Nach der Megaradio-Pleite: Thesen zum Rundfunk in Deutschland

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Der Radiotor

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Nach der Megaradio-Pleite stelle ich jetzt mal drei Thesen auf, mit der Bitte um rege Diskussion:

1. Bundesweites Radio funktioniert in Deutschland, wenn überhaupt, dann nur mit innovativen Spartenformaten
2. Erfolgversprechend ist in Deutschland auch noch bis weit ins kommende Jahrzehnt hinein nur der Distributionsweg UKW
3. Kohle machen können im Radiobereich nur die großen landesweite UKW-Senderketten. Alles andere wird spätestens im nächsten Jahr von der Bildfläche verschwinden.
 
@ Radiator

zu Punkt 1: Eindeutig ja. Bestes Bsp. für landesweite Spartenprogramme die erfolgreich sind ist sunshine live mit Techno und Jam FM mit Black. Da eine bundesweite Abdeckung nur via Kabel oder Satellit möglich ist kann man kein Hitradio-Gesülze anbieten, welches im Auto gehört wird. Leute, die Spartensender hören, hören diesen bewusst (also nicht nebenbei im Büro oder Auto) und somit werden sie diesen zu Hause über Kabel oder Satellit hören.

Zu Punkt2: UKW ist und bleibt noch eine ganze Weile das beste Übertragungsmedium. Die MW war und ist ein Witz, für ein Wortprogramm geeignet aber auf keinen Fall für Musik. Klingt wie im Telefonhörer.
 
fangen wir mal mit Punkt 3 an:

die Formel: großer Sender mit großem Verbreitungsgebiet gleich großer Profit kann so nicht stimmen. Es kommt drauf an, wie man seinen Laden organisiert. Auch ein kleiner Stadtsender kann profitabel arbeiten. Schließlich haben kleine Sender den Vorteil, dass sie ihre Hörerschaft wesentlich genauer bedienen kann, als ein landesweiter Sender. Und mit einer vernünftigen Kostenstruktur kann auch ein kleiner Laden kostedeckend bzw. gewinnbringend arbeiten. Wenn die Chefs kleiner Sender sich nicht dem Wahn hingeben, sauteure Majorpromos zu machen und sich nicht zu Tode bartern kann das klappen. Ich glaube schon, dass es auch im nächsten und auch im übernächsten Jahr lokale und regionale Sender geben wird. Wobei natürlich die Einbettung in ein landesweites oder regionales Netzwerk hilft.

zu 2. UKW wird abgeschaltet - im Jahr 2010. Das ist beschlossen, leider. Und ich glaube nicht, dass die Wirtschaft oder die Sender das noch abbiegen können. Damit wird sich mit dem digitalen Radio auch ein neues System in Sachen Vermarktung und Verbreitung entwickeln müssen. UKW ist sicherlich bequemer, weil die Strukturen erprobt und eingefahren sind. Aber allein in Sachen Werbung bietet digi-funk Vorteile. Werbung lässt sich viel genauer platzieren, neue Werbeformen werden möglich, Zielgruppen lassen sich genauer bedienen. Allerdings glaube ich, dass die Umstellung auf Digital das Ende der klassischen Vollprogramme sein wird.

und zu 1.

Die Mega-Radio Pleite zeigt doch, dass es gar nicht funktioniert. Egal wo nun die genauen Gründe für den Abgang von Bork und Co lagen - es ist einfach eine Kostenfrage. Bei Verbreitung über MW, Kabel oder Sat erreicht man einfach zu wenig Hörer um die Sache wirtschaftlich tragfähig zu machen. Und bei Verbreitung über UKW killen die Kosten das Programm. Außerdem ist bei UKW-Verbreitung die Konkurrenz durch die etablierten lokalen und regionalen Anbieter sehr stark. Und dazu kommt die Frage: wer braucht das? Es ist schwer bis gar nicht zu finanzieren und das Killerkonzept mit dem man Geldgeber wie Hörer gleichzeitig überzeugen kann ist weit und breit nicht in Sicht. Und alle mehr oder wenigen innovativem Versuche sind gescheitert. Mega-Radio, der Antenne-Verbund, der Energy-Verbund - die letzten beiden können zwar Synergien nutzen, aber jeder Versuch bundesweites oder überregionales Programm zu machen ist an diversen Gründen gescheitert.(Medienrecht, Kosten, Größenwahn) Weder Sparte noch Vollprogramm haben glaube ich als bundesweites Angebot eine Chance. Allein die Idee ist für mich eine Kopfgeburt und ein Wunschgedanke - schön, aber unrealistisch.
 
Die anfallendenden "stromfressenden" angemieteten Mittelwellen-Sender dürften aber im vorhinein bekannt gewesen sein...!!!
Wenn man nicht genug finanzielle Geldreserven oder Werbekunden her hat, wie soll so ein Megaradio Programm her bestehen, etwa durch Hörer-Spenden?
Irgendetwas hat man da offensichtlich nicht berücksichtigt!Oder???
Nun ist dieses Megaradio weg vom Fenster und andere dürften daraus gelernt haben, auch die Werbezeitenvermarkter für Rundfunk und auch die Landesmedienanstalten, bei der Lizensvergabe.
Was nützt einem ein Sender, der nie überleben kann, im Kabel,UKW,Mittelwelle und Internet,Videotext-Austastlücke?
Nix!!!
Gebt lieber Radiosender eine Chance im Kabel und UKW, zu überleben...
Man hat ja nun Platz auf der bisherigen Megaradio-Frequenz im Kabel diese neu zu vergeben.
RTL Radio hat seine Mittelwelle nun wieder, auf Mittelwelle 208m/1440khz.
Unter <a href="http://www.rtlradio.de" target="_blank">www.rtlradio.de</a> wird darauf auch gross hingewiesen.Diese Frequenz war und ist bei RTL aus Luxemburg mehr als nur Kult!!!

<small>[ 04-04-2003, 19:48: Beitrag editiert von robbyugo ]</small>
 
@PFL:
Wie ist es dann aber JAM FM, RTL RADIO und sunshine live bisher über Jahre gelungen zu überleben. Kann mir kaum vorstellen, dass die mehr Hörer haben als es MEGARADIO hatte.
Ich glaube, dass die MEGARADIO-Pleite einfach auf dumme Misswirtschaft und Größenwahn zurückzuführen ist. Das, was bei JAM FM oder RTL RADIO möglich ist, muss doch auch bei einem jugendorientierten Format funktionieren. Aber da ist es offensichtlich am schwersten. Warum eigentich?
 
Vielleicht ist die RTL-Group mit Ihren Radio-Sender und Beteiligungen mehr als erfolgreich, als dies Megaradio bis dato zur Abschaltung am 04.04.2003,seit 13:00 Uhr her war.
 
@stefan_hh

zu "kabelzeiten" war jam fm eine amateurbude, die auch genauso klang, mit mitarbeitern deren einziger lohn manchmal nur der stolz war, im radio zu sein. erst seit der laden auch terrestrische frequenzen hat, funktioniert es einigermassen. denn nur mit ukw-verbreitung kann wirklich geld verdient werden, weil nur die ukw-verbreitung eine ausreichende, messbare reichweite verspricht. ssl hat ja auch als grundlage sein kernsendegebiet, wo das programm über antenne zu empfangen ist. die verbreitung über kabel und so ist ja eher ne "zweitverwertung".

Was rtl radio angeht, bin ich über deren hörerzahlen wirklich erstaunt, ich frage mich aber trotzdem, ob sie auch wirklich geld damit verdienen? Bei jam fm mit rd 50.000 hörern die stunde bundesweit kann ich das schwer glauben (zum vergleich: kiss fm hat in berlin/brandenburg über antenne 52.000) - ich glaube, dass bei allen 3 programmen entweder geniale leute sitzen oder dass da bei der verbreitung über kabel, sat oder mw massig geld verbrannt wird. schön dass es sowas gibt - aber ist es image oder geschäft?
 
PFL:

RTL-Group und deren Radio-Sender der AVE-Holtzbrinck-Gruppe haben bis dato,meines Wissens,
noch nie vorläufige oder Insolvenz her angemeldet.

Es kommt anscheinend und offensichtlich meiner persönlichen Meinung her, auf die Muttergesellschaft und deren Töchter her an.

RTL-Radio existiert schon seit Kind auf, war niemals pleite.
Da muss es an Megaradio meines Erachtens her an andere Fakten gelegen her haben...
Megaradio war nun auch kein Kult-Sender, von dem jemand jahrzehnte her spricht...
Bei RTL-Radio Luxemburg sieht die Sache ganz anders aus...
Man will und wird dies wohl leider nicht verstehen...
 
Danke,das aus einem niemals profitablen Projekt, im NRW-Kabel, ein neuer Radiosender, die Chance bekommt.

104.6rtl.com
<a href="http://www.rpr.de" target="_blank">www.rpr.de</a>
hitradioworld.fm
 
@ robbyugo

Es war schon von je her schwer her von der Sprache her sich vom Sinn her klar mitzuteilen her. *lachmichgeradeunterntisch*

Frage: Hasse ma'n Joint ? <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />

Sorry, aber ich konnte nicht anders...
 
Möchte mich auch mal äußern zu den o.a. drei Punkten:

1. Bundesweite Radio´s können meiner Ansicht nach bestehen, wenn sie wie ja schon beschrieben auf andere Formate als das eines Hitradios einsteigen. Allerdings muß eine breite Hörerschaft angesprochen werden, so das sich auch die Werbung auf mehrere Altersklassen entfalten kann. Klassik-Radio zum Beispiel spricht altersmäßig jeden an, den es interessiert, genauso Deutschlandfunk. Ich glaube, der Begriff bundesweiter Spartensender trifft den Kern, oder?

2. UKW wird abgeschaltet, und ich halte das für gut. Dem digitalem Empfangsmodus gewinne ich mehr ab und die Möglichkeiten sind meiner Meinung nach vielfältiger.

3. Landesweite Ketten und dafür weniger Lokalfunk aufgrund der Erlöse? Meine Meinung tendiert zu mehr Lokalfunk, denn der kann gezielter auf die Hörerschaft eingehen und mehr die lokalen Werbeträger ansprechen. Die Kosten einer kleinen Station halten sich in Grenzen, denn eine Landeswelle muß ein großes UKW-Netz unterhalten. Kleine Radios werden sich keine teure Automationstechniken zulegen, wirtschaftlich sinnvoll agieren und aufrund der Möglichkeiten, den Hörer gezielter ansprechen und auch über seine entsprechende Stadt im einzelnen ausführlich informieren zu können, wesentlich mehr Zuwachs bekommen. Nun kommt es natürlich auf das Programm an, aber wenn es sich gut hervorhebt, ist doch schon der eine oder andere Euro damit zu verdienen. Sicher ist Reichtum ausgeschlossen, aber ich kann einfach nicht glauben, das in einigen Jahren der Lokalfunk vom Markt verschwunden sein wird.
 
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