Kollegengespräch - der Quickie im Programm

Mannis Fan

Benutzer
Das sogenannte "Kollegengespräch" war einmal ein Programmelement, bei dem sich der Moderator (wenn möglich live) einen Kollegen oder eine Kollegin ins Studio holte, der von einem Thema besonders viel Ahnung hatte oder dazu mehr wusste, um dann im kurzen Gespräch Einschätzungen zu liefern.
Ich habe aber zunehmend den Eindruck, dass Kollegengespräche zunehmend zu billigen und schnellen Füllern herabgesunken sind, ohne inhaltlichen Mehrwert, Hauptsache wieder zwei Minuten Wortanteil und ein Programmplatz gefüllt. Das sind manchmal nur noch lieblose Quickies, zusammengegoogeltes Zeug, Teaser auf das eigene Programm, zum "Gespräch" umfunktionierte dpa-Informationen etc.
Ich würde im Hinblick auf Kollegengespräche als Redaktion Mindeststandards formulieren:
1. Der Kollege hat etwas zu sagen.
2. Er weiß mehr als der Moderator.
3. Er hat Kenntnisse, die erklären, warum gerade er zu diesem Gespräch genommen wird.
4. Es geht um ein relevantes Thema, das der Moderator alleine nicht darstellen kann.
5. Als Hörer erfahre ich etwas Neues.
6. Programm- oder Veranstaltungshinweise in eigener sache sind für dieses Format tabu.
 
Als Ergänzung: Sebastian Turner hat dazu eine spannende, grundsätzliche Analyse verfasst. Hier eine Kurzfassung:


Die Beobachtung ist, dass Medien sich immer seltener solche Nerds und Spezialisten gönnen, die man dann schnell dazuholen könnte, wenn ein Thema aufploppt.
 
Das sogenannte "Kollegengespräch" war einmal ein Programmelement, bei dem sich der Moderator (wenn möglich live) einen Kollegen oder eine Kollegin ins Studio holte, der von einem Thema besonders viel Ahnung hatte oder dazu mehr wusste, um dann im kurzen Gespräch Einschätzungen zu liefern.
Ich habe aber zunehmend den Eindruck, dass Kollegengespräche zunehmend zu billigen und schnellen Füllern herabgesunken sind, ohne inhaltlichen Mehrwert, Hauptsache wieder zwei Minuten Wortanteil und ein Programmplatz gefüllt. Das sind manchmal nur noch lieblose Quickies, zusammengegoogeltes Zeug, Teaser auf das eigene Programm, zum "Gespräch" umfunktionierte dpa-Informationen etc.
Ich würde im Hinblick auf Kollegengespräche als Redaktion Mindeststandards formulieren:
1. Der Kollege hat etwas zu sagen.
2. Er weiß mehr als der Moderator.
3. Er hat Kenntnisse, die erklären, warum gerade er zu diesem Gespräch genommen wird.
4. Es geht um ein relevantes Thema, das der Moderator alleine nicht darstellen kann.
5. Als Hörer erfahre ich etwas Neues.
6. Programm- oder Veranstaltungshinweise in eigener sache sind für dieses Format tabu.
Beispiel wäre nicht schlecht, in welchem Fall störte es dich oder fiel es dir negativ auf?
 
Beispiel wäre nicht schlecht, in welchem Fall störte es dich oder fiel es dir negativ auf?
Das würde mich auch interessieren. Kollegentalks sind durch die dpa-Korris als Fake im Privatradio natürlich gang und gäbe. Was mir manchmal auch ein bisschen zu inflationär ist, aber eben schneller Content ist.
 
Ich würde es auch nicht gleich als "schneller content" abwerten. Wenn es um nachrichtliche Inhalte geht, ist es erstmal schlicht eine andere Präsentationsform, die die Sender gut oder schlecht umsetzen können so wie alles andere auch.

Aus der Perspektive des ehemaligen Radiomachers sehe ich einen potenziellen Vorteil darin, dass diese Form schon vom Mindset her etwas mehr dazu anstiftet, dialogischer und hörernäher zu texten, als das etwa beim Schreiben einer Nachrichtenmeldung passiert.

Aber den Ball muss man auch richtig aufnehmen: ich habe schon erlebt, dass sich Kolleginnen oder Kollegen als erste Antwort "Ja also" ins Manuskript schreiben, weil sie denken, dass das Mündlichkeit ausmacht. ^^
 
Das kann man auch z.B. beim WDR negativ beobachten, schaltete man früher studierte Meteorologen zu, kommen heute irgendwelche "No-Names" dazu oder solche die vor kurzem oder immer noch ganz andere Gebiete beackern...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann ich so nicht bestätigen. Es gibt genug Sender, wo sich der Redakteur echt Mühe gibt und Themen aufbröselt, die "mehr" als nur eine Mod wert sind und einen Mehrwert für den Hörer bieten.
 
Man unterscheide! "Expertengespräch": Durchaus sinnvoll, wenn man einen Sachverhalt erklärt haben möchte. Man könnte es auch "Interview" nennen.
Kollegengespräch: Wenn es sinnloses angelesenen Blabla ist, absolut verzichtbar.
Was spricht gegen gebaute Beiträge???
 
Was spricht gegen gebaute Beiträge???

Tja, genau das ist die Frage aller Fragen. Meiner Meinung nach müsste das ja der Standard sein, um wirklich die Möglichkeiten des Mediums zu nutzen. Ein Mini-Feature eben. Aber das scheint heutzutage nicht mehr realistisch zu sein: zu viel Aufwand, zu hohe Kosten.

Wenn ich nicht schon Filmemacher wäre, wüsste ich genau, wie ich schöne Hörfunkbeiträge gestalten würde. Aber die wird niemand bezahlen wollen...

Matthias
 
Aber die wird niemand bezahlen wollen...
Du würdest die Pauschale nehmen oder es eben lassen … Schade! (Aber nachvollziebar.)

Wie ist das eigentlich mit den, ja, Fake-O-Tönen, bei denen ein Redakteur in den Nachrichten ein paar Zeilen der dpa-Meldung vorliest, wenn nicht genug Futter am Start ist? („Aus der Nachrichtenredaktion Eva Mustermann: …“) Zählen die auch zu den Quickies? Oder ist das eher schnelle [gestrichen, der Verfasser] auf dem Klo?
 
Ja, das sind auch alles so Sachen, die ich nicht verstehe. Entweder bietet etwas einen Mehrwert, dann sollte man es machen. Wenn nicht, dann nicht. Ich verstehe auch nicht, warum aus einer Rede zitiert wird, anstatt einfach ein paar Sätze aus der Rede zu bringen. Da wird ja wohl irgendwo ein Mikrofon gewesen sein. Und wenn ein Sender echt mal niemanden hat, der zu einem Termin gehen kann, dann kann man ja mal die Pressestelle eines Ministeriums fragen, ob es die Möglichkeit gibt, einen Mitschnitt zu bekommen. Wenn ich irgendwo einen Veranstaltungsbericht drehe, habe ich schon oft eine Audiodatei einer Rede bereitgestellt, damit Hörfunksender daraus was nutzen können.

Matthias
 
Bei DLF-Kultur gibt es im Studio 9 (Morgen-Ausgabe) neben dem Moderator noch den "Redakteur im Studio". Da entstehen oft ganz interessante und gehaltvolle Kollegen-Gespräche.
 
Zurück
Oben