Nachrichtenschreibe

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freakfreak

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Hallo zusammen!

Mich würde interessieren wie Ihr die Schreibe der folgenden Nachricht in Bezug auf Radiotauglichkeit bewertet. Wie denkt Ihr über die ständige Wiederholung der Beschreibungen (Ex-Freundin - 36jähriger Mann usw.) Kann man Nachrichten wirklich so schreiben, oder ist das hier ein totaler "Griff in die Schüssel"?

Aus dem Onlineangebot eines Radiosenders:

Mit einem Messer hat gestern ein 36jähriger Mann in XXX den Lebensgefährten seiner Ex-Freundin niedergestochen. Der 36jährige traf sein Opfer am Kopf, am Oberkörper und an der Hüfte. Obwohl der Täter danach seine Ex-Freundin und das gemeinsame Kind packte und flüchtete, konnte die Polizei den 36jährigen festnehmen. Anschließende Ermittlungen ergaben, dass der 36jährige bereits im Vorfeld immer wieder Drohungen gegen die neuen Partner seiner Ex-Freundin ausgesprochen hatte. Am Dienstag hatte er dann mehrmals bei seiner Ex-Freundin angerufen und an der Haustür des neuen Partners geklingelt. Am Abend drang der 36jährige in die Wohnung des neuen Partners ein und stach auf den 21jährigen ein. Nur durch seine heftige Gegenwehr wurde der 21jährige nicht lebensgefährlich verletzt. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.
 
Das ist ja wohl peinlich! Wo war das? Beim Offenen Kanal? Nur, wenn die Meldung so im Online-Angebot stand, muß sie nicht genauso On Air gegangen sein - ist aber sehr wahrscheinlich.
Der Text hat nicht nur zu viele Wiederholungen, er ist auch viel zu lang und zu ausführlich.
Müßte man sich mal gesprochen anhören. Hör halt mal jetzt gleich rein, falls die Meldung noch gesendet wird. Würd mich echt interessieren, welcher "Profi" das war....
 
@Angel

Mir gefällt der Text jetzt auch nicht so gut, allerdings liegst Du mit Deiner Kritik "zu viele Wiederholungen" falsch.
Wie heißt es so schön: Keine Angst vor Wiederholungen. Zentrale Begriffe NICHT variieren!

Einer der ersten (sinnvollen) Regeln, die man im Volontariat lernt.
Aber ich weiß, dass diese Regel in Deutschland viel zu wenig Anwendung findet. Insofern kann ich Wolf Schneider verstehen, wenn er so auf die deutschen Journalisten schimpft.
Obwohl sein Buch schon fast 20 Jahre alt ist, hat sich hier nicht viel geändert.
 
@ Angel

Du hast recht, das lief wirklich so original On Air, oder meinst Du etwa das irgendjemand die News für das Internet umschreibt?! <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" />

@ Berliner

Die Aussage das man keine Angst vor Wiederholungen haben soll kenne ich auch zu gut aus der entsprechenden Lektüre, jedoch finde ich das es gesprochen einfach schlecht und langweilig klingt... Andererseits sind es natürlich Nachrichten und die haben auch nicht unbedingt unterhaltsam zu klingen... Ich denke es ist eine Frage der Nachrichtenphilosophie <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />
 
Ach herrje.

ja, zu ausführlich.

Zu lange Sätze, und die Sätze sind tw. falsch gebaut (Thema, Rhema).

Ungeschickter Aufbau. Die Meldung fängt mit der Tat an, berichtet von der Festnahme, erzählt dann die Vorgeschichte und kommt wieder auf die Tat zurück.

In diesem Fall wäre es besser, die Tat chronologisch zu erzählen.
 
Hallo !! Hallo !!

Also ich wage schon, die "On-Air"-Nachrichten für das Internet umzuschreiben. Lesen und Hören von Nachrichten sind ja immerhin zwei Paar Stiefel. Als ehemaliger Zeitungs-Freier sollten vier Sätze pro Internet-Meldung kein Problem sein.

Gruss
 
@ freakfreak

BITTE?!?! Nachrichten sollen nicht unterhaltsam sein??? Wer sagt das denn? Meiner Meinung müssen Nachrichten informativ, unterhaltsam und auch in gewisser Weise spannend sein. Gerne dürfen sie den Hörer auch mal zum Schmunzeln bringen. Eines sollten sie nie: parteiisch sein oder gar kommentierend. Der Newsanchor erzählt, was es Neues aus der Welt gibt - Der HÖRER bildet sich das Urteil, nicht umgekehrt.

<small>[ 13-12-2002, 17:30: Beitrag editiert von tcm ]</small>
 
Na dann herzlichen Glückwunsch zu deinem Zeitkonto Tarzan.

Grundsätzlich ist die Meldung oben eine ziemliche Katastrophe. Warum, wurde hier schon ausgeführt. Zudem sollte immer eine gesunde Mischung aus Wiederholung und Variierung (achtung zwei böse ung-worte) gefunden werden. Nur eins von beiden dogmatisch eingesetzt ist nicht gut. Die Mischung machts.

sprach break und wünschte ein schönes Wochenende

<small>[ 13-12-2002, 17:35: Beitrag editiert von breakingnews ]</small>
 
Hallo !! Hallo !!

@AC ... jep ... gestern, heute, vorgestern ... das haue ich den Volontären/Innen auch gerne um die Ohren .. oder Sachschaden ... ja was sind denn Personenenschäden ? - richtig Verletzte .. der Rest sind Schäden ...

@breakingnews

Meine Zeiteinteilung bei halbstündlichen Nachrichten schliesst eine vierminütige Internet-Aktualisierung ein. Ich habe kein Zeitproblem ...

Gruss
 
Mal davon abgesehen, dass ich der Kritik an der Schreibe voll und ganz zustimmen:
Die Meldung taugt an sich schon nicht für die News. Jedenfalls hat unser Research das ergeben. Die Hörer interessieren sich nicht besonders für diese Polizeiberichte. Wenn schon Mord- und Totschlag, dann auch gleich richtig doll. Ein "einfacher" Eifersuchtsmord reicht da nicht.

In diesem Sinne: schönes Wochenende wünscht:

MrMiagi
 
Doch noch mal vorm Wochenende:

Ich lehne mich jetzt so weit es geht aus dem Fenster. So viel wie nötig, so wenig wie möglich und so reißerisch es geht.

In XXX hat die Polizei am Abend eine Geiselnahme beendet. Ein Mann hatte seinen Sohn, seine Ex-Frau und deren neuen Freund überfallen und mit einem Messer bedroht. Den Freund verletzte der Geiselnehmer schwer, bevor die Polizei ihn überwältigen konnte.

Die Details, die ich nachrecherchiert hätte, hab ich hier nach Gutdünken ergänzt. Mich stört etwas die Personenkonstellation (4 Personen). Meine erste Wahl zum Weglassen wäre das Kind. Da Kinder aber immer gut sind lass ich es mal drin. Ich stimme @MrMiagi zu, dass das nicht wirklich eine Bringermeldung ist(warne allerdings gleichsam vor allzu blinder Researchgläubigkeit). Deshalb auch meine etwas lockere Auslegung des Wortes "packte" ;)

Und schlußendlich

@tarzan
Das meinte ich. Schätz dich glücklich, dass du die Zeit zum Umschreiben hast. Die haben andere, mit mehr Aufgaben nicht. Du hast einen Teil meines zur Verfügung stehenden Neids. Das meine ich durchaus Ernst.

Und nun nehmt mich auseinander.

Fröhliches Hallali und erstmal Wochenende wünscht

break
 
Klassisch
XXX. Ein 36jähriger Mann hat den Lebensgefährten seiner Ex-Freundin niedergestochen und schwer verletzt. Anschließend versuchte der Täter, die Frau und das gemeinsame Kind in seine Gewalt zu bringen und zu fliehen/die Frau und ihr Kind zu einer gemeinsamen Flucht zu zwingen*. Die Polizei konnte ihn aber festnehmen*. Nach Angaben eines Sprechers in XXX hatte der Mann den 21jährigen Partner seiner Ex-Freundin schon im Vorfeld mehrfach bedroht

Quelle

*es würde noch eines Anrufes bei der Polizei bedürfen: Was ist in der Ursprungsmeldung mit "packte" Frau und Kind gemeint? Wo wurde der Täter festgenommen?

Davon ab: Wäre wohl nur in einem sehr lokalen Format von Belang - dann müssten zum Tatort (Stadtteil/Straße) noch Einzelheiten genannt werden, weil dies den Gesprächswert erhöht
 
Da diese Meldung offenbar auch so über die Antennn eines deutschen (Privat)radios gegangen ist:Diese Meldung ist ein trauriges Beispiel für die journalistische Kompetenz mancher deutscher Privatradios. Aber im Einzelnen:

Diese Meldung taugt nicht für einen Radiosender ON AIR. Ihre Länge dürfte bei rund 35 Sekunden liegen, das ist schon eine ganze Menge, aber der Aufbau ist schlichtweg katastrophal. Dadurch ist sie insgesamt "unhörbar".

1. Die Meldung beginnt mit einer Einzelheit (..niedergestochen), anstatt zunächst mit einem Lead-Satz, oder einem Ramp-Sentence in die Meldung einzuführen.
2. Daraus resultiert das Problem der Reihenfolge. Bei so vielen kleinen Informationshappen fällt dem Hörer das Folgen sehr schwer.
3.Zu viele Hintergründe. Radio ist ein schnelles. aktuelles Medium. Die meisten Hintergründe sind i.d.R. für die Kollegen vom Print. Ein Satz zu den Hintergründen der Tat hätte genügt.
4. Diese Meldung erscheint mir von ihrem Aufbau her fast 1 zu 1 von einer Agentur zu stammen. Bravo, toller Job den der Kollege da gemacht hat. <img border="0" title="" alt="[W&uuml;tend]" src="mad.gif" />

Da es schon spät ist und mich das Thema nicht wirklich wach hält folgt demnächst mehr.

MfG

<small>[ 13-12-2002, 23:06: Beitrag editiert von NewsToUse ]</small>
 
Anscheinend aus Eifersucht hat ein 36-jähriger einen Bekannten mit einem Messer schwer verletzt. Dann versuchte er, mit seiner Ex-Freundin und dem gemeinsamen Kind zu flüchten. Die Polizei konnte ihn dabei festnehmen. Der 36-jährige soll seinem Opfer schon mehrfach gedroht haben. Der Schwerverletzte ist mit der Ex-Freundin des 36-jährigen zusammen.
 
norddeutscher: Bei dir kommt die Quelle erst im letzten Satz!

Wurstsalat: Und du verzichtest ganz darauf!!!

Halte ich für gefährlich, auch wenn's bei diesem Beispiel nur um einen niederen Ganoven geht...
 
Halte die Quelle in diesem Fall für sehr vernachlässigbar. Klar dass sich irgendeine polizeiliche Instanz um Verbrecher kümmert. Wer das nun der Presse verkündete ist dem sensationsgeilen Hörer wurscht und ist IMHO auch nicht wichtig.

@zeuge
Kann dir nicht folgen. Immer her mit guter Kritik. Aber bitte mehr als ein Satz.
 
@ Heinz Schenk:

Bleib' lieber bei deinem Blauen Bock! Der Satz "Die Polizei konnte ihn dabei festnehmen" enthält in keinster Weise eine Quellenangabe!

Der gleiche Satz MIT Quellenangabe hätte lauten müssen: "Die Polizei teilte mit, sie habe ihn festgenommen!" oder: "Nach Angaben der Polizei wurde er festgenommen!"
 
@ breakingnews

Ich unterbreche nur kurz die laufende Diskussion, um mir zu erlauben für den "Zeugen!" zu antworten:

SPRECHDENKEN ist das oberste Ziel der Sprecherziehung bzw. Radiospreche.
In dem Moment, wo etwas gesagt wird, muss der Zuhörer in der Lage sein mitdenkenderweise folgen zu können.
Alle Sätze, die so formuliert sind, dass der Zuhörer erst den gesamten Satz, bzw. Satzteile hören muss, um sie dann durch NACHdenken erst verstehen zu können, sind KEINE HÖRtauglichen Sätze. (Also solche Sätze, wie der vorhergehende).
NACHdenken ist falsch. MITdenken ist richtig.
Konkretes Beispiel (was traurigerweise von 95% der Radiokollegen falsch gemacht wird):
Verkehrsservice:
Ein Typischer Satz: "Die Berliner Straße ist zwischen Hamburger Straße und Kölner Allee für 3 Wochen gesperrt."
Hier muß man das letzte Wort hören, um nachträglich den Sinn des gesamten Satzes zu verstehen. Kein Sprechdenken. Sprechdenken wäre:
"Die Berliner Straße ist gesperrt. Zwischen Hamburger Straße und Kölner Allee. 3 Wochen bleibt das so."
Schachtelsätze = Kein Sprechdenken.
Ich nehme an, dass "Zeuge!" folgender Satz stört:
"Ein Mann hatte seinen Sohn, seine Ex-Frau und deren neuen Freund überfallen und mit einem Messer bedroht." -&gt; Ein Mann überfiel und bedrohte mit einem Messer seinen Sohn, seine Ex-Frau und deren neuen Freund.

Soviel zum Thema Sprechdenken!
Ist sicherlich jedem bekannt, nur überraschend, wie wenig Kollgen beim täglichen Senden darauf auch wirklich achten.

Unterbrechung beendet <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />
 
@Berliner/Zeuge

Danke nochmal für die allgemeine Einführung. Schadet sicher nichts, wenn man verschiedene Sachen nochmal auffrischt <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" /> Mir gings aber konkret um den Punkt, wo Zeuge mit seiner Kritik ansetzen wollte. Das ist offenbar:
</font><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><hr /><font size="2" face="Verdana, Arial"> Ich nehme an, dass "Zeuge!" folgender Satz stört:
"Ein Mann hatte seinen Sohn, seine Ex-Frau und deren neuen Freund überfallen und mit einem Messer bedroht." -&gt; Ein Mann überfiel und bedrohte mit einem Messer seinen Sohn, seine Ex-Frau und deren neuen Freund.
</font><hr /></blockquote><font size="2" face="Verdana, Arial">Da bin ich anderer Meinung. Ich sehe davon ab, auszubauen, dass ich den Satz des Berliners sprachlich nicht so toll finde. Das ist nicht gemein gemeint, aber ich finde, wenn ich den höre, dass er komisch klingt.

In der Meldung, die ich geschrieben habe, denke ich, bereits im ersten Satz, geklärt zu haben, worum es geht. Der Hörer weiss also schon vor Beginn des zweiten Satzes, worum es geht. Überfall und Messer sind nur Erläuterungen, die der Bebilderung wegen nachgesetzt werden.

@bolli
Bitte bringe Beispiele, um deine wenig konstruktive Behauptung zu untermauern, so dass wir sie diskutieren können!

Besinnlichen 18. Dezember wünscht

break
 
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