• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Künstliche Stimmen als Ersatz für reale Mitarbeiter

Und das leider oftmals ziemlich lustlos und uninspiriert, wodurch das Künstliche häufig schon im Begrüßungssatz hörbar ist.
Tja, das ist dann wohl wie mit den Youtube-Werbespots (oftmals für ohnehin recht dubios erscheinende Produkte oder Dienstleistungen), die zumindest mir in letzter Zeit immer häufiger ausgespielt werden. Durch die Absurdität des Beworbenen in Verbindung mit der sofort erkennbaren KI-Sprachsynthese haben diese Spots aber einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert.
 
Fiktionale Texte aller Art gehören ja auch im Radiogeschäft zur präsentationsästhetischen Königsdisziplin. Nur: An welchen Stellen wird diese Kunst im Hörfunk überhaupt eingefordert?
Du beschreibst genau meine Befürchtungen. Wer wird denn überhaupt noch Ohren haben, die Königsdisziplin zu erkennen? Heutzutage bringt die KI bei Prosatexten eine Mainstream-Präsentation zustande, bei der irgendwie eine "Anmutung" drübergekippt ist. Mit Präsentationsästhetik hat das zumindest für sensible Ohren nichts zu tun. Und wenn dann dereinst die Vorbilder aus Fleisch und Blut den Weg alles Menschlichen gegangen sind, wird die KI zum Präsentationsstandard. Und dann ist es auch gleichgültig, ob mir da jemand im Radio einen Rilke "vorliest" oder über die Haltbarkeit von auslaufsicheren Kinderwindeln einen Vortrag hält.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hätte sich z.B. ein großer Brief- und Paketzusteller mit Sitz in Bonn mehr Mühe geben dürfen.
Wollte einen DHL-Mitarbeiter sprechen. Aber deren neue KI nervte mit sinnlosen Fragen,konnte die Paketnr. nicht finden & forderte von mir nach 3(!) Minuten eine Bewertung! Als sie die von mir nicht bekam, legte sie auf! Extrakt: Es war unmöglich, mit einem Menschen zu sprechen! Künstliche Dummheit trifft es eher! Zurück zum Radio!:thumbsdown:
 
Dann hätte ich noch die BVG in der Hauptstadt zu bieten. Aber das nur am Rande. Oder ganz aktuell die Lufthansa. Dort wird man nach zwei Stunden in der Warteschleife einfach rausgeschmissen. Sorry. Back to the Faden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Volle Zustimmung zum Post von @surfpitt2001 .

...hoffe ich, [...] dass die Nischen (wirklich gut (!) gelesene Hörbücher, emotionale Textsorten wie Lyrik u.ä.) so schnell nicht über KI generiert werden können, jedenfalls nicht ohne aufwändigste Nachbearbeitung.
Genau hier liegen die Stärken der Synchron-Schauspieler. Ich teile die Hoffnung.
Aber dann könnte man auch einen Sprecher hinsetzen, der es gleich richtig macht.
Mit Verlaub, lieber OO, das können "Sprecher" nicht, sondern eben Synchron-Schauspieler*. Deshalb wird nach meiner Meinung nach die KI zunächst eher bei ersteren zur konkurrierenden Gefahr, sogar für ausgezeichnet ausgebildete "Sprecher".

*Deshalb werden Synchron-Schauspieler z.B. von der Künstler-Sozialkasse eben als solche anerkannt, während reine "Sprecher" nicht unter die geforderten Bedingungen einer eigenen Kunstfertigeit fallen. Widersprich mir bitte, wenn ich Unfug rede und Du einer der seltenen Exemplare bist, der beides kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man wird in einigen Jahren wieder Clark Gable in neuen Filmen sehen können und dazu seine deutsche Stimme Siegfried Schürenberg hören.
Sogar Schürenberg dürfte dann ausgedient haben. Wenn die KI schon loslegt, dann lässt sie gleich auch Gable den deutschen Text sprechen. Es gibt doch schon Systeme, mit denen der Film so bearbeitet wird, das die Darsteller inklusive der richtigen Lippenbewegungen die fremden Sprachen sprechen. Leider finde ich gerade keine entsprechenden Berichte oder Beispiele mehr.

Einerseits begrüße ich als grundsätzlicher O-Ton-Gucker die Tatsache, dass dann auch der deutsche Zuschauer endlich in den Genuss der eigentlichen Stimmen der Darsteller kommt (Hugh Laurie lispelt sehr sexy) und man nicht ständig G.-G. Hoffmann oder Glaubrecht hört, andererseits ist das natürlich ein noch viel gravierender Eingriff in die Kunst der Darsteller als der PAL-Speedup.
 
Es gibt doch schon Systeme, mit denen der Film so bearbeitet wird, das die Darsteller inklusive der richtigen Lippenbewegungen die fremden Sprachen sprechen.

 
Lieber Countdown, ich vermute, dass Du ausnahmsweise (!) meinen Post nicht richtig verstanden hast. Es geht mir hier nicht um Synchronschauspieler. Mir geht es um Kolleginnen und Kollegen, die im Radio künstlerische Texte präsentieren (Lyrik, Belletristik, auch anspruchsvolle Sachtexte). Diese alle, mich eingeschlossen, bezeichnen sich als Sprecher, wenn sie in dieser Funktion agieren. Leider ist die Berufsbezeichnung nicht geschützt. Deswegen kann sich jeder, der einmal Pieps in ein Mikrofon hauchte, Sprecher nennen. Und das mag ein Grund sein, weshalb Synchronschauspieler nicht die Bezeichnung Sprecher für sich akzeptieren.
Zudem, lieber Countdown, hast Du in Deinem ureigensten Beritt Kollegen gehabt, die sowohl als Nachrichtensprecher als auch als Synchronschauspieler ihr Geld verdienten. Und sie waren auf beiden Hochzeiten unglaublich gut.
Und ich weiß auch aus Unterhaltungen mit Synchronschauspielern, dass sie einen sehr ausgeprägten Standesdünkel haben, vielleicht zur Recht, und sehr schnell angefasst sind, wenn man sie als Sprecher bezeichnet. Ich wäre umgedreht beim Nachrichtenlesen auch nicht gerne als Hörfunk-Knattermime bezeichnet worden. Nix für ungut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich weiß und auch welche. Mir war nur wichtig, den Unterschied herauszuarbeiten und würde die Präsentatoren von künstlerischen Texten durchaus lieber als Schauspieler statt als Sprecher bezeichnen. Gerade auch in Hinblick auf die relevanten Sozialversicherungen. Dabei ist doch klar, dass ich vor der Arbeit des Sprechers die größte Hochachtung habe und stehe auf der Seiten beider. Die Befürchtung bleibt, wo die KI zuerst zur Gefahr wird.
 
Schönes Bild. Soll uns aber nicht hindern, auf keine unmenschliche Verwendung von KI zu drängen und den Mensch bei seiner künstlerischen Entfaltung zu unterstützen.
 
Ich bekenne mich schuldig: Ich verdiene seit ca. einem Jahr tatsächlich ein recht nettes Zubrot mit der Zurverfügungstellung meines dann von einer KI nachgebildeten Organs. Und es ist zum Teil wirklich gruselig, wofür meine Stimme so eingesetzt wird. Andererseits bin ich auch in, vor allem, YouTube-Werbung durchaus renommierter Unternehmen zu hören. Glücklicherweise ist es mir herzlich egal, was ich da alles so von mir gebe, da ich schon lange mit anderen Sachen mein Geld verdiene und ich mir keinen guten Namen versauen kann.

Würde ich meinen Lebensunterhalt hauptberuflich mit Sprechen bestreiten müssen, stünde ich allerdings vor einem echten Dilemma. Steige ich jetzt ein und gebe z.B. meinen bisherigen Auftraggebern damit die Möglichkeit, meine Stimme für einen Bruchteil des bisherigen Honorars zu nutzen, dafür kommt aber (hoffentlich) Geld aus aller Welt? Oder halte ich mich von KI fern und meine Auftraggeber nehmen irgendwann einfach eine andere KI-Stimme und ich darf früher oder später zum Amt.

Es ist, wie es ist: Es wird schon jetzt viel mehr mit KI gemacht, als den meisten bewusst ist. Auch der Profi kann es inzwischen oft nicht mehr erkennen. Für die Studios ist es billiger, also machen sie es.

Und was das Radio betrifft, da sehe ich langfristig schwarz. Sowohl inhaltlich als auch in der Präsentation wird KI zumindest jenseits der Prime-Time so ziemlich alles wegrasieren. KI mault nicht, braucht keinen Urlaub, ist nie krank und fragt vor allem nicht nach mehr Geld. Ganz im Gegenteil.
 
Auftrag an den Gesetzgeber: Alles KI-Generierte muss permanent gekennzeichnet werden. Radio akustisch. Fernsehen optisch. Ich schalte dann immer ab. Problem gelöst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir fällt nur kein Gegenargument ein
Sieh es mal so: Droschkenkutscher und Leute, die ein Pferdefuhrwerk lenken können, sind heute eine teure Attraktion, die man sich bei besonderen Anlässen leistet und die nicht für jedermann erschwinglich ist. Man staunt bewundernd hinter einer Kutsche her, wenn sie irgendwo auftaucht. Für die kleine Gruppe von Anbietern ist das durchaus ein lukratives Geschäft. Der Rest hat halt keine Ahnung ...
 
Vielleicht muss man gedanklich einen Schritt weitergehen. Je einfacher es ist Radioprogramme teilautonom zu fahren und Texte von KI-Systemen kreieren und einsprechen zu lassen, umso mehr können die von den laufenden Ausgaben geplagten Radioanbieter Kosten einsparen, expandieren und ihr Angebot attraktiver gestalten.

Zusätzliche digitale Spartenprogramme können vollautomatisch betrieben werden, weil die Software auf vorhandene redaktionelle Beiträge in intelligenter Weise selbsttätig zugreifen kann und verbindende Moderationen und Überleitungen keines menschlichen Zutuns mehr bedürfen. Die Musikschleife weicht einem vollwertigen Programm, das auch informativen und unterhaltenden Content beinhaltet.

Durch die per KI sinnvoll koordinierten Serviceelemente, gepflegten Playlists und "fachkundig" gesteuerten Abläufe werden Kapazitäten für das redaktionelle Personal frei, was sich wiederum in einer zunehmenden inhaltlichen Relevanz niederschlägt.

Durch zusätzliche Musikfarben, Schwerpunktsetzungen und Zielgruppenansprachen, die die KI per Geisterhand vornimmt, werden Mitarbeiter entlastet und können sich auf Interviews, Rubriken, gehaltvolle Beiträge, Recherchen und kreative Inhalte kümmern, während sich einst auf Kante genähte Einzelprogramme zu ansehnlichen Senderfamilien mausern, die kosteneffizient ein vielfältiges und ansprechendes Angebot für alle Hörerschichten bewerkstelligen können - ganz im Gegensatz zu den wenigen verbliebenen UKW-Formatgerippen von heute.

Ein Unternehmen, das von Werbetreibenden als attraktiv und von Nutzern als wertvoll erachtet wird, kann seine Einnahmen steigern und wird eher Mitarbeiter anwerben als abbauen. Statt der vielfach beschworenen Todesspirale des Radios würde das Medium - um interaktive Gestaltungselemente erweitert - in eine Gewinnstrategie verwandelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann morgen einmalig Hänschen Rosenthal als KI (hergestellt von ZDF Digital) im („das klingende) Sonntagsrätsel“ auf Deutschlandfunk Kultur zu hören. Anlass ist u. a. der 60. Geburtstag des Radioformats.
 
Wunschdenken. Die Realität wird so aussehen, dass man sehr viel Personal entlassen wird, Privatfunker hat den Anspruch,
Interviews, Rubriken, gehaltvolle Beiträge, Recherchen und kreative Inhalte
zu produzieren schon seit Jahrzehnten verworfen. Es gibt unzählige Hauptprogramme und Sparten-Channels, die alle den großen Monopolen RTL und Regiocast gehören, oder irgendwelchen reichen Bonzen die oft kaum was mit Medien, sondern viel mehr mit Geldanlagegeschäften am Hut haben, siehe NIUS Radio oder SecondRadio. Das ist eine künstlich am Leben gehaltene Wirtschaft. Vielfalt und Wettbewerb ist hier nahezu unmöglich, siehe das langsame Sterben von egoFM oder die nicht mehr existierenden Programme von Teutocast. Als Krönung hören sich alle Sender gegenseitig mit Bots/KI-Tools ab und ihr Programm vermeintlich zu "optimieren".
DLR und ARD haben die Möglichkeiten hier etwas gegenzusteuern - machen sie aber größtenteils nicht.

Von Social Media weiß man, dass Gen Z mittlerweile die Faxen dicke von KI-produzierten Content hat, weil dieser einfach im Überfluss verstreut wird und oft extrem unrelevant, unauthentisch und unprofessionell produziert ist.

Wenn mir die KI-Stimme auf Radio PSR um 3:02 Uhr nachts ne Gute Fahrt wünscht ist das nur ein Vorgeschmack auf das, was aus unserer Gesellschaft demnächst wird: seelenlose Schauspieler. 🤑
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, aber diese Art des Radiomachens führt in Windeseile in den Exitus. Man wird wieder Werte schaffen müssen, und dazu braucht man Personal.

Und KI-generierter Content ist Nonsens, die KI steuert nur die Abläufe, verknüpft Programmelemente aus dem Beitragspool und spricht Überleitungen bzw. Anmoderationen für Spartenwellen oder in "Tagesrandzeiten".
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht muss man gedanklich einen Schritt weitergehen. Je einfacher es ist Radioprogramme teilautonom zu fahren und Texte von KI-Systemen kreieren und einsprechen zu lassen, umso mehr können die von den laufenden Ausgaben geplagten Radioanbieter Kosten einsparen, expandieren und ihr Angebot attraktiver gestalten.
Warum nicht noch gedanklich einen Schritt weiter gehen und einsehen, dass es dafür so etwas wie "Radio" überhaupt nicht mehr braucht? Deine Wolken-Kuckucksheim-Überlegungen erinnern mich an die Idee von vor ca. 25 Jahren, Zeitungen auf "digitalem Papier" auszuliefern und die Leser sich "ihre" Zeitung darauf individuell zusammenbauen zu lassen vorab.

Wenn diese "Geisterhand-KIs" wirklich so toll werden, wie du skizzierst, möchte ich keine von der Stange sondern meine persönliche KI-Assistentin, die mir jeden Info- bzw. Unterhaltungswunsch prompt auf dem mir genehmen Niveau erfüllt. Wobei letzteres bedeutet, dass ich keinerlei Werbung, von der sich kümmernde Mitarbeiter leben könnten, wünsche.
 
Vielleicht baust du dir dann ja auch gleich deine dazu passende Traumwelt, um so wenig wie möglich mit der Wirklichkeit zu kollidieren. Stichwort "alternative Fakten", von der KI wortreich untermauert.

Deine skeptische Grundhaltung kann ich angesichts der aktuellen Entwicklungen allerdings bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur um das festzuhalten, (mehr als) skeptisch bin ich hierzu:

"Ein Unternehmen, das von Werbetreibenden als attraktiv und von Nutzern als wertvoll erachtet wird, kann seine Einnahmen steigern und wird eher Mitarbeiter anwerben als abbauen. "

in Bezug zum Bereich "Radio". Was in Sachen KI noch kommen wird, kann wohl heute niemand seriös voraussagen.
 
Zurück
Oben