Kirche im Radio

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Wattenmeer

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passend zum wohl kirchlich bedeutsamsten Fest des Jahres für uns alle möchte ich mal eine Diskussion um die Präsenz der Kirche im Radio starten
Bekanntermaßen hat jeder Sender noch sowas wie seine "Morgenandacht" (DLF natürlich und auch NDR nennen sie noch so) und auch "Service" wie Gottesdienste auf den Kultur-oder Wortwellen,was ja auch okay ist.
Was ich aber ganz schlimm finde sind diese langen Sendungen von Kirchenredaktionen auf den privaten Dudelsendern wie z.B. RSH ,Radio Hamburg,FFN,FFH u.s.w.Dort passen sie
1.nicht ins Format und sind
2. für den Hörer nicht gerade interessant gemacht.
Teilweise nerviger als bei uns in NRW der Bürgerfunk.Müssen die sowas etwa senden oder wie sieht das aus?Ich jedenfalls kriege jetzt schon zuviel wenn ich schonmal sowas weniger anspruchsvolles wie ffn am Morgen hören will und es läuft so wie wohl die nächsten 3 Tage immer ein Kirchemagazin.
Nix gegen die Kirche an sich aber Radio machen können sie nicht!
 
Wenn "Die Kirche" sendet, hat ffn wenigstens sonntags morgens Inhalt.

....Mein Standpunkt: Lieber Kirche mir halbwegs anspruchsvollem Inhalt, als Automation...;)
 
@ Wattenmeer

Kirche im Radio muss sein ! Es ist Bestandteil der jeweiligen Lizenz der Sender. In NRW sitzen z.B. Vertreter der Kirchen in der Veranstaltergemeinschaft und bei den öR sitzen sie im Rundfunkrat. Du kannst davon ausgehen, dass auch deren Interessen im Radio in Form von Berichten, Andachten etc. gewahrt werden.
Die jeweiligen Bestimmungen sind auch in den Rundfunkgesetzten der jeweilige Bundesländer / Landesmedienanstalten nachzulesen. Dort ist ganz klar definiert welche Interessengemeinschaft (Kirche / Politik / Gewerkschaften ...) welche Mittbestimmung hat. Das Gleiche gilt natürlich auch für das Fernsehen.

Anna Maria alias Uschi Glas
 
Die Sendungen der Kirchen sind ganz unterschiedlich. In BW und Bayern sind sie teilweise mit Gesellschafter oder haben eigene Zeit-Lizenzen. In öffentlichrechtl. Sendern dürfen /müssen die Kirchen ihr Programm anbieten. Dies läuft z.b bei SWR3 sehr gut.
Worte und Gedanken werden von Kirchenmännern und Frauen zugeliefert. Formatgerecht. Bei den Privaten gibt es meist Verträge mit den Kirchen. Oft sind die Privaten auch froh um kirchliche Beiträge, da so kostenlose Beiträge ins Programm kommen. Man kann sich dann auch mit der Wertevermittlung schmücken. Richtig ist aber, dass die Sendungen der Kirche von sehr gut bis übel reichen. Eine gute Kirchensendung läuft Sonntags bei RPR. Wird von einem Pastoralreferent Namens Uwe Burckhard gemacht. Die 5 Stunden am Morgen kosten RPR nix. Der Mann wird vom Bistum Speyer bezahlt.
 
I wo,
ich kenne einige Sender, die ganze gerne auf die von Kirchenstudios ("rundfunkagenturen") angebotenen Beiträge zurückgreifen, weil die gut gemacht sind und billiger als eigene Beiträge und sich so der vorgeschrieben Wortantiel gut einhalten lässt.
Mit diesen Kurzandachten ist es so eine Sache...ich hab schon mal ganz witzige gehört, aber auch absolut tödliche (einschläfernd, moralinsauer).
Die Kirchenmagazine am Sonntagmorgen fand ich tlw. so "säkular", daß ich es ohne den Jingle gar nicht gemerkt hätte, daß es sich dabei um irgendwas "Frommes" handelt.
 
Über die Qualität von "Kirche im Radio" so allgemein zu diskutieren ist ungefähr so sinnvoll wie eine Diskussion über die "USA an sich".
Da gibt's Pfeifen, die Probleme mit dem Mikrofonhalten haben, und Profis, die schneller und sauberer produzieren als einige Live-Producer in großen Sendern.
Bei meinem letzten Sender stand eine der Kirchenagenturen sehr hoch im Kurs, eine andere war das Gespött der gesamten Redaktion. Manche Beiträge waren "typisch Kirche", "immer diese Jesus-Kurve", weil das Wort "Gott" drin vorkam; andere Beiträge waren so säkular, dass ein "was hat das denn mit Kirche zu tun" die Reaktion war.
Damit haben Kirchenagenturen offenbar das Problem, das auch jeder Sender hat: Die Arbeit gefällt immer nur einem Teil. Aber sie liefern Inhalt, auch wenn das in viele Programmkonzepte nicht mehr hineinpasst.
db
 
Bekanntermaßen hat jeder Sender noch sowas wie seine "Morgenandacht



also, wenn ich mir die Berliner Privaten so anhöre...da is nix mit Morgenandacht -wenn man mal von solchen "Nischensendern" wie Paradiso absieht..

104.6 ??
Energy ??
91.4 ??
rs2 ??
100,6 könnte sein, weiß ich im Mom nicht
 
Was mich an den meisten Kirchenbeiträgen stört ist, daß sie einen starken landeskirchlichen Bias haben und Freikirchen und charismatische Gemeinden nicht gewürdigt werden. Dies ist z.B. bei Kirche auf EinsLive der Fall.
Es gibt natürlich auch Außnahmen: Radio Crossfire auf Radio Siegen z.B., die von Calvary Chapel, einer amerikanischen Freikirche produziert werden. Calvary Chapel Siegen ist überigens die bestbesuchte Gemeinde in NRW.
 
@ Wattenmeer:
passend zum wohl kirchlich bedeutsamsten Fest des Jahres
Das wäre dann wohl Ostern. Zwar hat Weihnachten in der allgemeinen Wahrnehmung einen ungleich höheren Stellenwert, aber das höchste Fest der Christen ist und bleibt die Feier zur Auferstehung Christi. Johannes Gross hat das mal unvergleichlich einleuchtend erklärt: "Geboren wurde noch jeder, wiederauferstanden ist nur Einer."
 
Kirche ist Pflicht

Im Grunde genommen sind alle landesweiten Radiosender (egal ob ÖR oder privat) per jeweiligem Landesrundfunkgesetz verpflichtet, den kirchlichen Redaktionen ihre "Verlautbarungssendungen" zu ermöglichen. Mir wäre jedenfalls kein Bundesland bekannt, in dem das anders wäre.

In der Regel wechseln sich die Katholiken und die Evangelen wochenweise ab. Wie der Inhalt der Kirchenbeiträge oder Sendungen gestaltet wird, obliegt einzig und allein der Entscheidung der jeweiligen Kirchenredaktion.

Ob es gelingt, die Beiträge so zu gestalten, dass sie im Format des jeweiligen Senders nicht völlig aus der Rolle fallen, hängt vom "good will" der jeweiligen Kirchenredaktionsleiter ab, und ist für viele Radiomacher oft ein sehr langwieriger und anstrengender Prozess.

Manche Sender finden dann eben Beitragsformen, in denen die kirchliche Einfärbung nicht mehr so sehr zum Vorschein tritt. Andere beissen sich die Zähne aus und müssen widerspruchslos senden, was ihnen angeliefert wird. Auch Kirchenredaktionen sind eben mehr oder weniger kompromissbereit.

Allerdings kenne ich keinen Sender, der froh über die Kirchenbeiträge wäre, weil es so überhaupt noch Beiträge gäbe. Ich meine, müssen wir jetzt die Ziele von der Mehrheit der Formatradio-Macher von Grund auf erläutern?
 
Nun könnten wir auch noch eine Disskussion zu den Kirchensendern domRadio (Kath.) und ERF (Ev.) anführen!


Überflüssig ? Sinnvoll ? Hörbar ? Bekannt in der BRD ? Gehört ? Professionell ?

Ausgestrahlt werden beide Programme über Astra analog (domradio auch ADR!)

Ich bin der Meinung, dass man auch, wenn man kein (orthodoxer) Katholik ist, das Programm domRadio hören kann, es ähnelt einem Formatradio sehr, was man von ERF Radio nicht gerade behaupten kann. Jugendsendungen klingen beim ERF Radio oft so, als hätten sie Personen gemacht, die noch nicht einmal ein Praktikum irgendwo gemacht haben (Soll nicht beleidigend klingen...!)

...bin gespannt auf eure Meinungen / BTW: www.domradio.de und www.erf.de/radio
 
wobei ich glaube, das ERF ein Vielfaches an Hörern des domradio hat.
Letzterem hört man die kirchliche Herkunft ja nur zeitweise und bedingt an. ERF ist glasklar ein (ev.-freikirchl.) evangelikal geprägtes Missionsprogramm.
Die haben schon ihre eingeschworenen Hörer und machen auf Veranstaltungen in der "Szene" entsprechend viel Werbung.
 
Keek: "Allerdings kenne ich keinen Sender, der froh über die Kirchenbeiträge wäre, weil es so überhaupt noch Beiträge gäbe."
Das ist allerdings nur eingeschränkt richtig. Was Kirchenagenturen liefern, sind eben überwiegend Beiträge. Als Privatradio noch Beiträge spielte, waren Kirchenbeiträge bei vielen Sendern durchaus willkommen (je nach Zulieferer natürlich).
Dass sie jetzt nicht mehr willkommen sind, liegt weniger an Kirchens als vielmehr daran, dass Beiträge nicht mehr gebraucht werden. Die Streichung kirchlicher Beiträge ist eine Konsequenz aus Formatgründen, nicht aus inhaltlichen Gründen.

Keek: "Verlautbarungssendungen"
Dieser Eindruck muss sich aufdrängen und entspricht grob auch meinen Erfahrungen. Aber auch hier gibt es vernünftige, dh in dem Fall: journalistisch ausgewogene Sendungen/Beiträge, und es gibt reine Tendenzbeiträge. Wenn die Kirchenagenturen einigermaßen schlau sind, verbannen sie den Tendenz"journalismus" aus ihren Reihen und beweisen, dass sie "ihre Themen" ausgewogen und damit fair präsentieren können. Soll's ja schon geben.

Ist der Kampf mit den Kirchenredaktionen wirklich so groß? Meiner Erfahrung nach findet er nämlich kaum statt und wenn, dann nur in den eigenen Redaktionskreisen der Sender. Da wird - oft zurecht - über die mangelnde Qualität oder Unausgewogenheit von Beiträgen und Sendungen geschimpft. Aber wie oft ruft ein Chef bei der Kirchenredaktion an und macht Druck? Habe ich erst einmal erlebt. Und das hat gewirkt.
Überwiegend findet eine Kommunikation zwischen den Redaktionen kaum statt, so dass Kirchens ins Blaue hinein senden in der Hoffnung, dass es schon irgendwie passt. Und die Sendern hauen's raus, obwohl's ihnen irgendwie nicht passt.

Was meiner Erfahrung nach wirklich ärgerlich ist, ist, dass in Kirchenredaktionen selten Leute arbeiten, die einen Sender länger als ein Praktikum, wenn überhaupt, von innen gesehen haben. Da sitzen Leute, denen News schreiben, Moderationen texten, unter Zeitdruck arbeiten und Begriffe wie "on air", "Jingle", "Ramp" und "Trailer" völlig unbekannt sind. Aber muss man sich drüber wundern? Wo viele Sender Praktikanten auf wichtige PKs schicken?
db
 
@db

Lieber Beobachter,

ich schreib jetzt auch was, damit das Deutschland-Forum nicht zu deiner One-Man-Show wird:p

Aber zum Thema: Ich spreche natürlich von der Gegenwart. Also sind gebaute Beiträge aus Formatgründen nicht mehr erwünscht, klar. Hier tauchte aber die These auf, dass manche Sender froh über die Kirchenbeiträge wären, weil sie sonst keine gebauten Beiträge haben. Was ja nun extrem widersprüchlich ist. Kirchenbeiträge sind ein Muss. D.h. Sender, die aus Formatgründen sonst keine Beiträge senden, sind sicherlich nicht dankbar für den täglichen Kirchenbeitrag.

Verlautbarungssendung war nicht ironisch von mir gemeint (ausnahmsweise:D ), sondern ist z.B. im Landesrundfunkgesetz von NRW die offizielle Bezeichnung.

Ansonsten würde ich den Dialog zwischen Radio- und Kirchenredaktionen nicht als "Kampf" bezeichnen. Meiner Meinung nach ist es aber wie folgt:

1. So wie von Dir beschrieben, nämlich dass kein Dialog stattfindet, und die Beiträge weggesendet werden, oder

2. Kirche und Radio setzen sich tatsächlich zusammen und überlegen, wie die Kirchenbeiträge so gestaltet werden können, dass sie in das jeweilige Programm passen. Ich habe mal für einen Sender gearbeitet, in dem die Kirchenredakteure tatsächlich jeden Tag in der Redaktion waren, unsere Redakteure die Beiträge abgenommen und mit ihnen durchgesprochen haben. So hatte sich tatsächlich ein gutes Miteinander enwtickelt, in dem die Kirchenbeiträge eben nicht mehr so fremd im übrigen Programm wirkten. Das war allerdings auch das Ergebis eines langwierigen Annäherungsprozesses. Oder

3. gibt es eben auch Konstellationen, wo das nicht funktioniert, weil dann auch der Kirchenredaktion mitunter jemand vorsteht, der seine Vorstellungen von Inhalt und Form der Beiträge hat und in der Beziehung auch nicht kompromissbereit ist. Und darüber hinaus auch weiss, dass ihm das niemand verwehren kann.

Punkt 2 ist aus meiner Sicht sicherlich der Idealzustand. Die anderen beiden sind allerdings auch weit verbreitet.
 
Original geschrieben von Radiocat
wobei ich glaube, das ERF ein Vielfaches an Hörern des domradio hat.
Letzterem hört man die kirchliche Herkunft ja nur zeitweise und bedingt an. ERF ist glasklar ein (ev.-freikirchl.) evangelikal geprägtes Missionsprogramm.
Die haben schon ihre eingeschworenen Hörer
Nur wieviele denn? Ich habe meine lieben Zweifel, daß das vielmal so viele wie bei Domradio sein sollen, eben weil der ERF eigentlich nur für eingeschworene Hörer genießbar ist. Obwohl -- zur Belustigung taugt er immer wieder.
 
Keek, schön, wenn du diese Erfahrungen, wenn auch sehr spärlich gemacht hast. Anders geht's mir auch nicht.
Nun kann man an dem, was die Kirche bietet, ne Menge ausetzen, aber wenn man Kirchens konsequent ins Sendegeschehen einbezieht, dürfte man gut voran kommen.
Mein Tipp ist da ja seit Jahren:
Bietet ihnen mal an, (als Praktikanten oder während des Volontariats) bei euch zu arbeiten. Da zum Volontariat auch Zeiten außerhalb des Senders gehören, dürfte das drin sein. Und Sender haben einen großen strategischen Vorteil davon: Wenn sie die/denjenigen nämlich in dieser Zeit sauber "impfen", haben sie einen guten Kontaktmann bei der Kirche, der dort ihre Interessen aus ihrer Perspektive vertreten kann. Und der Sender bekommt ggf. einen besseren Einblick in die Arbeitsweise einer kirchlichen Radioagentur. Das kann beiden Seiten nur helfen.
Irgendwie sollten (und können) eben beide Seiten den aktuell weit verbreiteten Zustand ändern, dass es sehr wenige, zu wenige Radioleute gibt, die BEIDE Seiten kennen.
Dann checken die Kirchenleute vielleicht auch mal, dass der gebaute Beitrag nicht die einzige Möglichgkeit ist, (ihren) Inhalt zu transprotieren.
db
 
@db

Du hast ja Recht, dass das der Idealzustand wäre, aber wie es nun Mal so ist, funktioniert nicht immer alles auf die ideale Art und Weise.

Man hat ja in allen Lebensbereichen damit zu tun, dass Menschen Angst vor Veränderung und Bewegung haben. Im Radio ist das nicht anders, und bedenke mal, wie viele "Alt-Redakteure" mitunter schon gar nicht damit klarkommen, wie sich das Radio in den letzten 10, 15 Jahren entwickelt hat.

Ist also normal, dass das in der Zusammenarbeit mit Kirchenredaktionen mitunter auch schwierig ist, und mancherorts wiederum sehr gut funktioniert.
 
@Keek: Da hast du natürlich recht. Denke, so lange man noch zur Veränderung fähig ist, ist selbst bei der manchmal reichlich unflexiblen Kirche mehr zu holen, als ihr verstaubtes Image vermuten lässt.
db
 
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