Zur Entwicklung von 3FM wiederhole ich mal einen alten Eintrag von mir mit einigen Ergänzungen: Angefangen hat die Misere 2014. Man war Marktführer, hat sich aber den aktuellen Gegebenheiten nicht angepasst, weswegen ein schleichender Niedergang schon vor dem Personalkarussell einsetzte. Dann wechselten Coen und Sander von der Nachmittagsshow (16 bis 19 Uhr) zum Konkurrenzsender 538, während man verzweifelt versuchte, das Talent Frank van der Lende ins Programm zu integrieren. Aus heutiger Sicht ist dieser DJ ein Talent geblieben, welches die Hörer aber nicht erreichte. Ziemlich zeitgleich verjüngte sich Radio 2 und zog einige Moderatoren von 3FM zu sich (Bart Arends, Paul Rabbering, Rob Stenders und Gerard Ekdom; Michiel Veenstra wechselte später zum wiedergegründeten KINK).
2016 verließ auch der Morgenjock Giel Beelen den Sender Richtung Veronica. Das hatte zur Folge, dass 3FM jedes Jahr über 2% der Gesamthörer einbüßte. Zwei Senderchefs konnten den Sturz des Flaggschiffs nicht verhindern, auch weil die Neuausrichtung als "Jongerenzender" (das Motto "Serious Radio" verschwand) nicht zündete. Dieses Marktsegment konnten 538 und Qmusic besser erreichen.
2018 übernahm Sharid Alles aus dem eigenen Haus (sie war vorher bei FunX) den Sender, sie änderte aber auch nicht viel, zumal sie ihre Lieblinge (Sander Hoogendoorn, Frank van der Lende) auf die prominenten Sendestrecken setzte, die aber allesamt die Hörer nicht erreichten. Es wurde noch einmal ein Relaunch (neues Logo, neues Motto) versucht, aber ohne Erfolg. 1,9% war der der traurige Tiefpunkt.
2022 kam mit Menno de Boer alles auf den Prüfstand. Vor allem die Übermacht durch BNNVARA wurde gebrochen, die Omroepen haben wieder mehr Gleichgewicht untereinander. VPRO musste deutlich abgeben, AVROTROS als Unterhalter bekam deutlich dazu. Dies führte auch zu einer Verbesserung der Hörerzahlen bis auf 2,6%. Und ich glaube auch (ja, mein Herz hängt an dem Sender, aber ich versuche, objektiv zu sein), dass die Neuausrichtung Erfolg hat. Hätte 3FM so weitergemacht wie bisher, wäre die Station unter 87 (!) Sendern, die bei dieser Methode mitmachen, noch tiefer abgesackt. Ich habe das Gefühl, dass Menno momentan nicht so recht weiß, was er noch machen soll/kann. Aber so geht es nicht weiter. Ich weiß nicht, warum der alternative Anteil bei Hilversum 3 noch so hoch ist. Vor 15 Jahren war die Musik angesagter als heute. Selbst KINK schafft momentan nur noch 0.5% damit.
3FM sollte eher ein Popmusiksender vieler Arten sein - so wie in den 90ern und frühen 2000ern. Morgens Mainstream, abends spezielles. Dazu noch ein zwei Zugpferde mehr. Eddy Keur alleine wird es nicht richten.
Ansonsten hat Radiocat Recht. Die älteren und vor allem breiten Formate ziehen. Sky tut sich mit einem 538 nonstop keinen Gefallen und profitiert nur von der Weihnachtsmusik zur Kersttijd. Radio 2 ist das alte 3FM, Radio 10 ist etwas souliger, weniger rockig und Radio 5 holt die alten Radio-2-Hörer ab. Die Spartenprogramme haben ihre Stammhörer, die aber nie die große Masse sein werden. Ich bin gespannt, ob und wie sich die neue Messmethodik auf die Sendelandschaft auswirken wird.
Zumindest verschafft sie etwas Vielfalt. Qmusic kann nun nicht mehr mogeln und hat sein nonstop Programm, welches auf den ehemaligen Fresh-FM-Frequenzen gesendet hat, durch Joe ersetzt, ein Oldie-Format aus Belgien, welches auch aus dem Hause DPG Media (Stichwort Qmusic) stammt.