Lokalradios verzichten auf Hörer

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Das mit dem Durchzappen beim Radio ist doch heutzutage ,wie schon erwähnt die Realität.Wenn Werbung läuft,oder die privaten Flachradios,ihren Claim-Schleim ablassen.Dann schaltet man eben weiter.Wenn dann auf den Öras auch nichts interessantes läuft,wird der MP3,oder CD-Wechsler angeschalten.Der Freie Bürger,wenn er Denken kann,ist doch auch nicht auf "Blöd"Zeitung und sein Regionalblatt angewiesen.
 
meiner Meinung nach gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Autoradio und dem Küchenradio. Ist letzteres erst einmal umgestellt (was dauert), dann ändert sich meiner Meinung nach erst einmal lange nichts.
 
Das mit dem Küchenradio mag vielleicht stimmen, jedoch denke ich, dass dies dann eher mal eine Zeit lang aus bleibt oder vielleicht sowieso schon durch den Fernseher ersetzt wurde. Ausserdem: Nichtmal Hausfrauen verbringen den ganzen Tag in der Küche! <img border="0" title="" alt="[L&auml;cheln]" src="smile.gif" />
 
Also Sony spricht mir auch ausm Herzen für mich gibs kein Radio mehr, Deutschlandradio(Berlin) iss schon hörenswert, aber oft will ich einfach mal nur abschalten und (Schleim)musik hören---&gt; komplette Fehlanzeige, dazu kommt, daß es für meinen Jahrgang(geb59) nichts dabei iss;
die Lieder meiner Jugend sind VERLOREN gegangen, diss liegt nicht nur an meiner Ossivergangenheit, wobei nichtmal unsere Regionalsender, durch Wessichefredakteure, die wunderbare Musik von Karussell oder Silly oder Gundermann spielen;
nee, ich finde auch keinen Sender der öfter mal U.Lindenberg oder Rio Reiser...spielt.

und diss andre alles, von wegen es müsse alles so sein und die Werbung muß der Bestimmer für ein Radio sein, empfinde ich als Backpfeife auf den gesunden Menschenverstand! <img border="0" title="" alt="[W&uuml;tend]" src="mad.gif" />

Die gesamte Zielgruppenorientierung lässt uns doch so richtig verdummen, ich will nicht nur *alte* oder nur *neue* oder nur Klassik oder nur Jazz hören, ich empfand es imma als sehr interessant in andre Sparten reinzu hören

Wenn man davon ausgeht, daß Werbung, so als Massenware grundsätzlich sinnlos ist, gewisse NeuINFORMATIONEN ausgenommen, dann merkt man schnell wie pervers die albane Medien*markt* ist.
:cool:
Radio hat seinen Ursprung, als verantwortungsvolles, aufklärendes, unterhaltendes Medium komplett gekappt.

Radio ist nur noch einziger affiger Marktplatz, auf dem alles verhökert wird, einschließlich der Ware Mensch. <img border="0" title="" alt="[Boah!]" src="eek.gif" />

f.v.

gallii
 
Hallo Zusammen.

Es ist interessant, dass immer wieder zu lesen ist, dass "es doch auch anders gehen" müsse.
Argument: "Ich will auch nicht immer nur Pop oder Klassik.....hören, sondern auch mal was anderes" (Argument Ende).

Liebe Freunde der drahtlosen Übertragung, ich finde es legitim, wenn ein Lokalzeitungsmitarbeiter (Sony) diese Fragen stellt und so argumentiert. Wenn aber Radioleute mit ähnlichen Argumenten kommen, dann graust es mich.

Ich könnte eine ganze Abhandlung zu diesem Thema schreiben (habe ich auch schon), will mich hier nur auf einige wenige Dinge beschränken:

FAST JEDER Mensch will nicht immer nur die gleiche Musiksauce hören. Ich auch nicht!! Wir alle haben mal Lust auf Rock, mal auf Pop, manchmal Klassik und hin und wieder sogar Jazz. Je nach Stimmung. Aber: Es ist für einen Radiosender absolut UNMÖGLICH, die Stimmungen ALLER Hörer zu treffen. Deren Stimmungen sind nämlich nicht homogen, sondern total unterschiedlich. Und woher weiß der Radiosender, wann sein Hörer was hören will??!!
Ich spiele mal einen Rocksong - Du wolltest eigentlich lieber ne Ballade. Ich spiele Pop - Du sagst mir "ein alter Ost-Schlager wär jetzt fein".

Leute, das funktioniert nicht. Das sind keine IDEEN von irgendwelchen Beratern oder PDs. Das alles hat schon seine untersuchte und belegte Berechtigung. Man MUSS sich als Radiosender auf eine Schnittmenge im Musikgeschmack der Hörer festlegen. Und diese Schnittmenge heißt eben Pop, Rock, Klassik oder sonstwie.

Lasst es mich mit einem ganz blöden Beispiel verdeutlichen:
Warum schreiben Lebensmittelhersteller eigentlich auf ihre Gläser drauf, was drin ist?? Wäre doch ne schöne Überraschung. Ich meine, ich esse gerne Marmelade, gerne Nutella und auch Honig ab und zu. Ich persönlich ziehe es aber vor, Honig zu bekommen, wenn ich Honig will. Und wenn ich keinen Honig will, dann kaufe ich eben Nutella. Und damit das für mich planbar ist, steht auf einem Nutellaglas auch Nutella drauf und ist in einem Nutellaglas auch immer Nutella drin. Und nicht manchmal Marmelde (Überraschung!!).
ICH als Konsument habe die Entscheidungsgewalt, wann ich was kaufe und dann auch esse.

Radio funktioiert genauso. Es muss für die Kunden (Hörer) und Werbekunden PLANBAR sein. Wenn ich Rockmusik will, dann schalte ich den Rocksender ein, will ich Klassik, dann schalte ich den Klassiksender ein usw.. Und es darf NIE, NIE, NIE etwas anderes drin sein. Nur so habe ich die Möglichkeit, MEINE Bedürfnisse als Hörer exakt zu befriedigen, denn kein Radio der Welt kann wissen, wonach MIR jetzt gerade der Sinn steht. Deshalb teilt man sich den Markt auf. Der eine spielt Schlager, der andere Pop. Wenn mir nach Schlager ist - gut, schalte ich den Schlagersender ein und ich kriege GARANTIERT Schlager. Und wenn ich Pop will, kriege ich GARANTIERT Popmusik beim Popsender. Man kann nicht allen Herren dienen - es funktioniert nicht.
Und Sony, Dein Lokalsender hat sich nun mal für die jüngere Popmusik entschieden.

Zum Abschluß noch eins: es ist hinlänglich untersucht (jetzt nicht wieder aufschreien "böse Berater mit ihren Untersuchungen"), dass die Toleranz gegenüber Musik, die man nicht mag, nicht sonderlich ausgeprägt ist.
Nehmen wir den Gemischtwarensender, der alles spielt, was so da ist. Da kommt Roger Whittaker, danach Aerosmith, dann ein bißchen Shakira und zwischendurch ein wenig Swing aus den guten, alten 50ern. Dadurch gewinne ich nicht viele Hörer, ich verliere ALLE. Denn der Whittaker-Fan wird spätestens bei Shakira weg sein und der Swing-Fan wird seinen Titel gar nicht mehr erleben, weil er sich nicht vorher die drei anderen reinzieht, nur, weil er weiß, "dass irgendwann einmal" auch ein Lied für ihn kommt.

Es funktioniert nicht!
Vielen Dank für die geschätzte Aufmerksamkeit und einen schönen Tag wünscht
Theo
 
@ Theo

...sag ich doch! bravo! ganz genau so ist es!
wie ich oben ja bereits geschrieben habe, dachte ich ursprünglich, daß es sich bei dem thread um einen scherz handelt.
 
Lieber Theo !

Wenn Du genau alles durchgelesen hast, ginge es nicht um einen Gemischtwaren-Sender, der wie Hackfleisch Roger Whitaker - Shakira - Swing und Peter Alexander hnintereinander spielt !

Es geht nicht darum, eine andere Musikmischung einfach drunterzumischen, sondern GEORDNET nur zu einer GANZ BESTIMMTEN SENDEZEIT zu bringen.

Ich frage Dich: Was ist dagegen einzuwenden, wenn NUR am Sonntag vormittag mal das im Radio ist, was eine Marktlücke ist, was viele Hörer wollen und was sie sonst NIE kriegen und was zusätzliche
Werbekunden bringt ?

Die heutigen Radiomacher denken nur noch in Endlos-Selector-Structuren !
Daß man diese Mischmaschine auch mal abschalten kann und eine mit Herz und Liebe zusammengestelltes Musikstunde nach örtlichen Hörerwünschen zusammenstellen könnte, das will man einfach nicht mehr wahrhaben.

Es ist leider, vor allem am Lande, NICHT so, daß jeder Hörer nach Lust und Liebe seine Musikrichtung per Radio reinzappen kann. In vielen Gegenden gibts NUR NOCH Mainstream-POP und ÖR-Wort !

Jeder Italiener kann zwar irgendwo auf der Radioskala seine italinische Volksmusik den ganzen Tag hören, jeder Amerikaner kann sein Country hören, aber viele viele Bayern können NIRGENDS mehr ihre bayerische Volksmusik hören
und wenn da ein paar Bayern bei IHREM HEIMAT-Lokalsender ( der ja ständig claimt, daß er die Stimme ihrer Region ist, daß er das RAdio ist - wo man daheim ist usw.) anfragen, WANN man denn mal auch heimische Volksmusik hören kann, dann kommt man wieder mit solchen Markentheorien daher: Wißt ihr, wo Honig draufsteht, da ist Honig drin, bei uns steht Jugend-Pop drauf und da ist IMMER Jugendpop drin. Auch wenn wir der einzige Lokalsender der Region sind, auch wenn wir wollen daß möglichst alle zuhören, auch dann wenn wir wissen, daß die Jugend noch im Bett liegt und nur noch die Frühaufsteher - Bauern am Sonntag ein Radio aufgedreht haben: NEIN, NEIN wir richten uns nicht nach zeitlich und örtlich anderen Hörern, die zu dieser Stunde die Mehrheit wären, NEIN, NEIN auch wenn NIEMAND gerade zuhört, der Jugendpop will und wenn noch so viele ZU DIESER STUNDE jetzt was anderes hören möchten, NEIN was anderes spielen wir nicht !
Das ist schon abstruse Sturheit, die völlig am Markt vorbei geht. Man geht völlig an der Tatsache vorbei, daß der Hörermarkt stündlich und örtlich höchst unterschiedlich ist.
Besonders ein Lokalsender kann und muß darauf reagieren. Ein Landesweiter Sender, der auch Großstädte im Sendegebiet hat, da ist es schon ganz was anderes !

Da gibt es doch tatsächlich Jugendwellen am Land, die spielen auch am Vormittag, wo 99% aller Jugendlichen in der Schule sind und sicher nicht Radio hören können, genau da auch stur ihr DUZ-Programm mit den coolen Djs.
Selbst wenn man nachweisen würde, daß NIEMAND dieser Altersgruppe jetzt zuhören kann und daß man aber jetzt hundert mal mehr ältere Selbstständige und Pensionisten erreichen würde -nein, sowas machen wir nicht. Wer so unflexibel reagiert, den bestraft eines Tages die Wirtschaft
( geschieht ja jetzt schon - ihr seids ja gar nicht erfolgreich mit Eurer Marken-Einheits-Strategie !
Daß man in Bayern den ganzen Tag über NIE bayerische Musik hören kann trotz sovieler Radiosender, das ist ein Kulturskandal ersten Ranges und darüber sollte sich die Medienpolitik mal den Kopf zerbrechen. Das gibts in keinem anderen Kulturkreis der Welt.
In jedem anderen Land der Welt kann ich irgendwo auf der Radioskala TAGSÜBER die einheimische Musik hören, nur bei uns nicht !
( Bitte kommt mir nicht mit Radio Melodie, das ist keine Volksmusik und außerdem ist der kaum wo empfangbar)
Und wenn dann ein paar beherzte Liebhaber dieses Genres sich bemühen, in ihrem Lokalsender eine solche Sendung zu bekommen, werden sie abgewiesen.

Es ist einfach unglaublich, in welche Hände das MEDIUM, die BÜHNE, das KULTURINSTRUMENT Radio gefallen ist und es nur noch als WARE behandelt wird !
 
Ich muß nochwas loswerden zu Theos Argument mit der SCHNITTMENGE.

Es ist schon richtig, daß der Hörermarkt viele, viele Vorlieben und Geschmäcker hat und ein Radiosender daraus für sich die günstigste, größte Schnittmenge wählt.

Aber es ist doch so, daß heutzutage diese Schnittmenge so total daneben liegt.
Es wählen nämlich die meisten Radiosender dieselbe Schnittmenge und die Hörer haben keine
Auswahl mehr.

Es gibt Gegenden, da wird NACHFRAGE nach Volksmusik laut. Es ist KEINE NACHFRAGE nach Mainstream-Hit-Pop ( weil es schon 5 Sender dafür gibt ).
Was passiert: Ein weiterer Sender geht in Betrieb, es gibt KEINEN Volksmusiksender, es gibt 5 Mainstream-sender und was passiert: Dieser sechste Radiosender macht wieder Mainstream-Pop.

Um bei Deinen Supermarkt-Beispiel zu bleiben:
Das ganze Regal ist schon voll nur mit Honiggläsern, einige Kunden suchen was anderes, es kommt eine Lieferung: Schon wieder Honiggläser.

Oft ist eine kleine Marktlücke schon größer als die große Mainstream-Schnittmenge geteilt durch mehrere Anbieter !
 
Liebe Pirni,

ich könnte jetzt noch einmal argumentieren und auch mit Studien kommen und, und, und. Dazu fehlt mir leider die Zeit (nicht die Lust!).

Ich möchte nur einen Satz von Dir hinterfragen. (Zitat). Wer so unflexibel reagiert, den bestraft eines Tages die Wirtschaft ( geschieht ja jetzt schon - ihr seids ja gar nicht erfolgreich mit Eurer Marken-Einheits-Strategie ! (Zitat Ende).

Liebe Pirni, wenn Du mit diesem Satz auf die Probleme und Pleiten und den Stellenabbau im Hörfunk anspielst (und so hab ich es verstanden), dann machst Du Dir es ein bißchen zu einfach. Liegen die Probleme der FAZ (70 Prozent Einnahmeeinbußen aus dem Anzeigenverkauf!!) und der Süddeutschen und der damit verbundene Stellenabbau auch in deren "Marken-Einheits-Strategie" begründet?

Einen schönen Tag Euch allen.
Theo
 
Natürlich nicht, sondern wegen der allgemeinen Wirtschaftslage udn wegen des Überangebotes an Zeitungen !
In guten wirtschaftlichen Zeiten können Überangebote und auch schlechte Angebote ein Zeit lang bestehen.
Eben jetzt in diesen Zeiten werden einerseits die Überangebote, die zu teuren und schlechten Angebote reduziert, Auch die BILD geht zurück !

Gerade deshalb wunderts mich ja beim Radio, daß man die Krümel, die herumliegen, nicht einsammelt.
Gerade jetzt hat man es doch nötig, auf noch vorhandene Nachfragen einzugehen statt stur eine erfolglose Linie weiterzuverfolgen.
 
@ Pirni:
Bayerische Musik und Brauchtumspflege wäre doch eine schöne Aufgabe für den BR. Aber von dort höre ich auch nur Interesse an einer Jugendwelle. Solange der gebührenfinanzierte BR im Rahmen seiner "Grundversorgung" über einige wenige Sendungen wie die abendliche Blasmusik nicht hinaus kommt, würde ich an die Privatradios nicht so hohe Ansprüche stellen.

Grundsätzlich:
mehr Musikformate: ja
breitere Rotation innerhalb der Formate: ja
diverse Formate durcheinander auf 1 Sender: NEIN

Beste Grüße
Clara
 
Warum denn NEIN !!?

Nicht durcheinander, sondern gezielt zu Zeiten mit veränderten Hörerbedürfnissen.

Wenn es so weitergeht wie jetzt, will bald niemand mehr Radio hören !

Viele Menschen SEHNEN sich geradezu wieder nach besonderen SENDUNGEN, die ewig gleichen Formate nützen sich immer mehr ab !

Das mit dem BR stimmt allerdings !

Auch schöne Grüße !
 
Liebe(r) Pirni,

man kann sich nur noch wiederholen, aber wir tun's gerne :)

Du: "Wenn es so weitergeht wie jetzt, will bald niemand mehr Radio hören !

Viele Menschen SEHNEN sich geradezu wieder nach besonderen SENDUNGEN, die ewig gleichen Formate nützen sich immer mehr ab!"

Ich: Wo steht das? Wer hat das rausgefunden? Warum machen das denn dann nicht alle?

Und nochwas, das hier vielleicht ein wenig zu kurz gekommen ist. Ein Volksmusik-Sender oder - nach Deinen Vorstellungen - eine Volksmusik-Sendung - hätte schon alleine das Problem, daß seine/ihre Hörer vermutlich zum größten Teil älter als 49 wären und somit zu alt für die Werbeindustrie. Wozu also machen?

Und was den Überdruß der Menschen an "Mainstream-Sendern" angeht, den Du beobachtet haben willst: Warum haben dann "alternative" Sender wie zB star fm, JazzRadio, Radio MultiKulti etc. auf dem Dudel-Markt Berlin keine Schnitte gegen die Platzhirsche BB, rs2, RTL etc., sondern krebsen am unteren Ende der MA-Platzierungen?
 
Trotzdem ist latent der Wunsch nach Musikspezialsendungen vorhanden! Kann ich zwar nicht wissenschaftl. belegen, aber wenn man sich mal so umhört, wünschten sich viele wieder solche sendungen zurück, wie sie beispielsweise bei NRJ sachsen in ihrer guten zeit gesendet hatten.
Gibt es zu solchen dingen eigentlich Untersuchungen7 researchs???
Ich meine, auch bei einem Hitsender muß es ja nicht sein, um 22 Uhr Hit Music only zu spielen. Ich wage zu behaupten, dass um diese Uhrzeit die Zahl der (gezielten) Hörer für die Spezialsendungen höher ist, als die, die Hit Music hören.
Damit würde sich ein Sender nach tageszeitlich unterschiedlichen Hörgewohnheiten richten.
So ähnlich habe ich Pirni verstanden. Abgesehen davon ist so etwas auch gut fürs image des senders!
 
"Ich wage zu behaupten, dass um diese Uhrzeit die Zahl der (gezielten) Hörer für die Spezialsendungen höher ist, als die, die Hit Music hören."

Warum?

Und: Die "eigentlichen" Hörer der (Kern-) Zielgruppe, die dann deswegen vielleicht umschalten, haben dann am nächsten Morgen den Konkurrenz-Sender eingestellt. Und wenn dann am nächsten Tag "die MA" anruft...
 
Das Grundübel ist die konfuse Linzensierungspolitik in den verschiedenen Ländern.
Rein zufällig ist Rock Antenne als Non main stream - Programm (terrestrisch) in Augsburg zu hören. Warum aber nicht auch anderswo?
R&B in Berlin und im Saarland (Kiss FM und JAM FM).
Country dümpelt auf DAB und im Kabel in Ingolstadt vor sich hin.

Solange es keine Verständigung darauf gibt, die Grund-Formate überall anzubieten, bleibt Formatvielfalt Ballungsräumen vorbehalten bzw. wird willkürliche Lizensierungspolitik betrieben werden.

Dabei kann es auch ausserhalb der Ballungsräume andere Formate als Hitsender geben, wenn man dort für reichweitenschwächere Programme Zulieferung und Kettenbildung zulässt...
 
Wenn wir 100 Programm über UKW (oder auf eine neue digitale Weise mobil) empfangen könnten, dann würden hier, glaube ich, keine solchen Diskussionen geführt. Dann hätten wir Radio-Verhältnisse wie in vielen anderen Ländern und es würden sich nicht mehr so viele unterversorgt fühlen.

D.h. die ganzen (medien)politischen Verhältnisse, die Anstalten, der Streit um den Werbekuchen und vieles mehr liegt alleine nur in dieser technischen Begrenzung verankert.

Deswegen gibt's auch keinen Fortschritt, denn würde man dies ändern, wären so einige Institutionen überflüssig.

Die MA ist das allerschlimmste und sollte als erstes verschwinden, Werbe-Acquisitionen sollten wieder auf realistischen Werten ("von Hand") gemacht werden, dann würde das auch wieder besser klappen. Dann hätten die Sender ein Interesse daran, gut zu sein, und nicht gut bei der MA abzuschneiden.

Gruß,
radiosi.
 
@fmac:

""Ich wage zu behaupten, dass um diese Uhrzeit die Zahl der (gezielten) Hörer für die Spezialsendungen höher ist, als die, die Hit Music hören."

Warum?"

Angebot und Nachfrage. Die Charts werden Dir heute
von allen Seiten entgegengeworfen, es ist quasi unmöglich, hier irgendetwas zu verpassen. Bei Spezialsendungen hingegen lohnt sich jede Minute des *bewußten* Zuhörens.

"Und: Die "eigentlichen" Hörer der (Kern-) Zielgruppe, die dann deswegen vielleicht umschalten, haben dann am nächsten Morgen den Konkurrenz-Sender eingestellt. Und wenn dann am nächsten Tag "die MA" anruft... "

Tja - das ist halt der Unterschied zwischen einem Sender, den man bewußt *einschaltet* und einem Sender, den man aus Faulheit usw. nicht *ausschaltet*.

Momentan unterscheidet die MA diese beiden grundverschiedenen Hörertypen nicht, aber wie Pirni schon deutlich dargebracht hat, die Werbeindustrie kennt den Unterschied durchaus. Und da kann es ganz schnell passieren, daß 300000 MA-gezählte Hörer (=Nebenbeihörer) weniger werbe-wert sind, als 30000 bewußte *Zu*hörer.

Aber was rede ich hier... Es hilft ja doch nichts - solange man mich nur als MA-Zählvieh haben möchte, verstaubt mein Radio halt weiter vor sich hin.
 
Auch wurde mein aus der Praxis gegriffenes Beispiel nicht beantwortet. Ich frage nochmal die
Durchformatierer:

Folgendes, vor etwa 3 Jahren vorgekommenes Beispiel ( ich nenne keine Namen, sonst verklagen die mich noch):

In einem technischen Einzugsgebiet von nur 180.000 Hörern hat ein Lokalsender ein übliches Mainstream-Hitformat. Allen werberelevanten Firmen wurden Angebote und Einladungen für die diversen Werbeformen zugeschickt.

Ein große örtliche Brauerei, die auch bekannt ist für diverse lokale Bierfeste mit volkstümlichen Interpreten usw. hat dann Interesse gezeigt und bei der Marketingabteilung des Senders vorgesprochen.
Die Vorstellung der Brauerei lag darin, ein ganzes Jahr lang immer am Sonntag vormittag eine Sendung zu sponsern, die eben diese volkstümliche Musikfarbe auch hat. Man stellte sich eine Art Frühschoppensendung vor mit eben volkstümlichen Musikern und humporistischen Einlagen.
Die Brauerei hätte sonst NICHT in die Sendungsgestaltung eingegriffen. Man wollte nur nicht im Gießkannenprinzip Gewinnspiele oder Werbespots bezahlen, sondern eben konzentriert in
einem Sendungs-Umfeld diese Bier - und Volkstumselige bayerische Ziepgruppe ansprechen.
Sie wollten nur am Anfang eine Widmung "Den Frühschoppen auf Radio XY widmet ihnen ....." und dann bei aktuellen Veranstaltungen die entsprechenden Hinweise.
Dafür hätten Sie pro Jahr DM 20.000 bezahlt und dazu noch die Kosten, wenn mal aus dem Bierzelt eine Live-Sendung gamcht worden wäre.
Sie hätten die Gagen für die Sänger ( Hansi Hinterseer, DJ-Ötzi usw. bezahlt und es wäre das ja auch für den Sender eine großer Wert gewesen, wenn auf den Plakaten dann gestanden wäre: Sommerfest mit den Kastelruther Spatzen im xxx-Brauerei-Bierzelt und Live dabei mit Radio XX.

Der Werbeberater des Senders hat sich sehr dafür eingesetzt. Die "Berater" dieses Senders haben dann abgewunken und durchgesetzt, daß dieser "Formatbruch" nicht in Frage kommt.

Dann lief auf diesem Sender dann am Sonntag vormittag immer nur Selecor - Hit Musik OHNE JEDE
WERBEEINNAHME und OHNE zusätzliche Hörer ( denn die Mainstream-Hit-Fans lagen ja noch alle im Bett vom samstäglichen Discobesuch)

Die Brauerei steckte das Geld dann in die Zeitungswerbung und sah nie mehr wieder im Werbe-ETAT etwas fürs Lokalradio vor !

.... und was das perverse ist: Auf diesen Bierzeltfesten der Brauerei XX fanden sich dann SOWOHL die jüngeren Mainstream - Hörer des Senders UND die volkstümliche Zielguppe ein.
Nur das Lokalradio war nicht dabei und der Selector dudelte allein dahin und die allermeisten Hörer waren bei diesem Event, das ein Event des Senders hätte sein können.

Das ist einfach ein konkretes Beispiel, wie einem Lokalsender viel Geld und viel Hörer und viel Symathie verloren ging nur wegen der Sturheit, in einer Wochen nicht mal für 2 Stunden den ewigen Einheitsbrei für eine publikumswirksame Sendung zu unterbrechen, deren Finanzierung auf ein Jahr gesichert gewesen wäre !

Ich frage nochmal: Würde man das heute immer noch so machen ???

Ich frage nochmal: Würdet ihr Durchformatierer so einen Blödsinn nochmal machen ?
 
Genau, gerade die Lokalsender müssen sich doch auf ihre Stärken konzentrieren, um überleben zu können. Was sind ihre Stärken?

Die großen Sender (wie die Ö-R) haben mehr Geld, mehr Musik im Archiv, mehr Geld für große Events , mehr Geld für Comedyproduktionen, Auslandskorrespondenten, usw.

Die Lokalsender haben ihre Lokalnachrichten und -berichte als Stärke, und dieses As sollten sie auch ausspielen. Und wenn das Sendegebiet sowie schon kleiner ist als bei den Großen - warum dann noch freiwillig auf Hörer verzichten? Und auf Werbekunden? Eine Bäckerei, ein Modegeschäft oder eine lokale Messe hat nicht nur die unter 49-jährigen im Blick!

Lokalsender-Musik muss mir nicht 24 h/Tag gefallen, aber ich muss wissen, dass der Sender die erste Adresse ist, wenn ich über Lokales informiert sein will. Und wenn im Umfeld der Lokalnews die Werbung platziert wird, dann haben alle einen Gewinn.

Es funktioniert!
 
Pirni, ich versuchs noch einmal.

Punkt 1) Deine Selector-Phobie (und die vieler anderer auch) zeugt lediglich von Unkenntnis. Der Selector ist nichts anderes als ein Karteikastensystem, was einem (vernünftig eingestellt) die Arbeit sehr erleichert. Und welches verhindert, dass immer morgens um 5 nach 9 ein Titel von Abba läuft. Ich kann es natürlich auch so einstellen, dass jeden Tag 8 mal Feel von Robbie Williams läuft. Daran ist dann aber nicht der Selector Schuld, sondern der Musikredakteur. Und der würde das auch von Hand so machen. Der Selector ist nur eine Planungshilfe, mehr nicht. Er hat noch nie von sich aus angefangen, Titel zu löschen oder die Kastelruther Spatzen zu sperren - das machen nur Menschen.

Punkt 2) Die Tatsache, dass auch viele junge Leute bei diesem Bierfest waren ist nett, hat aber mit der Radiorealität nichts, aber auch gar nichts zu tun. Hum-Ta-Ta-Musik im Bierzelt hören und Hum-Ta-Ta-Musik zu Hause am Frühstücks- (oder Mittags-) tisch zu hören sind zwei verschiedene paar Schuhe. Deine Brauerei wollte aber, dass ihre Hum-ta-Ta-Musik auch im Radio läuft. Und das ist schlichtweg ausgemachter Blödsinn!!! Denn wer sich für diese Hum-Ta-Ta-Musik interessiert und das toll findet, DER GEHT ZU DIESEM FEST!!!!!!!! Und hört sich das nicht im Radio an!

Punkt 3) Egal wie groß ein Event ist. Es sind immer mehr Leute zur selben Zeit NICHT auf diesem Fest als dort! Und das sind meine Radiohörer. Und für die Sende ich. NICHT für die Leute auf dem Fest, denn die hören mich eh nicht.

Punkt 4) Ich habe noch andere Werbekunden als die Brauerei. Und diese Werbekunden haben mich gebucht, GERADE WEIL ich diese schreckliche Hit-Einheits-Sauce spiele. Auch diesen Werbekunden bin ich verpflichtet (nicht nur Deiner Brauerei!).

Punkt 5) Markenbildung ist im Radio wichtig, weil ein gutes Markenimage Hörer und Werbekunden bindet. Ich weiß, dieses Markengerede gefällt Dir nicht. Aber das ist die Realität. Öffne deine Augen! Und eine Marke und ein Image bilde ich nicht, indem ich mich als Hitsender (oder Schlagersender oder Rocksender oder was auch immer!!) positioniere, zwischendurch aber Hum-Ta-Ta-Musik spiele. Auch nicht für zwei Stunden!

Punkt 6) Du solltest weg von dem Gedanken, dass grundsätzlich ALLE Menschen unter 30 samstags bis zum Abwinken in der Disco sind und deswegen sonntags erst mittags aufstehen. Schön pauschal daher geredet, aber leider Quatsch. Wenn das stimmte, hätten Sender wie NRJ sonntags früh ja gar keine Hörer mehr. Schon mal in die MA-Auswertungen der letzten Jahre geguckt? Das ist Blödsinn.

Schönen Abend Euch allen.
Theo
 
@Theo:

Theo, ich kann Dir nur beipflichten.
Du hast in allen Punkten definitiv recht.
Dein Beitrag, zeigt, dass Du wohl im Gegensatz zu vielen anderen in diesem Forum wirklich Ahnung vom (Lokal-)Radio-Geschäft hast.
Pirni's Selector-Phobie ist mir auch schon unangenehm aufgefallen.
Endlich hat das jemand richtiggestellt.
Genauso lächerlich ist es, immer zu behaupten "Hit/AC-Hörer" liegen Sonntag-Morgen im Bett - so ein Quatsch. Es geht ja hier nicht um 16-jährige Disco-Dancer.
 
Lieber Theo(retiker) !

Das sind alles Theorien !
Aber bleiben wir mal bei Eurem Sprachgebrauch MARKE.

Daß ein Radio im Ballungsraum mit vielen Mitbewerberen sich über das Musikformat als Marke definiert, ist völlig ok.
Aber in einem kleinen Landkreis mit nur einem Lokalsender, da ist es doch UNSINN, wenn ich mich als Marke HITRADIO positioniere und nicht als Marke LOKALRADIO.

Wenn ich mich aber als Marke LOKALRADIO definiere, dann muß ich alles, was LOKAL relevant ist, auch als Inhalt aufnehmen.
In wenn einer der größtmöglichen Werbekunden die Brauerei und die größten Events eben diese volkstümlichen Bierfeste sind, dann muß ich das mitnehmen, sonst habe ich als LOKALRADIO verspielt.
Wenn ich ein lokales HITRADIO machen möchte, dann habe ich die Konkurrenz des größeren landesweiten Mitbewerbers und vernachlässige sträflich und teuer die EINZIGEN Vorteile, die ich habe.

Jetzt weiß ich zumindest, daß ihr auch heutzutage noch, stur 24 Stunden x 7 Tage das Format durchziehen würdet. Auch dann ,wenn in einer Nicht-Prime-Time ein Kunde für ein anderes Format für nur 2 Stunden eine Menge bezahlen würde.

Da würde mich interessieren, wie hoch müßte denn so ein unmoralisches Angebot sein ? Ab wann würdet ihr im Hitradio 2 Stunden in der Woche Humtata – Musik spielen ? 20.000.-, 50.000.- 100.000 Euro ??
Wäre interessant, wieviel die Formattreue wert ist !

Übrigens, besagter Beispielsender, den ich schilderte, der das unmoralische Brauereiangebot ablehnte ist zwar formattreu, mit schlechter Quote inzwischen pleite gegangen !

Zum Selector: Natürlich weiß ich, was ein Selector ist und er von Menschen programmiert werden muß und kein Computer der Welt tut selbsttätig was er will.
Aber seien wir doch mal ehrlich, vor allem für kleine Stationen mit wenig unterbezahltem Personal trifft es doch zu: Wenn das Ding erst einmal programmiert ist und läuft, dann läuft und läuft es und man wird schlampig mit der Wartung und auf den langen Playlisten fällt es dem Musikredakteur ( wenn überhaupt einer nur für das zuständig ist) gar nicht immer auf wenn was schief läuft.
So kenne ich einen Sender, bei dem läuft seit 4 Jahren beharrlich jeden Montag vormittag „Manic Monday“ und jeden Montag nachmittag „Manic Monday“ und auf einem anderen Sender hat man solange übersehen den Titel „Schifoan“ von Wolfgang Ambros zu sperren, daß er noch im Juli zu hören was !
Das verstehe ich, wenn ich „Selector-Musik“ sage: Ewig gleiche, wenig gepflegte Rotation und die kommt halt nur mit Selector ( oder Powergold oder...) vor.
Weil diese Software zu Schlampigkeit verleitet, es ist für den ganzen nächsten Tag Musik vorhanden, wird schon passen.
Früher mußte jeder Moderator jede Schallplatte in die Hand nehmen und wenn da fällt es ihm halt auf, wenn er bei Sommerhitze „Schifoan“ in der Hand hält.

Daß „Formatbruch“, wie ihr es nennt, sogar sehr erfolgreich sein kann, war einmal in der Publikation „Tendenzen“ der BLM beschrieben.
Man hat da extra eine MA-Auswertung gemacht bei Radio Untersberg. Die hatten AM ABEND eine lokale volkstümliche Hitparade ( ansonsten übliches AV-Mainstreamformat). Diese ABENDSENDUNG am Donnerstag hatte eine HÖHERE QUOTE als die PRIMETIME Morgenshow !!

Und ich bin mir sicher, daß der lokale sonntägliche Frühschoppen des oben besagten Lokalradios auch ein Quotenhit geworden wäre. Weil er die MARKE LOKALRADIO mit Inhalt gefüllt hätte !
Das Hitradioformat hat das nicht getan !

Im Lokalradio muß auch die Musik vorkommen, die lokal von Bedeutung ist !

Gerade ist der österreichische Radiotest erschienen. Das Kronehitradio ist in Salzburg auf 1% gesunken ! Das ist deshalb interessant, weil auf derselben Frequenz mal ein LOKALES ARABELLA-Radio, aber mit sehr vielen „Formatbrüchen“ auf 15% gekommen ist.

Ihr könnt mir noch so oft mit Euren Theorien kommen, ich habe in meiner 30 jährigen Radioarbeit einfach schon zu viele total gegensätzliche praktische Fälle, die jeder Untersuchung, jedem „Research“ zuwider gelaufen sind.

Viele Untersuchungen stimmen einfach nicht ! Glaubt mir das !

Trotzdem schönen Abend und es ist eine interessante Diskussion !
 
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