Bevor ich auf den Einwurf des geschätzten @
rockon eingehe, einige weiterer Kanditaten. Dieses Mal beschränke ich mich ausschließlich auf Single-Auskopplungen und zudem auch auf Musikfarben, die ich als eher Mainstream-affin bezeichnen würde. Alle folgenden Titel halte ich dabei auch bereichernd für laufende Tagesprogramme von Erwachsenenradios.
Magic City Trio - Black Dog Following
Diese britische Formation widmete sich auf ihrem Debutalbum einem Klang, der sowohl Bezüge zu The Walker Brothers als auch den Zusammenarbeiten von Nancy Sinatra und Lee Hazlewood aus den 60er-Jahren erkennen lässt. Frank Sweeny und Annie Holder teilen sich dabei sowohl die Gitarrenarbeit als auch den Gesang gemeinschaftlich auf. [Auskopplung aus dem Album "Amerikana Arkana" - 2018]
Shifting Sands - Zoe
Shifting Sands stammen aus Neuseeland und spielen eine verträumte psychodelisch angehauchte Gitarrenmusik. Sie führen die Tradition des sogenannten Dunedin-Sounds aus den 80er-Jahren fort. [eine Non-Album Single aus dem Jahre 2018]
The Chills - Rocket Science
Eine der Begründer eben jenes als Dunedin-Sounds bezeichneten Musikstiles sind The Chills. Die neuseeländische Band, die als eine der Lieblingsbands von Chris Martin (Coldplay) gilt, gab im Jahre 2015 mit dem Album "Silver Bullets" ein überraschendes Comeback. Der genannte Titel indes stammt nicht daraus. Er hat überdies einen für die Band eher rockigeren Einschlag, der aber recht gut zu Gesicht steht. [eine Non-Album-Single aus dem Jahre 2017]
Slowdive - Sugar For The Pill
Im gleichen Jahr als obig genannte Single veröffentlicht wurde, gaben die britischen Slowdive ihr überraschendes Comeback.
Sie blieben ihrer Definition des Shoegaze/Dream-Pop der 90er-Jahre weitgehend treu. Der Titel hat etwas sehr beruhigendes an sich, besticht durch das wellenartige Gitarrenspiel und eine interessante Percussion. [Auskopplung aus dem Album "Slowdive" - 2017]
Still Corners - The Message
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die Musik von den britischen Still Corners. Auf genanntem Titel gefällt mir das Spiel an der Slide-Gitarre, das entfernt an Chris Isaak erinnert. Über allem thront der Gesang von Tessa Murray. [Auskopplung aus dem Album "Slow Air" - 2018]
Beach House - Zebra
Beach House stammen aus den Vereinigten Staaten. Sie vereinen insbesondere auf dem genannten Titel ihre Definition des schwebend wirkenden Dream-Pop mit sachten rockigeren Zwischentönen. Sehr bemerkenswert empfinde ich wie sich Gesang und Instrumente fast in schöner Eintracht zusammen finden. [Auskopplung aus dem Album "Teen Dream" - 2010]
Widowspeak - Harsh Realm
Diese amerikanische Band wirkt ebenso verträumt. Ihre Gitarrenarbeit klingt etwas grobkörniger, aber zum Titel stets passend. Besonders der Gesang von Molly Hamilton sticht meines Erachtens hervor - erinnert mich etwas an Hope Sandoval (Mazzy Star). [Auskopplung aus dem Album "Widowspeak" - 2011]
Sharon Van Etten - One Day
Zwei Male hintereinander weiblichen Gesang sollte man zwar gemäß einem ungeschriebenen Radiogesetz vermeiden. Aber breche ich eben auch einmal mit dieser Konfektion. Sharon Van Etten ist eine sehr vielseitge Singer/Songwriterin aus den Vereinigten Staaten. Sowohl ihr Vortrag als auch ihr Gitarrenspiel des genannten Titels haben etwas sehr anheimelndes. Schöner folkiger Rock. [Auskopplung aus dem Album "Epic" - 2010]
Und halt fürs Radio viel zu lang. Die murksen oft genug ihre Standardtitel
vorzeitig ab.
Die Länge eines Stückes darf niemals als Maßstab dessen dienen, inwiefern eine Musik spannend und interessant aufgebaut ist, sich aufgrund ihrer ungewöhnlichen Machart von der breiten Maße abhebend definiert. Konfektionsware repräsentieren genannte Titel nicht und damit sind sie auch für ein 08/15-Radio weniger geeignet. Aber in einem stimmigen Abendprogramm, das fein austarierte Sondersendungen fährt, auch etwas von der eher progressiven/avantgardistischen/experimentellen Seite der aktuelleren Musik repräsentieren möchte, bieten sie meines Erachtens eine Alternative.
Wobei es natürlich auch eine denkbare Strategie sein kann/könnte sich mit "etwas gewagteren" oder eben nonkonformistischen Stücken von der Konkurrenz abzusetzen. Doch das ist dann wieder ein eigenes Thema.
Mit dem "Abmurksen" der Standard-Titel stimme ich überein und finde das geradezu verächtlich - auch wenn die "abgemurksten" Standard-Titel noch so sehr "ausgelutscht" sein mögen, gehört sich das ganz einfach nicht. Es ist schlichtweg respektlos. Sowohl gegenüber seinen Hörern als auch gegenüber den Werken, um die es geht. Glücklicherweise verfahren allerdings noch nicht alle Radiostationen so und praktizieren diese wohl von Beraterseite eingebläute Unart.