch einer der stärksten in Pop-History.

Deshalb muss man "Blue" aber jetzt nicht in jedem gefühlt zweiten Titel verwursten.

Man? Wo doch seitens Industrie mehr und mehr behauptet wird, Radio sei nicht mehr relevant? Wer lässt neue Titel also nicht?

"Man" heißt Radio, aber auch viele andere Quellen, durch die wir die Titel einfiltriert bekommen, die wir hören sollen. Es wird zwar Souveränität vorgetäuscht, da wir theoretisch auf Mausklick uns alles anhören können, was wir wollen, aber wir werden durch recht mächtige Gruppen mehr beeinflusst, als uns bewusst ist. Und so zählt dann eine lieblos zusammengepanschte Coverversion dann plötzlich scheinbar mehr als ein gut gemachtes und gut arrangiertes Stück, das aber in den Augen der Macher angeblich kein Geld einbringt.
 
Die Tatsache, dass den Komponisten und Produzenten heute die Ideen für neue Hits ausgehen, hat ein neues Phänomen zur Folge: Online-Communities und in kleinerem Umfang auch offizielle Labels suchen plötzlich nach Titeln, die früher mal z. B. durch einen Werbespot, eine Fernsehsendung oder ähnliches einem Millionenpublikum bekannt wurden, aber nie als Platte aktiv vermarktet wurden. Meist sind es Instrumentaltitel, die fast jeder schon mal irgendwo gehört hat, aber erst irgendwelche Leute im Internet bringen die Titel dann an die Öffentlichkeit.

Ein brandaktuelles Beispiel ist der Titel "Dream Tower" vom Jazz-Saxophonisten Richard Wester. Der war 20 Jahre lang der Onride-Soundtrack des "Holstein-Turms" im Hansa-Park in Sierksdorf, daher haben Millionen von Leute diese Nummer gehört, ohne Titel und Interpret zu kennen. Ein Diskussions-Hype in Freizeitpark-Fan-Foren brachte die Nummer jetzt an die Öffentlichkeit:

Ein ähnliches Phänomen ist der Titel "El Gato" von der Pepe Lienhard Band. Der wurde in den 80ern und 90ern durch die Fernsehsendung "Wetten dass..." bekannt gemacht - aber für die Platte wurde nie Werbung gemacht:

Noch so ein 80er-Jahre-Dauerbrenner, von Carsten Bohn "Die Arnoldskinder reißen aus", auch kamen erst vor einigen Jahren Titel und Interpret an die Öffentlichkeit, obwohl den Titel JEDER kennt.

Somit stimmte also eigentlich schon vor Jahrzehnten die Aussage, dass das Radio gar nicht unbedingt die Hauptrolle spielen muss für die Verbreitung eines Titels. Allerdings hat man oft den Eindruck, dass gar kein Interesse besteht, den Titel auch regulär zu verkaufen.
 
Ein ähnliches Phänomen ist der Titel "El Gato" von der Pepe Lienhard Band. Der wurde in den 80ern und 90ern durch die Fernsehsendung "Wetten dass..." bekannt gemacht - aber für die Platte wurde nie Werbung gemacht:
Ob nie Werbung gemacht wurde, weiß ich nicht, aber zumindest hat man die Titelmelodie seinerzeit sehr schnell auf Single rausgehauen.
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Quelle: Discogs
Ich sag's mal so: wer in einen gut sortierten Plattenladen gegangen ist und dort mit einem halbwegs fähigen Verkäufer ein Gespräch angefangen hat, der wird sicher auch drauf aufmerksam gemacht worden sein. Das konnte man damals tatsächlich noch machen.

Noch so ein 80er-Jahre-Dauerbrenner, von Carsten Bohn "Die Arnoldskinder reißen aus", auch kamen erst vor einigen Jahren Titel und Interpret an die Öffentlichkeit, obwohl den Titel JEDER kennt.
Ja-hein ... zumindest in Hörspielkreisen hat sich vergleichsweise schnell der Name "Carsten Bohn" verbreitet, weil das der komische Typ war, der dafür gesorgt hat, daß z. B. der Soundtrack der "???", der im Rahmen der Reihe veröffentlicht wurde, urplötzlich vom Markt verschwand, und später, bei VÖ auf CD, viele Szenen dezent umgeschnitten und mit anderer/zusätzlicher Musik ausgestattet wurden.
Wenn ich Carsten Bohn richtig verstanden habe, dann gab es beim Einspielen dieser Hörspiel-Musiken, die nach Beilegung des Rechtsstreits mit dem Label bislang auf vier CDs veröffentlicht wurden, tatsächlich keine (oder größtenteils keine) Titel, teilweise noch nicht mal richtige Stücke, sondern ausschließlich irgendwelche Clips von nicht mal einer halben Minute Länge, manchmal auch nur eine Grundlage, auf der verschiedene Passagen improvisiert wurden. Besonders hervorgeben hat er in diesem Zusammenhang die Sachen, die auf den VÖs mit "Part 1", "2", etc. betitelt sind, denen im Grunde dieselbe melodische oder rhythmische Idee zugrunde liegt, und bei der man im Prinzip nichts Anderes gemacht hat als zu variieren oder zu improvisieren. Ausnahmen bestätigen die Regel; einige Ideen konnte man auch auf seinen Solo-Veröffentlichungen oder denen mit Frumpy finden.
Einige der eingespielten Passagen wurden praktisch erst mit der Neueinspielung und Veröffentlichung der ersten "Brandnew Oldies" fertiggestellt, in ein festes Konzept eingegossen, und erhielten auch dort erst einen festen Titel, meist basierend auf Hörspieltiteln oder -inhalten, in denen diese Idee zum Einsatz kam.

Gruß
Skywise
 
Ins Schaufenster (ins Radio) kommt halt nur Massenware. Die Perlen, die da zweifelsohne mit dabei sind, werden so gnadenlos tot-rotiert, dass man sie irgendwann auch nicht mehr hören kann.
Aber die Grundfeststellung des Threaderöffners, wonach es keine tolle, neue Musik mehr gebe, ist grottenfalsch. Es ist auch eine Feststellung, die nur ein Radiokonsument treffen kann. Das www und die dort aktiven Anbieter, ebenso viele kleine und auch größere Plattenlabels, liefern ein Füllhorn von spannender und begeisternder Musik - von altbekannten und auch neuen Interpreten. Man muss sich nur die Mühe machen, die Neuerscheinungen mal durchzuhören. Diese Mühe hat sich früher ein Musikredakteur oder Moderator im Radio gemacht und deshalb hat man die Sachen auch im Radio entdeckt. Diese Zeiten sind vorbei ...
 
Es gibt auch heute noch sehr viel gute Musik. Doch man präferiert im Radio die falschen bzw. viel zu wenige Titel. Es bleiben viel zu viele Titel auf der Strecke liegen, die absolut radiokompatibel sind. Denen verwehrt man zudem die Chance zu noch viel mehr, weit über das Heute hinaus.
 
Ein ähnliches Phänomen ist der Titel "El Gato" von der Pepe Lienhard Band. Der wurde in den 80ern und 90ern durch die Fernsehsendung "Wetten dass..." bekannt gemacht - aber für die Platte wurde nie Werbung gemacht:
Die Pepe Lienhard Band war immerhin in einer der ersten "Wetten, dass..."-Ausgaben dabei und hat ihre Version von "El Gato" in voller Länge präsentiert. Die, nebenbei bemerkt, mit der bekannten Titelmelodie und der hier verlinkten Neuaufnahme recht wenig gemein hat.
 
Dass kommerzielle Radiosender Musikmarketing und -promotion betreiben ist klar. Die Öffentlich-Rechtlichen schaffen dazu aber kein echtes Gegengewicht, die meisten Sender klingen wie ihre privaten Pendants.
 
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