Musik-Umfragen von Radiosendern

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Jetzt schätzt Du mich falsch ein. Ich möchte gutes Popradio machen, für möglichst viele Menschen.

Wenn Du Dich allerdings für "etwas anspruchsvoller" hälst als das Zielpublikum des Senders (was heißt eigentlich "Anspruch"?), bist Du eben nicht das Zielpublikum des Senders.
 
Mit "Down Under" machst du aber kein gutes Popradio mehr.
Für mich schon lange nicht mehr und für die verbliebene Hörerschaft auch nicht mehr lange. Du sägst da sehr unnachgiebig an dem Ast, auf dem du sitzt.

Anspruch heisst in dem Zusammenhang einfach nur, dass ich nicht jahrzehntelang die gleichen 100 Titel sondern auch alle anderen, die früher ganz selbstverständlich als "aktuelle Musik" im Radio liefen, weiterhin in gewissem Maß hören möchte. Das hätte auch "Down Under" sein können, wenn ihr den Titel nicht durch penetranten Dauereinsatz dermaßen überstrapaziert hättet.
 
Gut ist, was den Hörern gefällt. Und die derzeitige musikalische Ausrichtung der Sender scheint vielen Hörern zu gefallen, sonst würden sie nicht einschalten.
 
@Deutschlandpunk Das ist jetzt etwas billig, mich einen Begriff definieren zu lassen, den du in die Diskussion geschleppt hast.
Aber ich merke schon, das du mich und viele andere potentielle Hörer auf sehr hochnäsig Art nicht möchtest. Dann musst du in ein paar Jahren auch mit den Konsequenzen leben.
 
Im Prinzip ja eine alte Diskussion.

Ich hänge seit einigen Jahren an einem Bürgerfunk-Projekt eines NRW-Lokalradios dran, wo ich auch für die Moderation und Musikauswahl einer Sendereihe verantwortlich bin. Zu Anfang habe ich auf das hier vorgeschlagene Sendekonzept gesetzt: 100% AC-Klangfarbe, aber überwiegend Titel, die durchaus sehr bekannt oder zumindest extrem eingängig sind, aber nicht andauernd laufen. Hierunter fielen z. B. in den letzen Monaten:
(Klick auf jeden Titel führt zu Youtube)

Creme 21 - "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" - der Klassiker im Punkrock-Gewand

Expo 2000 Theme - "Das gibt's nur einmal"
auch ein Klassiker auf Punkrock getrimmt, aus der Expo-Werbung bekannt

Georg Riedels Orkester - "Mors Lilla Lathund" - Pippi Langstrumpf lässt grüßen

Barbara Chamberlin - "Follow Your Heart" - bislang noch recht unbekannte Sängerin aus Kanada

Sophie & Magaly - "Le Papa Pingouin" - der luxemburgische ESC-Beitrag von 1980

Hans Hartz - "Sail Away" - aus der Becks-Werbung

Loft - "Wake The World"
Odyssey - "Talk To Me"
typischer 90er-Eurodance - aber es muss doch nicht immer "Mr. Vain" sein

Proyecto Uno - "Latinos" - seit Jahren ein Riesen-Hit in Latin/Salsa-Clubs

Bläck Fööss - "Tarzan" - als Alternative zu "Verdamp lang her" von BAP

Janis Nikos - "Ta Pedia Tou Pirea" - Dauerbrenner aus Griechenland in AC-tauglicher Version

Julia Vikman Band - "Pust Vsegda Budet Solntse"
100% AC-taugliche Version eines bekannten russischen Liedes

Time - "Passing" - als Alternative zu "Wonderwall" von Oasis

Disney Afternoon Studio Chorus - Gummi Bears
wieder ein alter Titel, den es auch als AC-kompatible Version gibt.

Die Reaktionen auf Sendungen vollgepackt mit AC-tauglichen Titeln, von denen aber keiner in den AC-Radio-Playlisten ist, stieß auf eine recht interessante Kritk: Einerseits wurden diese Titel als willkommene Abwechslung gelobt. andererseits fühlten sich Hörer irritiert, auf einem "falschen" Sender gelandet zu sein.
Der Redaktionsvorsitzende gab daraufhin den Tipp, in jeder Sendung ein paar Titel einzubauen, die sonst auch auf Radio NRW laufen auch wenn sie ausgelutscht sind: Take On Me, Down Under, Blinding Lights, Kings & Queens, Jerusalema, Radio Gaga.... so dass etwa jeder dritte Titel ein "Totdudler" ist. Die restlichen 60-70 % der Titel sollten sich zwar auch an der AC-Klangfarbe orientieren, aber es stört nicht, wenn auch mal ein Track läuft, der nicht im sonstigen Tagesprogramm läuft.
Dieses Mischungsverhältnis ist jetzt recht erfolgreich. Vielleicht auch ein Konzept für andere Sendungen und Sender?
 
Ich finde das AC Format widerspricht sich.
Eine lange Hördauer erreicht man nicht, indem man nach zwei Stunden die Songs wiederholt.
Aktuell richtet sich das ja an Gelegenheitshörer, z.B. im Auto und man möchte die möglichst lange bei der Stange halten.

Einmal muss man keine unbekannten Songs spielen.
Man nehme die Charts der letzten 20-30 Jahre, da kommen jedenfalls mehr als 200 sehr erfolgreiche Songs raus.
Es würde ja reichen, damalige Hitsongs nicht rauszuwerfen.
Damit hätte man schonmal eine große Abwechslung und könnte das Format halten.

Nach meiner Hypothese ist der Reiz am Radio, dass man eben den nächsten Song nicht bestimmen kann. Wenn ich den Lieblingssong hören möchte, kann ich das jederzeit ohne Radio. Wenn er aber zufällig im Radio kommt und man davor ein paar naja Songs hatte, freut man sich viel mehr.
„Boa den hab ich schon länger nicht gehört, super Song!“
Eine größere Playlist hat meiner Ansicht nach Vorteile.

Nur ist die Frage, wenn sich die Mobilität verändert, wird sich Radio dann verändern müssen? Ich denke ja.
Autofreie Städte sind die Zukunft, dementsprechend auch ohne Radioanlage. Das sind zwar nie alle, aber Autos wird man so oder so reduzieren müssen. Zumindest schwinden werden die Hörer, besonders in der Stadt.

Man könnte den Gelegenheitshörer natürlich online binden, aber die möglichen Alternativen sind groß.
Ich höre im Bus jedenfalls kein Radio, ich glaube das Radio wird langfristig ein anderes Format brauchen.


Wenn man jetzt das Prinzip nutzt, unbekannte Songs vorzustellen, begibt man sich letztlich in den Spotifybereich.
Man würde dann klar als Konkurrenz zum individuell zugeschnittenen Algorithmus auftreten, was schwierig ist.

Bayern 3 versucht das oben genannte Konzept mit Matuschke.
Man muss unbekannte/ungewöhnliche Songs vorstellen, die nicht zu ungewöhnlich sind, dass man nicht abschaltet, sie aber gleichzeitig in den Popsound passen.
Das ist die eigentliche Kunst. Dafür braucht man gute Musikredaktionen.

Da kann man dann auch schwer jeden Song erst fünfmal untersuchen, dann ist er nämlich schon überall am laufen.

Was man für sowas braucht, ist Mut.
Wer hat heute bei den großen Privaten Mut?
Die Absturzgefahr ist natürlich groß.
Wer nicht riskiert gewinnt aber auch nicht.

Bayern 3 macht es auch besonders abends, wo man nicht zu viele verscheucht, es scheint aber recht gut zu laufen, sonst wär es schon abgesetzt.
Der Anteil der besonderen Songs dürfte dort deutlich unter 66% sein, aber man kann das ja ruhig langsam steigern.
20-30% könnten hinkommen.

Ich finde man könnte das schon weiter ausbauen, der Spotifymarkt ist groß, wenn man da nur ein kleines Kuchenstück abbekommt, hat man schon viele Hörer gewonnen.
 
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Tja, im Prinzip ist das ja ganz simpel.
Dafür braucht man gute Musikredaktionen.
Die wurden aber von der, ich nenne sie mal provokant "Beratermafia", obsolet gemacht, die ihre Erkenntnisse mittlerweile seit Jahrzehnten als den heiligen Gral des Radiowissens gegen viel Geld verkauft.
Wer hat heute bei den großen Privaten Mut?
Vermutlich kaum einer, weil es da um handfeste wirtschaftliche Interessen geht.
Was impliziert, dass es die öffentlich-rechtlichen Sender eigentlich recht leicht hätten, mit Mut und einer guten Musikredaktion ein hörenswertes Programm zu veranstalten.
Aber: siehe oben...
 
Wenn die Musikredaktion mehr kostet (ist das der Fall?) dann werden auch die öffentlichen drauf verzichten. Da wird ja auch immer mehr totgespart, Gebührenerhöhung ist ja jetzt auch erstmal verzögert.
Bayern 3 versucht es zumindest im Abendprogramm, aber Mut... naja, nicht wirklich.
 
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Das Problem ist doch die Einfältigkeit von Beratern und/oder Musikredakteuren. Die schauen in den alten "MusikMarkt"-Charts nach, welche Titel in den 80ern in den Top10 waren. Und die spielen sie dann. Und spielen sie. Und noch mal...

Ich weiß leider auch nicht, wie man jemals was an den Ergüssen von Eurythmics oder Phil Collins finden konnte, aber da schalte ich sofort ab. Und die 3 Titel von Madonna, die man offenbar in den Redaktionen kennt, finde ich gruselig. Ewig schon nicht mehr "Holiday" gehört. Aber drölfzigtausend mal "Like A Virgin".

Letztlich waren die Titel aber irgendwann mal in den Top10. Nicht grundlos. Vielleicht gibt es ja Menschen, die drehen das Radio lauter, wenn das abgenudelte Zeugs gespielt wird.
 
Bin seit über 20 Jahren im Radio und höre seither, dass das was wir hier machen uns demnächst töten wird.
Es wird euch sicher nicht "töten", was für ein Quatsch. Aber es macht euch noch weiter irrelevant für solche Hörer, die von "ihrem Radio" mehr als "Ohr rein-Ohr raus" erwarten. Als journalistisch relevantes Medium hat sich Radio schon verabschiedet. Als Fundgrube und Inspiration für musikalische Welten jenseits des Mainstreams ebenfalls. Als unterhaltsamer Tagesbegleiter driftet es zunehemnd ins Seichte ab. Einzig als Geschäftsmodell funktioniert es noch. Aber nur so lange, bis die Werbeindustrie mal die Mogelpackung erkennt, die ihr mit Hilfe der MA-Zahlen untergejubelt wird.
 
Ich weiß, das Thema ist doch eigentlich durch, seit hierzulande Radio nur noch als "Geschäftsmodell" betrieben wird. Masse statt Klasse, Quote statt Note. Wahre Musikliebhaber sind zu anderen Quellen abgewandert, der große Rest wird offenbar noch verzweifelt befragt, was ihn nicht auch noch dazu bewegen könnte...

Ich dreh den Spieß mal wieder zurück um spiele virtuell dem Threadersteller Grasdackel drei Songs meines Tagesbegleiters zur kurzen Beurteilung vor. (Und ja, tatsächlich war Eurythmics - Sweet Dreams einer meiner wenigen Nervtitel der dort aktiven 16.000er Rotation (Quelle Radio Paradise - Wikipedia) heute mit dabei. Aber eben auch:

Lord Huron - Vide Noir (Music Video) - YouTube 6x im Main Mix in 30 Tagen gespielt, Quelle Radio Paradise
Orbital | The Box | Official Video - YouTube 3x im Main-, 16x im World Mix, Quelle Radio Paradise
Boozoo Bajou - Keep Going feat. Tony Joe White - YouTube noch in der Hörervorschlags-/Abstimmliste, z.Z. Pro 30x, Contra 4x

Und? Allgemeiner Umschaltimpuls? Weil fremd? Na vielleicht ist im Künstlerarchiv mit über 1 Mio Titeln doch noch etwas dabei. Artists - Radio Paradise (BTW werbefrei und spendenfinanziert)
 
Wenn die Musikredaktion mehr kostet (ist das der Fall?) dann werden auch die öffentlichen drauf verzichten.
Kosten? Welche Kosten? Also die Charts der letzten über 40 Jahre sind kostenlos einsehbar - da mal ein paar Lieder mehr raussuchen und in die Rotation packen kostet kein Geld und so riesig kann der Aufwand auch nicht sein wenn die Moderatoren sich mal ein paar Minuten Zeit nehmen um mehr Lieder auszusuchen. Für schlechte Comedy und Dauergrinsen ist ja auch genug Zeit. Früher hatten die Moderatoren doch auch so etwas wie einen eigenen Geschmack und den können sie mal einbringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese ganzen Moderatoren wie gesteuerte Roboter gerne immer die gleichen Lieder laufen lassen wollen. Denen muss das doch auch zum Hals raushängen ständig die gleichen Lieder anzusagen und den Leuten vorzugaukeln, dass es der beste Mix ist usw.
 
Das war auf das Konzept mit ähnlichen unbekannten Songs bezogen.

„Einfach mehr Hitsongs einbauen“ ist ja die Alternative, die jeder machen könnte und eigentlich das mindeste wär.


Moderatoren dürfen eigentlich schon länger nicht mehr ins Programm einwirken. Das ist doch alles totformatiert.
Matuschke tut so mit „Matuschkes Liebling der Woche“ (das sind keine normalen tipps der woche, sondern unbekannte songs), aber selbst die sucht ja die Redaktion aus. Vielleicht sagt er „ne das geht garnicht“, aber sonst dürfte auch da nicht viel Mitbestimmung sein. Konkret weiß ich es aber nicht.

Die Moderatoren können den Ton im Studio ja abdrehen oder sehr leise machen ;)
Wenn du nur 3 Stunden am Tag hast und nicht jeden Tag dran bist ist das kein Problem. Bei 6 Stunden und Montag-Freitag... da würds mich jedenfalls nerven ^^
 
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Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese ganzen Moderatoren wie gesteuerte Roboter gerne immer die gleichen Lieder laufen lassen wollen.
Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Für Programminhalte sind - zumindest in den etablierten privaten und ö.r.-Sendern - schon seit bald Jahrzehnten andere verantwortlich, und das beschränkt sich nicht nur auf die Musik.
 
Sofern der Musikredakteur selbst moderiert, kann er natürlich in den von ihm gestalteten Sendungen durchaus hin und wieder interessantere Programme zusammen stellen, als das sonst im Tagesgeschäft möglich wäre, wo Redaktion und Moderation nicht in einer Hand liegen.

Ich räume ein: vermutlich eher abends möglich.
 
Das Problem ist doch die Einfältigkeit von Beratern und/oder Musikredakteuren. Die schauen in den alten "MusikMarkt"-Charts nach, welche Titel in den 80ern in den Top10 waren. Und die spielen sie dann. Und spielen sie. Und noch mal...

Kannst du uns helfen? Bei welchen Radiosendern wird so die Musikplanung gemacht? Interessiert mich wirklich denn ich kenne keinen bei dem es so gemacht wird?!
 
Ja, was denn sonst? Erst wird nach den Chart-Hits gesucht, die dann in den Research gehen. Da kommt dann im Vergleich zur Menge der Chart-Hits nur ein minimaler Output heraus. Dieser vergrätzt die Hörer letztlich durch zu viele Wiederholungen im Programm die Freude an dem Song.

Welcher Consulter empfiehlt denn den Programm-Handwerkern gute Album-Tracks ins Programm zu heben. Ich kenne keinen.
 
Die Reaktionen auf Sendungen vollgepackt mit AC-tauglichen Titeln, von denen aber keiner in den AC-Radio-Playlisten ist, stieß auf eine recht interessante Kritk: Einerseits wurden diese Titel als willkommene Abwechslung gelobt. andererseits fühlten sich Hörer irritiert, auf einem "falschen" Sender gelandet zu sein.
Wieso eigentlich? Wer einen Sender abseits des Dudelfunks einstellt, erwartet doch ein besseres Programm. Wieso denken die Hörer dann, den "falschen" Sender eingeschaltet zu haben?
 
Welcher Consulter empfiehlt denn den Programm-Handwerkern gute Album-Tracks ins Programm zu heben. Ich kenne keinen.
Also kommen wir zu folgender Kettenreaktion :
Ahnungslose Consulter beraten ahnungslose Programm-Handwerker (denn wenn diese ihr Handwerk verstehen würden, bräuchten sie ja keine Consulter) und die wiederum beglücken den immer größer werdenden Anteil an ahnungslosen Hörern mit den "best getesteten Hits" der beliebtesten Interpreten.
Aber bitte nicht mehr 50 Interpreten/-innen und nicht mehr als 300 Titel in der Rotation. Sonst sind Consulter, Programm-Handwerker und vor allem Hörer/-innen total überfordert und schalten ab.
Weiß eigentlich ein Radio-Consulter heutzutage noch was ein "Album Track" ist ? 🤔
 
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