Hallo M@verick !
Mir geht es genauso ! Ich war 20 Jahre in den Privatradios ( von den ersten Halbpiraten aus Italien bis deutsche Lokal-und Regionalsender), jetzt bin ich bei einem ÖR und sehr oft, wenn ich wirklich GUT GEMEINT jungen Radiomachern einen Rat geben möchte, mich kritisch äußere, dann wird man in eine verstaubte Oberlehrer-Ecke geschoben, der eigentlich schon in die Gruft gehört und der vom heutigen Radio nichts versteht.
Ich habe so manchem neuen PD schon vorausgesagt, daß das, was er vorhat nichts wird. Als er trotz kostenlosem Ratschlag eines erfahrenen Radio-Oldies lieber auf teure Berater gehört hat und er wirklich damit baden gegangen ist - bis zur Senderauflösung - was hat er dann gesagt, als ich ihn auf meinen Ratschlat vor 3 Jahren erinnerte: "Nachher ist man immer der Gescheitere".
Aber alle, die durch Erfahrung in diesem Sinne "gescheiter" geworden sind, will man nicht anhören.
Vielleicht sollte ich ein Büro "BBIE" ( Broadcast, Better Ideas through Experience),
hübsche Mädchen auf die PDs ansetzen mit toll gestalteten Präsentationsunterlagen und horrenden Consulter-Honoraren, vielleicht würde man dann mehr drauf hören !
Es ist eine Diskrepanz: Junge, willige Radioleute beklagen, daß Sie zuwenig Ausbildung bekommen ( was sicherlich stimmt!).
Aber andererseits werden nirgendwo anders so sehr die Ratschläge erfahrener Radioprofis in den Wind geschlagen. Nirgendwo anders wird das Wissen der alten Praktiker so als veraltet, nicht mehr zeitgemäß, nicht mehr anwendbar usw. bezeichnet.
Ich beobachte oft, daß ich zwar gefragt werde " War die Moderation gut ?" - und wenn sage " Naja, es war wohl ein wenig zu aufgesetzt, zu künstlich lustig, etwas zu abgehoben !"
Antwort: "Aber wir müssen doch als Radio für die gute Laune sorgen !!" - und das nächste Mal klang er noch künstlicher und aufgesetzt peinlich.
Beim nächsten, der wahnsinnig schnell und undeutlich aber ohne Lesefehler spricht, sage ich:" Verwechsle Geschwindigkeit nicht mit Können ! Da kommt kein Mensch mit, wie schnell du den Verkehrsservice liest !"
Anwort: "Wir sind ein flottes Radio und nicht mehr in Deiner Dampfradio-Steinzeit !"
So habe ich mir meine gut gemeinten Ratschläge mittlerweile abgewöhnt.
Dann die Starallüren, die manche schon haben ! Ich als alter Opa mit 20 Jahren Moderation, der räumt schön das Studio auf. Dem jungen Primetimemoderator fällt es nicht im Traum ein, seine Frühstücksreste vom Sendestudio wegzuräumen. (O-Ton:"Ich bin Primetimemoderator und keine Putzfrau!")
Ich denke aber, daß nicht alle jungen Leute so sind und es tut mir für die leid, die wirklich was lernen wollen.
Ist es ein Zug der Zeit überhaupt oder nur in der Radiobranche, daß man erfahrenen, alten Profis so ungern Glauben schenkt ?
Gleichzeitig die Klage, daß einem niemand was erklärt.