Nachrichtensprache, Agenturendeutsch, Behördenformulierungen in den News

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Guten Tag!
Vorab auch diesmal der Hinweis, dass das hier alles nett gemeint ist.

Heidi schrieb:
Tödlicher Autobahnunfall heute morgen auf der A815. Bei Pusemuckelsdorf im Kreis Hinterpfuiteuflingen war ein Fiatfahrer gegen einen Brückenpfeiler gerast. Der 35jährige war sofort tot. Eine Mercedesfahrein krachte in die Unfallstelle, verletzte sich aber nur leicht. Die Polizei sagte uns - die Aufräumarbeiten laufen warscheinlich noch bis heute nachmittag, solange bleibt die A815 ab der Rastanlage Spackenberg gesperrt. Mehr dazu gleich von Kollege Schnuffelpups in unsrem besten Verkehrsdienst.
Gefällt mir, bis auf ein paar Anmerkungen zu "krachen" und "war sofort tot" (s.o.)
Die Sperrung ab Spackenberg ist aber falsch. Gesperrt ist schon ab Bergtal.

Gruß, FC
Heidi schrieb:
Nettes Spiel, wenn ich demnächst Zeit habe, konstruiere ich auch mal nen netten Fall.
Bin jetzt schon gespannt.... :cool:
 
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Eine kleine Sache noch zur @K6-Version: Imperfekt geht eigentlich gar nicht. Abgeschlossene Vergangenheit in aktuellen Nachrichten ! Deshalb immer Perfekt, lautet der Merksatz. Nur wenn wirklich eine Vorgeschichte erklärt werden soll, geht auch Imperfekt.
 
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Hab' jetzt keine Zeit, auf alle Postings im einzelnen einzugehen. Zu K6ens: Alles Fakten sind drin, das wichtigste Faktum am Anfang, die Sprache ist sachlich und korrekt, sogar der Widerspruch zwischen den vergleichsweise hohen Außentemperaturen und der angeblichen überfrorenen Nässe als Ursache ist erwähnt.

Die anderen: Nach meinem Geschmack meist zu boulevardesk, unsachliche Formulierungen (gerast, gekracht), keine oder falsche indirekte Rede, Darstellung einer Aussage als Faktum ("Zur Unfallursache kann die Polizei noch nichts sagen." - Vielleicht doch, will es aber nicht. Stimmt zudem nicht, denn die Polizei vermutet eine Ursache). Zudem ist der SLK in mehreren Meldungen "in die Unfallstelle" gefahren, anstatt in das Wrack des Fiat.

Bemerkenswert übrigens, daß niemand die fehlenden Bremsspuren aufgegriffen hat - vielleicht handelt es sich um Selbsttötung?
Imperfekt geht eigentlich gar nicht. Abgeschlossene Vergangenheit in aktuellen Nachrichten ! Deshalb immer Perfekt, lautet der Merksatz.
:confused:
 
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Was gibts da verwirrt zu sein ? Weisst du nicht was Imperfekt und Perfekt ist.
Also: Beispiel: statt "es kam zu einem Unfall " ... es ist zu einem Unfall gekommen !
eine grundsätzlichere Regel für News gibts fast nicht.
 
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:confused: , weil ich von dieser Regel noch nie auch nur gehört, geschweige denn sie in Nachrichten (und ich meine gute) umgesetzt gefunden habe.
 
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Hab zwar eigentlich keine Zeit, aber dass hab ich im Internet auf die Schnelle entdeckt, vielleicht überzeugt ja dass !? Ich bin trotzdem echt schockiert und enttäuscht und möchte endlich mal mit Profis chatten !http://www.mediaculture-online.de

Autor: Zehrt, Wolfgang.

Titel: Hörfunk-Nachrichten. Kap. 3: Formulierung der Meldung; Kap. 4: Auswahl - die unterschiedlichen Meldungen.

Quelle: Wolfgang Zehrt: Hörfunk-Nachrichten. Konstanz 1996. S. 31-108, S.218-221.

Verlag: UVK Medien.
3.6 Zeitwahl

Für alle Sätze, die nach dem Lead-Satz folgen, gilt natürlich nicht, daß sie schlichte und einfache Hauptsätze sein sollten. Eine Meldung, die aus fast gleich langen Sätzen ohne Nebensätzen besteht, wäre für die Hörer unerträglich, weil sie nicht unserem normalen Hör- und Sprachverhalten entspräche. So wird die gut geschriebene Nachrichten-Meldung immer unterschiedlich lange Sätze haben und auch zwischen einfachen Hauptsätzen und Nebensatz-Konstruktionen abwechseln.

Wollte man versuchen, dies auf eine Formel zu bringen, müßte diese etwa so lauten (»Klemmkonstruktion«):

Lead-Satz
= Hauptsatz (im Notfall mit Nebensatz)

Meldungs-Satz
= Hauptsatz

Meldungs-Satz
= Hauptsatz + Nebensatz

Meldungs-Satz
= Hauptsatz + Nebensatz + Hauptsatz






Ein Großteil aller deutschen Nachrichten-Leadsätze enthält ein »hat«: Der Bundesgerichtshof hat entschieden, die Bundesanstalt für Arbeit hat heute die neueste Statistik bekanntgegeben und der FC. St. Pauli hat heute wieder verloren - alles Lead-Sätze, die im Perfekt geschrieben sind. Das Perfekt kann getrost benutzt werden, um all die Vorgänge zu schildern, die zwar abgeschlossen sind, aber deren Bedeutung oder Auswirkung noch anhält. Denn die Schilderung dieser Ereignisse im Imperfekt würde von der Alltagssprache weit weg führen: »Ich arbeitete heute sehr viel« ist gekünstelt, »ich habe heute viel gearbeitet« entspricht dagegen dem normalen Sprachgebrauch.

Gebraucht wird das Imperfekt dagegen, wenn ein tatsächlich abgeschlossenes Ereignis von dem Ereignis unterschieden werden soll, das noch Auswirkungen in die Gegenwart hinein hat. Also:

»Der FC St. Pauli hat heute wieder verloren. Die Dresdner Mannschaft erzielte bereits in der ersten Minute den Führungstreffer gegen die Hamburger.«

Gerade am Ende der Meldungen wird dann oft noch ein weiterer Schritt in die Vergangenheit notwendig: Wenn es darum geht, den Sachverhalt »hochaufzulösen«, also Hintergründe und Zusammenhänge darzustellen. Dann kommt das Plusquamperfekt zum Einsatz:

»Der FC St. Pauli hat heute wieder verloren. Die Dresdner Mannschaft erzielte bereits in der ersten Minute den Führungstreffer gegen die Hamburger. Der Trainer der Sankt Paulianer hatte bereits vor dem Spiel gesagt, daß er von seinem Amt zurücktreten werde.«

Auch die Verwendung von Gegenwarts- und Zukunftsform dürften unproblematisch sein. Die Zukunftsform (Futur) gehört allerdings zu den nicht häufig benutzten Formen in der Nachrichten-Sprache, auch für erst noch erwartete Ereignisse wird normalerweise die einfachere und übersichtlichere Gegenwartsform benutzt.

»Der FC St.Pauli spielt heute nachmittag gegen die Mannschaft aus Dresden.«

anstelle von:

»Der FC St.Pauli wird heute nachmittag gegen die Mannschaft aus Dresden spielen.«

Die Verwendung der Gegenwartsform verhindert hier, daß das Verb in zwei Hälften zerrissen wird.
 
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Sehr gut Mutti! (Auch wenn du vielleicht etwas im Ton daneben gegriffen hast) Du hast genau das richtige Fachbuch zitiert! Das Buch von Zehrt ist hinsichtlich Radionachrichten derzeit für mich das Standardwerk. Mit einigen Abstrichen läßt es sich auch für Fernsehnachrichten verwenden. Damit ist zumindest klargestellt, daß es eindeutige Regeln für Hörfunknews gibt! Wer von sich behaupten möchte, daß er Nachrichten schreiben kann, der sollte den Inhalt dieses Buch beherzigen oder zumindest kennen. Ob man ihn anwendet ist allerdings eine ganz andere Sache. Das hängt stark vom jeweiligen Senderformat und dessen Zielgruppe ab.

@makeitso
Auch wenn du vom K6-Text sehr begeistert bist, er hat handwerklich ein paar Schwächen. Der Text ist vom Stil mehr eine Erzählung, weniger ein Nachrichtentext. Diesen Text könnte eher ein Moderator präsentieren, wenn (beispielsweise!) der Unfall als Thema in einer Sendung aufgegriffen würde.(wenn das Verkehrschaos z.Bsp. sehr erheblich ist)Das K6 alle Fakten reinpackt ist nicht primär entscheidend. Dies kann sehr oft sogar verwirrend sein! Deswegen ist es wichtiger, nicht zwingend notwendige Fakten wegzulassen. Die fehlenden Bremsspuren zähle ich in diesem Fall dazu, weil daraus eben nicht nur eine Selbstmordtheorie gstrickt werden könnte. Der Wagen hätte doch auch einen Bremsdefekt haben können, oder der Fahrer ist eingeschlafen und hat deswegen nicht mehr bremsen können usw. Also deswegen sollte man hinsichtlich der Unfallursache es bei der Polizeivermutung "Eisglätte" belassen. Das der Leadsatz mit der Hauptinformation aufmacht, daß setze ich voraus. Das muß nicht extra erwähnt werden.
Wie dem auch sei: ich betone nochmals, der Stil von Nachrichten wird entscheidend durch die Senderphilosophie, alos Format und Zielgruppe geprägt. Boulevardorientierte Stationen hätten aus dem Unfall auch schnell ein Todesdrama stricken können...und die verletzte Frau ist mit zehn Schutzengeln knapp dem blutigen Unfalltod entronnen usw. Diese Darstellungsformen stehen jeder Station frei....allerdings deckt sich dies nicht mehr mit dem Nachrichtencharakter. Aber dazu gibt es ja keinen Zwang!
 
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@ Mutti:
Jetzt kann ich Dir folgen. Das klingt aber deutlich anders als in Deinem Beitrag #127, in dem Du den Imperfekt in Meldungen generell (mit einer Ausnahme) abgelehnt hast.

@ Nomos:
Die von Dir genannten handwerklichen Schwächen sehe ich nicht. Schon gar nicht kann ich mir K6ens Text als Moderation vorstellen, dazu wäre er viel zu trocken und zu hauptsatzlastig.
 
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Ich habe zwar von Radiomachen keine Ahnung, aber ein bisschen von Grammatik - und da wollte ich noch mal nachfragen:

Wird das Imperfekt bei euch tatsächlich standardmäßig für abgeschlossene Handlungen verwandt???
Wie der Name schon sagt, ist der Zweck dieser Zeitform nämlich, unvollendetes (im-perfekt) auszudrücken. Das Perfekt hingegen ist die vollendete Vergangenheit und alles, was schon zu einem früheren Zeitpunkt abgeschlossen war, wird im Plusquamperfekt ausgedrückt (plus-quam-perfekt = mehr als vollendet). Wie der Lateiner sagt: Sunt tria praeterita.

Allerdings muss ich einräumen, dass die deutsche Grammatik sehr unsauber mit ihren Wurzeln umgeht. Dass Perfekt und Imperfekt nun aber schon standardmäßig vertauscht werden sollen, bringt mich ins Grübeln.
 
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So geht es mir auch. Das war es auch, was mich bei Muttis erstem Posting zu diesem Thema so verwunderte, zumal ich die Verwendung des Imperfekts in Kasechsens Meldung als absolut korrekt empfand.
 
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Ich frage mich angesichts des vielen Lobes, den der Text von K6 hier eingeheimst hat - ohne auf Wortwahl, Stil und Aufbau eingehen zu wollen - welcher Sender würde diese Meldung so on air gehen lassen? Sie ist selbst für DLF viel zu lang!
 
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Guten Montag!

Und mich würde weiterhin interessieren, ob euch zu den anderen Texten auch noch ein paar Anmerkungen einfallen.

Gruß,
FC
 
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Gebührenzahler, Makeitso @ eure Verunsicherung kommt wahrscheinlich einfach vom Begriff Imperfekt :

"Deutsche Enzyklopädie:
Das Imperfekt (oft auch Präteritum) ist die grammatikalische Zeitform der Verben, die bereits abgeschlossene Ereignisse der Vergangenheit ausdrückt. Die Bezeichnung Imperfekt oder ihre deutsche Übersetzung unvollendete Vergangenheit wurden aus der Grammatik des Lateinischen übernommen. Da sie für eine Zeitform, die im Deutschen anders als im Lateinischen (auch) abgeschlossene Ereignisse ausdrückt, recht irreführend ist, wird heute in der deutschen Grammatik immer mehr der Begriff Präteritum verwendet."

Im ganz normalen Sprachgebrauch, ist es euch sicher klar: da erzählt man aktuelles ganz klar im Imperfekt. Keiner sagt: " meine Mutti weckte mich heute schon um 6. "
Sondern "Meine Mutti hat mich schon um 6 geweckt !

Heidi@ ich stimme dir vollinhaltlich zu: die Meldung von K6 ist vielleicht ausführlich und korrekt, was die Fakten angeht, aber wer will über einen relativ ordinären Unfall einen solchen Roman hören ?

Im ganz
 
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Im ganz normalen Sprachgebrauch, ist es euch sicher klar: da erzählt man aktuelles ganz klar im Imperfekt. Keiner sagt: " meine Mutti weckte mich heute schon um 6. "
Sondern "Meine Mutti hat mich schon um 6 geweckt !
Was ja dann doch eher das Perfekt wäre...

Begriffsverwirrung anscheinend allerorten. :p
 
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Verzeihung ! du hast natürlich recht: ich meinte natürlich das Perfekt. Wie die Beispielsätze zeigen. 1. ist Imperfekt, 2. ist Perfekt
 
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Mutti schrieb:
Heidi@ ich stimme dir vollinhaltlich zu: die Meldung von K6 ist vielleicht ausführlich und korrekt, was die Fakten angeht, aber wer will über einen relativ ordinären Unfall einen solchen Roman hören ?

Im ganz
Im ganz...?

Ich hätte vielleicht dazu sagen sollen, daß es mir bei diesem Spiel ausschließlich darum ging, wie man gesammelte Fakten garkocht. Oder stellt jemand für ein mehr als einen Landkreis bedienendes Medium großartige Recherchen an, wenn sich mal wieder jemand den Schädel eingefahren hat?

Ach ja: Danke für die wohlwollenden Meinungen, die in bestimmter Hinsicht das untermauern, was mir bei passenderer Gelegenheit auch schon gesagt wurde. Nun müßte man nur noch etwas daraus machen, daraus machen können wollen sich trauen, ...
 
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Sorry dass ich meinen alten Thread nochmal hervorkrame, aber ich habe zwei so schöne Beispiele von Agenturendeutsch, die ich einfach mal zur Diskussion stelle. Also --

Beispiel 1:Krankenkassen/Statistik/
»Leistungen für Mitglieder der Krankenkassen sinken =

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Gesundheitsreform lässt die
Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im Südwesten sinken:
Die Orts-, Betriebs-, Innungs- und Landwirtschaftlichen Krankenkassen
gaben 2004 mit 12,1 Milliarden Euro 2,7 Prozent weniger aus als im
Vorjahr, teilte das Statistische Landesamt am Montag in Stuttgart
mit. Weniger wurde auch in den Risikostrukturausgleich gezahlt,
während für die Verwaltung mehr aufgewendet werden musste.

Die Gesamtaufwendungen lagen bei 14,8 Milliarden Euro oder 3120
Euro je Mitglied. Damit betrug der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr
3,2 Prozent. Dem standen Beitragseinnahmen in Höhe von 14,1
Milliarden Euro gegenüber - 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mehreinnahmen unter anderem aus dem Risikoausgleich führten zu
Gesamteinnahmen von 15,3 Milliarden Euro. Damit liege der Überschuss
der gesetzlichen Krankenkassen 2004 bei gut 485 Millionen Euro,
teilten die Statistiker mit.

Auf die Krankenhausbehandlung entfällt ein Anteil aus den
Gesamtleistungen von einem Drittel. Die Aufwendungen dafür stiegen um
3,1 Prozent oder 896 Euro pro Mitglied. Auf Platz zwei lagen die
Ausgaben für Arzneien, Verband, Heil- und Hilfsmittel mit einem
Anteil von 22 Prozent. Die Ausgaben dafür gingen unter anderem wegen
der Zuzahlungen um 7,7 Prozent zurück. Die Praxisgebühr von zehn Euro
pro Quartal führte zu einem Rückgang der Kosten für ärztliche
Behandlung um 15,4 Prozent auf 424 Euro je Beitragszahler.

Wer Lust hat kann ja daraus mal ne kurze News-Meldung zimmern. Viel Spaß.

Und hier die zweite - auch nicht schlecht:

Korruptionsverfahren gegen Reutlinger Ex-OB eingestellt =

Tübingen/Reutlingen (dpa/lsw) - Die Tübinger Staatsanwaltschaft
hat das Ermittlungsverfahren gegen den früheren Reutlinger
Oberbürgermeister Stefan Schultes (CDU) eingestellt. Der Verdacht der
Untreue und des Betrugs im Zusammenhang mit dem bundesligatauglichen
Stadionausbau habe sich nicht erhärtet, teilte die Behörde am Montag
mit. Der Vorwurf, dass er dem Gemeinderat wichtige Fakten
vorenthalten habe, habe sich nicht bestätigt. Auch habe er nicht die
wirtschaftliche Situation des SSV Reutlingen verschleiert, um
Fördermittel des Landes zu erhalten.

Die Staatsanwaltschaft hatte Schultes vorgeworfen, die Stadt zu
dem 15 Millionen Euro teuren Ausbau veranlasst zu haben, obwohl ihm
die desolate finanzielle Situation des SSV Reutlingens bekannt war.
Er habe ein entsprechendes Wirtschaftsgutachten über den SSV
Reutlingen dem Gemeinderat vorenthalten. Die Staatsanwaltschaft kam
nun zur Erkenntnis, dass die Expertise keine Informationen enthielt,
die das Gremium hätten umstimmen können. Nach Sichtung der Akten des
Kultusministeriums hätten sich zudem keine Anhaltspunkte dafür
ergeben, dass Schultes der Behörde Umstände vorspiegelte, die einen
Irrtum über die Fördervoraussetzungen hätten erzeugen können. Das
Kultusministerium ist für Sportförderung zuständig.

Das Finanzdesaster des Fußballclubs hatte zu dessen Abstieg aus
der zweiten in die vierte Liga geführt. Das machte die Investition in
das Stadion nahezu sinnlos, zudem konnte der Verein nicht den
vereinbarten Drittelanteil an den Kosten aufbringen. Der Ex-Präsident
des SSV, Dieter Winko, verbüßt im Zusammenhang mit dem Finanzdebakel
des Clubs derzeit eine knapp fünfjährige Haftstrafe. Er hatte seinen
Arbeitgeber um mehr als drei Millionen Euro betrogen und das Geld
vorwiegend an den SSV weitergeleitet. Als sein Gebaren zum Vorschein
kam, endete auch der sportliche Höhenflug des SSV Reutlingen. Derzeit
spielt der SSV in der Oberliga Baden-Württemberg.

Beide sind eine echte Herausforderung. Also Eure Meinung dazu, bin gespannt...
 
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Wer Lust hat kann ja daraus mal ne kurze News-Meldung zimmern. Viel Spaß.
Kranke kosten weniger

Die Krankenkassen im Südwesten Deutschlands profitieren von der Gesundheitsreform. In 2004 gaben sie rund 12 Millarden Euro weniger aus als im Jahr zuvor. Gestiegen sind hingegen die Kosten für Verwaltung und Krankenhausaufenthalte. Lediglich die ärztlichen Behandlungskosten konnten auf Grund der neu eingeführten Praxisgebühr um 15% gedrückt werden. Wie ein Sprecher der Kassen gegenüber unserem Sender erklärte, sollen die Überschüsse in Millionenhöhe jedoch nicht für Beitragssenkungen verwendet werden. :p
 
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Die Aussage des letzten Satzes hast Du Dir mal eben so zusammengereimt. Obwohl: Warscheinlich wird es so sein *grummel*.

@sp
Dass Du so locker flockig dieses Agenturmonstrum zu einer halbwegs verständlichen Meldung hinbiegst, spricht für Dich, aber dass Du es ohne erkennbare Schmerzen ob den Ursprungstextes tust spricht für eine gewisse Abhärtung, was solche Agenturtexte betrifft (haste mittlerweile Hornhaut aufm Hirn?). ;)
 
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Ich lobe jetzt einfach mal nicht - weil das unser täglich BROT ist - Agenturmeldungen in einigermaßen klare Sätze umzuformulieren. Mein Rat: Agentur lesen - weglegen/klicken und aus dem Gedächtnis die Meldung schreiben - die Fakten dann nochmal checken und ab dafür ....

Am besten bei Agenturmeldungen selbst nachfragen (recherchieren !) und die Meldung dann mit selbst recherchierten Fakten besser schreiben !
 
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Die Einsparungen sollen tatsächlich nur zur Schuldentilgung verwendet werden. Hab ich im Fernsehen gehört ... Und hier noch die zweite Meldung hinterher:

Oberbürgermeister bleibt straffrei

Die Ermittlungen gegen den früheren Reutlinger Oberbürgermeister Stefan Schultes wurden eingestellt. Die Staatsanwaltschaft ließ heute den Vorwurf fallen, Schultes hätte sich der Untreue und des Betrugs beim Stadionausbau des SSV schuldig gemacht. Hintergrund des Verfahrens war die desolate Finanzlage des Fußballclubs. Ausgelöst durch den Ex-Präsidenten des SSV hatte sie zum Abstieg aus der zweiten in die vierte Liga geführt.
 
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Heidi schrieb:
aber dass Du es ohne erkennbare Schmerzen ob den Ursprungstextes tust spricht für eine gewisse Abhärtung, was solche Agenturtexte betrifft (haste mittlerweile Hornhaut aufm Hirn?). ;)
Agenturdeutsch hin und her: Wirklich schlimm ist doch, wie verschleiernd solches Wortgeprassel sein kann. Die eigentliche Herausforderung ist von daher, aus solchen sinnfreien Texten die schlichte Wahrheit herauszufiltrieren. Im Zweifelsfall ist es ohnehin nicht die ganze Wahrheit, wie das erste Beispiel wahrlich eindrucksvoll zeigt.
 
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Ich habe noch nie jemanden getroffen, der aus Verlautbarungen von Statistischen Bundes- oder Landesämtern eine fetzige Meldung hingezimmert hat.

Was soll die Nachrichtenagentur machen? Die Wahrheit transportieren. In diesem Fall besteht die Wahrheit aus Zahlen.

Das Einzige, was man als Redakteur im Privatradio mit solchen Zahlenoverkillern machen sollte, ist, sie wegzudrücken! Ist übrigens sehr befreiend!
 
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Aber wie soll die Wahrheit rüberkommen, wenn selbst der geübte Redakteur nach dem viermaligen Lesen dieser Meldung immer noch nicht kapiert, was uns der Agenturmensch eigentlich vermitteln will. Beide Beispiele habe ich genommen, weil ich mir sicher bin: Hier hat jemand einfach nur Sätze aneinandergereiht, ohne wirklich selbst zu verstehen über welchen Sachverhalt er schreibt. Wenn doch - warum quält er uns dann mit solchen Textmonstern??
 
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