Nächstes Jahr gibt's den Super-Gau...

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Damit meine ich Musikredakteure, die am liebsten die Musik senden, die Sie selber mögen und ihr engster Freundeskreis, die also nur nach innen schauen - gibt es noch in öffentlich-rechtlichen Feuchtbiotopen einige, wenn du zum Beispiel dir mal Radio Eins in Berlin anhörst, die es fertig bringen, die C-Seite von einer B-Seite zu senden und sich dabei sehr cool vorkommen.
 
Ja wenn die C-Seite von der B-Seite gut ist, wo ist dann das Problem? Mitte der 80er hatte man bei uns so etwa 200.000 Titel zur Auswahl, aus denen man dann das sendete, was passte für die Zielgruppe. Auch LP-Tracks, Rückseiten, weiß der Teufel was. Das war höchst erfolgreich. Hab auch keine Ahnung, warum man in den 90ern davon abkam. Mit jedem Berater wurde die Rotation enger, die Hörerzahlen schlechter. Immer wenn ein Musikchef tun und lassen konnte was er wollte (keineswegs introvertiert, genau das gegenteil), gingen die Zahlen wieder hoch. Das war nicht gut, also holte man den nächsten Berater, und der gewünschte Erfolg kam: Die Hörerzahlen waren wieder scheiße. 1999 hatte ich dann nochmal als Privatfunkmusikfuzzi rund 3.000 Songs in der Rotation, viel Regionales gabs extra, die Leute liebten es, die Hörerzahlen sausten hoch. Und als dann wieder Dumpfbackenmusik befohlen wurde, da hagelte es nur so Proteste. Was lernen wir daraus? Natürlich nix. Wollte es nur zum wiederholten Mal gesagt haben. Und jetzt sag ich dazu nichts mehr.
 
Dann nenn mir doch mal einen ernst zu nehmenden Sender, wo durch eine erweiterte Rotation die Hörerzahlen hochgegangen wären. Es ist doch umgekehrt, je besser gepflegt eine Rotation ist, desto erfolgreicher ist das Programm.
 
Es wird doch dauernd Rotation mit Archiv verwechselt !
Bei den Sendern, bei denen eine 800 Titel - Rotation auch annähernd die Archivgröße ist, da ist der Sender eh schon kaputt.

So gibt es Sender, die haben eine Rotation von 700 Titeln mit einem Archiv von 3000 Titeln und da gibt es Sender, die haben ein Archiv von 200.000 Titeln und ebenfalls eine Rotation von 700 Titeln.
Wenn aber nach 2 Monaten immer wieder ANDERE 700 Titel rotieren, dann ist es ok !
Je besser gepflegt, also je mehr eine Rotation dauernd angepaßt wird, desto mehr Abwechslung hat man und umso interessanter wird es und keiner beklagt sich über die ewigen Wiederholungen.

In den ersten Privatradios, als wir noch keinen Selector und PC hatten, machten wir es so:

Minimale Rotation und sehr großes Archiv. Wir hatten eine sehr kleine Rotation: Nur 250 bis 300 Titel. Aber die pflegten wir so gut, sodaß wir täglich eine neue Rotation von diesen maximal 300 Titeln hatten.

Das ging ganz einfach: Die Plattenkiste, die gestern gesendet wurde, durfte erst übermorgen wieder eingeräumt werden, damit sie kein anderer Kollege erneut erwischte.
Ich kann mich in 20 Jahren Radiozeit von ca. 1975 - 1995 kein einziges Mal erinnern, daß sich ein Hörer über die Musikwiederholungen beklagt hätten. Heute gibt es in einem Jahr mehr Klagen darüber.
 
@ Dudelhuber : Dann nenn mir doch mal einen ernst zu nehmenden Sender, wo durch eine erweiterte Rotation die Hörerzahlen hochgegangen wären. Es ist doch umgekehrt, je besser gepflegt eine Rotation ist, desto erfolgreicher ist das Programm.
Müßte man nachforschen, aber eines weiß ich aus Österreich:

In Wien auf 92.6 Mhz: Vorher: HIT-FM mit typischer junger und enger HIT-Rotation.
Jetzt nach einem Jahr ist auf dieser Frequenz Radio Arabella mit älterer und deutlich größerer Rotation zu hören: Die Hörerzahlen haben sich mehr als verdoppelt !
 
Nunja - das ist ja ein Formatwechsel.Weil sie in Wien mit dem jungen Format keine Nische mehr gefunden haben, sind sie auf ein altes Format umgeschwenkt, dass eine Marktlücke gefunden hat. Das ist leider etwas ganz anderes. Wenn sie in dem jungen Format durch Spielen von Independend oder so verdoppelt hätten, ja das hätte deine These belegt. Aber Schwamm drüber, das ist nicht das Thema dieses Forums, hier geht es um die wirtschaftlichen Aussichten im kommenden Jahr.
 
Herr Pirni spricht recht. So isses, und so wars. In etwa. Vor allem das mit der Plattenkiste. Schön war das. Und den Zettelchen an den Platten. Und den Bändern zwischendrin. Und den vier bis fünf Musikredakteuren plus zwei Raus und Reinträgern und zwei Erfassungsdamen in der kleinen Lokalsender Musikrotation. Wie putzich, aber es tät auch heut noch mit Kombjuda gehen. Doch wirklich. Dudelhuber, Du Dödel: Wie soll ich denn den Beweis erbringen, daß bei größerer Rotation die Hörerzahlen steigen. Ich kann ur sagen: Ein einziges Mal hab ichs ein Jahr lang ausprobieren können, und da waren 40 Prozent Zuwachs. Ich weiß nur: Bei uns sind sie immer gesunken, je enger die Rotation. Und da alle immer nur enger machen, muss ich den Beweis schuldig bleiben. Es kommt ja auch immer drauf an, was man spielt, gell. Gefallen muss es den Leuten schon. Im übrigen: Gutes Programm, gute Aussichten, Scheißprogramm, Scheiß-Aussichten.

<small>[ 17-12-2002, 18:36: Beitrag editiert von stillstand ]</small>
 
moin, moin,

ahhh - mein leiblingsthema.
doch aus zeitlichen gründen (und da wiederholungen hier offensichtlich nicht gern gesehen sind), verzichte ich auf den üblichen - sehr langen - monolog und kürze massivst ab.

die krise ist doch schon längst da.
und wenn ich sehe, wer hier was postet, weiß man auch warum...

frohe weihnachten und einen guten rutsch ins nächste (katastrophen-) jahr.
 
Die Werbeumsätze bewegen sich auf dem 98/99 Niveau.
GJ 98/99...oh Gott ich erinnere mich.
Überall wurden Privatsender dichtgemacht.
Damals hieß es überall: GEH BLOß NICHT ZUM RADIO!
Oder bilde ich mir das nur ein?
 
Nun - das Problem ist: Die Umsätze liegen auf einem Niveau wie vor fünf Jahren. Aber die Kosten sind seit dem nicht gleich geblieben, sondern gestiegen. In fünf Jahren im Schnitt um drei Prozent - macht schon minimal ohne Zinseszins fünfzehn Prozent höhere Kosten. Da sind zum Beispiel auch die Gehälter der Radioleute drin. Dann gibt es mehr Personal: Hier noch ein Autor für die Morgensendung, dort zwei junge Kreative in der Promotions-Abteilung. dpa-audio hat dramatisch die Preise bei den großen Stationen erhöht.

Und noch ein Aspekt: Viele Gesellschafter von Radiostationen sind Medienkonzerne. Die verlieren im Moment bei fast allen ihren Beteiligungen Geld (Zeitungen, Zeitschriften) und machen Radio nur weiter, wenn ihnen das Bargeld für ihr Kerngeschäft Print bringt. Wenn die Radiorendite nicht mehr stimmt, ist das Engagement in dieser Branche, die so eigenen Gesetzen folgt und zwar schöne Renditen bei aber relativ geringen Umsätzen bringt, für sie nicht mehr interessant.

Und aus all diesen Gründen ist ein Stand wie vor fünf Jahren ganz schlecht für die Stationen.
 
Und was sagen uns die Grundsätze der Marktwirtschaft? Jedem Berg folgt ein Tal. Komisch, dass es alle aus der Kalten erwischt. In der Industrie ist man für solche Fälle gewappnet. Aber beim Radio? Ich mein, man muss kein Wirtschaftswissenschaftler sein, um vorauszusagen, dass nach dem letztjährigen Boom auch ein Tal der Tränen kommt. Eben weil letztes Jahr das Geschäft gebrummt hat (bzw. die letzten 2 Jahre), muss man Rücklagen gebildet haben. Alle, die nicht nach diesen Grundsätzen verfahren sind und nun auf der Strecke bleiben werden, haben aus marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus ein Weiterbestehen nicht verdient.
So bitter das für uns Radiofuzzis auch ist.
 
@dudelhuber:
...mit Zinseszins sind es 15,9%.
Allerdings ist deine Denkart falsch. Die Personalkosten sind in den vergangenen Jahren nicht gestiegen, sondern gesunken. Ich will hier nicht das alte Gejammere &lt;"Hier arbeiteten nur noch unbezahlte Praktikanten"&gt; aufwärmen. Aber die Arbeitsfeldverdichtung hat alle Programm-/Produktionbereiche getroffen:
- ein Moderator steht nun häufig 4-5 Stunden im Studio, vor 5 Jahren waren 3 Stunden die Regel.
- Nachrichten gibt es nur noch selten am Abend, fast nie in den Nacht. Vor 5 Jahren sah das anders aus.
- Technikabteilung wurden inzwischen fast überall aufgelöst bzw. ausgelagert
- das gleiche gilt für die Musikredaktionen
- wer hat noch Wortredaktionen?
...wir könnten noch wieter machen.

Auch die Technikkosten sind in den vergangenen
5 Jahren z.T. deutlich gesunken. Stichworte: Übertragungstechnik, Telekommunikationselemente,
Hausnetze etc.

Recht hast du natürlich mit deinem Statement über den Renditedruck der Gesellschafter. Die Verlage/Medienhäuser haben in Teilen ihrer Kernbereiche (Tageszeitungen/Zeitschriften) Probleme bekommen. Und noch viel schlimmer: Viele haben im Internet Millionen in den Sand gesetzt. Nun müssen die retabelen Geschäftsfelder (und dazu gehört Radio ohne Zweifel) mehr Gewinn abwerfen.

@Sachsenradio2:
Natürlich hast du Recht. Doch die Rekordgewinne wurden oft in Expansionsträume( Internet, neue Zeitschriftenprojekte, regionale Ausdehnung der TZ etc.) investiert. Nun ist das Geld einfach weg.
 
Stimmt Lulu !

Wenn ich denke, ich bekam im Jahre 1988 für die Stunde Moderation von 20 - 23 Ihr 30.- DM pro Stunde, durfte Musik auflegen, die ich wollte und dann noch dieses gute Geld.
Dann gab es Live-ABEND-Sendungen im privaten Lokalradio, wo eine Postleitung bestellt wurde zu horrenden Kosten und da wurde nicht nur ich als Moderator für diese Sendung bezahlt, sondern noch ein Techniker und eine Assistentin, die für die Telefonate, Plattenwünsche usw. zuständig war.
Sowas gibts heute nicht mal mehr in einem großen "reichen" Privatradio, obwohl mit heutiger Technik ( einfach Codek rein in die ISDN-Steckdose) das ganze viel, viel billiger wäre.
 
Hallo Lulu,
mit den Personalkosten hast Du recht - bezogen auf kleine Stationen. Die Einsparungsmaßnahmen, die Du beschreibst, gelten für größere Stationen ja erst seit dem letzten Jahr. Und dort sind die Personalkosten für Vertriebsleute, Marketing, Technik und Verwaltung trotzdem noch bis vor kurzem gestiegen.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben