Niederlage für alle Radiosender - ist die Rundfunkfreiheit in Gefahr?

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moin, moin,

@all.

die diskussion ob bezahlen oder nicht hatten die sender (haben) schon mit der plattenindustrie.

argument der sender:
wir machen werbung für eure künstler, deshalb wollen wir nichts bezahlen.

argument der plattenindustrie:
ihr verdient mit unserer musik geld.

das ende vom lied kennen wir alle:
die sender zahlen gema (und das nicht zu knapp)... .

das gleiche gilt somit für die sender beim fußball.
ihr verdient mit fußball geld (einschalten der hörer= mehr werbung...).

diese diskussion ist in der tat eine reine betrachtungsweise und es ist in der tat schade, das hausrecht vor pressefreiheit gestellt wird (hallo privatradioman).

aber machen wir uns doch nichts vor.
sollten die richter anders entscheiden, hätte es doch zur folge, das das tv auch nichts mehr bezahlen wollen würde... .

außerdem werden die zeitungen deshalb hofiert, weil sie einfach mehr informationen (auch zwischen den spieltagen) als die sender liefern (die ja fast nur ergebnissdienst machen).

ich denke, die sender sind zudem sehr gut beraten, wenn sie einfach nur die ergebnisse vermelden.
denn fußball (sport im allgemeinen) ist bekanntlich ein abschaltgrund für die meisten musiksenderhörer.
ich freue mich auf euren aufschrei, aber kann euch sagen, das es in der tat so ist, darüber gibt es sehr aufschlußreiche marktforschungsdaten, deren quelle ich aber nicht nennen werde.
das reine melden der zwischenstände und energebnisse langt somit völlig und das ist zudem ja wohl kostenlos... .

wer mehr wort will (und somit eigentlich kein musiksender sein kann), will es dann wohl um damit geld zu verdienen und sollte dann dafür auch bezahlen... .
 
@berlinreporter:

Danke für den wichtigen Hinweis. Das ist natürlich ein entscheidendes Argument, um den Unterschied zwischen Fernsehen und Radio herauszustellen. Und tatsächlich: Ein schlechter Radioreporter versaut selbst das schlechteste Spiel. Ein schlechter Fernsehkommentator ("Gu'n Abend allerseits!") hingegen nicht - man hat ja das Bild (und kann auch den Ton abschalten).
 
@Privatradioman: Wie ich sehe, empfinden wir die gleiche Verehrung für den größten Kaputtquatscher aller Fußballspiele.

@honk: Wie weiter oben schon geschrieben ist TV anders zu behandeln - und das bestreitet auch kein Fernsehmensch.
Und ob die Zeitungen hofiert werden oder nicht - hier geht es um juristische Gleichbehandlung und nicht um die Art, wie die Clubs mit dem einen oder anderen Medium umgehen.
Zum Abschalten: Mir sind solche Studien nicht bekannt - und ich hoffe Du bist mir nicht böse, wenn ich ohne Quelle diese Aussage lediglich zur Kenntnis nehme.
Außerdem denke ich, dass eine Fußball-Reportage eben genauso wie andere Wortbeiträge an das Format angepasst sein muss wie andere Dinge - und wegen 30sec Kurzinfo live aus dem Stadion in den Nachrichten schaltet niemand ab. Natürlich wäre es albern, bei reinen Musikradios mit 2´30-News plötzlich 10 Minuten Live-Fußball zu machen. Aber es gibt eben auch Sender, die nach wie vor Beiträge im normalen Programm haben - und warum sollten die auf diesen Sendeplätzen nicht auch eine Live-Schalte machen? Sie würden gerade am Wochenende eine Reihe von Hörern damit perfekt ansprechen: Taxi- und andere Autofahrer, Laubenpieper, Kneipenhocker - oder eben den Fußballfan, der nicht bis 19 Uhr warten will, kein Premiere hat und auch keine Dauerkarte - davon gibt es gar nicht mal so wenige. Abgesehen von denen, die am Samstag neben der Schwarzarbeit auch Fußball hören wollen - Hallo, Effe :).

Die können natürlich zu den ÖR gehen - aber wenn ein Sender in diese Konkurrenz treten will, dann muss er es doch auch dürfen, oder? Freie Marktwirtschaft oder nicht?
Und die ÖR zahlen nicht explizit für Hörfunkrechte - die sind irgendwie im TV-Vertrag als Fußnote drin. Abgesehen davon, das die ÖR, wie gesagt, seit Jahren bestreiten, dass es Hörfunkrechte gibt.

Der Knackpunkt ist doch, dass die ÖR mit ihrer Macht viel eher was erreichen könnten, sich aber genüsslich zurück lehnen, weil die private Konkurrenz damit viel mehr Probleme hat.

[Dieser Beitrag wurde von berlinreporter am 30.04.2002 editiert.]
 
@berlinreporter, @honk:

Diese Studien über Sport gibt es tatsächlich. Allerdings ist die Fragestellung differenzierter: Sport wird nicht als EINSCHALTgrund genannt (nur 15%), allerdings wurde nicht gefragt, ob Sport auch ein ABSCHALTgrund ist.

Aber ich denke, es ist klar, daß wir hier nicht über stundenlange Liveübertragung reden, sondern (bei den meisten Privatsendern) nur über 30sec-Einblendungen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist übrigens auch, daß die Hörer (mehrheitlich) einen Radiosender NICHT wegen der Nachrichten EINschalten, aber wenn es KEINE Nachrichten gäbe, würden sie das Programm NICHT hören.

Deshalb kann m.E. kein Sender auf Fußball verzichten. Gut möglich jedoch, daß die Ergebnisnennung den meisten Hörern jedoch schon ausreicht.

Im Prinzip sind die ÖR der gleichen Meinung wie die Privaten: Daß es keine Hörfunkrechte gibt, folglich auch nicht dafür bezahlt werden muß.
 
Ergebnisse kann man auch in den Nachrichten nennen. Ausserdem stehen die im Videotext, im Internet...überall.
Wenn Sportsendungen, dann Life-Übertragungen (wie bei ARD-Konferenz) oder gar nix.
Durch ausführl. Berichterstattung über einen ortsansässigen Verein kann man als Lokalsender seine Pfunde ausspielen.
Bei 100,eins oder Antenne AC wäre z.B. die Alemannia-Berichterstattung nicht wegzudenken, genauso wie die Eishockey-Reportagen bie RT1 Augsburg.
 
@radiocat:

Aber genau für solch kleine Lokalsender ist das ein ganz schön dicker Batzen Geld, der zukünftig für Live-Berichterstattung zu entrichten ist.
 
Naja, die meisten haben's auch schon in der Vergangenheit getan. Aber es gab auch 'ne Grauzone. Mir sind viele Sender bekannt, die z.B. nur "Nachberichterstattung" bezahlen und trotzdem live senden. Und auch andere, die weniger zahlen oder gar nicht (je nach Verhältnis zum Fußballclub und je nach Liga).

Aber ich denke, nach dem Gerichtsurteil wird genauer drauf geschaut...
 
moin, moin,
doch es gibt studien, die eindeutig beweisen, das die leute beim thema sport sofort abschalten. das habe ich mit eigenen augen gesehen.
ist halt nur die frage, wer befragt wird (sind die p1´s frauen, dann ist das glaube ich einsichtig).
was die leute angeht, die gerne samstags fussball im radio hören (ich gehöre auch zu denen, die nicht premiere schauen können), die haben seit ca. 1 million jahre, die bundesliga konferenz der ö-r. das ist etabliert und auch unschlagbar (auch wenn die deppen zu blöd waren, sich den namen zu schützen und premiere das ganze dinge ebenfalls konferenz nennt...).
somit ist der bedraf prima gedeckt.
der rest, der mal nur schnell ein ergebnis hören will (am besten auf ramp wg. des muiskfluss), kann damit leben, wenn der reporter der moderator ist und auch auf die atmo kann er gegebenfalls verzichten (obwohl es dafür super atmo-cds gibt
smile.gif
).

was die zeitungen und deren behandlung angeht. da kann man dann nur sagen:
hausrecht geht vor presserecht (ist ja wohl so). zu dem sind die zeitungsfutzis nicht in der lage, live aus dem stadion zu erichten. und darin liegt der unterschied zum radio.

einen friedlichen 1. mai feiertag an alle und im besonderen an die berliner (der berlinerreporter ist wohl schon im einsatz zu der randale im prenzelberg).
 
Moin Honk.

Die Randale ist seit Jahren nur noch in Kreuzberg, im Prenzlauer Berg wird man heute und morgen lediglich saufende Schwaben sehen.

ProstPiea.
 
@honk: Warum weigerst Du Dich eigentlich zu erkennen, dass es von diversen Zeitungen/Zeitschriften Liveticker gibt. Ich empfehle am kommenden Samstag: http://www.kicker.de

Außerdem: Es soll angeblich Leute geben, die Radio machen und das, was sie da anbieten, ohne Fakes rüberbringen wollen. Aber "ehrlich" scheint ein Begriff zu sein, der leider immer hinter dem Wort "Geld" zurück stehen muss.....

@Privatradioman: Ich weiss auch, dass etliche Sender ihre Lücken suchen - aber das war doch irgendwie nicht die ursprüngliche Fragestellung in diesem Thread, oder? Wenn ich im Supermarkt Kippen klaue, nur weil das Personal zu blöd oder zu desinteressiert ist, etwas mit zu kriegen, dann würde das doch auch niemand als Argument in einer Diskussion über Strafgesetze verwenden.
 
Ach - und übrigens: Wenn schon beim Fußball das Geschrei um die Rundfunkfreiheit (ursprüngliches Thema) so klein bleibt: Was wäre denn in den Morning Shows los, wenn manche Personen des öffentlichen Interesses (ich denke gerade an Dieter, Naddel und Vroni) plötzlich Lizenzgebühren für O-Töne verlangen?
 
Nur Schwaben gestern im Prenzlauer Berg? Das wäre allerdings zu vermuten, nachdem anscheinend halb Berlin nach Brabbelsberg gepilgert war und man eigentlich nur noch in die gemütliche Ecke flüchten konnte. Nun gut, es ist doch sicher erfreulich, wenn die Leute sich so darum reißen, ein Funkhaus zu besichtigen, von wegen Radio würde niemanden mehr interessieren und so.
 
@berlinreporter:

Du hast ja Recht. Das Urteil macht sehr bedenklich, ist fast schon ein Skandal.
Es geht ja noch weiter - gerade im Sport - kritischer Journalismus stirbt aus. Daß jetzt aber sogar Gerichte dagegen entscheiden, ist wirklich skandalös.

Denn die Folge ist Klar: Wer am meisten zahlt und die (für den Verein) positivsten Berichte verfasst, der darf ins Stadion. Die anderen müssen draussen bleiben!

Was Live-Ticker angeht: Wer weiß, vielleicht bringen wir die gierigen Fußballbosse sogar noch auf Ideen... Demnächst kicker und Sport1 nur gegen Gebühr...
 
Dass Bohlen, Feldbusch und Co für Interviews im TV Kohle kassieren, ist ja bekannt - gibt es das eigentlich auch im Radio?

@privatradioman: Wie geht das weiter? Verlangen irgendwann auch andere Menschen Geld für Interviews oder Lizenzgebühren für Berichterstattung - am Ende muss man noch eine Parteispende abgeben, wenn man einen Politiker befragen will!?
Muss ich am Ende noch zusätzliche Steuern bezahlen, weil ich ein Mikrofon besitze?

@all: Zur Zeit dürfte ja noch die Überlegungsfrist für Radio Hamburg laufen, ob sie in die nächste Instanz gehen - was sie ja schon angekündigt haben. Falls jemandem die Termine der nächsten Verhandlung zu Ohren kommen - bitte posten!!!!
 
Ich hatte bislang die Hoffnung, daß dieser Scheckbuch-Journalismus nur eine Eigenart des Fernsehens und einiger weniger Boulevardzeitschriften bleibt.

Aber ich fürchte, jetzt wird jede noch so kleine Kuh gemolken.

[Dieser Beitrag wurde von Privatradioman am 05.05.2002 editiert.]
 
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