Vorhin habe ich auf meinem Handy folgenden Link geöffnet:
Mit dem ContentVoiceCreator (CVC) präsentiert WarenZeichen Medien eine völlig neue Generation automatisierter Radiotechnologie. Das System gilt als Benchmark
www.radioszene.de
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Ich weiß nicht, ob ich inzwischen zu alt für das Thema bin oder einfach nur zu idealistisch, aber ich hätte zum Frühstück gar nicht so viel essen können, wie ich hätte kotzen wollen. Was ist das bitte? Das ist die absolute und totale Hörer-Verarsche - und mehr noch: Es ist auch die absolute und totale Moderatoren-Verarsche! Das, was da angepriesen wird, hat aus meiner Sicht mit Radio überhaupt nichts mehr zu tun. Da geht es nur noch darum, mit kostengünstigem Einsatz ein fix und fertiges Convenience-Produkt herzustellen, das dem Original natürlich möglichst nahekommen soll, mit dem Original aber nichts mehr zu tun hat.
Nicht nur, dass die Naivität der Hörer auf das Gröbste ausgenutzt wird, nein, es wird auch alles das untergraben, was einen Vollblut-Moderator ausmacht. Dass sich das Radio selbst abschafft, hat Hermann Stümpert vor etwa 20 Jahren in seinem Buch schon sehr treffend beschrieben, aber das, was aus dieser Anzeige bzw. diesem Artikel hervorgeht, hätte sich wohl der pessimistischste Schwarzmaler in der Branche nicht träumen lassen.
Klar ist es ein Stück weit interessant und faszinierend, zu beobachten, was technisch alles möglich ist. Nur ist es deswegen noch lange nicht gut. Gerade in Zeiten, in denen die ARD in der wohl größten Reform ihrer Geschichte steckt (und zum Großteil selbst schuld daran hat), sollte sich das Radio und seine Macher doch auf das zurückbesinnen, was Radio ausmacht. Sehe ich dann solche Anzeigen, in denen stolz damit geworben wird, wie KI das Radio angeblich "bereichern" soll, wird mir wieder einmal klar, dass ich heilfroh bin, nicht mehr bei (einem solchen) Radio arbeiten zu müssen. Was Herr Gilg in seinem Text vom Stapel lässt, ist ein Arschtritt für jeden, der fürs Radio brennt:
"Künstliche Intelligenz darf das Radio nicht entmenschlichen - sie soll es bereichern. Radio lebt von Gefühl, nicht von Algorithmen."
Sag mal, Junge, merkst du eigentlich noch was? Radio lebt von Gefühl, sagst du selbst. Machst aber genau das Gegenteil. Oder aber du definierst Gefühl mit dem Gefühl der Abneigung und des Hasses auf dich und dein Produkt. Wenn ja, dann hast du bei mir genau das erreicht. Ich schäme mich für dich.
Und ich möchte bitte niemals bei einem Radiosender arbeiten, der so mit seinen Mitarbeitern und Hörern umgeht.