Meine Analyse der Berlin/Brandenburger MA-Zahlen

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Zunächst möchte ich näher beleuchten, was wie von mir erwartet eingetreten ist:

94 3 rs2 verliert an Quote, sicherlich eine Folge der Erhöhung des Wortanteils. Völlig offen ist, ob die Gesellschafter den eingeschlagenen Weg von Herrn Hampe weiter billigen. Es ist sicherlich richtig sich stärker von den anderen Anbietern abzugrenzen. Ob dass aber auf diese Weise passieren sollte, darüber wird zu reden sein. Der bevorstehende Abgang von Jochen Trus zeigt doch deutlich, dass die Vorgehensweise von Hampe selbst im eigenen Hause umstritten ist.

Energy 103,4 setzt seine Talfahrt fort. Die Tage des Herrn Krane als Programmchef scheinen gezählt. Deutliches Indiz dafür ist, dass ihm vor einigen Wochen Alan Burns vor die Nase gesetzt wurde. Da wird von Seiten der Muttergesellschaft sanft aber bestimmt demontiert.

Spreeradio verliert weiter an Akzeptanz. Wer erwartet hatte, dass der Einsatz von Andreas Dorfmann & Dennis King daran was ändern könnte wird hier eindrücklich eines besseren belehrt. Die aktuellen Zahlen nähren die Gerüchte, dass es in näherer Zukunft massive Programmveränderungen geben wird, selbst ein kompletter Formatwechsel ist denkbar.

Nun zu den Überraschungen des Tages:

Die öffentlich-rechtlichen Programme gehören zu den Verlierern.
Da ich damit überhaupt nicht gerechnet habe, kann ich über die Gründe auch nix sagen. Vielleicht kann ja ein anderer Forenteilnehmer ein paar Denkansätze geben.
Die möglichen Folgen der Zahlen für die gebührenfinanzierten Programme:
Die Eigenständigkeit von 88acht und Antenne Brandenburg gerät weiter unter Druck. Die RBB-Geschäftsleitung ist nach wie vor angehalten Kosten zu sparen, sprich da wo es sich anbietet, zu optimieren. Die Heutigen Zahlen bilden eine „gute“ Grundlage, um Entscheidungen bezüglich der Zusammenlegung von Programmstrecken zu treffen.
Auch bei Radio Eins wird wohl der Sensemann zuschlagen. Einmal mehr stehen die Music-Specials am Abend zur Disposition, zu teuer im Vergleich zur Akzeptanz. Man kann nur hoffen, dass sich bei den anstehenden Diskussionen die Stimmen durchsetzen, die noch wissen, was ihr Programmauftrag ist, die Grundversorgung nämlich: „ein inhaltlicher Standard der Programme, der die gebotene meinungsbezogene und gegenständliche Vielfalt abdeckt. Hierzu ist lediglich der primär gebührenfinanzierte (öffentlich-rechtliche) Rundfunk in der Lage, weil die Werbefinanzierung des privaten Rundfunks zu einem "massenattraktiven Programmangebot" führt, das nicht die gebotene Programm- und Meinungsvielfalt widerspiegelt“ vgl. BVerfGE 73, 118, 155 f. Ein schönes Beispiel dafür, dass diesem Auftrag auch entsprochen wird, ist infoRADIO. Ein klares, strukturiertes Angebot, zeitgemäß präsentiert, dass von immer mehr Hörern in der Region angenommen wird, wie die heutigen Zahlen nachdrücklich belegen.

Beachtlich der Hinzugewinn für den Berliner Rundfunk 91!4. Mit Aktionen wie dem Kiez-Quiz, sowie der stärkeren Positionierung als Sender mit den größten Hits der 70er, 80er und 90er (Hintergrundinfos zu den Stars in den Moderationen) treffen sie wohl den Nerv ihrer Zielgruppe wieder besser. Inwiefern die Einführung des Morgen- Mittag- und Abendreports für den Erfolg eine Rolle spielt kann sicherlich erst bei näherer Betrachtung der genauen Stundenwerte abschließend beurteilt werden. Allein die Tatsache, dass den Hörern damit ein Angebot gemacht wird zu bestimmten Tageszeiten einen ausführlicheren Nachrichtenüberblick zu bekommen, verdient Respekt. Die Zahlen deuten darauf hin, dass es auch angenommen wird.
Imagefördernd im Bereich Lokalkompetenz wirkte sich sicherlich auch die Comedy „Busfahrer Atze Bullowski“ aus.

BB Radio hat mit seinen verbesserten Zahlen wohl vor allem von seiner Brandenburger Verwurzelung profitiert. Das ist einerseits ein Segen, andererseits aber auch ein Fluch. Denn in Berlin, wo sicherlich noch die meiste Werbezeit verkauft wird, spielen sie nach wie vor nur eine marginale Rolle.

Für die Verluste von Hundert,6 habe ich keine Erklärung parat, ein Besserwisser zuckt mit den Schultern. Keine Ahnung. Thimme hat das Programm gut aufgestellt, die Musikauswahl sorgt regelmäßig für Überraschungen. Die Verpackung klingt stimmig auf die Zielgruppe ausgerichtet. Moment, ein Erklärungsversuch hätte ich dann doch noch. Haben vielleicht die Zuwächse von infoRADIO mit dem Absacken von Hundert,6 zu tun?

Die Veränderungen bei den restlichen Programmen sind keiner Erwähnung wert.

Mein Fazit aus der Betrachtung der heutigen Zahlen:
Die von manchen erwartete Sensation ist ausgeblieben. Gewinner und Verlierer halten sich ungefähr die Waage.
 
Well done,

Eiige Anmerkungen:

- bleibt es bei ENERGY beim PD ???
Sehr professionell jetzt eine
Werbekampagene zu starten

- Gute Job beim BRF, aber Info-News stärken war eine klare, wenn auch gute Reaktion auf HUNDERT,6.

- die Frösche haben es halt schwer undr fast wären sie in Berlin ausgestorben.

- Bei Spree wird es richtig bunt, wenn ich mich nicht sehr täuschen sollte.
 
spree

ist es nicht so, das spreeradio
seine sendegebühren schon nicht mehr zahlen kann.

.hab da was gehoert..hier aufm forum???

oder vielleicht wars nur ein gerücht..
ach ich will ja hier keine gerüchte nähren...
 
Danke Dr. Fu Man Chu für Deine Anmerkung bezüglich Hundert,6. Die Verluste des Programms lassen sich natürlich durch den Zugewinn beim Berliner Rundfunk 91!4 erklären. Beide bedienen die gleiche Zielgruppe und versuchen über Info-Kompetenz zu punkten. Das ist wohl dem Team um Detlef Noormann in den letzten Monaten besser gelungen als Hundert,6.

Eine Ergänzung noch zu meiner These: "Auch bei Radio Eins wird wohl der Sensemann zuschlagen.". In einem sehr interessanten Interview, dass RBB-Intendantin Dagmar Reim dem Evangelischen Pressedienst gegeben hat, noch bevor die neuen MA-Zahlen bekannt waren, äußert sie sich wie folgt: "Wir sind sehr stolz darauf, dass der RBB mit radio EINS ein in Deutschland einzigartiges Angebot hat. Ein Radio für jüngere Erwachsene, das auch auf das Wort setzt, das interessant, innovativ, spritzig und sehr tagesorientiert ist. Man braucht für so ein Radio einen langen Atem, die Akzeptanz steigt langsam aber kontinuierlich."
 
Schön, dass Intendanten so etwas (langer Atem) auch endlich öffentlich sagen/einsehen. Denn, so ist es.
 
Hallo radiowatcher,

natürlich ist erstmal grundsätzlich nichts gegen eine Erhöhung des Wortanteils zu sagen. Wie Du ganz richtig anmerkst wird das ja beim BRF 91!4 von den Hörern offensichtlich angenommen. Dort wird es aber besser verstanden dies im Einklang mit dem restlichen Programm zu machen. Etwas bieder in der Ansprache, aber durchaus passend auf die Zielgruppe zugeschnitten, die ihre Sturm- und Drangzeit in den 70ern und 80ern hatte und sich gerne an diese Zeit zurückerinnert. Die Geschichte mit den Reports wird optimal umgesetzt. Den Hörern wird nicht nur ein zusätzliches Angebot gemacht, sondern die Reports werden im restlichen Programm auch geteast und tragen so zu einer Imageverbesserung bei. Dass diese Form der Nachrichten von den Hörern angenommen wird hat aber wohl auch viel mit der Zielgruppe zu tun. Ich glaube nicht, dass das gleiche bei 94 3 rs2 Erfolg hätte. Womit wir beim Programm von Herrn Hampe wären. Da wird man den ganzen lieben langen Tag mit Veranstaltungstipps bombardiert. Das geht meiner Meinung nach zu oft an der Zielgruppe vorbei. Ein Hörer der sich zum Beispiel für eine neueröffnete Ausstellung interessiert wird sich wohl kaum für die Musik der No Angels erwärmen können, und umgekehrt. Die Idee von "Berlin life" finde ich grundsätzlich okay, allein die Umsetzung sollte einer kritischen Überprüfung unterzogen werden. Insbesondere die Menge der im Tagesprogramm laufenden Veranstaltungstipps sollte zurückgefahren werden. Wie heißt es so schön: manchmal ist weniger einfach mehr. Im Moment ist "Berlin life" für viele Hörer ein klarer Abschaltfaktor, auch das Image des Senders leidet darunter. Häufig gehörter Satz von ehemaligen 94 3 rs2 Hörern: "Die labern mir da inzwischen zuviel, ist nicht mehr zu ertragen."
 
Könnte es auch sein, dass der Verlust bei r.s.2 etwas mit der zurückgefahrenen Regionalisierung zu tun hat? Das lässt sich nämlich auch nicht so einfach durch ständige Veranstaltungstipps ersezten, finde ich. Und es ist ja auch nicht die erste MA mit Verlusten, vielleicht kommt das Entregionalisieren dann auch so nach und nach in der MA zum Tragen?
 
sorry aber in einem stimme ich nicht zu.

die auswertung zu hundert,6.

es ist in meinen augen einfach so, daß das produkt nicht weiterentwickelt wurde/wird, denn die verpackung, ja das ganze on air-design, sind überholungsbedürftig. werbung in eigener sache, ob print oder on air klingt nicht bzw. ist zu diletantisch oder findet nicht im entsprechenden maße statt wie es sich für einen radiosender gehört. alles in allem hat hundert,6 gut angefangen, ist aber auf dem anfangsniveau(nach dem kleinen relaunch von thimme also) stehengeblieben.
auch personell muß da mehr passieren, die folgen lassen sich jetzt an den zahlen absehen ;).
das hat, und ich bin echt kein freund dieses senders, der brf einfach besser drauf, klarere strukturen und man bringt das was man will(in allen belangen) besser auf den punkt.

ergo:

das produkt brf 91.4 ist für den verbraucher transparenter

das produ´kt hundert,6 ist zu "wischiwaschi" und unausgegoren
 
Hallo RayShapes,
sicherlich hat der Quoten-Rückgang bei 94 3 rs2 auch mit der Entregionalisierung zu tun. Um diese These zu untermauern sollte man mal die Zahlen der MA 2003-2 heranziehen. Leider liegen mir diese gerade nicht vor.
Aus den Ergebnissen von gestern lässt sich Deine Meinung kaum belegen, die Verluste sind überwiegend in Berlin gemacht worden.

Hallo iknow,
ich gebe zu, dass ich bei meiner Bewertung von Hundert,6 etwas daneben gegriffen habe. Im direkten Professionalitäts-Vergleich mit dem BRF 91!4 steht Hundert,6 im Moment sehr schlecht da. Ich denke mal Herr Thimme wird das ähnlich sehen. Die Frage ist nur, ob er über die finanziellen Mittel verfügt um sein Programm in der Art zu optimieren, dass er da wieder aufschliessen kann.
 
Es ist schon irgendwie verwunderlich, daß dieses Mal eigentlich alle Sender, die ein etwas anspruchsvolleres Programm machen, Verluste hinnehmen mußten, ob es radio1 ist oder 100,6, Antenne (mit Einschränkungen), 88.8.
Dreht sich der Trend etwa um ?
Ich stimme Euch zu, daß 91.4 ein "transparenteres Produkt" bietet als z.Bsp 100,6. Jedoch heißt transparent ja noch lange nicht gut. Die Mo-show beim BRF dort ist gut, was serviceorientierte Informationen angeht. Nach 10 wird dort das Programm aber sehr sehr dünn, wenn man mal von den Nachrichtenreports absieht. Es wird wahrscheinlich wirklich nur besser verkauft. "Bei uns sind sie komplett informiert" .
Die Informationsdichte ist aber bei 100,6 und Radio1 wesentlich höher und weniger boulevardorientiert. Aber beide klingen eben nicht "glatt".
Vielleicht ist das ja der Trend der Zukunft im Radio nach dem Vorbild der privaten "Infotainmenter" ??.
Dagegen spricht allerdings der Verlust von Spreeradio. Spreeradio fährt ein annähernd gleiches Musikformat wie 91.4 (mit ein paar mehr deutschen Titeln) und sein Programm ist ebenfalls sehr serviceorientiert. Soll etwa Sendername und Stationvoice auch eine Rolle spielen ? Wer weiß....
 
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