Müssen Radiosender in der Zeit der Digitalisierung zwingend Nachrichten bringen?

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Die großen relevanten sind Skyrock, FUN oder NRJ. Lediglich letztere senden etwas Nachrichten, allerdings auch nur zwischen 6 und 9
NRJ hatte früher, als ich den Sender noch gehört habe (80er, 90er, ich meine auch noch 2000er), um 12:30 und 18:30 Uhr Nachrichten. Diese waren eigentlich nicht schlecht, von der Aufmachung, und passten zum Programm (das auch nicht schlecht war). Aber ich glaube, das ist mittlerweile Historie, und diese beiden Nachrichten-Blöcke gibt es auch nicht mehr...
 
Skyrock, FUN oder NRJ.
Drei nationale Dudler, die sich vom Programmangebot immer mehr einem Endzeitzustand nähern, an dem es überhaupt keine Sendungen, sondern nur noch eine Tagesplaylist gibt. Gut, Sendungen gibt es im klassischen Sinn bei Privaten (und leider auch bei vielen Öffentlichen) sowieso kaum noch. Zwischendrin sagt ein DJ noch irgendetwas Belangloses, um eine Art Sender-Hörerbindung und ein Gefühl von Gemeinschaft mit der "Hörergemeinde" aufzubauen. Aufgefüllt wird das dann noch durch Jingles und Werbung. Fertig ist das tolle Radio.

Wozu also noch Nachrichten?

Beispiel aus Frankreich, NRJ
6:00-10:00 Le 6/10 d'ete (Apostrophe spare ich mir)
10:00 - 21:00 Hit Music Only (bis 21:00) usw.

Im Grunde geht es bei Privatradios nur darum, Werbung zu verkaufen, dazwischen wird eben möglichst populäre Musik gespielt, um den Hörer am Speaker zu halten.

Von Nachrichten verspricht man sich offensichtlich bei den Genannten keinen (kommerziellen) Mehrwert, sonst kämen sie garantiert.

Die Frage ist: Sollten solche Sender, die wirklich nur noch ein Minimalangebot fahren (welches jeder Streamingdienst genauso, wenn nicht besser kann) überhaupt eine Lizenz bekommen? Auch Lizenzen sind schließlich begrenzt, und nicht jeder "Flachsinn" muss den Äther verpesten.

Oder sollten auch solche Sender eine Chance bekommen, und der Hörer kann durch Ein- oder Ausschalten über dessen Existenzberechtigung befinden?

 
Beispiel aus Frankreich, NRJ
6:00-10:00 Le 6/10 d'ete (Apostrophe spare ich mir)
10:00 - 21:00 Hit Music Only (bis 21:00) usw.

Im Grunde geht es bei Privatradios nur darum, Werbung zu verkaufen, dazwischen wird eben möglichst populäre Musik gespielt, um den Hörer am Speaker zu halten.

Im Grunde genommen bin ich Deiner Meinung, und es ist auch weitestgehend richtig, was Du sagst - aber es gibt - oder gab lange Jahre bei NRJ, und ich würde mich wundern, wenn das heute nicht mehr so ist, Schienen, zu denen Moderatoren senden, die doch eine gewisse Popularität genießen, und die man auf Grund ihrer Moderation einschaltet.

Dazu gehört Emmanuel «Manu» Levy am Morgen, der ja durchaus auch sehr viel spricht (für unsere Ohren vielleicht anstrengend, aber die Französinnen / Franzosen fahren da voll drauf ab, da er sehr witzig ist), und Sébastien Cauet, genannt «Cauet», der abends moderiert, und das sind dann Sendungen mit Publikum, denen man auch beiwohnen kann, mit sehr hohem Wortanteil.

Ob es bei Fun Radio und Skyrock so etwas auch heute noch gibt, weiß ich nicht - aber es gab es mal, unter dem Begriff "radio libre" am Abend.
 
Eine Frage : Müssen Radiosender in der Zeit der Digitalisierung zwingend Musik bringen ? ;) :p
Müssen Radiosender in der Zeit der Digitalisierung überhaupt was versenden, wenn schon zugekaufte 2 Minuten-News die Menschen anscheinend intellektuell nicht zugemutet werden kann? Dann dürfte Plaudergeschwätz zu Musik und Wetter etc. irgendwann auch dran sein. Und irgendwann Musike...
 
Die Frage ist: Sollten solche Sender, die wirklich nur noch ein Minimalangebot fahren (welches jeder Streamingdienst genauso, wenn nicht besser kann) überhaupt eine Lizenz bekommen?
Das kann er eben nicht. Der Streamingdienst bietet nur Festplattenmusik an. Das sogenannte lineare Radio bietet dagegen schon alleine wegen der begleitenden Moderation einen Mehrwert an. Und genau der ist der Punkt, welcher ausbaufähig ist. Und das ist das, was Radio ausmacht. Im besten Falle sind das journalistisch aufgearbeitete Inhalte und natürlich auch Nachrichten. Aber eben nicht nur! Deshalb finde ich auch diese Sichtweise, nur was Nachrichten hat ist auch Radio, etwas skurill.
Lizenzen sind schließlich begrenzt, und nicht jeder "Flachsinn" muss den Äther verpesten.
Das ist im Grunde erstmal richtig. Aber wer entscheidet was "Flachsinn" ist und was nicht? Ausnahmslos alles was Hörer hat, hat auch eine Daseinsberechtigung. Ob einem das persönlich zusagt oder nicht, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Erlaubt ist was gefällt, wußte einst schon Goethe.
ich finde es davon abgesehen auch ziemlich grotesk, wie manche Macher das Internet mit diversen Aussagen wahrscheinlich eher unbewußt abqualifizieren und dabei gar nicht merken, wie sie sich selbst ins Aus schießen damit. Das brauchen wir auf UKW/DAB nicht, das ist kein Radio. Da reicht das Internet und ähnliches, wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Dieses Internet ist Neuland und so lassen grüßen.

Oder sollten auch solche Sender eine Chance bekommen, und der Hörer kann durch Ein- oder Ausschalten über dessen Existenzberechtigung befinden?
Klares Ja. Am Ende regelt es so oder so der Markt, selbst bei den Öffis. Sendungskonzepte die nicht funktionieren, werden wieder abgeschafft. Konzepte die erfolgreich sind, werden ausgebaut. Das ist nunmal so in der Marktwirtschaft. Das die ÖR dabei trotzdem zwingend weiter ihrem Grundauftrag nachkommen müssen, versteht sich freilich von selbst. Dafür sind sie letztlich da. Aber beim privaten Rest? Was spricht konkret dagegen, dass die sich kreativ austoben könn(t)en, wenn sie es denn tatsächlich auch wollen würden? Und dazu gehört dann halt auch mal streckenweise Nachrichten wegzulassen. Entweder das Konzept geht auf oder eben nicht. Die Entscheidung darüber trifft schlußendlich der Hörer, denn er schaltet entweder ein oder eben wieder ab.
 
Drei nationale Dudler, die sich vom Programmangebot immer mehr einem Endzeitzustand nähern, an dem es überhaupt keine Sendungen, sondern nur noch eine Tagesplaylist gibt. Gut, Sendungen gibt es im klassischen Sinn bei Privaten (und leider auch bei vielen Öffentlichen) sowieso kaum noch. Zwischendrin sagt ein DJ noch irgendetwas Belangloses, um eine Art Sender-Hörerbindung und ein Gefühl von Gemeinschaft mit der "Hörergemeinde" aufzubauen. Aufgefüllt wird das dann noch durch Jingles und Werbung. Fertig ist das tolle Radio.

Wozu also noch Nachrichten?

Beispiel aus Frankreich, NRJ
6:00-10:00 Le 6/10 d'ete (Apostrophe spare ich mir)
10:00 - 21:00 Hit Music Only (bis 21:00) usw.

Im Grunde geht es bei Privatradios nur darum, Werbung zu verkaufen, dazwischen wird eben möglichst populäre Musik gespielt, um den Hörer am Speaker zu halten.

Von Nachrichten verspricht man sich offensichtlich bei den Genannten keinen (kommerziellen) Mehrwert, sonst kämen sie garantiert.

Die Frage ist: Sollten solche Sender, die wirklich nur noch ein Minimalangebot fahren (welches jeder Streamingdienst genauso, wenn nicht besser kann) überhaupt eine Lizenz bekommen? Auch Lizenzen sind schließlich begrenzt, und nicht jeder "Flachsinn" muss den Äther verpesten.

Oder sollten auch solche Sender eine Chance bekommen, und der Hörer kann durch Ein- oder Ausschalten über dessen Existenzberechtigung befinden?


Wie der Name schon sagt ist das das Sommerprogramm im kompletten Juli bis Ende August

Die Schiene 6-9, teilweise bis 10 sowie der Abend sind Unterhaltungssendungen mit über 90% Wort. Habe auch nie verstanden weshalb so stark mit Livesendungen nach 20 Uhr gearbeitet wird - vermutlich die angesprochene Hörerbindung.
 
Die Schiene 6-9 am Morgen bei NRJ mit Manu war im Sommer auch immer eine Livesendung vom Strand in Le Grau-du-Roi, da versammelten sich schon morgens Massen von Menschen am Strand, um sich das Spektakel anzusehen... Besonders cool war immer, als Manu dann um 07:05 und 08:05 das Gehalt eines Hörers/einer Hörerin verdoppelte :)
 
Wurde im letzten Jahr zuletzt gemacht und auch da knapp vor der Sommerpause, die Darsteller brauchen wohl ihre 7 Wochen Urlaub ohne Unterbrechung.

Halbwegs zurück zum Thema: In D ist es halt schon immer üblich dass mehrheitlich von allem etwas in die Stundenuhr reingepackt wird, also 3min Nachrichten, Verkehr und 2 bis 4 Wortbeiträge pro Stunde. Das wiederum auch grob den ganzen Tag.
 
Radio ohne Nachrichten ist lineares Spotify. Damit machen sich die Sender aus meiner Sicht selbst überflüssig.
Viele Sender machen sich auch mit Nachrichten nicht weniger überflüssig. Die immer gleichen paar Lieder in der Rotation, 2 Minuten Nachrichten zu jeder vollen Stunde und dauergrinsende Moderatoren ohne jegliches Fachwissen sind genauso überflüssig. Radio sollte da schon viel mehr bieten können.
 
Ich verstehe den Ursprungspost nicht richtig. Er bezieht sich auf Schwarzwaldradio und suggeriert zunächst, dass dieses keine Nachrichten sendet. Nachher heisst es aber, dass es sehr wohl "zu bestimmmten Zeiten" Nachrichten sendet.

Fast jeder Sender sendet nur zu bestimmten Zeiten Nachrichten. Stündlich, halbstündlich, oder nur zur Primetime. Als ich 1995 mehrere Wochen in Südafrika verweilte, sendete Good Hope FM vormittags zwischen den 9 und 12 Uhr-Nachrichten nur um 10:30 einen Kurznachrichtenblock, vorgetragen durch den Moderator der Vormittagsshow. Und selbst das Öffentlich-Rechtliche WDR3 sendet laut Programmschema werktags zwischen 9 und 12 sowie zwischen 13 und 15 Uhr keine stündlichen Nachrichten.

Viel wichtiger fände ich, dass wenn schon stündlich Nachrichten, dass diese nicht stündlich im selben Wortlaut (ggf. sogar der gleiche Mitschnitt) vorgetragen werden, so dass man als aufmerksamer Hörer schon mitsprechen kann, sondern bestenfalls stündlich eine andere Schwerpunktmeldung behandelt wird - natürlich immer abhängig von der jeweils aktuellen Nachrichtenlage: Wenn es, wie z.B am 11.9.2001 ein über alles beherrschendes Thema gibt, wo sich die Neuigkeiten überschlagen, dann sollte dies natürlich stündlich fortgeschrieben werden.

Wenn allerdings nur dreimal am Tag Nachrichten aufgezeichnet werden, dann brauchen die auch nicht öfters zu laufen, auch wenn diese bei Bedarf minimal abgeändert werden.

Und dann noch zur konkreten Frage: Ja. Sonst kann ich auch einfach irgend die Mediathek, eine Playlist oder eine CD oder Kassette hören. Radio ist meist ein Nebenbeimedium, das heisst man ist hauptsächlich mit was anderem beschäftigt, was das den Blick woanders hinrichtet, aber das zuhören nicht allzusehr beeinträcht: Autofahren, Handwerkern oder man regt sich über die IT auf. Dabei kann man nicht aktiv Online-Nachrichten auf einem Bildschirm verfolgen.

Vielleicht mag sich das ändern, vierlleicht sind andere weiter und lassen sich Pop-Up-Nachrichten automatisiert vorlesen. Vielleicht denke ich da in diesem Punkt zu konservativ, aber es ist ja hier auch nach der Meinung gefragt.
 
Lassen wir mal den Status Quo beiseite und die Frage, ob es in Nordschweden oder Südafrika einen Sender gibt, der auch keine Nachrichten mehr sendet.

Viel grundsätzlicher finde ich die Frage, welche Mindestvoraussetzungen ein privates Radio erfüllen muss, um seine Lizenz zu behalten. Es gab in Rheinland-Pfalz z.b. mal die Bedingung, privates Radio müsse auch regional berichten, Information war also obligatorisches Programmelement. Dass sich RPR nach der Konsolidierung des Sendebetriebs (der zuvor von drei verschiedenen Anbietern auf der gleichen Welle vonstatten ging) um diese Vorgabe kaum noch gekümmert hat, und die Politik verpennt hat, darauf zu reagieren, ist eine andere Sache.

Um es klar zu sagen: Nicht jeder Sender, der nur die besten Hits runternudeln oder erfrischend anders ein will, sollte eine Lizenz bekommen, wenn er nicht ein Mindestmaß an journalistischen Programmen, Nachrichten eingeschlossen, anbietet. Die dürfen, vielleicht sollten sie sogar schwerpunktmäßig auf die jeweilige Region bezogen werden.

Es hat ja kein potentieller Radioanbieter einen Anspruch darauf, über den Äther Werbung verkaufen zu dürfen, und daneben eben Musik dudeln zu lassen - nichts anderes ist Privatradio. Lokale Sender sollten mehr sein als eine "Jukebox", sie sollten gleichfalls als lokale Berichterstatter funktionieren. Alles andere ist überflüssig. Wer den ganzen Tag nur eine bestimmte Musik hören will, kann sie sich auch anderswo besorgen.
 
Ich darf an der Stelle darauf hinweisen, welch' Selbstverständnis die Privatfunkanbieter von sich selbst im lokalen, journalistisch-informativen Kontext haben (ganz gleich, ob landesweit oder regional). Während der ersten Pandemie-Welle 2020 gab es ja eine Förderung der Privatradios (es gibt genug Fundstellen in der Radioszene), in der Landesmedienanstalten, Staatskanzleien und natürlich die Sender selbst nicht müde wurden zu betonen, wie wichtig sie doch für die Berichterstattung und den lokalen Journalismus generell seien. Wenn alles nichts half, wurden die Trünmpfe "Unterhaltung in schwierigen Zeiten" und "Säulen der Demokratie" aus dem Hut gezaubert.

Ob diese Selbsteinschätzung als Basis des Hilferufs gerechtfertigt ist, sollen andere beurteilen; ich finde jedoch, wir sollten die Privatradios dann aber auch daran messen.
 
..., wie wichtig sie doch für die Berichterstattung und den lokalen Journalismus generell seien ???
Wenn man das liest, muss man erst mal durchatmen.

Das könnten, nein sollten sie sein. Für mich ist die Tatsache, dass sie das meist nicht sind, und stattdessen nur Hits oder Oldies runterballern und quasi nebenbei durch Werbung Geld verdienen, ein Unding.

Schliesslich geniessen sie, wie ich schon vorher schrieb, das Privileg, mittels einer Lizenz ihre Werbung über den Äther verkaufen zu können. Da kann man als Gegenleistung schon verlangen, dass sie journalistische Leistungen liefern.

Gut, die größeren, landesweiten Sender (FFH usw.) haben ja ihre bescheidenen Programme, in denen auch die Aktualität eine Rolle spielt, und sie bringen stündlich Nachrichten. Lokale Sender sollten entsprechend auch über lokales Geschehen berichten.
 
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