Jeder, der einen Sender neu an den Start bringt, sollte sich ausgiebig mit dem Gedanken befassen, dass es in dem jeweiligen Bundesland bereits mindestens einen landesweiten etablierten Privatsender gibt. In NRW gab es viele Jahre halt nur das Lokalfunksyndikat radio NRW, welches neben dem WDR halt das meistgehörte Privatradio in NRW - halt wohl auch wegen den tagsüber lokalen Inhalten. Da haben es neu aufkeimende Mitbewerber halt schwer, den etablierten Sendern in NRW ein paar 10.000 Hörer abzuluchsen, zumal da mit 1Live, WDR 2, WDR 4 und dem jeweiligen Lokalradio mit News & Infos von vor der eigenen Haustür schon sowas wie Radio-Schwergewichte vorhanden sind, wo sich jeder erstmal fragt, wozu man zu einem Dudler wie NRW1 wechseln solle, wo selbst unter der Woche mehr als die Hälfte eines 24h-Tages unmoderierte "Musik am laufenden Band" mit einer (Hot) AC-Playlist zu hören ist, die es mit 1Live, WDR2 und dem örtlichen Lokalradio bereits in ähnlicher Form schon gibt . Die Leute wollen im Radio halt auch was Moderiertes hören, von dem sie "mitgenomnen" werden, sich angesprochen, informiert, "bespasst"/unterhalten werden wollen und Musik in einer Mischung/Vielfalt, die es so halt in NRW noch nicht gibt. Das, was 1Live WDR 2 und das örtliche NRW-Lokalradio massenrauglich an Musik nicht bietet, deckt WDR 4 schon ganz gut ab. Und Kultur und Wort ist halt ein Feld, an das sich - wohl auch aus Kostengründen - bislang kaum ein Privatsender heranwagt. Und damit ist man in NRW schon mit WDR 5 sehr gut - auch qualitativ - versorgt.
NRW1 ist einfach 20-30 Jahre zu spät, was aber der politischen Reglementierung geschuldet ist, weil man in NRW zunächst nur den privaten Lokalfunk zuließ, a ders als in NDS, wo man zunächst nur landesweiten Privatfunk lizensierte und erst seit gut 10 Jahren auch private Lokalradios zulässt, die - im Gegensatz zu NRW - untereinander unabhängig voneinander und eigenständiges Programm bestreiten.
Hier generiert allein das regionale Radio Osnabrück (Kernverbreitungsgebiet ist eher ländlich geprägt) in den sozialen Netzen mehr Follower als das landesweite NRW1 im bevölkerungsreichsten Bundesland. Ganz so falsch kann die Konzeption und Programmierung des ersten niedersächsischen Lokalradios also nicht sein, was wohl auch an der vielfältigen Playlist, sowie an der für einen Privatsender eher ungewöhnlichen Machart mit weniger nervigem Geclaime und weniger und deutlich bescheideneren Gewinnspielen liegt. Immerhin muss sich der beispielhaft genannte Lokalsender gegen die starke und etablierte landesweite Konkurrenz (ÖR und privat) durchsetzen und behaupten und tut dies bereits seit jetzt mehr als 10 Jahren. Dass das nicht selbstverständlich ist, bewies Radio 90.vier aus Delmenhorst bzw. Ganderkesee. Erst 2019 gestartet stellte es schon 4 Jahre später den Sendebetrieb wegen Insolvenz wieder ein. Einen Teil der dadurch wieder freigewordenen DAB+ -Kapazitäten nutzt seit dem Sommer 2023 nun Radio Osnabrück, was somit auch zu einer Erweiterung des Sendegebietes bis in die Region Oldenburg-Bremen führte. Auf UKW beschränkt man sich derzeit noch ausschliesslich auf den LK Osnabrück, strebt aber eine Ausdehnung auf angrenzende Kreise an.