"Nicht wirklich" – neue Unart!

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Ich möchte mal stark bezweifeln, dass solche nichtssagenden Relativierungen wirklich von Volkes Munde stammen. Im Biergarten in München schmeckt die Wurst, oder eben nicht. Da sagt keiner, "oh, diese Wurst ist heute nicht wirklich gut." Das ist auch in Frankfurt mit dem Handkäs oder in Hamburg mit dem Fisch so.

Im Biergarten vielleicht nicht, aber wenn du mit einer Freundin über das von eurer Freundin gekochte Essen sprichst, wirst du vermutlich eher eine harmlosere Form anwenden - zum einen, weil du vorsichtig sein willst, denn du weißt ja nicht, wie deine Freundin damit umgeht (vielleicht petzt sie's ja der Köchin). Zum anderen, weil du die Köchin kennst und ihr unterbewusst vielleicht nicht weh tun willst, wenn sie mal wieder den letzten Müll gekocht hat. Vielleicht gibt's auch noch andere Gründe, aber die persönliche Note spiegelt sich in der Wortwahl auf jeden Fall wieder.

Dr. Coldplay :D
 
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Wenn schon, dann richtig was falsch machen und nicht nur unschön:

Mein öffentlich-rechtliches Inforadio berichtet ständig über "... das Hitzeschild der Endeavour".

Auf dem wohl in großen, freundlichen Lettern "VORSICHT HITZE" oder ähnliches stehen muss...
 
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Na ja, Doc, in einer solchen Situation muss man dann sowieso lügen: "Schmeckt's?" - "Interessant" würde gehen. Bestimmt würdest auch Du nicht antworten: "Nicht wirklich."

Abgesehen davon bin ich nicht der Meinung, dass Medien "harmlos" sein sollen, auch nicht Radio und Fernsehen. Ganz im Gegenteil.
 
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Es geht doch darum, daß diese Redewendung keiner deutschen Grammatik entspricht. Es gibt sie einfach nicht!
Es ist eine wörtliche Übersetzung des englischen "not really" und das "geht gar nicht", um auch mal eine Modefloskel zu verwenden.
Anstelle von "nicht wirklich" bietet sich das korrekte "eigentlich nicht" an!
 
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Was meinste denn, das Moderatoren nicht wirrklich die Sprachgenies sind oder sein sollten oder das sie die Formulierung nicht wirklich immer häufiger verwenden?
Nur fürs Protokoll, weil die Diskussion schon viel weiter ist: Ich wollte nur mit "nicht wirklich" antworten. Zum Thema hatte ich nicht wirklich etwas beizusteuern.
Unwirkliche Grüße,
FC
 
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Es ist an der Zeit (schön!), mich an dieser Stelle zu outen (noch schöner, aber wie komme ich aus dem Satzbau jetzt wieder raus?) als bekennender Gegner (gibt es auch weniger oder nicht wirklich bekennende Gegner?) dieser Formulierung.
- Dieser Satzbau war nicht wirklich gut (besser: Er ist immer noch ungeschickt). -

Egal, wer es ausspricht und in welchem Zusammenhang: Ich mag diese Formulierung nicht. Zwar erwische ich mich selber beim verwenden (bei der Verwendung?) dieses Begriffs, aber es trifft mich dann immer wie die berühmte kleine Entladung an der Türklinke, wenn man sich mit den falschen Schuhen auf dem falschen Teppich statisch aufgeladen hat. Es schadet nicht wirklich, aber der Schreck ist groß.

Angesichts meines doch leicht vorangeschrittenen Alters - ich sehe zwar (noch) nicht so aus wie des Onkels Avatar, fühle mich aber so -, postuliere ich folgende gewagte These: Es handelt sich um eine Modeerscheinung, die nicht dauerhaft den Eingang in unseren Sprachgebrauch findet. Diese Mode mag vielleicht etwas länger als üblich anhalten, aber sie wird vergehen.
So erinnere ich mich mit Grauen an die späten 80er (glaube ich), da gab es die sprachliche Unart, vor allem von Politikern, "ich würde sagen" inflationär einzusetzen. Wer erinnert sich noch an Interviews, in denen nahezu jeder zweite Satz mit "Ich würde sagen..." begann?

Meinereiner hat damals immer laut aufgeschrien: "JA DANN SAG'S DOCH!"
Und heute? Wird kaum noch verwendet, sei es durch Training oder aber, Achtung These, weil es einfach nicht mehr Mode ist.

Von daher: Alles wird gut. Die Zeit wird auch diese sprachliche Wunde heilen.
Meint zumindest, mit einem freundlich ausformulierten Gruß,
Uli
(Praxis im ersten Stock)
 
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Jetzt hat das Studio Rebstock gräusliche Erinnerungen in mir wachgerüttelt an "Irgendwie" und "Keine Ahnung". Vor allem junge Menschen benutzten und benutzen diese Floskeln irgendwie in jedem Satz irgendwie. Irgendwie ist das komisch. Das ist doch irgendwie unkonkret dann. Und das toppen sie dann noch, indem sie achselzuckend ein "keine Ahnung" hinterherschieben. Oft nach endlos wirkenden Monologen, die eine gewisse Detailkenntnis offenbaren, ausgerechnet ein "keine Ahnung", manchmal noch angereichert durch ein vorangestelltes "pffft", hinzuzufügen, finde ich absurd - irgendwie.

Irgendwelche Grüße,
FC
 
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Es geht doch darum, daß diese Redewendung keiner deutschen Grammatik entspricht. Es gibt sie einfach nicht!
Es ist eine wörtliche Übersetzung des englischen "not really" und das "geht gar nicht", um auch mal eine Modefloskel zu verwenden.
Anstelle von "nicht wirklich" bietet sich das korrekte "eigentlich nicht" an!

Ahja? Ist es nicht so, dass sich der Duden in erster Linie nach uns/ nachunserem Sprachgebrauch richtet und nicht wir uns nur nach dem Duden? (Um es mal so platt zu formulieren).

Wenn sich irgendwann ein Wort oder eine Redewendung festgesetzt hat, dann steht sie unter Garantie auch im Duden!
Erst war das Wort, dann der Duden :D
 
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Es geht doch darum, daß diese Redewendung keiner deutschen Grammatik entspricht. Es gibt sie einfach nicht!

Naja, "nicht" + Adverb? Findet man zum Beispiel auch in:

Nicht ganz.
Nicht sehr.
Nicht besonders.

Analog wurde dann eben "nicht wirklich" gebildet.

Genauso übersehen die "macht Sinn"-Gegner auch immer, dass die Bildung analog zu "macht Spaß", "macht Angst" usw. erfolgt ist.
 
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Wenn schon, dann richtig was falsch machen und nicht nur unschön:

Mein öffentlich-rechtliches Inforadio berichtet ständig über "... das Hitzeschild der Endeavour".

Auf dem wohl in großen, freundlichen Lettern "VORSICHT HITZE" oder ähnliches stehen muss...

Danke! Endlich sagt das mal einer! :wall:
 
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Auch ich muß sagen: diese blöde Angewohnheit mit dem "nicht wirklich" gefällt mir so gar nicht.
 
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Wenn schon, dann richtig was falsch machen und nicht nur unschön:

Mein öffentlich-rechtliches Inforadio berichtet ständig über "... das Hitzeschild der Endeavour".

Auf dem wohl in großen, freundlichen Lettern "VORSICHT HITZE" oder ähnliches stehen muss...

Offiziell sieht das Schild so aus! :D
 
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Ich bin mal den 3 Links aus Posting #2 gefolgt, und denke auch, dass es etwas mit dem englischen "not really" zu tun haben muss.
Vielleicht ist es (wie andere Anglizismen auch) eine unbewusste Umkehrung von Ottos "english for runaways" (Englisch für Fortgeschrittene). Hat bestimmt jeder mal gesehen, und eigene deutsche Wort/Satzschöpfungen kreiert, die manchmal den Weg in die Umgangssprache fanden.
 
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Vor Studio Rebstock hatte sich bereits der auch von mir sehr geschätze Onkel Otto (gegenteilig) geoutet. Nach der bisherigen Diskussion interessiert mich, OO, ob Du Deine Meinung geändert hast. Werde wohl bis zur Frühschicht morgen warten müssen. Und bitte bitte, OO, antworte nicht mit: "Nicht w...." .
 
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Jaja, schon schlimm, was heutzutage alles wegen dem Sprachgebrauch im Duden steht......
 
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Und weil wir hier in den Radioforen sind, wünsche ich mir jetzt ein Lied:

Karpatenhund mit "Nicht wirklich glücklich". Dankeschön! :wow:
 
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Hallo

Wenn Du in Frankfurt vorbei kommst, gibt es noch einen Sack Asche von mir!

Mhhh. Ich würde diesen Sack skrupellos annehmen. Möglicherweise befinden sich darin die Banknoten, deren Nummern seit Wochen bei vielen Sendern in DE "verzweifelt" gesucht werden...

Ich meine, Frankfurt ist ein weltweit anerkannter Finanzplatz, "Soll und Haben" sind Wahrzeichen der Stadt und dort werden seit "Menschengedenken" die Lottozahlen gezogen (liebe Grüße an Karin Tietze-Ludwig)...

Warum sollte "unser Onkel Otto", wohnhaft in Frankfurt, also nicht in Besitz der gesuchten "Asche" sein?

Ich sage euch: Er hat die Asche gebunkert!


vG Zwerg#8

PS: Es lebe das Missverständnis! :D
 
AW: "Nicht wirklich" – neue Unart!

billyray schrieb:
Wenn schon, dann richtig was falsch machen und nicht nur unschön:
Mein öffentlich-rechtliches Inforadio berichtet ständig über "... das Hitzeschild der Endeavour".
Auf dem wohl in großen, freundlichen Lettern "VORSICHT HITZE" oder ähnliches stehen muss...

Danke! Endlich sagt das mal einer!

Das ist "nicht wirklich" (;)) richtig, da muss ich Euch leider enttäuschen: Die korrekte Bezeichnung ist tatsächlich "Hitzeschild" - ein offizieller Begriff aus der Raumfahrt.

Wikipedia schrieb:
Der Hitzeschild ist in der Luft- und Raumfahrt die Schicht eines Flugzeugs oder Raumschiffs, die vor der durch atmosphärische Reibung entstehenden Hitze schützen soll.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hitzeschild
 
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