"Nicht wirklich" – neue Unart!

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Ich hätte da mal ne Frage (vielleicht habe ich sogar auch eine):
Wollt Ihr hier nun alle Zwiebelfische durchnehmen?

Btw: Hat dem Sick schon jemand von Konstanz und Konschtanz erzählt? Dem geht doch auch bald das Material aus...
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Ich hätte da mal ne Frage (vielleicht habe ich sogar auch eine):
Wollt Ihr hier nun alle Zwiebelfische durchnehmen?
Weder der Onkel noch ich haben diesen Faden eröffnet. Wir lassen uns aber, wenn ich mal auch für OO reden darf, gerne auf solche sprachpflegerischen Diskussionen ein - auch weil es unterhaltsam ist. Übrigens habe ich vor Zeiten mal den Stilistikthread ins Leben gerufen, in den das alles gehörte. Dazu müsste man aber die Suchfunktion bemühen.:rolleyes:
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Genau, Qualiton, es ist nämlich auch unterhaltsam, sich über Stilistik, Rhetorik, Phonetik etc. auszutauschen und nicht nur darüber zu lesen. Und im Diskurs mit anderen sprachgeschulten Forenbewohnern erweitert man seinen Horizont.
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Es sei doch auch uns gestattet, ein bisschen unser Steckenpferd zu reiten. Dafür wird von uns beiden sicher niemals ein Thread mit dem Titel: Wo ist eigentlich Sabine Kaluschke (bekannt auch als Blitzer-Biene) vom Stadtradio Rheda-Wiedenbrück geblieben? Ich hab' sie heute morgen nicht gehört.
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Ach ... weil es denn so schön passt - dürfte ich noch eine häufig gehörte Sprachschlappe hinzufügen? Sie ist mir gerade sehr gegenwärtig, weil ich sie heute morgen wieder hören musste:

Die Temperaturen waren heute Nacht sehr kalt ...

Brrrrr. ;)

Ist das auch ein Anglizismus oder schlicht ...?
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Ach ... weil es denn so schön passt - dürfte ich noch eine häufig gehörte Sprachschlappe hinzufügen? Sie ist mir gerade sehr gegenwärtig, weil ich sie heute morgen wieder hören musste:

Die Temperaturen waren heute Nacht sehr kalt ...

Brrrrr. ;)

Ist das auch ein Anglizismus oder schlicht ...?

..vielleicht ein Stück weit.
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

zurück zum thema: woher kommt die redewendung? mine vermutung: eine falsche ins-deutsche-übersetzung des englischen "not really" - was wohl?? heißen müßten "eigentlich nicht"

oder? andere ideen??
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Noch eine sprachliche Unart ist das "Okay" als Bestätigung, das man einen Zusammenhang verstanden hat (oder auch nicht):

"Du musst bevor du den Computer nutzen kannst, zunächst den Einschaltknopf betätigen"

"OKAY"

"...und dann warten bis Windows hochgefahren ist"

"OKAY"

Einfach nur schrecklich :wall:
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Ich glaube, ich leite diesen Faden mal an Bastian Siek weiter, der hat dann wieder was für seine "Zwiebelfisch"-Kolumne :)
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Mhm ....von mir keine Sprachwissenschftliche Exkursion ..... nur die Frage warum sollten Moderatoren "Nicht wirklich" nicht verwenden?

Umgangssprache gehört (zumindest teilweise) doch dazu, der Hörer soll sich doch wiederfinden..tja und Hörer benutzen die Floskel ja auch andauernd....
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Warum Moderatoren die Formulierung nicht verwenden sollen (z.B. in Interviews)? Ganz einfach: "Die Sächsische Landesbank hatte mit ihren Spekulationen nicht wirklich ein glückliches Händchen"......usw.

Wo sind wir denn? Hier werden von Journalisten harte Fakten verniedlicht. Warum? Schlechte Recherche/Vorbereitung? Eigene Unsicherheit? Fehlender Mut, Dinge beim Namen zu nennen? Oder was ist es sonst?

Kommunikation lebt von Klarheit. Gerade im Journalismus (z.B. WDR 5).

Deshalb!
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Über die Klarheit und Präzision hinaus bin ich auch nach wie vor der Meinung, dass (Menschen in den) Medien ganz allgemein ein sprachliches Vorbild sein und nicht jeden umgangssprachlichen Käse aufkochen sollten. Das gilt ganz sicher besonders für Nachrichtenpräsentatoren, aber auch für Moderatoren. Daher sollten sich Redewendungen wie "das macht Sinn", "nicht wirklich" oder sonstiger auch gern beim Zwiebelfisch zu begutachtender Unsinn doch wenigstens für die verbieten, die beruflich mit Sprache zu tun haben. Aber ich räume gern ein: Das ist eine altmodische Haltung.
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Über die Klarheit und Präzision hinaus bin ich auch nach wie vor der Meinung, dass (Menschen in den) Medien ganz allgemein ein sprachliches Vorbild sein und nicht jeden umgangssprachlichen Käse aufkochen sollten. Das gilt ganz sicher besonders für Nachrichtenpräsentatoren, aber auch für Moderatoren. Daher sollten sich Redewendungen wie "das macht Sinn", "nicht wirklich" oder sonstiger auch gern beim Zwiebelfisch zu begutachtender Unsinn doch wenigstens für die verbieten, die beruflich mit Sprache zu tun haben. Aber ich räume gern ein: Das ist eine altmodische Haltung.

ein lächelndes Gesichtlein unterschreibt diesen Eintrag :)
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Auch in anderen Bereichen hat sich doch diese "Fluchtweg-Variante" :) etabliert:

Das ist aber nicht billig (Muss noch lange nicht heißen, dass es sauteuer ist)

Das ist nicht uninteressant. (Das Thema ist nicht der Brüller, aber man kann drüber reden).


Mir fällt da gerade noch ein Beispiel ein, bei dem sich nach meiner Ansicht dieser Unterschied klar zeigt:

"Sein Anteil daran war nicht unerheblich" (Er hat mitgemacht)

"Er hatte einen erheblich Anteil daran" (klingt um einiges deutlicher).

Gut, natürlich haben in den Nachrichten solche Formulierungen wie "nicht wirklich" nichts verloren. Aber das ein Moderator, Reporter etc. (wie gesagt außerhalb der Nachrichten) darauf achten sollte, diese Art von Formulierungen nicht zu benutzen, halte ich für überzogen. Das geht an der Realität vorbei.
Man kann sich bei einzelnen Fällen natürlich drüber streiten ob das jetzt noch im Rahmen ist oder nicht, aber grundsätzlich gehören solche "Fluchtwege" zur deutschen Sprache dazu und sind nach meiner Ansicht nicht zu verurteilen.
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Auch in anderen Bereichen hat sich doch diese "Fluchtweg-Variante" :) etabliert:

Das ist aber nicht billig (Muss noch lange nicht heißen, dass es sauteuer ist)

Das ist nicht uninteressant. (Das Thema ist nicht der Brüller, aber man kann drüber reden).


Mir fällt da gerade noch ein Beispiel ein, bei dem sich nach meiner Ansicht dieser Unterschied klar zeigt:

"Sein Anteil daran war nicht unerheblich" (Er hat mitgemacht)

"Er hatte einen erheblich Anteil daran" (klingt um einiges deutlicher).

Gut, natürlich haben in den Nachrichten solche Formulierungen wie "nicht wirklich" nichts verloren. Aber das ein Moderator, Reporter etc. (wie gesagt außerhalb der Nachrichten) darauf achten sollte, diese Art von Formulierungen nicht zu benutzen, halte ich für überzogen. Das geht an der Realität vorbei.
Man kann sich bei einzelnen Fällen natürlich drüber streiten ob das jetzt noch im Rahmen ist oder nicht, aber grundsätzlich gehören solche "Fluchtwege" zur deutschen Sprache dazu und sind nach meiner Ansicht nicht zu verurteilen.


Ich möchte mal stark bezweifeln, dass solche nichtssagenden Relativierungen wirklich von Volkes Munde stammen. Im Biergarten in München schmeckt die Wurst, oder eben nicht. Da sagt keiner, "oh, diese Wurst ist heute nicht wirklich gut." Das ist auch in Frankfurt mit dem Handkäs oder in Hamburg mit dem Fisch so.

Formulierungen wie "nicht uninteressant" sind vielmehr Versuche, sich mit pseudointellektuellen Worthülsen von des Volkes Sprache abzusetzen oder eben keine klare Bewertung auszusprechen, vielleicht auch aus Misstrauen in die eigene Urteilskraft? Ein Versuch der Selbstüberhöhung, des Vortäuschens von Kompetenz, der eigentlich nur Hilflosigkeit dokumentiert. Ich bin absolut für die klare Sprache. Also weg mit Relativierungen durch Negationen und mehr Vertrauen ins eigene Urteil.
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

Vor allem auch in der (vorbereiteten) Interviewsituation oder im Kollegengespräch. Wenn in der Frage ein "nicht wirklich...." auftaucht, ist dem Interviewpartner das Tor zur Laberei weit geöffnet.

Ich gebe gerne zu, dass auch Journalsiten und Radiomacher Menschen sind, und sich Floskeln in den Sprachgebrauch einschleichen. Bei der Sendungsvorbereitung lassen sich diese Formulierungen aber leicht ausschalten. Dazu gehören nur: ein gutes Auge beim Lesen der Mod und ein gutes Ohr beim Abhören des Airchecks.

In der freien Livesprache (z.B. Livereportage) verzeihe ich auch ein "nicht wirklich", wenn es mal durchrutscht.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben