Liedermacher Reinhard Mey für Radioquote

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Aus Spiegel Online von heute:

Debatte um Radioquote

Mey motzt gegen "angloamerikanische Meterware"

Der Liedermacher Reinhard Mey hat sich in den Chor der Künstler eingereiht, die vehement die Einführung einer Radioquote für deutschsprachige Musik fordern. Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft befürwortet den Vorschlag aus Sorge um den heimischen Markt


Berlin - "Es führt kein Weg an einer Quote vorbei, wenn wir nicht einen ganzen Kultur- und Wirtschaftszweig an unterlassener Hilfeleistung eingehen lassen wollen", sagte Mey am Freitag in Berlin. Die Quote solle bei 40 Prozent liegen. Der Anteil deutschsprachiger Titel in den Radioprogrammen liegt den Angaben zufolge momentan bei rund 1,5 Prozent.

Mey kritisierte, wenn er Radio höre, fliege ihm die "angloamerikanische Meterware" nur so um die Ohren. Selbst bei Sendern, die "ein biederes Publikum" bedienen wollten, würden fast ausschließlich englischsprachige Songs gespielt. Dabei gebe es eine breite Palette von sehr guten deutschsprachigen Künstlern. Heute gebe es nur noch eine Art von Musik. Daran gewöhnten sich die meisten und bestellten nur noch diese Sorte. "Das ist die Verarmung", sagte Mey. Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, sagte, die mittelständisch strukturierte Musikwirtschaft brauche Chancengleichheit gegenüber den internationalen Medienmultis. In Deutschland stünden die kleineren Musikproduzenten am Abgrund, im Ausland drohe der Verlust großer Marktanteile. Deshalb halte er eine 40-Prozent-Quote nach französischem Vorbild für geboten.

Die Einführung der Quote habe der Musikbranche im Nachbarland kräftige Impulse verliehen, erklärte Ohoven. Heute sei Frankreich der einzige unter den weltweit führenden Musikmärkten, der Zuwachsraten verzeichnen könne. In der gleichen Zeit habe die deutsche Musikindustrie ein Viertel ihres Umsatzes eingebüßt. Ohne Quote würde die Chancenungleichheit auf dem Musikmarkt zementiert. Faire Wettbewerbsbedingungen seien in Ausnahmefällen nicht ohne Eingriffe zu schaffen.

Der Verein Deutscher Sprache erklärte, die Mehrheit der Bevölkerung sei auch für eine Quote. Nach einer von dem Verein zitierten Umfrage von April 2003 wollten 62 Prozent der Bevölkerung mehr Musik mit deutschen Texten hören. Der Anteil deutscher Produktionen an den meistverkauften CD-Singles in Deutschland habe in den vergangenen zehn Jahren fast durchgängig bei 40 Prozent gelegen.

Für eine Quote deutschsprachiger Musik im Radio sprach sich bereits 1996 Heinz-Rudolf Kunze aus. In diesem Jahr, angesichts der nachhaltigen Krise der Musikindustrie, wurde die Forderung nach einer Regulierung wieder lauter. Weitere Befürworter sind unter anderem Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie die Künstler Udo Lindenberg und Konstantin Wecker.
 
Man fragt sich ja, mit welchem der zahlreichen Threads man diesen hier verlinken soll...
Ganz persönlich schalte ich bei den englischen Titel im übrigen immer mehr ab/weg und bleibe bei deutschsprachigen da. Ergo, ich höre kaum noch Musiksender. Danke, Trash-Deutschland. Ist aber eh egal.
db
 
Aus der Sächsischen Zeitung von heute:


Was will der Hörer?
Der Medienexperte und Bundespolitiker Steffen Kampeter lehnt eine Radio-Quote ab

Vergangene Woche wollten wir von unseren Lesern wissen, ob auch sie sich eine Radioquote für neuere deutsche Musik wünschen. Alle eingesandten Antworten lauteten: Ja. Wir fragten Steffen Kampeter (40), Medienexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, warum er zu den Quotengegnern gehört.

Herr Kampeter, Sie halten die Idee einer Radioquote zu Gunsten jüngerer deutscher Musik für problematisch. Warum?

Zunächst mal freue ich mich sehr, dass auch die Leser der Sächsischen Zeitung in Deutschland produzierte Musik gerne hören. Das zeigt ja, dass hier zu Lande nicht nur angelsächsisches oder französisches oder weltmusikalisches Musikkulturgut eine hohe Bedeutung hat, sondern auch das nationale. Vor diesem Hintergrund bewerte ich die Forderung nach einer Quote als Ausdruck des berechtigten Wunsches vieler Menschen nach mehr deutscher Musik im Radio.

Teilen Sie diesen Wunsch?

Schon. Aber der Wunsch nach einer Quote ist in meinen Augen vor allem ein Versuch der kriselnden Plattenindustrie, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für ihre Werbezwecke zu instrumentalisieren, um ihren zurückgehenden Absatz wieder anzukurbeln.

Es geht aber doch auch um die Förderung des eigenen Nachwuchses. Warum sollten sich die Plattenfirmen um neue Talente aus Deutschland kümmern, wenn niemand sie über das Radio kennen lernen kann?

Gutes setzt sich immer durch. Wenn viele deutsche Bands und Solisten keine Verkaufsschlager werden, liegt das vielleicht auch daran, dass sie in den Augen der Käufer einfach nicht gut genug sind.

Nicht so gut wie die erfolgreichen neuen Superstars Alexander und Daniel Küblböck?

Der Kunde entscheidet, was gut und schlecht ist, nicht der Politiker. Sie können Qualität nicht regulieren, schon gar nicht über eine Quote. Käme sie, dann befürchte ich eine Zwangseindeutschung mit schlimmen Folgen. Das Beispiel Frankreich zeigt, dass die Quote für französische Musik dort zwar zu deren Anwachsen in den Programmen geführt hat, zugleich aber auch zum Qualitätsverfall. Mit der Masse ist also nicht auch die Klasse gewachsen, eher im Gegenteil.

Wäre eine Quote in Deutschland überhaupt rechtlich durchsetzbar?

Wir haben insgesamt 16 öffentlich-rechtliche Sendeanstalten in Deutschland. Ich glaube kaum, dass wir für die Quote 16 Rundfunkstaatsverträge ändern können.

Ließe es sich Ihrer Meinung nach auch auf anderem Wege erreichen, dass deutsche Musik im Radio stärker präsent ist?

Für mich gilt vor allem: Was der Hörer hören will, soll er selbst entscheiden. Zum Beispiel über das Einschalten bestimmter Sender.

Ist das nicht einseitig gedacht?

Natürlich muss die Politik Anreize und Voraussetzungen dafür schaffen, dass auch ausreichend Sendeplätze für deutsche und deutschsprachige Musik vorhanden sind. Das kann man aber auf anderen Wegen besser erreichen als mit einer Zwangsquote, zum Beispiel über eine Selbstverpflichtung der Sender in diese Richtung.

Die meisten Sender kaufen ihre Musik im Billig-Paket, und darin sind meist die ewig gleichen älteren englischen Lieder. Außerdem finanzieren sich die Privaten über Werbung, und ihre Kunden wollen ihre Produkte lieber in gefällige, bekannte Hits eingebettet haben. Warum also sollten sich Privatsender selbst verpflichten, mehr Deutsches zu spielen – und sich dadurch in Finanznot begeben?

Natürlich nicht. Aber bei den Privatsendern könnte ohnehin keine Quote greifen, weil die Politik diesen privatwirtschaftlichen Unternehmen meiner Ansicht nach aus verfassungsrechtlichen Gründen so etwas gar nicht vorschreiben darf.

Ließe sich über das Urheberrecht etwas ausrichten?

Ja, durchaus. Bisher können die Sender jede CD ohne Genehmigung des Rechte-Inhabers spielen; das so genannte Sendeprivileg. Würde man dies ändern, dann müssten die Plattenfirmen und die Sender miteinander über die zu spielende Musik verhandeln. Dadurch ließe sich mit Sicherheit das Repertoire so gestalten, dass man den tatsächlichen jeweiligen Bedürfnissen der Hörer und dem Qualitätsanspruch gerechter wird als bisher. Im besten Falle kämen wir darüber auch zu mehr junger deutscher Musik im Radio.

Was würde der Lieblingssender von Steffen Kampeter spielen?

Vor allem Classic-Rock aus den Siebzigern und Achtzigern. Dazu neuere deutsche Songs, zum Beispiel von Rolf Stahlhofen oder Leslie Mandoki. Die Neue von den Strokes finde ich auch sehr gut.

Das Gespräch führte Oliver Reinhard.
 
Schon seltsam, daß Kampeter es nicht für durchsetzbar hält, für die öffentlich-rechtlichen Programme eine Deutsch-Quote festzulegen, aber offenbar kein Problem damit hat, das Sendeprivileg anzutasten, und das, obwohl er in der Quote einen Versuch der Instrumentalisierung des Rundfunks durch die Musikindustrie sieht...

Das verstehe, wer will.
 
Steffen Kampeter hat es verstanden:
der Wunsch nach einer Quote ist in meinen Augen vor allem ein Versuch der kriselnden Plattenindustrie, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für ihre Werbezwecke zu instrumentalisieren, um ihren zurückgehenden Absatz wieder anzukurbeln.
Der Kunde entscheidet, was gut und schlecht ist, nicht der Politiker. Sie können Qualität nicht regulieren, schon gar nicht über eine Quote.
bei den Privatsendern könnte ohnehin keine Quote greifen, weil die Politik diesen privatwirtschaftlichen Unternehmen meiner Ansicht nach aus verfassungsrechtlichen Gründen so etwas gar nicht vorschreiben darf.

Der Interviewer dagegen hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Er verwechselt die durch Marktforschung sehr aufwändige und teure Musikauswahl von Radiosendern mit dem für Kino-/Spielfilme üblichen Blockbuchungsverfahren:
Die meisten Sender kaufen ihre Musik im Billig-Paket, und darin sind meist die ewig gleichen älteren englischen Lieder.
Sein aus dem Interview herausschreiender Versuch, nur Argumente für eine Quote zu finden (den legitimiert er sich das durch die Leserumfrage, welche unter außer Achtlassung aller Regeln von sozialer Erwünschtheit, Repräsentativität usw. ein Stimmungsbild pro Quote gezeichnet hat und deshalb glaubt er, als Journalist auf den vermeintlichen Wunsch des Lesers aufspringen zu müssen, dabei gilt immer noch Hajo Friedrich: "Man darf sich als Journalist nicht mit einer Sache gemein machen. Auch nicht mit einer guten Sache!") kulminiert schließlich in der genialen Erkenntnis:
Außerdem finanzieren sich die Privaten über Werbung, und ihre Kunden wollen ihre Produkte lieber in gefällige, bekannte Hits eingebettet haben.
Leider verschließt er sich, dem für ihn schmerzlichen Schluss, dass bis auf die Gruppe der musikinteressierten Menschen und Spartenfans praktisch ALLE "lieber (...) gefällige, bekannte Hits" hören möchten.

Gerade als Journalist sollte man, auch wenn man selbst eine Meinung hat und musikinteressiert oder Spartenfan ist, vorsichtig bei einem Thema sein, bei dem es um die Medienfreiheit geht.

Ganz offen Freunde: DIE WIRD IN DEUTSCHLAND NICHT GEOPFERT für die sobehauptete Förderung des deutschen Musiknachwuchses.

Die Gegenfrage auf diese hier
Warum sollten sich die Plattenfirmen um neue Talente aus Deutschland kümmern, wenn niemand sie über das Radio kennen lernen kann?
lautet: Warum sollte das Radio die Hausaufgaben der Plattenindustrie machen? Sollen sie schön Werbung schalten und ihren Kram bekannt machen, empfiehlt die Jasemine.

PS: Vielleicht möchte die Jasemine auch gerne mehr gute nationale Künstler hören. Aber die Jasemine würde sich nie erdreisten, ihren Privatwünschen mit Hilfe herbeiargumentierter staatlicher Maßnahmen zum Sieg zu verhelfen.
 
Rein persönlich gesprochen: Ich bin froh, den nirgends hören zu müssen.
Selbst WDR 2 spielt ihn schon lange nicht mehr.

Für mich ist er der Inbegriff des selbstherrlischen Moralisten.
 
So ist es..... Jasemine hat dazu fast alles gesagt.

Faktisch geht May damit schon lange der Medienwelt auf den Zeiger. Ich halte das im eigentliche Sinne für einen letzten Versuch sich als Künstler ins Licht zusetzen. Es geht ihm wohl auch mehr darum seinen Geldbeutel wieder etwas gefüllt zu sehen als um das eigentliche Thema.

Es ist richtig das deutsche Künstler es schwer haben, jedoch liegt es doch oftmals an den von ihnen gebotenen Ware.

Was ich bei einer Quote am meisten zu meckern habe, st das dies wohl auch hinsichtlich der EU wohl nicht ganz im Sinne des Erfinders ist. Quote hin oder her die privaten zumindest (Jasemine sagte dies bereits) sind da eh außen vor.

Ergo wenn ich die öffentlichen auch noch dahingehend einer Quote unterwerfe dürfte das Mistreiten auf dem Markt in Zukunft für diese noch schwieriger werden und die Folgen kann sich wohl jeder ausrechnen.

Deshalb "Quote" nein danke, aber auch der Aufruf ... Es gibt gute deutsche Musik man muss nur wollen das diese auch auf dem eigenen Sender läuft.

Gruß

Steve Wilson

"Na wenn das mal ins Format passt"

P.S.
Wie hoch ist eigentlich der Anteil in euerem Sender derzeit?
 
Mey & Co. - nehmt Eure Plattenfirmen in die Pflicht!

Erstmal besten Dank für die treffende Analyse von Jasemine.
Ein paar Anmerkungen möchte ich dann doch noch dazu machen.
Deutsch-Rocker wie Kunze oder Liedermacher wie Mey haben nichts verstanden. Erfolgreichen längst vergangenen Zeiten hinterhertrauernd sind sie offensichtlich so verbittert, dass ihnen der logische Sachverstand abhanden kommt. In ihren Shows spielen sie allzu gerne die Moralapostel und Ehrlichkeitsfanatiker. Mit ihrer Forderung nach einer Deutsch-Quote im Radio entlarven sie sich auf verblüffende Weise als ganz normale Menschen, die Angst darum haben, dass sie ihren Lebensstandard nicht mehr halten können, weil die Einnahmen immer geringer werden. Und wer von Angst geleitet ist läuft oft Gefahr sich auf Irrwege zu begeben. Das ist keine neue Erkenntnis. Ein Spendenkonto für alternde verarmte Musiker hätte wohl größere Chancen auf Durchführung als diese bescheuerte Forderung nach Quote. Ganz klare Ansage: ab damit in den Müll!
Zum Thema Förderung von Nachwuchskünstlern rate ich Mey & Co. dazu ihre Plattenfirmen in die Pflicht zu nehmen. Da ist Eure Baustelle, da gibt es genug zu tun.
 
"Mit ihrer Forderung nach einer Deutsch-Quote im Radio entlarven sie sich auf verblüffende Weise als ganz normale Menschen, die Angst darum haben, dass sie ihren Lebensstandard nicht mehr halten können, weil die Einnahmen immer geringer werden."
Entschuldigung, aber welche Polemik ist eigentlich dümmer und unsachlicher? Die hier oder die von Herrn Mey? Meiner Meynung nach... aber lassen wir das.
db
 
Re: Mey & Co. - nehmt Eure Plattenfirmen in die Pflicht!

Original geschrieben von Der Ex-RADIOSPION
Ein Spendenkonto für alternde verarmte Musiker hätte wohl größere Chancen auf Durchführung als diese bescheuerte Forderung nach Quote. Ganz klare Ansage: ab damit in den Müll!

Dafür, daß Du nichts verstanden hast, war das aber ziemlich viel Text.

Mey & Co müssen ganz sicher nicht am Hungertuch nagen; worum es ihm und den anderen Befürwortern der Quote geht ist, daß es eigentlich eine Unmöglichkeit ist, daß im Lande der Dichter und Denker, in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern, es inzwischen fast ausgeschlossen ist, im Radio etwas in der eigenen Sprache zu hören.

In keinem anderen Land wird die eigene Sprache so boykottiert wie bei uns. Italien, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Griechenland, Türkei, kein anderes Land außer Deutschland käme auf die Idee, seine eigene Sprache fast vollständig zugunsten eines pseudo anglo-amerikanischen Kauderwelschs aufzugeben.

PISA war ein Vorbote dessen, was wir in 20 Jahren zu erwarten haben: Ein Land, in dem niemand unter 30 mehr die eigene Muttersprache versteht.

Mit "verarmten" deutschsprachigen Künstlern hat das nichts, aber auch überhaupt rein gar nichts zu tun!
 
@exhörer

"In keinem anderen Land wird die eigene Sprache so boykottiert wie bei uns."

Wer boykottiert die Musiker?

Die Plattenfirmen?
Die Hörer?
Die Musiker "sich selbst", da sie zu wenig qualitative und zugleich massentaugliche Titel liefern?

Wer hat warum ein Interesse am Boykott?
 
Tom2000, hast du verstanden, was du zitiert hast?
Es geht um einen "Boykott" der deutschen Sprache, nicht der Musiker, die in dieser singen! Letzteres ist nur eine sehr späte Konsequenz.
Natürlich verbietet niemand einem Musiker, deutsche Texte zu verfassen. Aber exhörers Zustandsbeschreibung anderer Länder ist sehr treffend. In anderen Ländern ist Musik in eigener Sprache selbstverständlich und deshalb kaum ein Thema. Frankreichs Quote ist ein Sonderfall, bei dem man unbedingt beachten muss, dass dort auch vor der/ohne Quote schon mehr französischsprachige Musik gelaufen ist als deutsche hier.
Folglich kommt eine Diskusion zu diesem Thema hier in Deutschland nicht deshalb auf, weil wir alle kleine verspiesserte Musikbeamten von Sonys oder Thierses Gnaden sind, sondern weil das Problem woanders schlicht nicht existiert.
db
 
Hallo Exhörer,

Ein Land, in dem niemand unter 30 mehr die eigene Muttersprache versteht.

Gewagte These, die ich nicht unterschreiben möchte.

Zugegebenermaßen finden sich aber Indizien dafür in diesem Forum. In einem Nachbarthread versteht ein Teilnehmer den übertragenen Sinn der Redewendung auf Sand bauen nicht und möchte mit mir eine Diskussion über adäquaten Baugrund beginnen.

Ein anderer Teilnehmer versucht zu helfen und mutmaßt, auf Sand bauen sei ein seemännischer Begriff, der in seichtem Gewässer schippern, mit der Gefahr auf Grund zu laufen, bedeute.

Wahrscheinlich versteh ich soviel Ironie auf einmal nicht, hofft die Jasemine.
 
Nein, ich wollte für den Begriff nur ein seemännisch adäquates Sprichwort finden, da ich in dem Teilnehmer Captain einen Kapitän vermutete.

Tschuldigung!
 
Ich finde die deutsche Regelung sehr angenehm, so wie sie ist:

Wer was mit seiner Musik zu sagen hat, singt deutsch, egal ob Grönemeyer, Curse oder Wir sind Helden.

All die vielen anderen belästigen mich gottseidank mit ihrem Versmüll kaum, da er es schwerer hat, über die Sprachbarriere ins Bewusstsein vorzudringen. Man stelle sich z.B. den Song Killer Bee von Itchyco mal auf Deutsch gesungen vor und weiß, was ich meine.
 
an "der beobachter":
Kleiner Tipp von mir: Nicht alles so ernst nehmen.
Ansonsten würde mich schon interessieren, ob Du eine Meinung zum Thema hast.

Ich möchte gerne noch etwas nachlegen in meiner Kritik an der geforderten Radioquote. Vielleicht wird meine "Polemik" damit verständlicher. Reinhard Mey ist durchaus ein Künstler dessen Texten ich gelegentlich etwas abgewinnen kann, weil er sich darum bemüht unabhängig zu sein. Der Song "Einhandsegler" zum Beispiel spricht mir aus der Seele. Um so mehr verwundert es mich, dass er sich plötzlich für so eine völlig einseitige Sicht der Dinge mißbrauchen lässt. Ich widerspreche ganz klar der Behauptung, dass es die deutsche Sprache im heutigen Radio schwer hat. Noch nie wurden so viel deutschsprachige Titel gespielt wie heute. Da haben wir schon schlimmere Zeiten erlebt. Kritikwürdig finde ich indes die Art und Weise, wie es Newcomern erschwert wird den Einstieg ins Radio zu schaffen. Da haben es aber englischsprachige Künstler ebenso schwer wie die, die sich auf ihrer Heimatsprache ausdrücken wollen. Das ist aber eher ein hausgemachtes Problem der Plattenfirmen. Mit millionenschweren Marketingkampagnen werden Pseudo-Künstler wie Alexander u.ä. Schrott gehypt mit der verherrenden Folge, dass Künstler die versuchen mit Qualität zu überzeugen kaum noch wahrnehmbar sind, obwohl sie ganz ohne Zweifel vorhanden sind. Dazu passend habe ich ein Statement von Tim Renner gefunden, aus dem Tagesspiegel vom vergangenen Freitag: "Der Musikwirtschaft ging es lange zu gut. 1986 kam die CD als neuer Tonträger, der doppelt so teuer wie die Vorgänger war. 1989 kam die deutsche Einheit und die riesige Nachfrage aus dem Osten. Dann kamen der Boom der Zweitverwertung und der Techno-Hype. Eine Erfolgsgeschichte, die die Industrie aber leider träge gemacht hat." Hier setzt meine Forderung an Mey & Co. an. Setzt Euch mit Euren Plattenfirmen auseinander. Da ist der Ansatz für die Lösung des Problems. Die Forderung nach Eingriff in die Programmhoheit der Sender erinnert mich an unsägliche Zeiten der deutschen Radiogeschichte. Wie sagte doch 1933 Joseph Goebbels: “Der Lautsprecher ist ein Instrument der Massenpropaganda, das man in seiner Wirksamkeit heute noch gar nicht abschätzen kann. Jedenfalls haben doch unsere Gegner nichts damit anzufangen gewußt. Um so besser müssen wir lernen, damit umzugehen”. Wollen wir da wieder hin?
 
Ich finde diese Diskussion recht spannend, stets wird hier der Einfluss auf die Programmgestaltung kritisiert. Aber nach meiner Ansicht, wird bereits erheblich die Programmrichtung beinflusst - zum einen durch die Vergabe der Lizenzen (hier haben vor allem Zeitungsverlegen den Schutz Ihrer Märkte gesichert bekommen)
und zum anderen durch die Auflagen der Landesmedienanstalten. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sorgen die Parteien durch die Einfluss in den Gremien für die entsprechende politische Färbung. Ich gehe davon aus das Reinhard Mey - er hat kein aktuelles Album in den nächsten Wochen - möchte hier einen Denkanstoss geben und nutzt dies sicherlich nicht als PR. Aber das Beispiel Reinhard Mey finde ich sehr gelungen - DER deutsche Liedermacher findet bis auf wenige Außnahmen im deutschen Radio nicht statt. Seine Alben sind für EMI im Longplaybereich mit top 10-Garantie ausgestattet, seine Tourneen sind innerhalb weniger Tage ausverkauft, seine Mitschnitte der Konzerte als Doppel-CD und DVD erreichen nach der Tournee wieder schnell die Charts. Es gibt ein Millionenpublikum das ihn hören möchte, trotzdem findet er im Radio kaum statt. Das ein klar formatierter Privatsender Reinhard Mey nicht in seiner Playlist hat, ist für mich absolut in Ordnung. Ich spiele die Quote jetzt ganz klar in das öffentlich-rechtliche System das neben dem Grundversorgungsauftrag (das wäre ja dann Radio für viele und auch in verschiedenen Stilrichtungen) auch eine klare kulturelle Aufgabe hat. Deutsche Liedermacher zähle ich zum jüngsten deutschen Kulturgut, also sollten diese auch bei der ARD ihren Platz haben. Wie alles im Leben unterliegt auch das Radio einer ständigen Veränderungen, aber sind Karrieren wie von Reinhard Mey, Hannes Wader, Udo Jürgens, Herbert Grönemeyer, Konstantin Wecker, Peter Maffay, etc. heute überhaupt noch möglich? Natürlich würden von einer Quote die großen Plattenfirmen vermutlich profitieren, aber rein wirtschaftlich hängen da auch eine Studioszene und diverse Unternehmen rund um das Produkt dran und auch für das Radio sehe ich auch eine Chance, es könnte vielleicht die Funktion des "Hitmachens" wieder bekommen und die heute oftmals erreichte funktionale Aufgabe des Playlistabspielen überwinden. Auch für uns Radiomacher steckt darin ein Chance, zum "Hitmachen" werden Profis gebraucht, zum Playlist abspielen ist der qualifizierte Moderator nicht notwendig. Kündigungen aus der letzten Zeit zeigen das die Reduzierung von Personal zum Teil ohne Konsequenzen für Quote möglich ist.
 
Zitate von exhörer und Jasemine: „Ein Land, in dem niemand unter 30 mehr die eigene Muttersprache versteht.“ – „Gewagte These, die ich nicht unterschreiben möchte. Zugegebenermaßen finden sich aber Indizien dafür in diesem Forum.“

Wenn ich sehe, welche Sprachfähigkeit manche Praktikanten und teilweise auch Redakteure besitzen, erstere mit Abitur und zT in den ersten Semestern eines geisteswissenschaftlichen Studienfaches - dann darf man schon in Frage stellen, dass die eigene Muttersprache sicher beherrscht und verstanden wird.
db
 
Ich denke, zu diesem Thema ist schon alles Sinnvolle und -lose gesagt worden.

Ich frage mich lediglich, warum Rechtschreibschwächen oder sonstige Bildungslücken an der Art bzw. Herkunft der gehörten Musik festgemacht werden. Ich denke, da sind andere Instanzen gefordert als das Radio und/oder Plattenindustrie.

Ich weiß, Kulturverfall etc. pp.. (ACHTUNG: Jetzt hört der ernsthafte Teil meines Postings auf!!!) Aber auch, wenn ich DJ Bobo eine Menge zutraue, Schuld an robbyugo ist er sicherlich nicht...

Und soweit ich mich erinnere, sangen nicht mal der Mey oder Kunze vom Phytagoras, höchstens Costa Cordalis von Ikarus:p
 
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