MA-"Ergebnisse" haben nichts mit der Realität zu tun

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Natürlich, lieber Beobachter, wenn man von Anfang an berücksichtigt, dass die MA nur der Imageaufwertung des extern betreuten Werbefunks für die vorgebliche Zielgruppe 14-49 dient (in Wahrheit ist sie längst jünger) verstummt jede Form von "Systemkritik". Wie wollte man auch ein Verfahren kritisieren, das als gezielte PR-Maßnahme ohne Wahrheitsanspruch daherkommt und dessen Urheber noch nicht einmal den leisesten Versuch unternehmen ihre undurchsichtigen Methoden plausibel zu machen? Man darf sich allerdings fragen wie lange die Werbetreibenden in einem veränderten Werbeumfeld diesen Heckmeck noch mitmachen.

Wer mit dem Print/Berater/Agenturen-Geflecht kooperiert wird von der MA schöngerechnet, wer dessen Diktat unterläuft wird klein- oder altgerechnet. So in etwa funktioniert die Mediaanalyse Radio.
 
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@Beobachter
Leider versäumen es die Sender regelmäßig (insbesondere ihre Marketingabteilungen), genau diese Aufklärung zu liefern, wenn sie die Zahlen zu ihren Gunsten interpretieren. Das würde nämlich Vieles allzusehr relativieren und man könnte nicht mehr mit dem Anspruch herumlaufen, ein MA-Hörer sei gleichzusetzen mit einem begeisterten Fan.
 
Gute Idee, also demnächst nur noch Präsentationen aus der Verkaufsabteilungen mit einem Beipackzettel?? Manni was erwartest Du? Soll eine Verkaufsabteilungen die Zahlen nicht zu ihren Gunsten, also zu ihren Ungunsten präsentieren? Glaubst Du ernsthaft, das ein Sender, der ständig mit total verdrehten Zahlen argumentiert, gaubwürdig bei einem Kunden oder einer Agentur wird?
Ich nenne Dir einfach meine Erfahrungen:
  • Kunden und Agenturen haben zumeist eine gute Einschätzung zu einem Sender. Im Zweifelsfall informiert der nette Kollege vom Konkurrenz-
    sender bzw. -medium.
  • Sie schätzen Sender nach ihrem Trend ein und gewichten damit das aktuelle Ergebnis
  • Sie schätzen Ehrlichkeit und Offenheit. Es ist fünfmal besser zu einem schlechten Ergebnis zu stehen, als es irgendwie mit krummen Vergleichen
    schönzufärben. Sorry, das machen nur Anfäger und Underperformer.
  • Wenn ein Sender verloren hat, dann wollen Kunden das in den Preisen wiederfinden und sie sind schon daran interessiert mit welcher Strategie und
    Maßnahmen es wieder aufwärts gehen soll.
  • Nimm möglichst nie einen Geschäftsführer mit zu solchen Terminen. Die neigen egal bei welchem Termin, gern dazu irgendetwas zu erzählen.
    Wirklich gute GFs halten i.d.R. einfach ihre Klappe, erzählen etwas in großen Linien und lassen ihren Professionals den Raum. Wenn du bereits
    5 Gegentore kassiert hast, stellt sich ja nicht auch der Trainer oder Torwarttrainer ins Tor.
  • Wir hatten Kunden, die haben gesagt Aktion X war erfolgreich. Zu 70% wenn wir eine gute MA-Welle hatten
    Wir hatten Kunden, die haben gesagt Aktion Y war nicht erfolgreich. Auch zu 70% war das bei einer schlechten MA-Welle.
  • Es gibt "schwarze Schafe", aber das spricht sich rum. Mittelfristig können die nur schwer Kunden halten.
  • Die meist grottenschlechten Presseerklärungen werden wohl nur in der Radioszene gelesen. Ich könnte mir vorstellen, in PR-Seminaren werden
    sie gern als Bad Case genutzt.
Es ist alles eine Frage des Anspruches und des Know hows. Ein Sender ist langfristig im Markt und muss morgen, übermorgen oder in einem Jahr wieder
einen Kunden ansprechen. Wer da nur Nebelkerzen wirft oder mit haltlosen Versprechungen im Markt operiert, verbrennt Kundenkontakte und verliert
sein Vertrauens- und Glaubwürdigkeitspotenztial.
 
Glaubst Du ernsthaft, das ein Sender, der ständig mit total verdrehten Zahlen argumentiert, gaubwürdig bei einem Kunden oder einer Agentur wird?

Drehen die Agenturen durch ihren blinden Gehorsam in der höchst absonderlichen Zielgruppenpolitik nicht selbst an den Stellschrauben der MA und erheben sie nicht die Zielgruppenvorstellungen der Verleger unreflektiert zum Dogma, weil sie es sich nicht leisten können die einträgliche Printsparte, die noch dazu den Radiowerbemarkt aufmischt, zu verprellen? Die sitzen doch alle im gleichen Boot und üben sich in strengstem Kadavergehorsam.

Wohlgemerkt: Ich kritisiere nicht das Verhalten von Wirtschaftssubjekten mit Renditeinteressen, eine Media-Agentur ist nun mal kein Wohlfahrtsunternehmen. Wohl aber kritisiere ich die rechtliche Organisation des Hörfunks als Spielwiese der Verlage sowie die unfassbaren Umtriebe und kommerziellen Unterwerfungsstrategien der öffentlich-rechtlichen Anstalten, die sich unter den gegebenen Umständen besonders verheerend auswirken ("das war die tolle neue Single von James Blunt, dem am Samstag wieder mal die Herzen zuflogen...").

Der ÖR bestärkt das private Umfeld durch die uneingeschränkte Mitwirkung am selben Geschäftsmodell (!!) in seinen Konzentrationstendenzen, erzeugt eine geschlossene Wertschöpfungskette und übernimmt sogar noch das unerträgliche Einheitsformat des Printradios.
 
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Vorab: Meine Kritik bezog sich nicht daran, dass es kommerzielle, werbefinanzierte Programme gibt, die sich in der Programmgestaltung ausschließlich an wirtschaftlichen Kriterien orientieren. Mein Thema hier präzise war die Verlässlichkeit der MA-Zahlen; für den ganzen Rest gibt es im Forum noch genügend andere Threads.

Dementsprechend wird die Erinnerung an Radioprogramme abgefragt.
Sie wird abgefragt, aber ich bezweifle, dass sie auch gemessen wird. Nicht umsonst konzentrieren sich die Plakataktionen der Sender auf die MA-Zeit. Wer täglich auf dem Weg zu Arbeit "Mehr Spaß an Hitradio XY" an der Bushalte liest, erinnert sich eher an den Sendernamen - unabhängig davon, ob er den Sender tatsächlich hört, geschweige denn sich an die dort gespielte Werbung erinnert.

Es interessiert keinen Werbetreibenden, ob faktisch 350.000 Menschen einem Sender lediglich ausgesetzt waren, wie es die technische Erfassung im Schweizer Modell tut. Werbetreibende interessiert, ob ein Sender, ein Programm den Weg in die Erinnerung schafft.
Kannst Du mir irgendein Dokument irgendeines Radiosenders oder irgendeiner Mediaagentur zeigen, in der die Aussage aufgestellt wird, die MA würde nicht die Hörerzahl ermitteln, sondern präzise die Hörer, die sie an die Programminhalte erinnern? (Bevor jemand nachfragt: Aus meiner Sicht ermittelt sie weder das eine noch das andere.)

Wenn das dann nur 235.000 waren, mag das die echte Hörerzahl nicht widerspiegeln, aber die 235.000, die sich erinnert haben, sind es, die in der MA auftauchen und nachher verkauft werden, weil es um diese Hörer geht. Die Differenz von 115.000 interessiert nicht, und die 115.000 Hörer interessieren auch nicht, denn letztlich wurde sie zwar beschallt, aber nicht erreicht.
Mit dieser Realität muss eine MA etwas zu tun haben.
Wenn dem so wäre, müsste die MA-Hörerzahl gegenüber der Realität systematisch nach unten verzerrt sein. Das behaupten aber noch nicht einmal die entsprendenden Firmen.

Aber in diesem Maßstab sind dann die Reihenfolge der Sender und die Einzelergebnisse durchaus plausibel.
Selbst wenn man davon ausginge, bei der MA handle es sich eben um ADAC-mäßige Zahlen, das heißt, die Fallzahlen seien zwar (viel?) zu hoch, aber wenigstens stimme die Reihenfolge, so hätte die Branche dennoch ein Problem, weil dann der TKP im Vergleich zu anderen Mediengattungen hochgehen würden, und die Sender die Preise drastisch anpassen müssten, um in der Mediaplanung nicht völlig außen vor zu bleiben. Aber selbst das ist nicht der Fall, denn die gemessene "Erinnerung" ist bekanntlich auch von externen Faktoren abhängig. Man denke etwa an die offizielle Hörerzahl von RTL (Luxemburg) in Sachsen. Meine persönliche Theorie zu den Computer-BILD-Zahlen ist auch die, dass einfach viele Befragte verstanden hatten, sie würden gefragt, ob sie die BILD am Computer lesen (ergo bild.de), und von der gedruckten Computer-BILD noch nie was gehört haben.

Ihr müsst nachts durch den Wald gehen. Wie erreicht ihr leichter euer Ziel: a. ohne Taschenlampen? b. mit einer kleinen Taschenlampe?
Aus Erfahrung weiß ich: Lieber selbst nach dem Weg suchen, als jemanden fragen, der ihn nicht kennt, aber ein Interesse hat, Dich in eine bestimmte Richtung zu lenken. Passiert zum Beispiel in den Touristenstädten Italiens gerne.

Bevor hier die MA kritisiert wird, sollten wenigstens Kenntnisse auf dem Level der Unikurse Marktforschung I und II vorhanden sein. "Gesunder Menschenverstand" und einmal Wiki querlesen ist dafür leider nicht ausreichend.
In der Tat schadet es nicht, über Marktforschung im allgemeinen (werden Statistikseminare auch akzeptiert?) und die Methodik der MA im Besonderen Bescheid zu wissen. (Dann sollte man aber besser nicht für die ag.ma arbeiten, denn schon allein die Repräsentativität der Befragten zur Grundmenge der deutschen Radiohörer ist sehr zweifelhaft. Das ist aber eigentlich nochmal ein anderes Fass, dass ich hier gar nicht aufmachen wollte.) Sobald aber die Zahlen halbjährlich auf dem Tisch liegen, werden sie sowohl hier im Forum als auch in den Mediaagenturen so behandelt, als seien sie von Gott persönlich gegengezeichnet worden und würden exakt das Hörerverhalten wiederspiegeln.

Kunden und Agenturen haben zumeist eine gute Einschätzung zu einem Sender. Im Zweifelsfall informiert der nette Kollege vom Konkurrenz-sender bzw. -medium.
1. Viele privat Radiosender haben gar keinen direkten Konkurrenten, sondern sind Gebietsmonopolist oder betreiben das örtliche Alternativprogramm gleich selbst.
2. Selbst dort, wo es zwei Konkurrenzprogramme für das Bundesland oder die Stadt gibt, ist man Partner bei der Werbevermarktung.
3. Wenn alle Sender mit überhöhten Zahlen arbeiten, ist es für alle besser zu schweigen. Die eigenen Fallzahlen werden ja nicht besser, wenn man den Konkurrenten anschwärzt - im Gegenteil.
4. Kannst Du einen konkreten Fall benennen, bei dem ein Radiosender die Manipulation durch einen anderen Radiosender aufgedeckt hat?

Es ist fünfmal besser zu einem schlechten Ergebnis zu stehen, als es irgendwie mit krummen Vergleichen. ... Die meist grottenschlechten Presseerklärungen werden wohl nur in der Radioszene gelesen.
Das ist jetzt ein bisschen ein Widerspruch, denn die beschönigenden Pressemitteilungen à la "der erfolgreichste Lokalsender" (bei null Konkurrenten) sind ja keine Ausrutscher von wenigen schwarzen Schafen.

Ich könnte mir vorstellen, in PR-Seminaren werden sie gern als Bad Case genutzt.
Wie Du in Deinem Vorgängerpost geschrieben hast: Meinung ist das Gegenteil von Wissen. ;) Aber wenn wir schon dabei sind: Mediaagenturen interessieren sich sicherlich eher für die nackten Zahlen (wie auch immer sie ausgewürfelt wurden) als für sich weiderholende Textbausteine. Aber als Formulierungshilfe für die eigene Nachrichtenredaktion und die lokale Zeitung sowie zur Akquise (naiver) Neukunden sind sie meiner Erfahrung nach ganz hilfreich.
 
Meine persönliche Theorie zu den Computer-BILD-Zahlen ist auch die, dass einfach viele Befragte verstanden hatten, sie würden gefragt, ob sie die BILD am Computer lesen (ergo bild.de), und von der gedruckten Computer-BILD noch nie was gehört haben.

Wer täglich auf dem Weg zu Arbeit "Mehr Spaß an Hitradio XY" an der Bushalte liest, erinnert sich eher an den Sendernamen - unabhängig davon, ob er den Sender tatsächlich hört, geschweige denn sich an die dort gespielte Werbung erinnert.

Wenn solche semantischen Tricks zur Steigerung der Hörerzahlen beitragen ist es kein Wunder dass die Telefonabfrage bei den Sendern so beliebt ist. An den endgültigen Zahlen dürfte das letztendlich wenig ändern...

Ja, ich habe schon was von Antenne Bayern gehört... ach ja, sie haben Antenne Bayern gehört wie schön für Sie! Gestern? Nein, nicht gestern schon oft - also hören sie regelmäßig Antenne Bayern, das ist eine gute Wahl.

Wie leicht kann es passieren, dass man sich am Telefon verhört oder falsch verstanden wird... Kollateralschäden...
 
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Natürlich darf man die MA kritisieren, aber zuerst muss man sie lesen können, verstehen, und warum sie so durchgeführt wird und wie sie durchgeführt wird und was sie dadurch aussagen kann und will.
Hatte ich weiter oben geschrieben:
Eignung für die Platzierung von Markenwerbung
Und für Programme mit Anteilen im 2stelligen Prozentbereich mag das alles statisch akzeptabel sein...
Wenn diese Methoden aber mit der zunehmenden Spezialisierung der Zielgruppen dann auch bei Spartenprogrammen oder regionalen Verbreitungsgebieten angewendet werden und entsprechend für bare Münze genommen werden, kommt halt offensichtlicher Unsinn heraus. Die FAB ist sicher etwas genauer, aber bei den willkürlich-akademisch definierten Verbreitungsgebieten kommt mit der zunehmenden Mobilität auch ziemlich viel Unsinn raus, über den dann noch orakelhaft heruminterpretiert wird.
Und wenn man sich bei der Programmgestaltung tatsächlich an der MA orientiert, dann kommt halt die programmlich eintönige Medien-Landschaft heraus, denn wenn ich mich am Mainstream orientiere, erreiche ich Prozentural die meisten Hörer, der Rest wird nicht bedient und kommt in der Statistik nicht wirklich vor.

Den sich ändernden Hörgewohnheiten mit Verwaschung der Verbreitungsgebiete und der Zunahme der Nutzung von anderen Verbreitungswegen wie DAB+, Internet, digitaler Satellit oder Kabel kann die MA einfach keine Realität mehr wiederspiegeln. Oder der Aufwand müsste erheblich gesteigert werden, was halt finanziell nicht leistbar ist: wenn davon profitierende Spartenanbieter die Mehrkosten tragen sollten, fressen die wahrscheinlich den Nutzen wieder auf und die großen Anbieter haben kein Interesse, weil deren Anteil dann auf realistische Größen zurück fallen würde...
 
Selbst wenn man davon ausginge, bei der MA handle es sich eben um ADAC-mäßige Zahlen, das heißt, die Fallzahlen seien zwar (viel?) zu hoch, aber wenigstens stimme die Reihenfolge, so hätte die Branche dennoch ein Problem, weil dann der TKP im Vergleich zu anderen Mediengattungen hochgehen würden, und die Sender die Preise drastisch anpassen müssten, um in der Mediaplanung nicht völlig außen vor zu bleiben. Aber selbst das ist nicht der Fall, denn die gemessene "Erinnerung" ist bekanntlich auch von externen Faktoren abhängig. Man denke etwa an die offizielle Hörerzahl von RTL (Luxemburg) in Sachsen. Meine persönliche Theorie zu den Computer-BILD-Zahlen ist auch die, dass einfach viele Befragte verstanden hatten, sie würden gefragt, ob sie die BILD am Computer lesen (ergo bild.de), und von der gedruckten Computer-BILD noch nie was gehört haben.

Nun die ADAC Statistik für eine Preisverleihung mit der MA zu vergleichen, ist mehr als steil. Aber nun fürs MA-bashen reicht es wohl mal wieder als Argument.
Wie auch immer, die Computer Bild Werte in der Print MA gebildet wurden, das ist reine Spekulation. Auf jeden Fall hat die Qualitätskontrolle und Plausibilitätsprüfung versagt.

Die RTL Problematik Sachsen ist mir bekannt. Wir sprechen über aktuell 11 Tsd. Du. Hörer. Klar das Holger Richter sich in Luxemburg darüber freut. Hit Radio RTL in Dresden wird das nicht so lustig finden.

Weniger Hörer=> geringere absolute Preise, ob die Preisanpassungen drastisch sind, ist reine Spekulation.


Aus Erfahrung weiß ich: Lieber selbst nach dem Weg suchen, als jemanden fragen, der ihn nicht kennt, aber ein Interesse hat, Dich in eine bestimmte Richtung zu lenken. Passiert zum Beispiel in den Touristenstädten Italiens gerne.

Jupp, jetzt machen wir es uns aber wirklich einfach. Ich bringe einen bildlichen Vergleich und du erweiterst ihn. Es nützt dir verdammt wenig wenn du allein im dunklen Wald stehst, dass du in Italien am Strand jemanden nach dem Weg fragen kannst. Ansonsten valide Reichweiteninformationen kann man bestimmt auch vom großen Manitou bekommen, oder???

In der Tat schadet es nicht, über Marktforschung im allgemeinen (werden Statistikseminare auch akzeptiert?) und die Methodik der MA im Besonderen Bescheid zu wissen. (Dann sollte man aber besser nicht für die ag.ma arbeiten, denn schon allein die Repräsentativität der Befragten zur Grundmenge der deutschen Radiohörer ist sehr zweifelhaft. Das ist aber eigentlich nochmal ein anderes Fass, dass ich hier gar nicht aufmachen wollte.) .

Hast Du Beweise, dass die Repräsentativität der Befragten zur Grundmenge der deutschen Radiohörer ist sehr zweifelhaft ist?

1. Viele privat Radiosender haben gar keinen direkten Konkurrenten, sondern sind Gebietsmonopolist oder betreiben das örtliche Alternativprogramm gleich selbst.
2. Selbst dort, wo es zwei Konkurrenzprogramme für das Bundesland oder die Stadt gibt, ist man Partner bei der Werbevermarktung.
3. Wenn alle Sender mit überhöhten Zahlen arbeiten, ist es für alle besser zu schweigen. Die eigenen Fallzahlen werden ja nicht besser, wenn man den Konkurrenten anschwärzt - im Gegenteil.
4. Kannst Du einen konkreten Fall benennen, bei dem ein Radiosender die Manipulation durch einen anderen Radiosender aufgedeckt hat?

Eine Fallzahl bezieht sich über die Anzahl der Fälle. Mir ist kein Fall von Fälschungen der MA-Zahlen in Präsentationen bekannt. Was jedoch schon vorgekommen ist, dass ein Sender in Präsentationen falsch ausgewiesen wurden,
oft Tipper, manchmal was vergessen. Die Fälle, die ich kenne wurden von Marketingleiter zu Marketingleiter bereinigt. Allerdings in den wilden Gründungsjahren haben sich etliche Sender vor Gericht getroffen,
da ja jeder eine andere Studie hatte.
Kein privater Sender ist in einem Bundesland allein, denn es gibt immer einen ör-Sender. Die Lokalradios beziehen sich eher z.B. auf die FAB. Die ist optimiert die Landkreisebene auszuweisen, daher auch die hohe Fallzahl nur für Bayern. Mir sind noch Fälle bekannt, da sind die Mediaberater von Tageszeitungen mit einer Anti-Radio-Argumentation zum Kunden gegangen. Dumm nur, der Sender gehörte dem Verlag. Über die Qualität mancher Lokalverkäufer bei bestimmten Sendern sage ich lieber nichts. Ich habe keine Lust eine Unterlassungserklärung zu bekommen. Sagen wir es mal so, da trifft Teppichhändler auf Gebrauchtwagenverkäufer in einer Schlager-Disse bei Bacardi-Cola...

Das ist jetzt ein bisschen ein Widerspruch, denn die beschönigenden Pressemitteilungen à la "der erfolgreichste Lokalsender" (bei null Konkurrenten) sind ja keine Ausrutscher von wenigen schwarzen Schafen.

Wer meint "größter Zwerg" ist ein Superlativ, soll es ruhig sagen.
 
Hast Du Beweise, dass die Repräsentativität der Befragten zur Grundmenge der deutschen Radiohörer ist sehr zweifelhaft ist?
Bei der FAB bin ich mal explizit über die Aussage zur Grundgesamtheit gestolpert: Keine deutssprechende Person im Haushalt angetroffen --> nicht berücksichtigt. Derartiges wird es bei der MA sicher auch geben, oder? Sender wie Metropol FM, FHE u.ä. fallen damit komplett raus. Ähnliche Punkte für andere Bevölkerungsgruppen lassen sich sicher finden, z.B. die Ansässigkeit/Wohnsitz im definierten/abgefragten Verbreitungsgebiet u.ä.
Das Ergebnis ist dann sicher keine "Fälschung", aber wegen der nur im kleingedruckten erkennbaren unrealistischen Randbedingen fraglich.
 
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Und wenn man sich bei der Programmgestaltung tatsächlich an der MA orientiert, dann kommt halt die programmlich eintönige Medien-Landschaft heraus, denn wenn ich mich am Mainstream orientiere, erreiche ich Prozentural die meisten Hörer, der Rest wird nicht bedient und kommt in der Statistik nicht wirklich vor.

Das was ihr als Mainstream ausgebt ist eigentlich nur als Alternativvariante interessant. Allein in den USA kommen alle "Popradios" trotz der erheblichen Widersprüchlichkeit der jeweiligen Subformate (Top 40/CHR, AC, Hot AC, Lite AC, Soft AC, Mainstream AC) zusammengerechnet auf nicht einmal annähernd 20 Prozent! Und so was will "Mainstream" sein?

In erster Linie ist der Mensch ein Spartenhörer, hier liegt das Gold vergraben. Es gibt nur eine Altersgruppe, in der ein Pop-Format an der Spitze der Beliebtheitsskala liegt, nämlich Top-40 bei den 12-17-Jährigen.

Kleines Detail am Rande: Der Internet-Musikdienst Pandora kommt bereits heute auf einen Marktanteil von 10 Prozent gemessen an der gesamten Radionutzung, und das obwohl "Mobil-Flatrates" in den USA aus Kostengründen genausowenig verbreitet sind wie in Deutschland. Berücksichtigt man dann noch alle andere Internetradios und -streams sowie den Satelliitenradioanbieter "Sirius XM" kann man sich vorstellen, was der an sich sehr diversen Radiolandschaft im heraufdämmernden Multimedia-Zeitalter blüht.

Ach wie gut, dass die deutsche Media-Analyse nur Zahlen liefert, die den Radioveranstaltern genehm sind.
 
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@ricochet
Du hast da aber ganz andere Größen der Verbreitungsgebiete und noch mehr regionale Unterschiede. Und keine alles über einen Kamm scherende MA, sondern zielgruppen- oder regional-spezifische Research und den Verkauf der Werbezeit im Bekanntheits-Umfeld der Zielgruppe...
 
Den sich ändernden Hörgewohnheiten mit Verwaschung der Verbreitungsgebiet und der Zunahme der Nutzung von anderen Verbreitungswegen wie DAB+, Internet, digitaler Satellit oder Kabel kann die MA einfach keine Realität mehr wiederspiegeln.
Dieses Gerücht, dachte ich, sei längst aus der Welt geschafft. Nochmals: Die MA fragt Sender ab, unabhängig vom Verbreitungsweg. Auch wenn jemand Antenne Bayern online hört, zählt derjenige als Hörer. Bitte mache dir die Mühe und schau dir den Methodensteckbrief an: http://www.agma-mmc.de/publikationen/methodische-berichte/methoden-steckbriefe.html
 
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Bei der FAB bin ich mal explizit über die Aussage zur Grundgesamtheit gestolpert: Keine deutssprechende Person im Haushalt angetroffen --> nicht berücksichtigt. Derartiges wird es bei der MA sicher auch geben, oder? Sender wie Metropol FM, FHE u.ä. fallen damit komplett raus. Ähnliche Punkte für andere Bevölkerungsgruppen lassen sich sicher finden, z.B. die Ansässigkeit/Wohnsitz im definierten/abgefragten Verbreitungsgebiet u.ä.
Das Ergebnis ist dann sicher keine "Fälschung", aber wegen der nur im kleingedruckten erkennbaren unrealistischen Randbedingen fraglich.

Die Grundgesamtheit der ma Radio kannst du hier nachlesen. Über die einzelnen Methoden kann man sicherlich streiten (wieso wird per Telefon abgefragt und nicht direkt gemessen - Kostenfalle natürlich hierbei nicht vergessen), letztlich wirst du aber solange kein 100 Prozent "repräsentatives" Ergebnis erhalten, solange du nicht eine Vollerhebung durchführst (kostet natürlich auch ne Menge, selbst der Zensus 2011 basierte nicht darauf und für den stand weitaus mehr Geld zur Verfügung als für übliche Studien).

Es gibt meines Erachtens plausible Gründe, den Auswahlrahmen einzugrenzen. Mal abgesehen vom finanziellen Aspekt (englischsprachiges Personal wäre ja vielleicht noch möglich, aber auch noch diverse andere europäische Sprachen abfragen zu wollen - mal abgesehen von der Übersetzung fallbezogener Fragebögen - geht nun einmal tierisch ins Geld; mit hoher Wahrscheinlichkeit hast du auch dann wieder eine Verzerrung, die du nicht korrigieren kannst) interessiert die Werbewirtschaft doch vor allen Dingen die deutschsprachige Bevölkerung, also jene die du per deutschsprachiger Werbung direkt erreichst (und für die du nicht gesonderte Werbespots erstellen musst). Möchtest du spezielle Zielgruppen (zum Beispiel Amerikaner, Türken oder Russen, die in Deutschland leben, jedoch kein Deutsch sprechen) ansprechen, buchst du Werbung bei entsprechenden Special-Interest-Sendern. Willst du die ausgewählte Grundgesamtheit tatsächlich weiter hinterfragen bzw. Anschlussstudien (Personen die hierzulande leben, jedoch kein Deutsch sprechen) durchführen, so stehen dir mit jeder Studie die ausreichenden Informationen zur Verfügung.
 
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Ich glaube, die Sender bauen heute nicht mehr nur noch auf die MA Werte. Mindestens genauso wichtig sind die Facebook Likes und die Klickraten der jeweiligen Homepage. Wobei diese zwar sichtbar sind, aber auch irgendwie zu manipulieren.

Meines Erachtens sind die Facebook-Likes vor allen Dingen für zwei Kundengruppen wichtig: Zum einen suggeriert es dem Hörer, dass du im Optimalfall "ganz viele" Fans schon hast, dieser Sender also "ganz oft" eingeschaltet wird, du selbst also auch mal drauf klicken kannst und mit viel Glück der Sender davon profitiert, dass du ihn auch hörst. Hast du ein gut betreutes Angebot (dass es nicht immer so ist, ist hinlänglich bekannt, würde aber vom Kern der Diskussion ablenken), generierst du so optimalerweise eine größere Stammhörerschaft. Im Endeffekt wird also aus einem, zehn oder hundert Facebook-Likes ja vielleicht doch ein Stammhörer mehr (und wird dann erst ausschlaggebend für die Werbebuchungen). Zum anderen ist dieser Personenkreis für die Sender selbst von Interesse, um auf die eigene Homepage zu verweisen. Steigen die Klickraten, steigen in der Regel auch die Vergütungen für die Werbung die du geschaltet hast. Für die "Internetwirtschaft" (korrekter ausgedrückt all jene Unternehmen, die über das Internet ihre Produkte bewerben) spielen die Hörerzahlen eine vernichtend geringe Rolle.
 
ich geh jetz mal von bayern aus:
würde die umfrage online stattfinden, würde bayern 1 z.b. ganz schön abschmieren...

Nö. Es hängt hier im Wesentlichen davon ab, welche Methoden du nutzt, um deine Umfrage durchzuführen. Hast du 500 Befragte (eine völlig fiktive Fallzahl) über alle Generationen hinweg, die du allesamt mit einem Computer ausrüstet (sofern sie keinen besitzen) und von denen du verlangst, dass sie tagtäglich ihren Radiokonsum eintragen, hast du mitunter eine qualitativ bessere Studie als wenn du 1500 Personen befragst und sie sich daran zurückerinnern sollen, was sie in den vergangenen fünf Monaten gehört haben (dafür hast du ggf. Verzerrungen in der Studie, weil du keine Kenntnis darüber hast, ob tatsächlich die Soll-Person teilnimmt oder irgendein anderes Haushaltsmitglied, über das du de facto keine Kenntnisse hast - dem entgehst du wiederum bei der telefonischen Befragung).
 
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@Sonnig
Das mag sein, aber die Sender werden eben nur in den definierten Verbreitungsgebieten abgefragt, bestenfalls noch aus terrestrisch aus dem unmittelbar benachbarten Bundesland bzw. benachbarten Ausland, soweit die Sender terrestrisch empfangbar sind. Faktisch unter den Tisch fällt, wenn ich z.B. Programme von Radio Bremen oder dem rbb in Bayern regelmäßig über DVB-C oder DVB-S höre. Und im persönlichen Bekanntenkreis kenne ich einige, die das tun...
Beim Kabelempfang wird ja nicht mal sauber zwischen analog und DVB-C unterschieden, die Hörer tauchen dann bei DAB+ auf (von wegen Digitalradio...)

@BSF (#38)
Da würd ich Dir gar nicht widersprechen. Im Hinblick auf die Eignung für deutschsprachige Werbung nach dem Gießkannenprinzip passt das ja. Nur wird das ganze ja meist auch als Interpretation der Hörgewohnheiten im Sendegebiet auch für Spartenprogramme oder werbefreie Programme fehlinterpretiert. Und das ist nun mal falsch und widerspricht der Realität. Für Zielgruppenprogramme ist das ungeeignet. Deshalb nochmal Hinweis auf mein #32.
 
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Darf ich zwischendurch mal fragen, wer von den hier mitredenden Diskutanten weiß, wie die MA erhoben wird, wie Programmverkäufer den Werbeabteilungen von Unternehmen ihren Sender präsentieren, welche Fragen sie beantworten müssen und aus welchem Grund die Werbeabteilungen einen Teil des Budgets Radiosendern überweisen? TKP, Reichweite usw. sind euch so geläufige Begriffe wie Butterbrot, Hefeweizen und Zebrastreifen?
Ich frage verständnishalber.
 
Die Methodenbeschreibung kenne ich, das langt. Der Normalsterbliche, der das Geschwurbel über die nachträgliche Gewichtung und Detailauswertung versteht muss wohl erst noch geboren werden.

Programmverkäufer den Werbeabteilungen von Unternehmen ihren Sender präsentieren

Läuft das nicht meist halbautomatisiert über die Agenturen? Welcher Unternehmer interessiert sich schon für die mageren Inhalte des deutschen Dudelfunks? Alles was heute zählt ist Reichweite, Reichweite und nochmal Reichweite - zu diesem Zweck gibt es ja die Werbepakete.
 
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Die MA muss einen Zweck erfüllen - nämlich der Werbekundschaft eine Vorstellung davon geben, wen man wie gut erreicht, wenn man bei diesem Sender bucht.

Die MA dient nicht dem Zweck, Qualität zu erzeugen oder mangelnde Qualität zu offenbaren. Sie dient nicht dem Zweck, inhaltliche Ansprüche abzusichern. Sie dient nicht dem Zweck, bei Hörern die Akzeptanz der Programme abzufragen.

Da aber fast alle Sender behaupten, sie könnten gerade all diese Themen aus ihren MA-Ergebnissen herauslesen, verschwindet der eigentliche Zweck leider allzuoft in den Diskussionen (auch hier im Forum) hinter dieser Nebelwolke von Marketing und Schönrednerei.
 
Sind das neue Features in der MA?
2 Jahre her das ich das letzte mal mit Radioxpert gearbeitet habe, aber ich kann mich nicht erinnern das dort Angaben verfügbar waren, wie steigert Radiowerbung auf Antenne Bayern Ihre Kaufabsicht um x, auf Bayern3 um y.
 
Nein, das ist kein neues Feature, das ist eine simple Konsequenz aus der Methodik.
Ich habe auch bewusst und ausdrücklich geschrieben, "geeignet ... einzuordnen" und nicht etwa "garantiert Wirkung".
Wenn eine Marktstudie abfragt "Was haben Sie dann und dann gehört?", dann fragt sie Erinnerung ab.
Erinnerung aber ist Wirkung.
Was aus dem Hören in die Erinnerung gewandert ist, hat eine Wirkung erzeugt,
was aus dem Hören nicht in die Erinnerung gewandert ist, ist insofern wirkungslos geblieben.

Wer Radiowerbung verkauft, impliziert genau das: Der Sender ist hängengeblieben, Ihre Werbung wird das auch tun.
Auf dieser Idee basiert das ganze Verkaufen.
 
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