Ehrlich gesagt finde ich da die Nachrichten des hr wunderbar öffentlich-rechtlich und gleichzeitig modern.
Klar, sind Einzelfälle, aber: seit der Einführung der O-Ton-Nachrichten auf allen Wellen sind Bekannte von mir aus dem Rhein-Main-Gebiet genau deswegen für Nachrichten zum Deutschlandfunk gewechselt. Waren einstige hr1-Hörer (altes Programm), die dann sowieso auf "Radio nur noch für Nachrichten" übergegangen waren, als man hr1 hinrichtete.
Die erlauben sich - zumindest in den Pop-Programmen - den Schnitzer, Reporter aus dem ARD-Pool z.B. als "hr3-Korrespondenten" zu bezeichnen. Und das ist Bullsh*t.
Ich will jetzt nichts falsches behaupten, aber macht das MDR Junk nicht genauso?
Für Valerie sind wir nur die ewig gestrigen und ständig nörgelnden Möchtegernintellektuellen. Außenseiter eben.
Genau mit dieser Methode,
@hilde, wird seit 25 Jahren (seit ich den "Westen" kenne, weil er über mich gekommen ist, ohne daß ich einen Ortwechsel hätte vornehmen müssen) auf vielen Gebieten gearbeitet. Das ist kein Privileg des Rundfunks. Das ist die ganz normale Zermürbungs- und Entwertungsstrategie, mit der man reine Kapitalismus-Logik 1) durchdrückt. Dazu muß man zuvor jegliche menschliche Komponente abtöten, denn von da könnten gute Argumente kommen, die nicht erwünscht, da für die Bestrebungen schädlich sind. Also: erst Seelen töten durch Zermürben, Entwerten, Demütigen, zum-(kranken)-Einzelfall-Erklären etc., dann kann man durchmarschieren.
Der MDR machte so etwas in den 1990ern bei Programmbeschwerden gerne auch mal von höchster Stelle (Hörfunkdirektion, Rundfunkrat!!!) schriftlich. Das Ergebnis sehen wir heute nicht nur in den Programmen des MDR, sondern, so behaupte ich, auch im vergifteten Hass-Klima in der Öffentlichkeit. Das basiert nämlich auf genau den gleichen Methoden, die sind zumindest im Osten Selbstverständlichkeit und wurden durch die Existenz des MDR gewiss nicht weniger, da keine gute Vorbildfunktion gegeben war in Sachen Ethik.
Ich kenne ähnliche Arbeitsweisen aus der öffentlichen Verwaltung, aus dem Studentenwerk (in meiner Zeit als Student durften mein ex-Mitschüler, bester Schulfreund, damaliger Mitstudent und damaliger Wohnheimzimmer-Mitbewohner und ich uns von höchster Stelle anhören, wir wären "Auslaufmodelle" und hätten kein Recht auf Berücksichtigung unserer - aus unserer Sicht für viele Studenten relevanten - Bedürfnisse), ich kenne es aus der Industrie.
1)
"Kapitalismus-Logik" ist uns so vertraut, daß wir uns im Alltag teils gar nicht mehr bewußt werden, daß sie mitunter komplett das Gegenteil von formaler mathematischer Logik ist. Sie hat damit die formale Logik - eine "Naturwissenschaft" - ersetzt.
Beispiel:
Stadt A boomt und hat keinen Wohnungsleerstand, sondern Wartelisten. Stadt B nicht weit davon entfernt ist im Zuge der Nachwende-Jahre unter die Räder gekommen und blutet aus. Es gibt sagen wir mal 20% Leerstand trotz Abriss. In beiden Städten gebe es eine Wohnungsgenossenschaft/Gesellschaft mit z.B. 10.000 Wohnungen, von denen in Stadt B auch ca. 20% Leerstand sind.
Frage: wo sind die Mieten höher?
Antwort: na klar, in Stadt A. Dort herrscht Knappheit, das treibt die Preise hoch.
Das ist Kapitalismus-Logik. Ihre Grundlage ist Gier.
Nach der "natürlichen" Logik, die keine Emotionen und keine Perversionen kennt, also rein mathematisch ist, müßten die Kaltmieten in Stadt B höher sein, und zwar um 25%. Dort müssen 80% der maximal möglichen Mieter 100% der Kosten tragen. Auch Häuser mit 20% Leerstand sind schließlich zu 100% wertzuerhalten etc.
Wir merken so etwas im Alltag gar nicht mehr und hinterfragen deshalb so manches nicht.
Gibt es da eigentlich keinen Programmrat oder so etwas?
Doch, da gibt es einen Rudnfunkrat. Nach meinen bescheidenen Erfahrungen mit dem Rundfunkrat einer anderen Anstalt (danke, kein Bedarf an weiteren "Kostproben" seiner intellektuellen und kulturellen Kompetenz!) ist da absolut nichts zu erwarten. Das sind offenbar großteils (nicht alle, ich kannte auch mal einen zutiefst verzweifelt gegen Windmühlen kämpfenden Rundfunkratler) für diesen Job völlig inkompetente Leute, die halt für irgendeinen Lobbyverband da drin sitzen, weils gesetzlich so vorgesehen ist. Sie sind keine Hüter von Kultur jeglicher Art, sie tappen im Dunkeln und sind dankbar dafür, von Intendanz und Programmleitung überhaupt erstmal "eingeschworen" zu werden. Heißt: man erzählt ihnen, hier sind die Kandidaten, die sind wichtig, die machen alles gan ztoll, segnet das mal gefälligst ab. Und dann tun sie das - wenn man keine Ahnung hat, worum es tatsächlich geht, ist man doch für jeden dankbar, der sagt, wie es zu machen ist.
Die Kandidaten werden dann vermutlich als Hoffnungsträger, eher noch Garanten für eine gute und notwendige Entwicklung verkauft - das genügt an Input, dann werden die halt gewählt. Mahnende Worte können da nichts verändern, denn das sind ja dann "Bremser" und "Ewiggestrige". Oder schlimmer noch: die wollen doch nur "ihre Pfründe" verteidigen. Dabei wird übersehen, daß im Zuge solcher Umgestaltungen eher noch bislang gut ausgegebenes Geld (für journalistische Inhalte, für kulturelle Kompetenz) umverteilt wird zu Businesskasper-Blablubb (neue Verpackung, komplette Umkrempelung der Arbeitsweise, aufwendige Präsentation nicht mehr vorhandenen Inhalts, ...). So läufts aber auch überall in diesem Land, deshalb habens immer mehr Menschen ja auch satt - leider glauben sie an die Versprecher einer "Alternative", die keine ist, sondern das Land komplett in die Vernichtung führen wird.
Als schriftlich und publik gewordenes Beispiel für die großartige Kompetenz eines Rundfunkrats-Mitglieds in Sachen öffentlich-rechtlicher Werte greife ich gerne auf den hier zurück:
http://www.mz-web.de/kultur/gewinnspiel-2012-schleichwerbe-verdacht-gegen-mdr-jump-3191952
Wenns beim WDR ähnlich desaströs aussieht in diesem Gremium, dann erwarte ich da nichts, zumindest nichts gutes.
Ein Trauerspiel um das Medium Rundfunk.
Ich habe "Gefällt mir" gedrückt unter Deinem Beitrag. Habe mir aber eher einen "es ist zum Weinen"-Knopf gewünscht.
Was ist daran verkehrt, wenn auf mehreren Wellen die gleichen Nachrichten laufen?
Aus meiner Sicht nichts, solange die Nachrichten dann so gestaltet werden, daß sie auch der Kulturwelle würdig sind. Beispiel: RIAS 2, die die Nachrichten von RIAS 1 übernahmen. Aber genau das wird nicht funktionieren, weil: zu seriös, zu ernsthaft, zuviel Politik, zu viele "schlechte Meldungen", "keine Leichtigkeit", "keine Lebensfreude", "zu lang", "nicht versöhnlich", "altbacken". Was damit als kleinster gemeinsamer Nenner rauskommen wird, kann ich mir vorstellen.