Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

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Claudia

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Ich hab vor langer Zeit schon mal moniert, daß ich für meine Geschäfte keine Radio mehr als Werbepartner finden kann. Meine Kunden sind ca. 30% unter 50 Jahre alt, 70% sind über 50 und 90% des Umsatzes mache ich mit 50 plus Kunden.

Dafür gibt es kaum ein adäquates Privatradio mit gehobener Unterhaltung und
vielfältiger Musikauswahl, mit kompetenten reifen Stimmen und ohne pubertäre
Anwandlungen.
Es war mir z.B. unmöglich ein Privatradio zu finden, daß eine Sendung ähnlich eines Hafenkonzertes anläßlich einer Bootsmesse veranstalten konnte.
Jedesmal schlug man mir junge Diskjockeys vor, die nur die typische Hitradiomusik hatten bzw. im Radio keine andere spielen durften und dann das meiste nur OFF AIR nur mit Minuteneinspielungen von Kurzinterviews. Weiters hatten sie von der Materie überhaupt keine Ahnung und Allgemeinbildung. Es wäre z.B. unmöglich gewesen, einen alten Seebären kompetent zu interviewen und dann La Paloma zu spielen, oder zumindest in Englisch und dann übersetzend ins Deutsche einen ausländischen Reisebüropartner zu interviewen, das noch dazu alles live auf Sendung. Dazu ist kein Privatsender im Stande. Nicht einmal passende Musik wollten sie spielen, sondern nur, was sie ohnehin täglich abnudeln. Aber lassen wir das, mittlerweile habe ich begriffen, daß man Veranstaltungen und Reisen für meine gehobene Kundschaft nur noch über Fachzeitschriften präsentieren kann.

Nun noch ein Zitat aus "Markt und Trends " schon voriges Jahr erschienen, ist mir erst heute zufällig untergekommen:

50 plus - eine umtriebige Gesellschaft

Seit die Generation Golf in der Jobkrise steckt, richten die Marketingstrategen ihren Fokus neu aus: Im Visier stehen jetzt die über 50jährigen. Emsig entwickeln Unternehmen und Agenturen neue Kampagnen für die zweifellos kaufkräftigste Zielgruppe aller Zeiten.

Der Abschied vom Jugendkult hat begonnen und ein Blick auf die Statistik erklärt warum: Die Potenziale sind ausgereizt, die Marktanteile vergeben. Für viele Jüngere ist angesichts der Wirtschaftsflaute die Konzentration aufs Wesentliche angesagt. Und das mindert automatisch die Empfänglichkeit für Werbebotschaften. Parallel hierzu wächst die Kaufkraft der über 50jährigen. Laut Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA) haben sie im Jahr durchschnittlich etwa 1.000 Euro mehr zur freien Verfügung als die 14 bis 49jährigen. Das ergibt hochgerechnet ein monatliches Plus an Kaufkraft von acht Milliarden Euro. Zusätzlich winken in den kommenden zehn Jahren 175 Milliarden Euro der Kapital-Lebensversicherer.

Die "jungen Alten" haben aber nicht nur mehr Geld in der Tasche, im Gegensatz zu ihren Vorgängern geben sie es auch aus. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg räumt in ihrer im Oktober 2002 präsentierten Studie "50plus" hierbei mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf. "Bisher dachten wir, dass die verstärkte Konsumneigung vor allem bei den Jüngeren der 50plus-Generation zu beobachten sei. Die Studie hat aber klar gezeigt, dass sie sich gleichmäßig bis zu den über 70jährigen zieht", verweist Birgit Müller von der GfK Wirtschaftsforschung auf einen Wertewandel. So sagen zum Beispiel knapp die Hälfte der über 50jährigen, dass sie mehr Wert auf ein schönes Leben lege, als ihr Sparschwein mit Euros zu füttern.
Zitat Ende


Obige Studie kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen ! Meine allerbesten Kunden sind die über 50 jährigen. Sie kaufen alles, von Harley Davidson bis Segelboote, von Tauchausrüstungen bis Abenteuerreisen !
Einem Kunden mußten wir auf seinem Boot zusätzlich zum Marinefunk im
Sunbeam-Segler einen Hydraulik-ausfahrbaren Amateurfunk-Sendemast im Wert von 15500.- Euro einrichten, damit er während seiner Weltreisen ständig Kontakt mit seinen armen arbeitenden Kindern in Deutschland hat. Der Opa gibts Geld mit vollen Händen aus und die Werbung aber richtet sich an seine Kinder, die dazu weder Zeit noch Mittel haben !

So und was tun die Radios: Sie forcieren immer noch die Dödel-Jugend-Wellen !

Ich möchte jetzt ausdrücklich erklären, daß ich die Jugend selbst nicht für Dödels halte und es unter den jungen Leuten selbst Meinungen gibt, daß diese Dudelradios an ihrem Niveau vorbeigehen. Die Jugend ist nicht so, wie es diese Radios darstellen, z.B. daß jeden brennend interessiert, wer der neue Lover von Britney Spears ist.

Ich nehme an, jetzt werden wieder die jetzigen Radiogurus, Hitradio-Programmveranstalter alles daransetzten um ihre Formate, gerichtet an 14 - maximal 49 jährige mit IQ unter 50, zu verteidigen und es wird rauskommen, daß ohnehin sie auf der Erfolgswelle sind und was ich denn für eine alte, ewig gestrige Tante bin, die ein Radio mit mehr Wort, mehr MusikAUSWAHL, mehr Nivau möchte.

Aber ich wollts halt wieder einmal deponieren.

Claudia de Rentes, Unternehmerin,
Saarbrücken / Friedrichshafen/Pula/Traunkirchen
Motor und Segeboote, Sportartikelgroßhandel, Abenteuerreisen,
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio ?

Liebe Claudia,

Sie haben ja so recht. Allerdings wird sich diese Erkenntnis erst dann durchsetzen, wenn

1) Die gerade der Adoleszenz entwachsenen ach-so-hippen und trendigen Werbeheinis bemerken, daß es auch noch ein Leben jenseits der 35 gibt.
2) Die Marktforscher endlich aufhören, die Mär zu verbreiten, daß Menschen über 50 ohnehin nur noch die Produkte kaufen, die sie seit 40 Jahren kennen und daher alle Werbung, die sich an diese Gruppe richtet, in den Wind gehustet ist.
3) Die Werbetreibenden die Erkenntnisse aus 1) und 2) verinnerlichen und begreifen, daß die "Generation 50+" nicht nur ein lukrativer Markt für Inkontinezausstattung und Herz-Kreislauf-Stimulanzien, sondern auch für Lifestyleprodukte ist und daß es sich daher lohnt, intelligente (!) Werbung für diese Leute zu machen.
4) Die Radiomacher kapieren, daß Menschen über 50 im jüngsten Fall 10 Jahre alt waren, als die Beatles Amerika eroberten, daß sie mit den Stones, Led Zeppelin und T-Rex aufgewachsen sind und insofern auch mit anderer Musik als den Schmerzbuben, dem Napalm Duo oder Howard Chippendale anzusprechen sind.
5) Das bisher genannte dazu führt, daß es sich für Radiomacher angesichts der Nachfrage der werbetreibenden Wirtschaft lohnt, Programme für diese Hörergruppe zu machen und sie es sich leisten können, gestandene Moderatoren und Journalisten zu bezahlen, die nicht gerade aus der Schule gefallen sind und zu Moderationen imstande sind, die über das schreiende Ablesen des jeweiligen Senderclaims hinausgehen.

Sie sehen, da muß noch einiges passieren und das, so leid es mir tut, kann dauern. Schließlich sind wir in Deutschland... :(
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@Makeitso

Prima geschrieben! Vollste Zu- und Übereinstimmung.

Die Frage die sich für mich immer wieder stellt ist jedoch - Warum wird nicht endlich was verändert, wenn in den Foren, welches ja fast ausschließlich von Radiobegeisterten und Radiomachern frequentiert wird, von jedem das gleiche zu lesen ist? Eigentlich sind alle der gleichen Meinung, nur gibt es anscheinend keinen PD oder Geschäftsführer, der das Zeug dazu hat etwas anderes aufzuziehen, und zwar richtiges INTELLIGENTES Radio bzw. niveauvolles Entertainment. Ich bin gerade 25 Jahre alt und fühle mich beim Hören fast aller Stationen entweder unterfordert, fehlinformiert oder verarscht........

Ich würde das Radio von heute mit der Politik der Bundesregierung gleichsetzen.

Alle haben ne große Klappe - nichts kommt bei rüber. Es wird an den falschen Stellen gearbeitet. Konzepte werden nur zu 50% durchgeplant und vielleicht zu 20% realisiert. Nur die Macher finden ihre Arbeit gut, nicht aber die Konsumenten/Bürger. Adequates Personal gibts in beiden Bereichen nur noch sehr wenige...
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Schnief, schnief! Endlich mal wieder ein Thread im Kampf gegen schlechtes Formatradio und Beratergläubigkeit!

Aber, liebe Claudia, ich schließe mich ihren Worten an! Auch den weiterführenden Ausführungen von Makeitso ist nichts hinzuzufügen!

UNd leider muß ich noch folgendes Erlebnis dazupacken. Ich war vor 6 Monaten auf einer ganztägigen Fach-Veranstaltung eines bundesweiten Radiovermarkters zum Thema Radiozielgruppen. Speziell die jugendlichen Zielgruppen (also bis 49 bzw. bis 29J) wurden besonders stark fokussiert. Wie man sie erreichen könne, verfügbares Einkommen, Radionutzung usw. Auf allerlei Nachfragen wurde während der Veranstaltung auch immer wieder über Menschen im Alter 49 Jahre plus gesprochen (ich schreibe bewußt "Menschen") Es stellte sich dabei ziemlich deutlich heraus, daß die Werbe- und Verkaufsspezialisten ganz genau wußten, daß die "Kohle" bei den Älteren zu holen ist. Sie konnten auch ganz konkrete Aussagen zum Kaufverhalten und Markenbewußtsein der "älteren Generation" treffen. Dabei wurde auch nicht erzählt, daß die Älteren werbungsresistent wären, im Gegenteil. Es war den Spezialisten durchaus bekannt, daß Werbung für Ältere nur anders gemacht werden müsse (nicht teurer!) als Werbung für Junge. Eingeschränkt wurde nur, daß Ältere weniger oft einkaufen würden, dabei insgesamt allerdings wesentlich mehr Geld ausgeben als Jüngere.
Was ich sagen will: Obwohl man durchaus über das Potential der Hörer/Zuschauer/Käufer ab 49 J informiert ist, sind die Sender trotzdem krankhaft (im Jugendwahn?) auf die Altersklasse 14 bis 29 fixiert. Viele Programmchefs hecheln in der MA Auswertung neben der Stundenreichweite nur noch dem Wert "Altersdurchschnitt" hinterher. Und wenn dieser gesunken sein sollte, dann ist man megastolz!...aber warum??? Zumal viele Programmchefs deutlich älter als ihre angestrebte Zielgruppe sind, ud es eigentlich besser wissen müßten!

Die Fakten sind also bekannt, es interessiert sich nur niemand dafür!

Erklären kann ich dies aber nicht, vielleicht könnt ihr mir ja auf die Sprünge helfen!???
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Nomos schrieb:
Was ich sagen will: Obwohl man durchaus über das Potential der Hörer/Zuschauer/Käufer ab 49 J informiert ist, sind die Sender trotzdem krankhaft (im Jugendwahn?) auf die Altersklasse 14 bis 29 fixiert. Viele Programmchefs hecheln in der MA Auswertung neben der Stundenreichweite nur noch dem Wert "Altersdurchschnitt" hinterher. Und wenn dieser gesunken sein sollte, dann ist man megastolz!...aber warum???


These: Vielleicht weil man das Junge Volk für dynamischer hält. Weil Trends nun mal auf der Straße entstehen und die Jungen Leute auf der Straße sind.

Nur eine These. Ich glaube das die Jungen Leute einfach leichter in Massen zu mobilisieren sind. Sie rennen mehr den Marken und dem Prestige hinterher.


Vielleicht ist das der Grund warum die Verantwortlichen sich nix Anderes trauen. Wie sagte einst Herbert Grönemeyer: "Gibt den Kindern das Kommando"

Abschließende Frage: Warum gibt es 4 private deutschlandweite Teenie Musiksender im deutschen Fernsehen und nicht einen privaten Oldie oder Schlagersender? (nicht das ich den schauen würde *g*)
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Abschließende Frage: Warum gibt es 4 private deutschlandweite Teenie Musiksender im deutschen Fernsehen und nicht einen privaten Oldie oder Schlagersender? (nicht das ich den schauen würde *g*)
Du solltest da noch die Worte "frei empfangbar" mit einbauen, sonst ist das inhaltlich falsch. ;) Bei Premiere gibts noch GoldstarTV (Schlager & Co.) und Hit24 (überwiegend 80er). Onyx gibts übrigens auch noch und da sind die Zielgruppe auch keine Teenies. (Betonung liegt hier übrigens leider auf dem Wort "noch".)

Vielleicht ist es ja doch die Ideen- und/oder Konzeptlosigkeit in der dt. Radiolandschaft. In Berlin gab es ja wohl schon mal ein Radio 50plus. Das müßte das heutige Spreeradio gewesen sein. Wenn aber schon in einer Metropole wie Berlin ein derartiges Konzept nicht aufgeht, wo dann ?
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Liebe Claudia,

ich habe bis Dezember 2002 eine Sendung namens "Swing & Sweet" bei Untersberg Live moderiert, die gelinde gesagt "The Talk of the Town" war. Tanzmusik sowie Ereignisse der 30/40-er Jahre mit O-Tönen von damals waren angesagt, das Feedback war phenomenal. Und jetzt kommts: Viele junge Leute, die spezielle Ereignisse von damals nur vom Hören Sagen kannten, riefen an und freuten sich. Darüber hinaus war ganz klar zu spüren, dass Oldies-Sendungen insgesamt wieder im Trend sind. (Speziell auch R & B der frühen 60-er). Der Trend, plötzlich auch (finanzkräftige) Oldies per Werbung zu bedienen kommt aus den USA. Die Sendung wurde trotz neuer Sponsoren
vom damaligen 28-jähren Geschäftsführer ohne Begründung abgesetzt -
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@ Nomos:

Wie es schon der damalige Bundespräsident Roman Herzog so treffend formulierte: "Wir haben in Deutschland kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem."
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

...und massig Qualitätsprobleme.
Ob wurde von dem ungebildeten Moderator gesprochen. Das ist nur eines dieser Probleme.
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@ Makeitso:
Zitat:
4) Die Radiomacher kapieren, daß Menschen über 50 im jüngsten Fall 10 Jahre alt waren, als die Beatles Amerika eroberten, daß sie mit den Stones, Led Zeppelin und T-Rex aufgewachsen sind und insofern auch mit anderer Musik als den Schmerzbuben, dem Napalm Duo oder Howard Chippendale anzusprechen sind.
Zitat Ende


Da muß ich hinzufügen: Das stimmt ! ABER: Man soll jetzt davon nicht die These ableiten, daß man bei einen Sender für 50+ das Auslangen findet, wenn man denen jetzt nur in einer Minirotation die Hits ihrer Jugend ständig abdudelt. So wie man heute die Hitrotation für die Jungen macht, so hat es keinen Sinn, jetzt eine Hitrotation der bester 60er Jahre Titel ständig abdreschen zu lassen und das dann als ein 50+ Radio zu bezeichnen.

Ich bin selbst 53 und war natürlich ein Beatles und Stones - Fan. Ich freue mich, wenn mich heute GELEGENTLICH eine dieser Scheiben am Ohr erreicht und ich mich an meine Sturm und Drang Jahre erinnere. Aber ich schalte bestimmt keinen Sender ein, der STÄNDIG meine Jugendmusik von damals spielt. Vor 30 Jahren wäre mir nicht eingefallen, mal in die Oper zu gehen, ein Jazzkonzert zu besuchen, einem Madrigalchor zuzuhören, die Operettenfestspiele zu besuchen, ein Platzkonzert zu genießen und dann in einer Tanzbar einen Foxtrott zu tanzen, dann wieder mal ein Big-Band Orchester zu genießen. Dann gehe ich auch mal auf ein Country-Open Air. Heute tue ich das als ehemaliger Stones-Beatles und auch Jimmy Hendrix Fan !!
Die Reife eines Menschen drückt sich auch dadurch aus, daß seine musikalischen Interessen wesentlich breiter und toleranter geworden sind.
DAHER: Ein reifes Unterhaltungsradio muß sehr breit sein und die verschiedensten Musikrichtungen bedienen können.
Im Alter hat man oft das Gefühl: OK das ist super, aber das kenne ich schon, das kenne ich schon, das kenne ich schon. Man möchte öfter mal was nachholen, was man in seiner Jugendzeit versäumt hat, also auch andere Musik hören, die man damals vernachlässigt hat.
Wenn ihr mir in einem 50+ Radio wieder immer nur die damaligen Hits runternudelt, könntet ihr mich als Dauer-Hörer schon wieder vergessen !
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

SWR 1 RP + 22,2 %
SWR 4 RP + 18,2 %
SWR 1 BW + 2,1 %
SWR 4 BW + 5,4 %
SWR 3 + 11,4 %
SR 1 + 17,2 %
SR 3 + 18,8 %
hr 3 + 5,6 %
hr 4 + 7,4 %
bremen eins + 35,8 %
bremen vier + 1,6 %
Bayern 4 Klassik + 41,2 %

Hier nochmal so ein paar Auszüge über die Zuwächse verschiedener Programme aus der letzten MA. Scheint als ob die öffentlich-rechtlichen gelernt haben. Man hat zum Teil Berater geholt, die in den vergangenen Jahren die Privaten sehr groß gemacht haben. Jetzt wo man bemerkt hat, dass es auch noch "erwachsene" Hörer gibt beraten auch diese Leute die ÖR. Der Erfolg gibt ihnen recht. Vorbei ist wohl die Zeit der Morgenshows nach dem Motto: "Hey was sind wir heute wieder lustig". Inhalt und die Identifikation des Hörer mit dem/der Mann/Frau die da einen anspricht wird immer wichtiger. Einige bzw. wenige Private haben das widerum gemerkt und sind auf der Erfolgsspur.
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@ Mcprivat

Da hast du schon recht. Aber ist es nicht so, daß die Trends, die auf der Straße entstehen, auch nur dort von Bedeutung sind? Als Trendsetter kann ich mich zwar immer hip und abgefahren fühlen, aber davon haben die Kaufleute nicht viel. Es entsteht keine Nachhaltigkeit, weil nur Stimmungen hinterhergehechelt wird. Trends sind nur kurzzeitige Geschäfte, mit einer Käuferschicht, die im Vergleich nicht die kaufkräftigste Schicht ist. Insofern können die Jungen zwar durchaus dynamischer sein, trotzdem sind die Alten deswegen nicht gleich starr und festgebacken....in der Werbung kommt es deswegen immer wieder zu völlig falschen Zielvorstellungen. Da wird oft inszeniert, daß ein junger Mann Mitte zwanzig mit noch jüngerer Freundin Benz E-Klasse wahlweise größeren Volvo fährt, und den Wagen in der Garage des eigenen Hauses parkt. Machen wir uns doch nichts vor, das Durchschnittsalter eines Benzfahrers liegt bei Mitte 40, wenn ich mich recht erinnere. Man möchte gern jugendlich sein bzw. wirken, weil es zum Zeitgeist passt, daß das Geld aber eigentlich woanders sitzt, diese Einsicht fällt offenbar schwer.
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Claudia: Das ganze gibts wohl, fahr mal in den Raum Rottweil/Villingen-Schwenningen und hör bei Radio Neckarburg rein. Dort wird konsequent im Low-Cost-Verfahren erfolgreiches(!) Anti-Formatradio gefahren, mit einer "gutbürgerlichen" Musikmischung wie es heisst.
Die ist zwar nicht ganz deckungsgleich mit meinen musikalischen Präferenzen, aber gut es zwischendurch nach dem ganzen Gerklingele und Gesabber der anderen Sender schon mal, denn: "Krach hemmer scho beim Schaffa gnug, da brauche mr dr Radio ned drzu - Radio Neckarburg!" (Original-On-Air-Slogan!!!!)
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Dem ersten Posting von Makeitso ist nicht viel hinzuzufügen. Nur diese kurze Frage: Warum soll ein privater Radiosender darauf Wert legen und es leisten können wollen, ein Firmen-/Messe-Event per Radiosendung zu präsentieren, das eine völlig andere Zielgruppe erreichen will als der Sender?
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@oldies-joe

hast du bei deinem chef gar nicht nachgefragt, warum er deine Sendung abgesetzt hat?
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

mcprivat schrieb:
These: Vielleicht weil man das Junge Volk für dynamischer hält. Weil Trends nun mal auf der Straße entstehen und die Jungen Leute auf der Straße sind.

Nur eine These. Ich glaube das die Jungen Leute einfach leichter in Massen zu mobilisieren sind. Sie rennen mehr den Marken und dem Prestige hinterher.

Sieht man ja auch daran, daß sie bereit sind, 6 Euro für einen Klingelton(!) auszugeben, aber sich beschweren, wenn sie denselben Betrag eine klanglich und auch inhaltlich "etwas" überlegenere CD investieren sollen.

Diese Zielgruppe ist natürlich ideal für die Werbeindustrie...
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

"Es ist egal, wodurch sich die Menschen ihr Geld aus der Tasche ziehen lassen, wenn es nur in meiner Tasche landet." Das ist alles. Mehr nicht.
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Liebe Claudia,

ich habe schon die von Ihnen im letzten Jahr angeregte Diskussion aufmerksam verfolgt. Leider hat sich bis jetzt nicht viel in der Denke der Programmmacher verändert, obwohl auf vielen Veranstaltungen (Münchner Medientage, Radioday etc.) ein Umdenken der Werbewirtschaft in Richtung der konsumorientierten "neuen Alten" (Best Agers, Golden Oldies, Second Life People, Silver Surfer oder einfach 50+) zu bemerken war. Das hat viele, vor allem ökonomische Gründe (ich spreche jetzt nur von privaten Sendern):

Das Programm soll möglichst günstig produziert werden. "Reifes Unterhaltungsradio" ist zunächst ein Schlagwort, das nicht näher definiert ist. Ältere, gebildete und kaufkräftige Rezipienten sind anspruchsvoller und kritischer als die Masse der werberelevanten Zielgruppe. Das Prinzip eines schematisierten, weitgehend automatiserten, mit wenig Personal produzierten Programms mit einer kleinen Musikrotation würde vermutlich für die neue Zielgruppe nicht funktionieren. Ich denke, "reifes Unterhaltungsradio" müsste wesentlich aufwendiger produziert werden, einen hohen Informationswert und vielfältige Musik aufweisen und von kompetenten Moderatoren präsentiert werden. Die Produktionskosten wären wesentlich höher, als bei den üblichen Programmen. Ein anderes Problem liegt in der Ausbildung und Sozialisation der Programmverantwortlichen und der Ausführenden (auch wieder eine Kostenfrage). Außerdem müsste ein solches Format erst einmal entwickelt werden, was ebenfalls viel Geld kostet und andere Kompetenzen erfordert, als das Kopieren von Ideen. Die Anfangsinvestitionen sind immens und so auch das Risiko: Werbung wird zunächst über die Anzahl der Kontakte verkauft. Außerdem ist der Werbewirtschaft (trotz aller oben genannten Lippenbekenntnisse) nicht an einer Zersplitterung der Zielgruppen gelegen. Werbekampagenen sollen für wenig Geld viele Kontakte bringen. Das geht natürlich bestens bei vielen, möglichst gleich klingenden Sendern. Die qualitativen Merkmale der Hörerschaft sind schwierig über Agenturen zu vermarkten. Also sind Selbstvermarktung und Klinkenputzen angesagt, was auch wieder ein Kostenfaktor ist. Spartenprogramme sind nicht unbedingt die Lieblingskinder der LMA. Die föderale Struktur der deutschen Radiolandschaft verhindert eine flächendeckende terrrestrische Verbreitung des Programms, aber diese wäre notwendig, um eine zahlenmäßig ausreichende Hörerschaft zu generieren. Außerdem sind die Verbreitungskosten immens.

Gruß postit
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@ arox

habe ich natürlich schon ! Es wurde mir am 1. Arbeitstag nach einem Herzinfarkt mitgeteilt mit der Aussage: Der Geschäftsführer bin ICH ! Ich brauche Ihnen keinen Grund zu nennen !
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

@ postit

Ich würde deinen Ausführungen vielleicht nur in zwei Punkten etwas einschränken:
1. die Entwicklungskosten eines Radioformates für Erwachsene sind m.E.n. nicht sonderlich erwähnenswert. Programmschema und Sendeuhr sollten nicht das Problem darstellen, die Musik ist da. Die Kosten für Verpackung sind nicht höher als für jedes andere Radioformat. Man muß natürlich die Investitionssumme aufwenden, die auch für einen Relaunch zu einem x-beliebigen Hitradio bzw. Supermix-Wischiwaschi vonnöten ist.
2. Das Risiko ist durchaus überschaubar. Der Markt ist bekannt. Und das Radio für Ältere funktioniert, haben (ehemalige) Sender wie Z.Bsp. Radio Brocken mit ihren Zahlen bewiesen. Insofern ist die Gefahr des Scheiterns mit einem Erwachsenradio m.M.n. geringer, als mit einem verschlimmbesserten Jugendradio.

Ansonsten kann ich deinen Ausführungen aber durchaus folgen! Das Problem der Ausbildung und Sozialisation der Programmverantwortlichen (hast du schön gesagt!) sollte man übrigens wirklich nicht unterschätzen. Weil jugendliche Psychopathen nur sehr schlecht glaubhaftes Radio für erwachsene Menschen machen können.

PS. doch noch ein kleiner Einspruch: :) Ein Radio für die ältere Generation wäre kein Spartenradio! Bedenke nur die zahlenmäßige Dimension der potentiellen Hörerschaft!

Grüße!!!
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Hallo Nomos,

ups, da hast du mich erwischt! Natürlich ist das ein Zielgruppenprogramm und kein Spartenprogramm. Dann erledigt sich eigentlich auch das Problem mit der flächendeckenden Verbreitung. Die vordringlichste Aufgabe wäre, dieses Programm in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen (-> Bekanntheitsgrad) und Einschaltimpulse zu setzen.

Grüße zurück!!!

postit
 
AW: Nochmal: Wann kommt reifes Unterhaltungsradio?

Der Geschäftsführer bin ICH ! Ich brauche Ihnen keinen Grund zu nennen !

Konnte er Wahrscheinlich auch gar nicht, da solche Leute nie Gründe haben und auch keine haben können, weil sie schlichtweg GAR nix können. Was macht man mit einer Person ohne weitere Fähigkeiten? - Eben, Geschäftsführung! Gehen die Geschäfte schlecht, werden diese eben auch wieder ausgetauscht und sie dürfen sich neue Geschäfte zum führen aussuchen. (Daß das mit dem Führen sowieso immer im Desaster endet, wissen wir doch seit dem grössten Österreicher aller Zeiten vor Arnold S.
 
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