Mitarbeiterwechsel privat - ör

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Tom2000

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Inwieweit ist die Abwanderung des Personals, vorrangig Moderatoren und Journalisten, von den Privaten zu den ÖR Folge der Wirtschaftskrise und wieweit ist es die Folge bewussten Personalabbaus aus generellen wirtschaftlichen Überlegungen, also unabhängig von der aktuellen Situation?

Können Private gute Leute nicht halten, weil die ÖR mehr bieten können, da sie mehr Geld haben? Gibt es aufgrund der Doppelfinanzierung aus Gebühren sowie Werbung eine Wettbewerbsverzerrung zulasten der Privaten, infolge Private gutes Personal nicht bezahlen können?
 
Vielleicht liegt's auch daran, dass bei den ör. überhaupt noch journalistisch gearbeitet wird??? Claimaufsagen und übernommene Nachrichten würd ich mal nicht als Journalismus bezeichnen...
 
Das ist der übliche Gang der Dinge. Wer zu lange im Privatradio (zumindest in einem Format/Hitradio) bleibt, verliert irgendwann seine Motivation.
 
Kommt mal wieder runter, Kinners.

Tom: Ich weiß nicht genau, worauf Du mit Deiner Frage hinaus willst. Es ist jedoch an vielen Stellen nicht mehr so, dass der ö-r (wesentlich) mehr zahlt, als die Privaten. Bei Volos nicht, bei Freien nicht (und dort landen die Leute aus den Privaten in der Regel zuerst und bleiben auch dort), erst bei den Fest-Freien sieht es anders aus. Wechsel gibt es schon seit langem, auch andersrum. Was Du meinst, hat wohl was mit der aktuellen Entlassungswelle zu tun, wobei ich Deine zwei Punkte gar nicht so weit voneinander trennen würde. Also: die meisten derer, die ich kenne, sind zum ö-r gegangen, weil sie sich in dieser Art Behörde Sicherheit versprochen haben, und das meist, nachdem sie geflogen sind. (Einige gute Leute sind auch abgeworben worden, da hat man sich sicher auf etwas geeinigt, was den Wechsel leicht gemacht hat. Das ist aber die Art von Wechsel, die es schon immer gab.) Ich glaube nicht, dass sich eine ernstzunehmende Größe an Privatlern aus bis zur Egozentrik gesteigertem Idealismus (Ich will ja sooooo gerne intellektuell sein und mehr als nur Claims aufsagen) für den Wechsel entschieden hat. Nicht in diesen Zeiten. Außerdem halten Private gute Leute, DIE FÜR DAS PROGRAMM RELEVANT SIND (Moderatoren mit Personality, vielleicht noch Nachrichtensprecher mit einem guten Namen) auch mit Geld bei der Stange. Da darfst Du Dir sicher sein.
Die Hexe

<small>[ 18-06-2003, 02:52: Beitrag editiert von radiohexe ]</small>
 
Ich denke, es ist sehr wohl auch eine Frage der Perspektiven und schlicht und einfach der Abwechslung.
a, bei den Privaten bist Du oftmals festbetoniert auf dem Stuhl auf den Du Dich bei Antritt gesetzt hast.
b, man will ganz einfach auch mal wieder was anderes machen, zumindest in einem anderen Umfeld arbeiten.
Daß man sich dann nicht horizontal, sondern (vermeintlich) vertikal orientiert, ist doch auch klar.
 
dass der ör nicht besser zahlt als gut zahlende private bei ihren topleuten mag ja stimmen. der unterschied ist aber, dass dann topleute mit sondertarif verglichen werden mit dem üblichen haustarif der örs. und da stimmt der vergleich dann nicht mehr. der finanzielle vergleich bspw. für 4stündige mod.schichten bei privat und ör fällt meist schon so ernüchternd aus, dass man die privat-mods schon fast als "idealisten" bezeichnen kann. soweit meine erfahrung mit den beiden seiten.
allerdings ist es richtig, die wechselbewegung hin zu den privaten ist nicht zu verkennen. allerdings betrifft das erst die höheren positionen, selten newsleute oder moderatoren. die mods, die gewechselt haben, sind fast immer echte größen. was den einen die sicherheit beim ör ist, ist anderen ein verstaubter verwaltungsklotz am bein, der kreativität verhindert. je nach ambition.
außerdem ist es sicherlich richtig, dass beim ör noch mehr journalistisch gearbeitet wird, so sehr sich private newsleute auch mit ihren news abarbeiten. wer inhaltlich arbeiten will, ist eben im schnitt bei den örs besser aufgehoben.
 
Fakten:
Ein Bekannter von mir, er ist kein "Star" sondern ein ganz "normaler" Moderator, er war früher bei einem Privaten und hat dort ( vor 3 Jahren) pro Moderationsstunde DM 25.- bekommen. Jetzt ist er bei einem ÖR und bekommt für die Nachmittagsschicht 15 - 18 Uhr pro Schicht 225 Euro.
 
Es ist aber auch normal das die Mitarbeiter von privaten Sendern zum ÖRR wechseln. Teilweise verlangen private Sender, dass "umsonst" gearbeitet wird am (am Wochenende, OFF AIR). Das ist natürlich in harten Zeiten mal okay... aber auf Dauer kann das kein Mensch ;)
 
Die Anchor in den Morningshows der großen Privatradiosender verdienen z.T. exorbitant! Beim TV ziehen die ÖRAs allerdings seit einigen Jahren mit den Privaten gleich. Jüngstes Beispiel: 20 Mio. EURO für Carmen (stochert im) Nebel für einen Wechsel zu IHREM ZDF (5-Jahres-Vertrag).
 
Na ja, das klingt erst einmal exorbitant viel. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das Honorar, vielmehr wird damit die komplette Produktion der Shows abgegolten (ähnlich, wie bei Beckmann, Schmidt, u.ä.). Wieviel Frau Nebel (heißt im Englischen nicht umsonst auch "Mist") davon übrigbehält, liegt an ihren kaufmännischen Fähigkeiten.

Gemessen an ihren moderativen Fähigkeiten ist es allerdings in jedem Fall zuviel... <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />

Was die Morgenleute anbetrifft: Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, Arno Müller habe vor einigen Jahren ein Angebot eines anderen Senders über eine Million DM pro Jahr dankend abgelehnt. Also wird er bei 104.6 RTL wohl mehr bekommen...

<small>[ 18-06-2003, 18:32: Beitrag editiert von Makeitso ]</small>
 
Arno Müller ist ja "nebenbei" auch noch PD und verdient zusätzlich an div. Werbedeals in seiner Show mit. Aber 1 Mio.p.a. scheint nicht unrealistisch.
 
Im News- und Reporterbereich zahlt der ö-r den ganz Freien (Ton- und Beitragsweise bezahlt) wirklich nicht viel mehr. In Schichten rutschen nur die Fest-Freien, und das ist inmitten der Schwemme-Masse nur ein ziemlich kleiner Bruchteil. Was in der moderativen Schiene läuft, kann ich kaum beurteilen.

@ hoger: Ich habe mich mißverständlich ausgedrückt. Du hast recht, es ist ein Wechselgrund, an seine Grenzen bei einem Sender/einer Sparte gekommen zu sein. Nur: um an diese Grenzen zu kommen, musst Du Dich wirklich einlassen auf die Arbeit bei den Privaten. Dann wirst Du ziemlich schnell feststellen, dass auch das harte Arbeit ist bei der Du viel lernen kannst, selbst wenn die News nur 2 oder 3 Minuten lang sind. (Privatfunker sind z.B. meist stresserprobter als die Öffis.) Es gibt aber Leute, die können jahrelang im Privatfunk arbeiten und fühlen sich wohl. Es ist auf die Masse gesehen nicht so, dass Du als Privatler automatisch mit den Jahren "zur Vernunft" kommst, um dann endlich "was Ordentliches" zu machen. Leute, die mit dieser Einstellung wechselten (und noch nicht mal über die Kompetenzen verfügten, die man sich bei den Privaten holen kann), die sah ich bereits scheitern. Es ist nicht so, dass jeder, der beim Privatfunk intellektuell sein will bei den Öffis wirklich intellektuell arbeiten KANN!! So habe ich das gemeint.
 
ÖR zahlt bei Beiträgen und Tönen nur unwesentlich mehr als die Privaten? Das wäre mir neu. Es sei denn, das "Dreifache"(!!!) ist "nicht viel mehr"! :rolleyes:
Hinzu kommt beim ÖR außerdem noch die Möglichkeit, innerhalb des Hauses und manchmal auch innerhalb der ARD-Sender seine Beiträge weiterverkaufen zu können, üblicherweise sofern sie für andere Programme auch anders bearbeitet sind.
 
Mit dem letzten Punkt hast Du natürlich recht. Insofern nehme ich meine verallgemeinerte Aussage zurück. Was die reinen Preise angeht: es wird wohl von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich sein, abhängig von dem, was die Privaten zahlen. Bei mir in der Region nimmt es sich wenig (als Volo und "Frei-Frei").
 
Als jemand, der diesen Wechsel gerade vollzogen hat, möchte ich doch ein paar Anmerkungen machen:

1. Die Preise orientieren sich danach, was abzuliefern ist und bei wem. Die großen ÖR's zahlen natürlich besser als die kleinen ...
2. Der Unterschied zwischen 'frei-frei' und 'fest-frei' ist lediglich ein Rahmenvertrag und keine Höchstverdienstgrenzen.
3. Auch wenns kaum zu hören ist - in vielen ÖR's kann man derzeit WESENTLICH creativer arbeiten als im Privatfunk. Das liegt nicht an den Ansprüchen der einzelnen, sondern schlicht daran, daß man mit 100.000Euro-Gewinnspielen auch recht gut Quote machen kann und die wesentlich weniger kosten als ein guter Redakteur.
Im ÖR hat man dagegen auch mal ein bischen Zeit zum Arbeiten - auf Kultur-, Info- und Regionalwellen kann man das gut hören ....
4. Die guten Leute erhalten meistens eben NICHT mehr . Eher im Gegenteil - die Spitzenverdiener im Privatfunk sind entweder seit Gründertagen dabei (und haben daher noch 'echte' Redakteursverträge und eine ausgeprägte 'Ich halt mich raus und mach nur das was nötig ist'-Haltung) oder sie arbeiten auf Zeitvertragsbasis mit Umsatzbeteiligung. Thats it!
5. Wer aus dem ÖR in den Privatfunk wechselt, muß dort nicht zwangsläufig glücklicher werden. Mir fällt da gerade ein prominentes Beispiel ein - aber lassen wir das ...
Viele versuchen den Wechsel nur dann, wenn sie glauben, daß sie (fast) niemand mehr behindern kann - und das Gehalt stimmt. Und so mancher hat inzwischen gemerkt, daß beides nur selten zutrifft!
6. So mancher Redakteur bei den ÖR's kommt aus dem Privatfunk... Die mußten dann zwar wieder 'von vorn' anfangen im ÖR, aber dafür hat's sich doch gelohnt!
7. Viele Freie der ÖR wollen gar nicht fest angestellt sein - sie verdienen nämlich so viel mehr, als sie das mit Arbeitsvertrag könnten!

Horrido ...
 
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