Wer sich nicht nur
die Jugenzeitschrift BRAVO und deren Hitparaden aus den betroffenen Jahren ansieht,
sondern ALLE Musikzeitschriften am Kiosk, der sieht ganz schnell, dass auch dort
maximales Schubladen-Denken
an der Tagesordnung ist. Erst als ich meine Musikzeitschriftensammlung deutlich ausgeweitet habe, habe ich Musikformate im Radio so richtig verstanden. Wie eine Zeitschrift spricht auch ein Sender und jedes andere Wirtschaftsunternehmen eine ganz spezielle Zielgruppe an - und schließt andere damit ganz bewusst aus. Die Sender werben auch in den Zeitschriften, die Sender recherchieren mit Hilfe der Zeitschriften, die Zeitschriften schreiben über die Sender, z.B. über das Angebot oder Nicht-Angebot im Musikspezialsendungen- oder Spartenradiobereich.
Ordnet mal die Musikzeitschriften am Kiosk bestimmten Sendern oder auch nur bestimmten Sendungen im Radio zu, dann versteht ihr vielleicht, was ich meine.
In der POPCORN aus den 80ern finden Europe, Scorpions, Bon Jovi, Van Halen neben Nino de Angelo, Münchner Freiheit, Peter Maffay, Nena, Markus in
einer Ausgabe statt, I know, aber so waren wir damals in den 80ern, so war auch die Radioszene damals in den 80ern (da hat SWF3 noch Münchner Freiheit gespielt!), so ist nicht zuletzt auch
mein Musikgeschmack, aber auch das gibt (gab?) es im Radio: R.SA Sachsen hat 2010 Jürgen Drews und Metallica gespielt - nicht unbedingt in einer Sendung, aber in einem Sender. Da habe ich mich so
richtig zuhause gefühlt, weil ich persönlich beides feiere, aber trotzdem wirst du in keinem ROCK HARD Jürgen Drews finden (Heino auf dem Rocktrip war 2013 sogar drin!) und in keiner HOSSA! Metallica (gehört ironischerweise zur Extrem-Metal-Zeitschrift LEGACY).
Aber sonst ist der Musikzeitschriftenmarkt aufgeteilt in Oldie-Zeitschriften, aktuelle-Musikszene-Zeitschriften, Classic Rock- und True Metal-Zeitschriften, New Rock/Metal-, Alternative- und Indie-Zeitschriften, Punk- und Hardcore-Zeitschriften, HipHop-Zeitschriften, Techno/Elektro-Zeitschriften, Klassik-Zeitschriften, Jazz-Zeitschriften, Deutsche-Popmusik/Schlager-Zeitschriften, Sonderhefte speziell zu einer Band, einem Interpreten, einem Jahrzehnt, einer Musikrichtung. Es gibt deutsche Pendants untereinander (wie im Burger- oder Autobereich ja auch!) - und zu jeder deutschen Musikzeitschrift gibt es auch ausländische Pendants (einfacher und richtiger ausgedrückt: Großbritannien macht vor und alle ziehen nach!). Jetzt übertragt das mal auf die Radioszene! Vergleicht mal die Themen und Inhalte! (ich habe darüber meine Abschlussarbeit im Journalismus-Studium geschrieben).
Natürlich lebt da jeder in seiner Schublade, aber du musst ja auch deine Zielgruppe ansprechen. Guck dir mal den Fressbuden-Markt draußen an, der lebt auch in Schubladen! Ohne Schubladen keine Positionierung und ohne Positionierung kein Erfolg!
(Das Paar des Jahres 1972/73) / in der 70ern überraschend präsent / Die Jugend
Was redest du da? In den 70ern waren noch nicht mal die Eltern der Jugend von heute geboren! Was sind das für Vergleiche?
Ja, in den Heften aus den 70ern und 80ern war das so, habe ich ja eben auch beschrieben, aber guck dir doch mal BRAVO und POPCORN in den 90ern an. Da war da kein Jürgen Drews und Juliane Werding mehr drin, sondern Boygroups und Eurodance ohne Ende. Und heute YouTuber und vielleicht mal Beatrice Egli (seit vier Jahren kein Heft mehr gesehen). Ich weiß, wie BRAVO und POPCORN in den 70ern und 80ern aussahen und manche der 1er-Wellen bilden das ja auch ab (die, die eine Welle zuwenig haben: NDR, MDR, WDR, SR). Das ist ja gerade der Kompromiss aus SWR/hr 1 und 4 in einem Programm. Die Sender bilden BRAVO und POPCORN aus den 70ern und 80ern also perfekt ab, während sich hr und SWR auf jeweils einen Bereich in einer Welle konzentrieren. Abba hier, Jürgen Marcus da.