Nachwuchsmangel im Lokalfunk

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AVB

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Hey, Kollegen!

Hier wird ja gar nicht mehr gepostet!

Lasst uns doch über den Nachwuchsmangel im Lokalfunk reden.
Gibt es ihn?
Warum gibt es ihn?
Wie könnte man ihn lösen?

Meine Meinung: Es wird viel zu wenig für die Zukunftsfähigkeit unserer Branche getan.
 
Was heißt Nachwuchsmangel?

Es gibt genug radiointeressierte und auch fähige Nachwuchskräfte im NRW Lokalfunk. Leider gibt es aber keine günstigen Ausbildungsmöglichkeiten, da die Semionare bei der DHA in Dortmund wohl eher was für Mulis als für arme Studenten sind. Und so arbeiten wir so vor uns hin, frei nach dem Motto Learning by doing. Hat auch was, aber ein subventioniertes Angebot in Sachen Nachrichten und Moderationstraining wär schon nicht schlecht. Das sag ich aus eigener Erfahrung.
 
@Treffer:

Mit Nachwuchsmangel meine ich konkret, dass sich auf Redakteursstellen so wenige Leute bewerben wie nie. Ich weiß z.B., dass ein Sender nur Leute der DRITTEN Wahl bekommen hat, ich weiß von einem anderen Sender, bei dem sich nur VIER Menschen auf eine Redakteursstelle beworben haben. Das ist Nachwuchsmangel. Da stimmt irgendwas nicht.

PS: Viel Erfolg auf dem weiteren Weg! Beiß dich durch. Die Chancen sind offenbar besser denn je!
 
Viele wollen ihr Volontariat auch gar nicht mehr im Lokalfunk machen; was ich persönlich überhaupt nicht verstehen kann. Nirgens darf man soviel machen wie bei den Locals...
Und Ausbildung ist oft das, was man selber daraus macht...
Ich möchte die Zeit der "Narrenfreiheit" nicht missen. Das hätte es bei einem landesweiten Sender oder beim WDR niemals gegeben.
 
Kann es sein, daß im Lokalfunk die Bezahlung nicht so toll ist? ....wahrscheinlich geht auch kein Redakteur, der in landesweiten Sendern Fuß gefaßt hat in den Lokalfunk??!!! ich habe den Eindruck, daß Lokalfunkredakteure bei den ÖR und den landesdweiten Sendern wie zweite Wahl angeguckt werden.
Deshalb will wohl keiner in den Lokalfunk..
 
Der offensichtliche Sog der landesweiten Sender (womit man hier immerhin das Bundesland wechseln muss) und des WDR ist natürlich enorm.
Er erklärt aber nicht den Nachwuchsmangel im Lokalfunk. Denn von dort führt meistens der Weg erst in die anderen Funkarten.
Habt Ihr in Euren Redaktionen das Gefühl, dass Nachwuchsfunker nicht genug motiviert werden, oder dass für sie schlicht und ergreifend kein Geld - und damit auch keine Perspektive - da ist?
 
Ich habe oft den Eindruck, dass die jungen Freien es nicht mehr nötig haben. Wenn ein Wochenendtermin zu besetzen ist, hat niemand Zeit.
Aber ich frage mich, in welchem Job man sonst so schnell soviel Kohle verdienen kann?

Als Redakteur sieht das schon etwas anders aus...eine Familie (wie mein Papa sagen würde) bekommt man von dem Gehalt nicht satt. Und hier sieht es bei den ÖR auch nicht sonderlich anders aus...soviel mehr bekommen die als fester Redakteur im ersten Jahr (!) auch nicht.
 
ach ja...
@Mixdown

ich finde es völlig beknackt, wenn man schief angesehen wird und das muß sich auch niemand gefallen lassen. Denn viele Kollegen bei den landesweiten Sendern und bei den ÖR haben schlicht vergessen wo sie her kommen und wo sie ihr Handwerk gelernt haben. Ein Zeichen für Arroganz; und neben charakterlich so schwachen Menschen muß man sich nicht schlecht fühlen: ganz im Gegenteil!
 
Das sehe ich genau so!

Es gibt nur gute Mitarbeiter oder schlechte Mitarbeiter.
Ganz egal ob Local, ÖR oder landesweit.
 
Das sehe ich anders!!

Das Problem ist doch, dass auf 10 Praktikanten maximal zwei motivierte und fähige Leute kommen. Viele finden "Radio machen" einfach nur chic oder gerade mal in. man hat was "mit Medien" gemacht und gerade das ist ja für viele Selbstdarsteller das wichtigste. Der Job dahinter, Termine zu denen man sich hinschleppt, egal ob man krank ist oder nicht, die Identifikation mit dem Sender auch mal was für wenig oder gar kein Geld zu machen ist doch bei vielen gar nicht vorhanden. Und wenn sie dann mal den Weg hinter das Mikro und zur roten lampe geschafft haben werden sie hochnäsig und beginnen zu vergessen wer sie hinter das Mikro gelassen hat. Richtig an sich arbeiten will doch keiner mehr, solange sich keiner beschwert wird schon alles seine Richtigkeit haben. Oh Mann, kein Wunder dass die Hörerschaft denkt, die kommen da an ziehen das Mikro hoch und fangen an zu labern. Einige machen das wohl wirklich so. Wir brauchen fähige, interessierte und begeisterte Freie und keine Möchtegern Gottschalks.
 
Wen genau müssen wir hier in die Verantwortung nehmen?
Die Freien?
Die Redakteure, die nie was sagen?
Die Chefs, die alles durchgehen lassen?
 
Nachwuchsmangel ??? Soll das ein Witz sein ? Ich würde eher sagen, Stellenmangel !
Denn ich kenne genügend studierte „mullis“ mit einer überqualifizierten Ausbildung, die sehr gerne beim Lokalfunk arbeiten würden. Nur leider bekommen sie hierzulande keine Chance, da sie offensichtlich nicht genügend Vitamin B mitbringen. Denn letztendlich ist dass neben ausgiebigen Schleimorgien beim Radio-Chef scheinbar alles, was zählt. Eine Ausbildung steht oft erst an zweiter wenn nicht sogar erst an dritter Stelle. Gleiches gilt vereinzelt auch für Schulabschlüsse. Die spielen scheinbar nur eine Nebenrolle. Meines Erachtens sollte zumindest ein gutes Abi vorhanden sein.
Gottseidank gibt es da noch Fernsehsender und öffentlich-rechtliche Anstalten wie die DW, DLF oder WDR. Hier zählt vor allem eins: Eine gute Ausbildung !
 
Gut ist noch lange nicht gut!

Was nützt es mir wenn der Mensch der da vor dem Chef sitzt zwar eine gute Ausbildung hat aber leider gar keine Ahnung wie der Hase läuft. Meines Erachtens muss man den Knochenjob (Umfragen morgens um 7; Samstagabendtermine...) erst mal eine Zeit lang mitgemacht haben. Wer dann noch Lust auf "Journalist sein" hat, der ist gut, der kann sich durchbeissen und aus Quark mit Sosse ein gutes Stückchen machen.
 
Der Treffer hat auf jeden Fall recht!
Und der Funkflöter hat- mit Verlaub- nicht ganz so die Ahnung vom Radiojob!...zumindest hat man den Eindruck!!

Von Stellenmangel kann nun wirklich nicht geredet werden!!
Es gibt einfach zu wenig gute Leute die arbeiten können und auch arbeiten wollen!!!!
Mir sind nämlich schon eine ganze Menge "Hochqualifizierte"(funkflöter)begegnet, die es ganz toll fanden "Journalist" zu sein und "beim Radio zu arbeiten"...als sie dann aber mitkriegten, daß beim Radio viel Arbeit dranhängt (Der Treffer hat es treffend beschrieben)da waren sie dann ständig krank, oder hatten sonstwelche Ausreden...und haben dann die Probezeit nicht geschafft!
Vitamin B ist natürlich auch wichtig...soweit hat der Funkflöter wiederum recht...wenn aber jemand seinen Job nicht beherrscht, dann fliegt er irgendwann wieder raus...obwohl das zugegebenermaßen zuweilen etwas länger dauern kann (je nach dem wie gut das Vitamin B ist)

Das soll aber jetzt kein Schimpf gegen alle "Höher-Qualifizierten" sein...bin so gesehen selber einer...entscheidend ist zum Schluß allerdings das berufliche Können und nicht die Zahl der Abschlüsse!!!

Gruß in die Szene!
 
Den Ausdruck "Vitamin B" finde ich fürs Radio ziemlich unpassend. Man sollte es lieber als "menschlichen Faktor" bezeichnen, also die Fähigkeit, allein durch sein Auftreten und nicht durch sein Können zu überzeugen.
Unter "Vitamin B" verstehe ich aber eher so was wie: mein Onkel kennt jemanden, der jemanden kennt..."
 
Um noch mal auf die Thesen "Warum haben Freie manchmal keinen Bock, einen Termin am Wochenende zu besetzen" und "Aber ich frage mich, in welchem Job man sonst so schnell soviel Kohle verdienen kann" zurückzukommen: Ich denke, Ihr wisst alle, wie hoch die Sätze für Beiträge, Töne etc. (bei den Locals) sind. Um für die Kohle zu arbeiten (man rechne sich mal den Stunden- bzw. Tagessatz aus, ziehe noch Sozialabgaben und Vorsorge ab usw.), gehört schon ne Menge Idealismus dazu. Das sich immer noch "Dumme" finden, ist eigentlich erschreckend. Und solange es Idealisten gibt, die für die Kohle arbeiten (um irgendwann mal Chancen auf ne feste Stelle zu bekommen), wird sich auch nix ändern. Vergleicht doch mal, was Zeitungen zahlen!
 
Da stehen wir ja mal wider vor einer Grundsatzfrage. Ist Radio eher Idealismus oder doch "nur" ein Job. Ich persönlich bin ja ein fürchterlicher Idealist. Und ich stehe dazu: Richtig gute Radioleute müssen in Sachen Radio schon einen ziemlichen Sprung in der Schüssel haben, sonst wird der Hörer merken, dass der da hinterm Mikro nur seinen Job macht. Und es gibt sie wirklich, die Moderatoren die nach vielen vielen Jahren immer noch mit leuchtenden Augen im Studio stehen. Ich kenn sogar jemanden den ihr alle kennt, der so ist. (Mein name könnte u.U. darauf schliessen lassen wen ich meine)
Ein tolles Quiz, oder??
 
Was muss ich da lesen ??? Ich habe keine Ahnung – also Bitte !
Da zeigen sich mal wieder unsere Hobby-Radiomacher von ihrer besten Seite !
Mir ist kein Wochenend-Termin zu früh ! 7:00 Uhr ist doch eine sehr gute Zeit und 80 Mark sind für einen „Gebauten“ doch auch ok – oder ?
Was verdienen denn unsere Kollegen aus dem Print-Bereich ? Die werden nach Pfennigen je Zeile bezahlt – dass ist mies und viele arbeiten dennoch !
Wer beim Radio meckert und nur ans Moderieren denkt, ist einfach fehl am Platze. Und genau das sind diese nicht gebildeten Kaufmann-Azubis, HobbyDJ’s, Elektriker, Friseuere und Kuststoffbieger, welche nur durch Vitamin-B ans Mikro gelangt sind. Die „Schleimorgien“ der Radiostars gehen sogar soweit, dass Chefredakteuren oder VG-Mitgliedern beim Umzug geholfen wird, Gartenarbeiten erledigt werden, oder oder. Mir sind schon genug Dinge diese Art von anderen Kollegen und Sendern zu Ohren gekommen. Im Studio haben sie alle dann natürlich vor allem bei rotem Licht eine große Klappe. Am Aufnahmegerät oder bei den Lokalnachrichten aber nicht. Ganz klar, denn dass ist journalistische Arbeit, die einen gewissen Bildungsstandard erfordert.
Meines Erachtens sind solche Leute viel besser im Bürgerradio aufgehoben.
 
80 Mark für nen Gebauten ist nicht viel.
Ich möchte an dieser Stelle ein kleines, polemisches Rechenbeispiel aufstellen:
Vergleichen wir doch mal den freien NRW-Lokalfunk-Reporter mit einer Kassiererin beim Aldi. Angenommen, die Kassiererin verdient 2800 DM brutto im Monat. Plus X-Mas-Geld sind das - inklusive Arbeitgerberanteil an SV, RV etc. - 43435 DM im Jahr, die Aldi braucht, um die Kassiererin zu bezahlen. Will nun ein freier Funker auf diese Summe kommen, müsste er, wenn er jeden Tag des Jahres arbeiten würde, pro Tag 119 Mark verdienen. Das sind dann ein Beitrag + 1 oder 2 Aufsager o.ä pro Tag. Ist zu schaffen.
Legen wir mal andere Maßstäbe an:
Bei einer 6-Tage-Woche, ca. 15 Feiertagen, 25 Tagen Urlaub und 3 Tagen Krank müssten es dann schon
160 Mark pro Arbeitstag sein. Zwei lockere Beiträge also. Und dann bist Du auf Aldi-Kassiererin-Niveau.
Ich sag mal, das ist 1a Ausbeutung der Arbeiterklasse :)))) (oder anders gesagt: wer wenig verdient, macht den Chef reich).

Nachtrag: gilt ähnlich natürlich auch für Newsleute etc.

[Dieser Beitrag wurde von Blechkuchen am 26.09.2001 editiert.]
 
Eigentlich wollte ich ja nach dem letzten Funkflöter-Eintrag jeglichen Kommentar lassen....Aber Blechkuchen mußte ich noch zustimmen!
Leute!!! 80 Mark Mark für einen BmE sind ein Witz!! Dafür würde ich noch nicht mal ungeschnittene Otöne verkaufen!
Mit diesem Preis hat sich Funkflöter als Amateuer geoutet!! (Sorry!)

Und jetzt Klartext: Ein guter gebauter Beitrag ist zwischen 200 und 250 Mark wert.
Je nach Länge und Thema!
Das ist zum Bsp. beim ÖR immer drin!
Private landesweite Sender zahlen meist weniger...da ist aber die Mehrfachverwertung nicht so problematisch...beim ÖR ist der Beitrag nämlich dann im bundesweiten System drin, und kann nur schlecht nochmal verkauft werden, weil es sonst Ärger mit dem Konkurrenzausschluß gibt.
Wer Beiträge für 80 Mark verklingelt, der macht seine eigenen Arbeit schlecht.
Und wie Blechkuchen völlig richtig ausführte, ist es einfach nicht möglich mit so einem Verdienst menschenwürdig zu leben!!!!Und das Gehalt einer Aldi-Verkäuferin kann nicht das Ziel sein!! ( damit will ich aber auf keinen Fall den schweren Job einer Aldi-Kassiererin in Mißkredit bringen)....und was die rhetorische Frage von AVB angeht: "Sind wir nur für Geld beim Radio?" kann ich nur ausweichend sagen: Auch! ...denn wenn die hohen Anforderungen beim Radio nicht einigermaßen vernünftig entlohnt würden, dann wäre es selbstzerstörerisch sich in dieser Branche aufzureiben! ...und wer noch auf das Argument von Geschäftsführern, zur Begründung von Hungergehältern, reinfällt " Aber Kollege, dafür arbeiten sie doch beim Radio..." der tut mir leid!!!..und der kann auch nicht gut sein!!...denn gute Leute kosten Geld! und das ist in der Branche eigentlich auch bekannt!

...So, und jetzt könnt ihr mich beschimpfen

trotzdem noch einen Gruß in die Szene!
 
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