Lutz Bertram auf Antenne Brandenburg

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K 6

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Das dürfte wohl der Programmpunkt "Antenne-Gespräch" zwischen 21.00 und 22.00 Uhr sein:
Lutz Bertram wieder im Radio zu hören

Potsdam (dpa) - Der bekannte Moderator Lutz Bertram, der Mitte
der 90er Jahre seine Stasi-Kontakte öffentlich gemacht hatte, wird
wieder bei "Antenne Brandenburg" zu hören sein. Bertram führt an
diesem Montag (11. 8.) in dem ARD-Hörfunksender ein Gespräch
mit dem evangelischen Bischof Wolfgang Huber. Das teilte Antenne-
Chefredakteur Christoph Singelnstein der dpa am Sonntag mit und
bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus".


Nach einem positiven Bescheid der Gauck-Behörde hatte der in
Berlin-Brandenburg beliebte Moderator Bertram Anfang 1995 seine
Stasi-Tätigkeit zugegeben. Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB)
entschied damals, dass Bertraum seine Sendungen in Hörfunk und
Fernsehen nicht fortführt. Nach Angaben von Singelnstein handelt es
sich zunächst nur um dieses eine Gespräch.
(Der Beitrag lag dpa in redaktioneller Fassung vor)

©dpa

101655 Aug 03
 
Selbst Mörder kommen zumeist nach 15 Jahren raus - seit 14 Jahren gibt es nun den IM-Staat nicht mehr, seit achteinhalb Jahren hatte Bertram Sendepause. Irgendwann muss es ja mal gut sein, finde ich.
 
Das steht übrigens morgen im Berliner Kurier:
2. Chance für Lutz Bertram
Der ORB hatte ihn vor 8 Jahren wegen Stasi-Tätigkeit gefeuert / Heute Abend führt der Ex-Kult-Moderator wieder ein Interview

dübb Potsdam - Er spionierte die Rock-Elite der DDR und Kollegen aus, verlor deshalb seinen Moderatoren-Job beim ORB. Jetzt kehrt der ehemalige Kult-Moderator Lutz Bertram (49) ans Mikro zurück.

Heute Abend moderiert Journalist Bertram auf Antenne Brandenburg die Sendung "Antenne-Gespräch". Von 21 bis 22 Uhr befragt er den evangelischen Bischof Wolfgang Huber zur Person. Die Rückkehr des Stasi-Belasteten: Wie kommt's? "Es ist die alleinige Entscheidung des Chefredakteurs Christoph Singelnstein. Sie wird einmalig bleiben", sagt Pia Stein, RBB-Sprecherin.

Der beliebte Kult-Moderator musste 1995 wegen seiner Stasi-Tätigkeit den Posten räumen. Bei der Regelnachfrage des Ostdeutschen Rundfunks war damals herausgekommen, dass der ehemalige DT 64-Moderator bis zur Wende fürs MfS gearbeitet hatte. Weil er erblindet war und einen Pass haben wollte. "Für die rettende Operation im Westen", verteidigt sich IM Romeo.

Bertrams 388 Seiten dicke Stasi-Akte "MfS XV3182/83" beweist: Er hatte Infos über Arbeitskollegen bei DT 64 sowie Bands wie Silly, Karat oder die Puhdys weitergegeben. Weinbrand, Sekt und eine Zweiraumwohnung in Friedrichshain bekam er dafür. Bertram wiegelt ab: "Ich habe lediglich Texte einer eingestampften "Silly"-Platte weitergegeben, und zwar nicht vorab." Tamara Danz, die inzwischen verstorbene Front-Frau von "Silly" damals: "Armes Schwein." Die Kündigung kam trotzdem.

Der Sturz vom Star in der Morgensendung "Auftakt" auf Radio Brandenburg war tief. Seine frechen Sprüche und knallharten Interview-Fragen hatten ihn zum Kult-Moderator gemacht. 50 000 Mark monatlich sollen er und Frau Frauke (38) beim Radio bekommen haben. Dafür leistete Bertram sich ein zweistöckiges Reihenhaus in Großbeeren, fuhr Jaguar.

Nach der Enthüllung gab es kaum Angebote. Um Geld zu verdienen, bietet er heute Privatkunden Interviews für 399 Euro an - CD-Memoiren für die liebe Verwandschaft.

"Es galt und gilt im ORB nach angemessener Zeit das Prinzip der zweiten Chance", sagte Chefredakteur Singelnstein schon 2001. Ist es jetzt soweit?
 
Als "Berlinreporter" müßtest Du wissen, daß Bertram durchaus keine 8 1/2 Jahre Sendepause hatte. Er war vielmehr vor rund fünf Jahren ein paar Monate lang nachmittags bei NewsTalk 93.6 in Berlin zu hören. Insofern ist das jetzt schon seine dritte Chance.

Warum er die kriegt, weiß ich nicht, denn gut fand ich das nicht, was er da gemacht hat - seine arrogante, besserwisserische Art der "Gesprächsführung" hatte nichts mit "frechen Sprüchen und knallharten Fragen" zu tun, das war nur selbstverliebt und herablassend. Im Grunde eine Ossi-Version von Michel Friedman.

Interessant übrigens, daß er laut "Kurier" einen Jaguar "fuhr". Hoffentlich nur auf seinem Grundstück...
 
Ich meinte die Sendepause dort, wo man ihn wegen der IM-Tätigkeit gefeuert hatte.

Zu seiner Art als Moderator kann ich mich sowieso nicht äußern, weil ich zu DT64-Zeiten nur gelegentlich als "Tourist" in Berlin war - und seine NewsTalk-Zeiten auch nicht wahrgenommen habe.

Ich meine einfach, dass irgendwann mal Schluss sein muss mit dieser Form der "Vergangenheitsbewältigung" und man den damals informell Beteiligten zumindest anbieten solte, bei Null wieder anzufangen NewsTalk scheint das ja damals gemacht zu haben. Ob seine Art dann ankommt, entscheiden Unbekannte, nämlich die Hörer.

Na ja - und die Geschichte mit dem Jaguar fand ich übrigens auch interessant.....
 
Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln, als es über DPA reinkam. Mit seinen farblosen Auftritten nach dem Ausscheiden beim ORB, mit seiner selbstverliebten (stand schon weiter oben) Art hat er sich regelrecht selbst demontiert. Im Grunde genommen ist Bertram eine zutiefst tragische Figur, die zum Überleben eine Bühne braucht, auf der sie sich präsentieren und ihr narzisstisches Aufmerksamkeitsdefizit kompensieren kann. Wer ihm (und war das Rotlicht aus, konnte Bertram ziemlich..., naja, sagen wir mal, schwierig werden...) das abnimmt, ok, der soll es tun. Ich werde mir das wohl anhören, um zu sehen, was vom krähenden "Frühstücksdirektor" noch übriggeblieben ist.
Die Fassade des lustigen L. Bertram ist bei mir schon vor Jahren gefallen.
 
@ berlinreporter
da scheinst du leider einige dinge durcheinander zu bringen. natürlich muß jeder mensch das recht haben, von vorne anzufangen. das gilt auch für ex-ims. diese leute mit einem generellen berufsverbot zu belegen, halte ich natürlich auch für falsch. wenn ein ex-im brötchen backt ist das ok, wenn er irgendwo am mikrofon sitzt und an der meinungsbildung im öffentlich-rechtlichen rundfunk mitwirkt, halte ich das für absolut untragbar und geschmacklos. eigentlich ist das ein grund keine rundfunkgebühren mehr zu bezahlen.
 
@mediascanner: Ich gebe Dir Recht, dass es im Zusammenhang mit der Meinungsbildung schwieriger ist als beim Bäcker - diese Differenzierung ist sicher notwendig und Dein Einwand daher wichtig.
Letztlich kommt es aber auf den Einzelfall an - und auf die Person und ihre Einstellung fast 14 Jahre nach der Wende. (Was ich - wie oben erwähnt - im Fall Bertram nicht im Geringsten beurteilen kann.)
Ich habe (als gebürtiger Wessi, der in Ossiland lebt) schon viele Gespräche über diese Thematik geführt - sowohl auf privater als auch auf journalistischer Ebene, mit Gesprächspartnern vom Bespitzelten und Inhaftierten bis zur Stasi-Führungskraft. Zudem hatte ich durch familäre Verbindungen und häufige Besuche in der DDR ein wenig mehr Bezug zu diesem Staat als viele andere Menschen aus meiner Umgebung. Dennoch traue ich mir nach wie vor nicht zu, darüber zu urteilen, wie sich Lebenswege in der DDR im Laufe von Jahrzehnten entwickelt haben.

Zurück zum Thema:
Spannend ist natürlich, dass in diesem Gespräch Stasi und Kirche aufeinander treffen - falls die Vergangenheit in dieser Form Gesprächsinhalt sein wird. (Warum erinnert mich das jetzt daran, dass ein Mensch aus genau diesem Dunstkreis derzeit Verkehrsminister ist? Der betreibt nicht nur Meinungsbildung, sondern sogar Gesetzgebung. Da müsste doch der Aufschrei noch viel größer sein.)
 
Bemerkenswert an dieser Konstellation ist m. E. auch, dass es wohl die alleinige Entscheidung des Herrn Singelnstein gewesen sein soll, Bertram zurück ans Mikro zu holen. Eine Art verspätete Entschuldigung? Wohl kaum! Man erinnere sich: Singelnstein zog damals den Zorn tausender DT 64-Fans nach sich, als er mit dem damaligen RIAS den Deal aushandelte, RIAS 1 auf einigen DT-Frequenzen zu verbreiten. Dank des Einsatzes der Jugendradio-Anhänger wurde einen Tag nach der feindlichen Übernahme wieder DT 64 auf allen Frequenzen ausgestrahlt, und die Wiederaufnahme des Sendebetriebs begann mit der legendären "Brüder, Schwester..."-Ansprache des Lutz Bertram.
 
@berlinreporter:
ich bin zwar keen oberlehrer, aber für die gesetzgebung ist nicht herr stolpe zuständig, sondern immer noch das parlament. soviel zeit sollte sein!
ich könnte natürlich jetzt lakonisch fragen, wie du die stasi und i.m. problematik beurteilen willst, wenn du das nocht nicht mal auseinander halten kannst.... *g*
 
Ich habe heute morgen nochmals die Aufzeichnung auf DAT gehört und frage mich nach wie vor: was soll das? Warum hat man für dieses eine Interview ausgerechnet Bertram zurück ans Mikro geholt? Das Interview war prinzipiell nichts besonderes, das hätte auch ein anderer führen können. Bertram wirkte ganz davon abgesehen anfangs ziemlich verkrampft, später blühte er dann etwas mehr auf, aber vom damaligen "Frühstücksdirektor" ist nicht mehr viel übrig geblieben. Meine Prognose: das war einfach ein Versuch, um die Rückkehr des verlorenen Sohns (gibt`s beim RBB nun eine Generalamnestie für ausgestoßene ORB-Mitarbeiter?) zu testen. Und wenn die Reaktionen positiv ausfallen, kann man davon ausgehen, dass wir Lutz B. künftig zumindest einmal pro Woche wieder hören werden.
 
Offensichtlich war die Sendung eine Aufzeichnung, was den Livemann Bertram sicher zusätzlich ausgebremst hat. Der DT64-Hitglobus wurde zwar seinerzeit auch aufgezeichnet, aber 1:1 wie unter Livebedingungen. Bei der Antenne-Sendung ist offensichtlich die Musik nachträglich reinmontiert worden, da sie schon unter den letzten Worten von Huber zu hören war, ohne daß eindeutig klar gewesen wäre, daß es sich um den jeweiligen Schluß-Satz handelt.

Dann darf man nicht vergessen, ohne Bertram in Schutz nehmen zu wollen, daß er schon mehrere Jahre aus der Übung ist und daß ein gewaltiger Erwartungsdruck auf ihn gelastet haben wird. So ist er höchstwahrscheinlich auf Nummer Sicher gegangen. Das erklärt das langsamere Sprechtempo und die weniger aufmüpfige Ansprechhaltung. Einen Kirchenmann zu interviewen, ist zudem zusätzlich eine Bremse, da solche Leute eher Moderatoren, im Sinne einer ausgleichenden und diplomatischen Haltung sind (siehe Runder Tisch).

Dennoch war die Wahl für Huber nicht ungeschickt, denn wenn sich ein Kirchenmann mit Bertram an einen Tisch setzt, ist das wie das Vergeben seiner Sünden. Komischerweise hieß der erste Gesprächspartner von Bertram bei NewsTalk 93,6 auch Huber, allerdings Erwin von der CSU, was denselben Effekt hatte. Wenn ein Schwarzer mit einem ehemaligen IM im Radio spricht, dann können die liberaleren Bertram nicht mehr ausgrenzen.

Nun muß man mal Abwarten, ob die Ankündigung, diese Sendung sei ein einmaliger Auftritt gewesen, wirklich stimmt.
 
Aus Zeitmangel konnte ich noch nicht ausgiebig in den Mitschnitt reinhören. Aufgefallen ist mir auf die Schnelle nur, daß Bertram sehr bescheiden wirkte. Und zwar bescheiden im angenehmen Sinne. Wer den Betramschen "Schreiadler" erwartet hat, wurde sicher etwas enttäuscht. Unterm Strich bleibt bei mir die Erkenntnis, daß es vor allem der unnachahmlich-freche Stil war, der Bertram einst zur Kultfigur gemacht hat, weniger die Fähigkeit, einfach nur gute Gespräche führen zu können. Das können andere auch.

@ K13

Der DT64-Hitglobus wurde zwar seinerzeit auch aufgezeichnet
Wirklich immer? Ich habe Bertram auch definitiv live erlebt, wenngleich die "beeindruckendste" Episode nichts mit dem Hitglobus, sondern mit der "Hitkarawane" zu tun hatte. Das war am 25.5.1991, Bertram moderierte, ein Hörer (Sendung mit Außenschaltung) gewann eine Reise, zur Verfügung gestellt von einem Reisebüro. Irgendwo sollte dann halt ein Band mit einer Beschreibung der Reise liegen, es war jedoch nicht zu finden. Dann wurde vermutet, es läge in einem Raum, der inzwischen abgeschlossen sei und keiner der Anwesenden hätte einen Schlüssel. On air glucksende Freude, Beitrag kommt gleich, die Kollegen suchen... Off air Terror pur durch die Interkom. Frauke und die Techniker rannten und schwitzten, Bertram meinte was von "Feuerwehr rufen, Raum aufbrechen". Wie es ausgegangen ist, weiß ich nicht mehr. Aber was wären wir Menschen (alle!) ohne unsere Neurosen?
 
@ Radiowaves

Ich glaube, ich habe den Hit-Globus mit dem DT64-Metronom verwechselt. Letztere Sendung wurde regelmäßig aufgezeichnet, was man auch daran erkannte, daß als Schlußmusik immer der Instrumentalteil von Telegraph Road (Dire Straits) ab Minute 7'52 als Puffer zur nachfolgenden Sendung gespielt wurde. Ich bin mir nicht sicher, zumindest anfänglich war auch Mobil am Freitag 20:03 Uhr eine Aufzeichnung. Der Hit-Globus Samstag Mittag war tatsächlich in der Regel live.
 
Was ich an der Sendung auch recht bemerkenswert fand war die Musikauswahl, die wenig mit der normalen Rotation zu tun hatte, dafür aber ziemlich an Radio Brandenburg erinnerte. Und mein Eindruck ist, daß dies auch so beabsichtigt war.

Bemerkenswert finde ich aber auch die zitierten Äußerungen von Pia Stein, weil ich meine, dort zwischen den Zeilen eine deutliche Pikiertheit über die redaktionelle Entscheidung von Christoph Singelnstein herauszulesen. Fragt sich nur, ob da lediglich ihre Privatmeinung durchschimmert oder damit eine Auffassung der Intendanz angedeutet werden sollte.

Wir lasen über den Chefredakteur von Antenne Brandenburg, der diese in verschiedenerlei Hinsicht recht interessante Sendung initiierte:

Original geschrieben von Der Radiotor
Bemerkenswert an dieser Konstellation ist m. E. auch, dass es wohl die alleinige Entscheidung des Herrn Singelnstein gewesen sein soll, Bertram zurück ans Mikro zu holen. Eine Art verspätete Entschuldigung? Wohl kaum! Man erinnere sich: Singelnstein zog damals den Zorn tausender DT 64-Fans nach sich, als er mit dem damaligen RIAS den Deal aushandelte, RIAS 1 auf einigen DT-Frequenzen zu verbreiten. Dank des Einsatzes der Jugendradio-Anhänger wurde einen Tag nach der feindlichen Übernahme wieder DT 64 auf allen Frequenzen ausgestrahlt, und die Wiederaufnahme des Sendebetriebs begann mit der legendären "Brüder, Schwester..."-Ansprache des Lutz Bertram.
...der darin diese Aktion nur mit der Feststellung kommentierte, dies sei guter Wille gewesen, was man in dieser Form wohl auch unterschreiben konnte. Es war ein Rettungsversuch von Christoph Singelnstein, bei dem im übrigen niemand mehr die Rolle des damaligen RIAS-Intendanten Drück hinterfragt hatte. Wie hätte sie denn ausgesehen, die Allianz der beiden vom Untergang bedrohten (wenngleich der Rundfunk der DDR sicher deutlich schlechtere Karten hatte als der RIAS) Anstalten? Mehr als die berühmt-berüchtigte Andeutung von den "Arbeitsgruppen" wurde dazu nicht bekannt, und beim RIAS wollte nach dem Scheitern der Aktion anscheinend niemand mehr davon wissen, mit der bitterbösen Nalepastraße jemals einen Deal gedreht zu haben. Mit jener Nalepastraße, die nur Wochen später zur abzuwickelnden "Einrichtung" (in dieser Form übrigens ein typischer DDR-Begriff) verkam.

Schnee von gestern? Seit der Sendung von gestern bin ich mir da nicht mehr sicher...

Noch zum Thema Vorproduktion damals: Vielleicht muß man da einfach die Zeitschiene beachten und es ist so, daß zu Zeiten von "Hallo und DT64 auf Ultrakurzwelle" (abendliches Sonderprogramm auf 95,1 / 93,1 MHz in Berlin und wenigen, wie unsere jungen Freunde an anderer Stelle zu formulieren pflegen, Funzeln in der Republik) Vorproduktion die Regel war (ggf. auch aus primär technologischen Gründen), später bei Jugendradio DT64 hingegen nicht mehr? Dies nur als wilde Spekulation.
 
@ K 6

... und auf der Frequenz 95,05 MHz zu Beginn ab 01.09.1981! Daß die Vorproduktion zu dieser Zeit stärker war als später, stimmt so nicht. Der zusätzliche Programmaufwand konnte zunächst nur durch Livesendungen und Wiederholungen bewältigt werden. Die Vorproduktionskapazität war ziemlich ausgereizt.

Wiederholungen waren naturgemäß magnetische Aufzeichnungen aus dem Nachmittagsprogramm wie: montags 20.35 Uhr z. B. "Songklub" und 21.45 Uhr die "DT64-Podiumdiskothek", die schon für das Nachmittagsprogramm als Aufzeichnung liefen.

Wiederholt wurden "Trend - Forum populärer Musik" am Mittwoch 20.35 Uhr, DT64-Metronom mittwochs 22.05 Uhr, und "Duett - Musik für den Recoder" montags und mittwochs. Das Hörspiel/ Feature logischerweise kam vom Tonband. Die Klassiksendung "ad libitum" dienstags war meiner Erinnerung nach auch aufgezeichnet.

Das DT64-Abendmagazin mit "Stadtkieker", "Winkelzüge", "Klubtour" dienstags und donnerstags 20.35 Uhr war immer live, das DT64-Wunschkonzert am Freitag im Wechsel mit "Mobil - Rockradio auf UKW" auch. Die Hörerpostsendung war live moderiert. Auch die Sendung "DT64 Reprise" ein Best of von Beiträgen der Woche, war live moderiert. Selbst die sehr aufwendige DT64-Litfaßsäule eine Programmübersicht mit vielen Einspielen auf Musikbett, um gemeinsam mit eigenen DT64-Nachrichten die 12 Minuten (!) Nachrichten von "Stimme der DDR" zu überbrücken, um danach "Hallo - das Jugendjournal" zu übernehmen, wurde live gefahren, was nur erstklassige Techniker bewältigten und daher auch für den UKW-Job extra ausgewählt wurden.

Wenn man bedenkt, daß heutzutage einige Sender sogar die nichtssagenden Telefoninterviews mit Hörern aufzeichnen, war das damals trotz der Angst der Oberen, hier könnte mal ein/e Moderator/in die Warheit sagen (siehe Silke Hasselmann zum Sputnikverbot) entfesseltes Radio.

Zu Lutz Betram aber noch sei angemerkt, daß er, wenn er Aufzeichnungen machte, sie entgegen der damaligen Gewohnheit bei sich so gut wie ohne Schnitt durchführte. Versprecher waren eben Versprecher und wurden wegmoderiert.
 
Klasse Einblicke, K13! Besonders bemerkenswert finde ich den Satz "Versprecher ist eben Versprecher" - diese Größe fehlt so Manchem heute. Abgesehen von der Fähigkeit, auch mal fünf Minuten am Stück ohne Versprecher hinzukriegen - aber das ist ja eh nicht mehr gefragt. Höchstens als Rap:D
 
Moralisch ganz sicher - auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass man den Schlussstrich ziehen sollte. Aber das kann nur jeder für sich selbst, egal ob Opfer oder nicht. Aber wir haben auch noch eine zweite Instanz, die juristische. Denn es wäre wohl auch nicht gut, wenn Opfer die Strafe für die Täter bestimmten.
 
Entfesseltes Radio

Original geschrieben von K13
Wenn man bedenkt, daß heutzutage einige Sender sogar die nichtssagenden Telefoninterviews mit Hörern aufzeichnen, war das damals trotz der Angst der Oberen, hier könnte mal ein/e Moderator/in die Warheit sagen (siehe Silke Hasselmann zum Sputnikverbot) entfesseltes Radio.

Ja, dieser Vergleich ist in der Tat interessant. Es geht ja noch weiter: Nicht nur die Telefonate werden aufgezeichnet und fleißig geschnitten, es soll auch Feiglinge geben, die sich nicht einmal trauen, ihre eigenen Ansagen live zu machen.
 
@Makeitso

... wobei viele sich ja auch nicht mehr trauen dürfen, weil Voicetracking schlicht viel billiger ist.

Dies gehört zwar in das Thema Voicetracking, aber da es hier im Zusammenhang mit Lutz Bertram angesprochen wurde so viel: was ich kritisierte, ist die idiotische Auffassung neben der Livemoderation, während der Sendung Statements von Hörern aufzuzeichnen und in diese laufende Sendung einzuspielen, als wäre es live, aus Angst, der Hörer könnte aus dem Format fallen oder Dinge sagen, die man überpiepsen müßte. Das gab es bedingt beim DDR-Rundfunk auch, dennoch setzte sich das Livetelefonat mit dem Hörer durch und wurde intern als Sieg gegen die Politbürokratie verstanden. Im Nachhinein muß man wohl die Angst der Partei vor dem Hörer und seiner Unberechenbarkeit wirklich relativieren, wenn man bedenkt, daß die US-amerikanische Sitte einst bei News-Talk 93,6 Einzug hielt, einige Sekunden zeitversetzt abzustrahlen, damit dem Oberzensor Zeit blieb, die Sendung zu unterbrechen.

Beim Angst-Voicetracking scheinen mir die Kosten eher höher, zumindest der Aufwand. Bei der vorproduzierten Moderation allerdings, wird es wohl so sein, daß man dann schneller eine 4-Stunden-Nachtstrecke mit Titelansage und Senderclaims fertig hat. Allerdings wird das auf Dauer Hörer vergraulen. Die sind ja nicht blöd. Für Imbiß-Buden-Radios, als Ersatz für Musikboxen ist es eh egal, was die Soundtapete zum Klingen bringt.
 
Die Verzögerung bei NewsTalk betrug exakt eine Sekunde, nicht einige. Das war wohl eher ein Zugeständnis an die Lizenzbehörde, denn Angst vor den Hörern. Meines Wissens ist der "Notknopf" auch nie benutzt worden.
 
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