kress-Umfrage zu ÖR und Privat

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berlinreporter

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Anlässlich der MA startete kress.de folgende Umfrage:
Werden die öffentlich-rechtlichen den Privatradios immer ähnlicher?
Die Umfrage ergab:
8 % Ja - und das ist gut so: Nur so können sie mithalten.
31 % Nein - Sender wie Radio 1 aus Berlin zeigen, dass Reichweite und Qualität vereinbar sind.
61 % Ja - und das ist schlecht. Die Öffentlich-Rechtlichen dürfen keine Abspielkanäle werden.
 
Die alte Frage :)) Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Abspielkanal und anspruchsvollem Radio ?
Bei 2 oder 4 Wortbeiträgen je Stunde? Bei welcher Musikfarbe ?
Wer entscheidet das ?

Manche Private versuchen mit mehr oder weniger solider Info MA-Verluste wettzumachen, mache Öffis nähern sich den Privaten an.
 
Für mich ist die Antwort einfach:

Ein Programm, das rein kommerziell mittels Werbung produziert und finanziert werden kann, braucht nicht aus öffentlichen Geldern und Gebühren finanziert zu werden.

Die Praxis zeigt, dass voll durchformatierte Hot-AC-Wellen wie NDR2 und SWR3 auch privat sehr gut funktionieren (ja sogar daher kommen). Diese wären also abzuschalten oder zu privatisieren.

Wenn man dieses Kriterium allen ARD-Intendanten über den Schreibtisch hängen würde, wäre es schnell vorbei mit dem MA-orientierten Privatradio-Nachgeäffe und das Niveau würde spürbar steigen.

Reine Chart-Dudler wie Sputnik und n-joy sind ebenfalls abzuschalten, da die Differenz zwischen Programminhalt und ö/r-Programmauftrag zu groß ist.
 
@Grenzwelle

dann beschreib doch mal bitte den "Programmauftrag"!

Ich habe Eindruck, dass darunter oft der Auftrag zur Ausstrahlung rezipientenfreier Rundfunksendungen mit möglichst langweiligem Inhalt verstanden wird.

Auf zu alten Ufern: "Sie hören nun aus dem Köchelverzeichnis ..."

Es geht übrigens auch andersherum: London z.B. Höre BBC one (ÖR) und dir fliegen die Ohren weg. Dagegen FM Magic (priv.) ohne Jingles, breites Musikangebot etc.

Also erstmal Abschalten!
 
Ata,

Programme wie hr3, NDR2 oder SWF3 bis Mitte der 90er waren Servicewellen, in denen Unterhaltungs- und Informationsanspruch eines öffentlich-rechtlichen Senders noch in guter Balance waren. Daneben war man musikjournalistisch anspruchsvoller und deckte in Spezialsendungen, aber auch tagsüber das Repertoire aller populären Musikrichtungen ab.

Ja, man hatte sogar inzwischen von den Privaten dazugelernt und allzu drögen Mief abgeschüttelt. Inzwischen scheint mir der neue Programmauftag aber zu lauten: Erziele gute Werte in der MA! Und DAS kann's nicht sein!

BBC one kann ich am Kabelanschluss leider nicht hören. Gibt es da einen Internetstream?
 
Ich bin auch der Meinung, dass die ÖRs inzwischen wie Private klingen. So kann und wird es sicherlich auch nicht weitergehen können, denn der Grundversorungsauftrag wird durch die Kommerzialisierung dieser Programme ad absurdum geführt. Folglich müsste die europ. Kommission mal prüfen, ob in der Mischfinanzierung (Gebühren+Werbegelder) nicht eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber dem Privatfunk vorliegt.
Wenn man weiterhin ÖR Rundfunk in diesem Land will, müßte man sich dann wohl entscheiden: Entweder bleibts bei der Mischfinanzierung, dann müssten aber aus Brüssel Vorgaben kommen, die den Wettbewerb mit den Privaten entzerren: Man könnte z.B. eine Obergrenze für ÖR Programme (maximal 3 Wellen) und eine Quote für den Wortanteil (> 50%) innerhalb der jeweiligen Sendegebiete festlegen. Oder aber man schafft für den ÖR Rundfunk ein neues, rein gebühren-basiertes Finanzierungsmodell. Wobei bei der 2. Möglichkeit sicherlich die Zwangsgebühren erhöht werden müßten, damit die ÖRs ihrem Grundversorgungsauftrag gerecht werden könnten.
 
Jetzt hat uns die Konvergenzdebatte eingeholt...

Man wird nie bei einem einzelnen Programm einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt alle Elemente der "medialen Grundversorgung" (-> Information, Bildung, Unterhaltung) finden. Nur die GESAMTHEIT aller Programme eines öffentlich-rechtlichen Senders leistet eine allumfassende Grundversorgung. Aus der Gestaltung von NDR2 lässt sich kein Rückschluss auf das Gesamtkonzept des NDR ziehen. Hier steht eben die Unterhaltung im Vordergrund.

Zur Finanzierung: Die Werbezeit der ARD-Sender ist auf Werktage beschränkt. Ihre Erträge dürfen die Gebühreneinnahmen nicht übersteigen. Neue werbefinanzierte Programme der ARD werden von den Ländern im Interesse des privaten Hörfunks nicht mehr zugelassen. Einen Ausbau oder Erhalt des Gesamtangebots (die Kutursender sind z.B. sehr kostenintensiv) können die ARD-Anstalten lediglich durch eine Erhöhung der Hörerzahlen bei den massenattraktiven (Werbe-)Wellen bewerkstelligen. Was in diesem speziellen Segment eine Annäherung an die Privaten mit sich bringt. Eine Verdoppelung der Gebühren wäre die einzige Alternative, um wegfallende Werbeeinnahmen auszugleichen (und das will wohl niemand). Die Mischfinanzierung existiert übrigens seit 1954 (da hat der HR Funkwerbung eingeführt), nicht erst seit dem Bestehen des dualen Systems.
 
@postit:
Kleines Mißverständnis: Es geht bei meinem Posting nicht um die bestehende Situation, es geht um eine ZUKÜNFTIGE, es geht nicht um einen Erhalt des gegenwärtigen Umfangs der ÖR Programme, es geht um RÜCKBAU und NEUJUSTIERUNG.
Das alles wird sicherlich zur Folge haben, dass man den Begriff "Grundversorgung" auch unter wettbewerblichen Gesichtspunkten wird neu definieren müssen. Ich vertraue da ganz auf die zuständige europäische Kommission.
 
muss mal dumm fragen: gibts denn (ausserhalb der ma) einen wirklichen WETTBEWERB zwischen ö-r´s und den privaten? schließlich haben doch beide einen unterschiedlichen Sendeauftrag. Man sollte schließlich nicht vergessen, dass ein Privatsender in erster Linie Geld verdienen will (so wie ein Metzger, der Schnitzel verkauft, aber in Rente gehen kann, wenn er will und es sich leisten kann) und der öffentlich-rechtliche Sender mit Werbung noch was dazu verdienen will, um in der Lage zu sein/zu bleiben, seiner Verpflichtung nachzukommen. Quasi ein Metzger, der bis zu seinem Tod Schnitzel verkaufen MUSS, damit der Hörer was zu essen hat...

Deswegen die Frage: gibt es einen Wettbewerb?

ps: will dabei natürlich nicht verleugnen, dass viele ö-r´s auch an ihrem auftrag vorbeischiffen. aber deswegen darf man ihnen nicht die mittel kürzen (zu denen auch die werbung gehört), die sie brauchen, um ihrem auftrag nachzukommen. solche probleme muss man anders lösen
 
Olli,

das eine geht ohne das andere nicht. Werbung verkauft sich nur in einschaltquotenorientierten Programmen. Solange in diesem Bereich die MA das goldene Kalb ist, d.h. 1:30 Wortbeiträge und mini-Hitrotation, gibt es keine Programme mit Werbung und Anspruch.
 
@ postit:

So einfach kann man sich's nicht machen. Die "Grundversorgung" wird von den ARD-Wellen seit Jahren als Vorwand dafür mißbraucht, noch und noch ein weiteres Programm zur Frequenzverstopfung abzusondern, sowohl im Radio, als auch im Fernsehen. Bestes Beispiel dafür ist der Kinderkanal. In meiner Kindheit gab es ein tägliches Kinderprogramm, sowohl im 1., als auch im 2. Die wurden dann abgeschafft, um Quotenschrott, wie "Fliege" oder "Streit um Drei" zu senden und dann wurde lamentiert, man könne die Kinder doch nicht mit dem Programm der Privaten allein lassen - also müsse ein Kinderkanal her.

Ähnlich die Situation im Radio: Immer mehr ÖR-Programme haben den Bereich der Grundversorgung aufgegeben, um zu dudeln, was dann wiederum zur Begründung herangezogen wurde, um weitere Programme zu installieren, weil man ja die Grundversorgung leisten müsse. Früher reichten zu dieser zwei bis drei Programme je Landesrundfunkanstalt, heute müssen es schon sieben bis acht sein. Wieso?

Auch mit den Gebühren ist es nicht ganz so simpel. Klar kann man sagen, "wenn wir nicht mehr werben dürfen, müssen wir die Gebühren verdoppeln". Aber erstens steht das im Gegensatz zu den ständigen Beteuerungen der Öffis, die auf den Vorwurf, sie würden den Privaten die Werbeeinnahmen wegnehmen immer wieder versichern, sie hätten doch nur einen ganz klitzekleinen Anteil am Werbeaufkommen und das könne den Privaten gar nicht schaden.

Zweitens wäre Sparen auch mal eine echte Alterntive. Gerade erst, um ein aktuelles Beispiel zu nennen, hat der Rechnungshof von Niedersachsen die Landesfunkhäuer des NDR wegen Verschwendung gerügt. Wozu zum Beispiel braucht der NDR in Hannover eine eigene Tankstelle? Dadurch wird der Sprit für die Ü-Wagen wohl kaum billiger. Auf sonstige Aktivitäten, wie Internetauftritte, die wie Warenhäuser gestaltet sind, oder spekulative Anlagen, weil der (Gebühren-)Geldspeicher in Leipzig aus allen Nähten platzt, will ich mal gar nicht eingehen. Um nochmal zum TV abzuschweifen: Warum bietet die ARD horrende Summen für die Bundesliga? -zig Millionen Euro gehen dafür über die Wupper und dann heißt es noch, notfalls müßten eben die Übertragungsrechte anderer Sportarten dran glauben. Das hat mit Grundversorgung nichts, mit Prestigekeilerei und Konkurrenzkampf aber alles zu tun.

Drittens schließlich funktioniert es in anderen Ländern auch - siehe das schon angesprochene Großbritannien. Die BBC finanziert sich auch ohne jede Werbung und macht Programm auf teilweise höchstem Niveau, ohne daß die Briten pro Kopf doppelt so viel für ihre Programme zahlen müßten, wie die Deutschen.

Also, bei aller Einsicht in den Nutzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Mit weniger Programmen und weniger Verschwendung ließe sich der Grundauftrag selbst ohne Werbung finanzieren. Vermutlich sogar bei niedrigeren Gebühren.
 
@ postit & Makeitso

Tja, die Wahrheit liegt bestimmt irgendwo zwischen Euren Beiträgen. Aber bitte erklärt mir das mal mit dem "Immer mehr ö-r-Sender dudeln bloß, buhu." Im Schnitt haben die Öffis einen Jugendsender (der, da kann man sagen was man will, niveaumäßig über dem Schnitt der Privaten liegt.) und dann noch die Softwellen, die aber ebenfalls mehr Wort und vor allem INHALTSREICHES Wort bringen. Ein 2,30er im ö-r-Bereich finde ich ok., solange dort Leute sitzen, die was von ihrem Handwerk verstehen und die 2,30 INHALTSREICH füllen. Ich denke, es ist einem öffi nicht zuzumuten, prozentual Wort zu bringen (egal was, hauptsache jemand füllt die 50+ Prozent?!), das Niveau des Wortes ist hier ausschlaggebend. Warum sollte als Kriterium für die Existenzberechtigung gelten, dass der Öffi an möglichst vielen Hörern vorbeisendet? Oder nur für Intellektuelle senden darf?
Mein Vorschlag: Wir verbieten die Werbung bei den Ö-R, dafür dürfen die Sender dann völlig legitim mit "niveauvollen" Massenprogrammen auf Hörerjagd gehen. Wo, bitte schön, steht denn im Rundfunkstaatsvertrag geschrieben, dass der Bildungsauftrag nur erfüllt ist, wenn die Öffis Spartenprogramme betreiben?????

PS: Apropos Kinderprogramme: Erinnert sich einer noch an "Krümel"??? Gott, ich habe diesen Hasen GELIEBT!!!! "In der Weihnachtsbäckerei..." tralala.
 
@ radiohexe:

In der Frage, den Öffis die Werbung (jegliche!) zu verbieten, sind wir uns absolut einig (irgendwas muß ich da falsch machen... :D ). Ich bin der festen Überzeugung, daß das zu einer deutlichen Verbesserung der Programmangebote führen und zudem den Privaten bessere Wettbewerbschancen bieten würde.

Wozu es allerdings nicht führen darf, ist eine massive Erhöhung der Gebühren. Aber die wollen die Öffis ja ohnehin, guckst Du hier:

Das muß man sich mal vorstellen: Mehr als 100 Millionen Euro in der laufenden Gebührenperiode für digitales TV per Antenne und das in einer Zeit, in der die allermeisten Zuschauer mittlerweile per Kabel oder Satellit gucken. :mad: :mad:
 
Interessant, dass die Konvergenzdebatte (da geht es um die befürchtete Verflachung der öf-re-Programme durch den bösen, bösen Einfluß der Kapitalisten, wird größtenteils von hauptamtlichen Kulturpessimisten in den Feuilletons geführt) hier von der Gegenseite aufgegriffen wird. Die beiden Mediensysteme sollen, wenn ich euch richtig verstanden habe, hübsch separiert funktionieren.

Radiohexe, ich bin deiner Meinung, dass sich die formatierten Programme der ARD qualitativ (noch) von dem Gros der Pivaten absetzen. Bei Kritikern wird häufig ein subjektiver Höreindruck verallgmeinert, der kaum objektivierbar ist. Allerdings: Das Formatradio-Prinzip ist kein Programmkonzept, sondern eine Marketingstrategie. Alles mögliche wird privatisiert, damit der Staat entlastet wird. Wenn sich also der öf-re-Rundfunk am Markt behauptet und sich zu einem nicht unbedeutenden Teil aus Werbeeinnahmen finanzieren kann, ist das doch gesellschaftlich zu begrüssen. Der Markt dient ja auch als Kontroll- und Steuerungsinstanz. Gleichzeitig werden an die Privaten Qualitätsmaßstäbe herangetragen, die sie sonst ignorieren würden. Also: beide Seiten bewegen sich aufeinander zu (mehr „Volksnähe“ bei den Öf-Re, mehr Qualität bei den Privaten), ohne völlig in einander aufzugehen.
„Es ist deutlich geworden: Gewisse Konvergenzerscheinungen der Programmangebote lassen sich bei einer übereinstimmenden Rezipientenschicht der Hörfunkanbieter nicht vermeiden. Von einer allgemeinen Konvergenz der beiden Rundfunksysteme kann kaum gesprochen werden, nachweisen lässt sie sich fast ausschließlich im Bereich der populären (Tonträger-)Musik. In den Sparten Nachrichten, Kulturprogramm (mit Feature, Radioessay, Jazz, sogenannter E-Musik, radiophoner Kunst u.ä.) und in bezug auf das Klangdesign der Sender (z.B. Tempo: Anzahl der Schnitte, Musiktitel und Elemente der Produktion oder Programmverbindung) kann – mit Blick auf die oben genannten medienwissenschaftlichen Untersuchungen nur von einer hörbaren Divergenz öffentlich-rechtlicher und kommerzieller Hörfunkanstalten gesprochen werden.“
Zitat: Frank Schätzlein: Dudelfunk-Theorie http://www.akustische-medien.de/texte/dudelfunk.htm

Auch wenn das nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist: der Wortanteil bei den öf-re-Werbewellen liegt immer noch ca. 10% höher als bei den Privaten. Aber Quantität ist nicht gleich Qualität:
„Das zur Verfügung stehende Kapital wird bei diesen [Privat-]Sendern zur Verbesserung der Produktions- und Übertragungstechnik sowie zur Eigenwerbung eingesetzt, es dient nicht der Finanzierung künstlerischer Programmformen, die verhältnismäßig finanzaufwendig sind. Programminhalte werden hier nicht mehr in ihrer Eigenschaft als kulturelles Gut betrachtet und entsprechend gefördert, sie sind vielmehr nur noch ökonomische Ware.“ (Schätzlein)

Qualität muss bezahlt werden. Sicher gibt es auch ganz bedenkliche Formen von Geldverschwendung (wie das in überbürokratisierten öffentlichen Einrichtungen leider häufig der Fall ist, hier muss mal ganz kräftig ausgekehrt werden). Aber man versucht ja auch zu sparen (siehe leider gescheitertes Gemeinschaftsprogramm „Radio 3“ von SFB, ORB und NDR).
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind mediale Verbünde. Das eine Programm dient dabei als „Resonanzverstärker“ des anderen. Programminhalte mit künstlerischem Anspruch und hohem kulturellen Wert (mit niedrig scheinendem Marktwert) werden in den Medienverbund einbezogen und über die erfolgreichen (Werbe-)Programme mitfinanziert. Durch das positive Image der Massenprogramme können Minderheitenprogramme neue Rezipientengruppen erreichen, wodurch sie ihren ökonomischen Wert steigern können und auch wieder für rein kommerzielle Programme interessant werden (zumindest theoretisch). Thema KiKa: wird doch jetzt auch ein (kommerzielles) Radio für Kinder in Berlin geplant, oder?

Sollten sich nicht die privaten Sender auf die Herausforderung der werbefinanzierten Öf-Re's einlassen und statt der Abschaffung unliebsamer Konkurrenz diese als Anregung zur Qualitätsverbesserung ansehen? (also: Konvergenz in die andere Richtung)? Radio ist das meistgenutzte Medium. Eine weitere Steigerung der allgemeinen Hörerzahlen ist kaum noch zu erwarten. Der Markt ist gesättigt. Wenn also Frequenzen für Minderheitenprogramme der ARD-Anstalten genutzt werden bedeutet das, daß der Markt nicht durch mehr Konkurrenz innerhalb des privaten Rundfunksystems noch enger wird, was die Überlebenschancen der einzelnen Sender verringern würde.

Meine „Mediensozialisation“: eindeutig Sesamstraßen-Kind (wieso, weshalb, warum - wer nicht fragt bleibt dumm!). Und natürlich ‘s Urmel und die Katze mit dem Hut. ;)
 
mal noch ne frage von mir: woran "erkennt" "man" eigentlich, ob ein öffentlich-rechtliches Programm (meinetwegen eine Popwelle) "gut" ist? mit "gut" meine ich nicht nur, dem sendeauftrag entsprechend, sondern auch im interesse des hörers gemacht? Das liegt doch -meiner meinung nach- immer im Auge (bwz im Ohr) des Hörers.

nach dieser Theorie (korrigiert mich, wenn ich ganz falsch liege) müsste man doch sagen können, eine ö/r-Popwelle, die mit "den größten hits, dem besten mix" sehr viele Hörer anspricht, hat besser gearbeitet, als ein Pop- und Inforadio, dass nur von einer Handvoll Hörern gehört wird...

mir persönlich wäre eine Popwelle mit hohem Info-Anteil am allerliebsten....in etwa wie das teuer produzierte Radio1... Leider gibt es sowas in Hessen nicht...

Um mal was anderes anzusprechen: Die Bundesliga-Rückkehr in die ARD-Sportschau wird zu weiten Teilen durch Werbung refinanziert! Ist doch prima! Geht also bei der ARD genauso wenig zu Lasten der Gebührenzahler wie bei Sat1!
 
@ olli:

Stimmt nur bedingt, denn die angebliche Notwendigkeit, die Bundesliga wieder in der ARD zu senden, wurde von den Öffis stets gern damit begründet, bei SAT1 werde die Berichterstattung durch die viele Werbung kaputt gemacht. Wenn ich dann höre, daß direkt vor der Sportschau, direkt danach und zweimal mittendrin Werbung laufen wird, plus einer 90-Sekunden-Tagesschau, um die Sportschau in zwei "separate Sendungen" zu trennen, damit zwei Werbeblocks darin untergebracht werden dürfen, dann frage ich mich, was daran besser sein soll, als bei SAT1, wo es zwar mehr Werbung, aber auch mehr Sendezeit gab.

Zu Deinem Beispiel mit Radio EINS: Das ist nun ganz gewiß keine Popwelle mit "dem besten Mix", sondern ein Programm mit recht anspruchsvoller Musikauswahl und hohem Wortanteil. Popwellen klingen anders, davon gibt's in Berlin reichlich Beispiele.

Und schließlich: Die Qualität eines öffentlich-rechtlichen Programms läßt sich eben nicht durch Einschaltquoten messen, denn Qualität generiert nicht automatisch Quantität (sonst wäre die Frankfurter Allgemeine die meistverkaufte Zeitung Deutschlands - oder die BILD die qualitativ beste).

Aufgabe der Öffis ist es eben nicht, möglichst viele Hörer anzusprechen, sondern möglichst Vielen etwas zu bieten, das sie bei den Privaten vergeblich suchen. Ob es Hörspiele sind, Kultursendungen oder, wie bei Radio EINS, ein Musikprogramm, das sich nicht in einer 150er-Rotation der letzten Top5-Hits erschöpft - DAS sind die Aufgaben der Öffis. Wenn sie nur noch auf die Quote schauten, bräuchte man sie nicht mehr und je weniger sie uf die Quote schauen müssen, umso besser wird ihr Programm sein. Insofern täte man ihnen mit einem Werbeverbot vermutlich sogar einen Gefallen.
 
Tja, nun stell Dir aber mal vor, die zentrale These dieses Forums würde stimmen. D.h. alle Menschen wollen Nebenbeiradio mit großer Rotation, netten Wortbeiträgen, wenig Claims, guten Moderatoren und Top-Nachrichten. Solch ein Programm macht der Öffi "Radio Toll". Da würden dann viele Leute einschalten, so viele, dass Radio Toll - schwupdiwupp - Marktführer wäre. Müsste man dieses Programm dann nicht verbieten?! :D :D :D :D
 
Aber selbst ein öffentlich-rechtlicher Sender hat sich doch nach dem Interesse der MEISTEN Hörer zu richten, sonst macht er sich selber überflüssig.... Oder man müsste ein System entwickeln, wo dann eben nur noch DIE Hörer GEZ-Gebühren zahlen, die eben Hörspiele ect im Radio hören wollen.

Das ganze öffentlich-rechtliche System ist unübersehbar noch aus einer Zeit, als es in Deutschland nur ARD und ZDF gab. Wer ein Radio kauft, wird wohl die Hörfunkprogramme der ARD hören wollen (was anderes gab´s ja schließlich nicht), also muss er es auch anmelden. Die Popwellen der ARD waren in den 80ern dafür zuständig, Künstler wie "wham", Cindy Lauper und Tina Turner zu spielen, weil diese Musiker eben modern waren. Also ist es klar, dass Sender wie hr3, bayern3, ndr2 und swr3 auch heute noch sogar SCHWERPUNKTMÄSSIG die Musiker spielen, die eben grad angesagt sind. Heute heissen diese Leute eben Robbie Williams, Pink, No Angels und Attomic Kitten...
An diesem System nun irgendetwas ändern, nur weil seit etwas über einem Jahrzehnt nun auch Privatsender in Deutschland erlaubt sind? Da werden sich die Herren der ARD denken "Was scherrt uns der Privatfunk? Die sollen froh sein, dass sie überhaupt Radio machen dürfen."
Dazu kommt auch das Thema Werbung. Der hessische Rundfunk (als Beispiel) sendet diese seit den 50er Jahren. Warum soll man ihm das nun verbieten? Ich hätte höchstens Verständnis dafür, wenn man gewissen Vorschriften macht, dass ein Werbespot z.B. beim hr nicht billiger sein darf, als z.B. bei FFH...
 
hr3fanOlli:
Aber selbst ein öffentlich-rechtlicher Sender hat sich doch nach dem Interesse der MEISTEN Hörer zu richten
Eben nicht. Er hat auch Nischen zu besetzen und einen ausdrücklichen Auftrag, zur freien Meinungsbildung beizutragen. Deshalb gibt es ja neben den Mainstream-Produkten die Klassik-, Info- oder Multikulti-Wellen. Wenn man sich nach den Interessen der Mehrheit richten würde, dann gäbe es z.B. keine Tagesschau mit Gebärdensprache - was für mich ein herausragendes Beispiel für öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist. Insofern halte ich den ör Rundfunk für richtig und wichtig, weil er Dinge anbieten kann und muss, die kein Privater leisten kann. Die Diskussion entzündet sich doch nur daran, dass eben massive Gebührenanteile dafür ausgegeben werden, etwas anzubieten, das es mittlerweile auch zigfach privat finanziert gibt - nämlich den Dudelfunk, der kaum noch Informationstransfer betreibt, sondern ausschließlich unterhalten will.
 
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