AW: Moderne Unsitte - Moderation über Gesang
Ich darf nur anmerken, dass die ganze Geschichte in keinem mir bekannten Land so erbsenzählerisch gesehen wird wie in Deutschland. Hierzulande bemisst man die Qualität des Moderators anscheinend zu 90% daran, ob er ne Rampe sekundengenau trifft. Richtig, er SOLLTE das können.
Manchmal lohnt sich der Blick zurück - und auch in andere Bereiche von
radioforen.de. Nicht alle sehen das nämlich so super streng. Vor fast genau drei Jahren (!) tummelte sich Tondose als Freund und Helfer im Internetradiobereich herum und schrieb dort etwas recht bemerkenswertes in der Kritik zu (m)einem Aircheck:
Wozu Du auch manchmal (!) neigst, und damit befindest Du Dich in prominentester Gesellschaft, ist, Ramps auf teufelkommraus zuquasseln zu wollen, indem Du, wenn Du merkst, der Text reicht nicht bis zum Einsatz, immer . langsamer wirst .. und schließlich ... noch ... einzelne Sil...ben lang...ziiieeeehhhhhhst. Mach gar nicht den Versuch! Nicht alle Ramps müssen paßgenau zugetextet werden! Wenn Du nichts mehr zu sagen hast, hör mit dem Reden auf. Triffst Du den Takt, ist's klasse – kommt's nicht hin, merkt's kein Mensch. Es sei denn, Du veranstaltest solche Würgemods.
Dieser wohltuende Pragmatismus, wo ist er? Wer, außer jetzt mal Radiocat, sagt dann einfach "Sch... drauf und macht ein geiles Programm"?
Okay, ich gebe zu, Internetradio ist nicht so einfach aufs heutige UKW-Radio zu übertragen - wenngleich es auch im Internet professionell aufgezogene Sender gibt.
Ich bediene aktuell ein Format im Internetradio, bei dem die Stundenuhr ziemlich streng ist. Dummerweise hat es mir da aber auf einem Moderationsplatz die Zeitgrenze gesprengt und das Backtiming war im Eimer. Also habe ich einen 80er-Titel einfach gekürzt und bin voll in den Gesang gefahren (okay, die Stelle sollte schon passen), habe 30 Sekunden brutal Talk-Over gemacht und bin dann in den nächsten Song rein.
Transition live.
Für die Puristen ein No-Go, für mich ein "Na und?" und mein Chef hat auch nicht gemeckert, weil der Flow erhalten blieb (er steht auf die Nummer mit dem Flow). Ich gebe zu, es hat mir sogar Spaß gemacht.
Gut, auf Dauer und als ständiges Stilmittel taugt das nicht. Ich möchte das auch nicht ständig im Radio hören, aber ich würde deshalb auch nicht gleich den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Und das, obwohl ich früher selber mal hart in Sachen "No-Go" war.
Öfter mal was Neues.
