Ofcom erlaubt höhere Nutzbandbreite auf Mittelwelle

Till_Weende

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Die britische Regulierungsbehörde Ofcom erlaubt nun den noch auf Mittelwelle verbleibenden Sendern, auf Antrag die Nutzbandbreite von 6 auf 9 kHz zu erweitern. Hintergrund ist die inzwischen deutlich reduzierte Anzahl von Mittelwellensendern, weswegen die bisherige Beschränkung auf 6 kHz zur Vermeidung gegenseitiger Störungen hinfällig geworden sei. Die Audio-Qualität könne sich damit von "Telefonqualität" auf "Kassettenqualität" steigern lassen.

 
Offensichtlich wurden bestimmte technische Dinge nicht genauestens einer Betrachtung unterzogen. Die Empfängertechnik ist nicht auf dem Stand von 1924 stehen geblieben. Mittlerweile hat fast jeder etwas bessere AM-Empfänger heute einen Synchrondemodulator an Bord. Da wird ein unerwünschtes Seitenband mit doppelter Frequenz in den Hörbereich transferiert, so dass die "Störungen" kaum noch wahrgenommen werden. Sogenanntes "Affengeplapper", "monkey chatter".
Und weiter:
Der "Sidebandsplash" war bei Mittelwellenempfang nie das eigentliche Problem. Eher bei Kurzwelle, wo für die noch schmalere Bandbreite und dem noch engeren Frequenzabstand von nurmehr 5 kHz bei den herkömmlichen "normalen" Empfangsgeräten für den Consumer-Bereich dieselben ZF-Filterspulen wie für Mittelwelle mit benutzt wurden. Die Folge: Man hörte unter Umständen drei Sender gleichzeitig, je nach Fading wechselten sie sich dann ab. Das Problem, das durch Verwendung der höheren NF-Modulations-Bandbreite auftreten würde, war und ist bei Kurzwelle erst wieder relevant geworden.

Aktuellstes Beispiel. Radio China und Radio Taiwan senden auf 9435 kHz 9545 kHz. Der Kanalabstand ist praktisch doppelt so groß wie früher. Aber trotzdem kracht das obere Seitenband von Radio China in das untere Seitenband von Radio Taiwan. Wieso? Ganz einfach: Radio China arbeitet mit 15 kHz Bandbreite.
Und trotzdem kann ein neuzeitliches Empfangsgerät Radio Taiwan ohne Sidebandsplash empfangen.
Es wird zum Beispiel auf Synchrondemodulator USB Oberes Seitenband eingestellt. Ohne NF-Bandbreitenbeschränkung.

Bei Mittelwellenempfang war, ist und wird vielleicht wieder vielmehr die Gleichkanalbelegung das größte Problem darstellen, weil die Sender nach Abbau der Ionosphären-D-Schicht auch von der F-Schicht reflektiert, eine Überreichweite erfahren. Nach Eintritt der Abenddämmerung empfängt man dann eine Vielzahl auch weit voneinander entferne Stationen, die auf derselben Frequenz arbeiten "sollten", was sie nicht immer taten. So traten Brumm und Pfeiftöne und Mischtöne der Modulation auf, die von den nicht exakt einjustierten Trägerfrequenzen herrührten. Früher waren eben die Synchronisationsmöglichkeiten nicht vorhanden, wie zum Beispiel GPS gestützte Frequenznormale etc.
Nicht umsonst wird strenger überwacht, zum Beispiel wurde eine Rubrik Carrier Offset in
MW List quick and easy eingefügt, um die "Übeltäter" quasi an den Pranger zu stellen. Einige Sender arbeiten statt im 9 kHz Raster auch in Europa schon mit 10 kHz Frequenzabstand. Wir kennen unsere Pappenheimer,
gerade das "Museumsradio" auf 1476 kHz kann davon ein Lied singen. Da nützt auch eine Bandbreitenverbreiterung nichts. Radio Seagull und Museumsradio sowie ein griechischer Piratensender und einer aus dem Iran wohl alle auf derselben Wellemnlänge zeigen deutlich "Mittelwelle wie sie leibt und leb(te)". Mit allen Interferenzmöglichkeiten, die mir gerade einfallen.

Man könnte sogar "stereo" senden, wenn ein Kanal auf unteres, anderer Stereokanal auf oberes Seitenband moduliert würde. Bei Kurzwelle wandert in Stellung "SAS" das NF-Signal je nach Fading-Situation zwischen den Kanälen hin und her, meistens ohne, dass die gefürchteten "selektives Seitenbandfading" korrelierten Verzerrungen auftreten.
 

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Die britische Regulierungsbehörde Ofcom erlaubt nun den noch auf Mittelwelle verbleibenden Sendern, auf Antrag die Nutzbandbreite von 6 auf 9 kHz zu erweitern. ]
Hier werden für meine Begriffe AM-Bandbreite mit NF-Modulations-Frequenzumfang in missverständlicher Form dargestellt.
Bekanntlich benötigt ein ampltudenmodulierter Sender auf Grund der mathematisvch-physikalischen Gesetzmäßigkeiten stets die doppelte Bandbreite des zu übertragenden NF-Spektrums.. Habe nur zur Verdeutlichung ein Footage zur Verfügung gestellt bekommen, wo der Zusammenhang am Spektrumsanalysator deutlich wird. Der ausgewählte Privatsender hat ab etwa 4,5 kHz NF einen steilen Abfall der Übertragungskennlinie. Allerdings sieht man auch die bewusst durch nicht unumstrittenes "Soundprocessing" hervorgehobenen Höhen so bei 3 kHz. Die mickrige Tonqualität des Laptop-Lautsprechers möchte man bitte entschuldigen wollen. Aber hier kommt es mehr auf die Visualisierung an. Der Sender benötigt 9 kHz, genau wie es das Kanalraster in der ITU Region 1 vorschreibt, obwohl er nur mit 4,5 kHz NF maximal angesteuert werden darf.
Wollte man mehr NF-Bandbreite haben, könnte man in DRM senden, auch mit BW 9. Die Tschechen hatten es uns ja auf 954 kHz vorgemacht. Warum der Versuch Mitte letzten Jahres abgebrochen wurde, hat andere Gründe.
BTW: Falls es mit dem Video nicht in der Vorschau klappt: "Ziel speichern unter..." und lokal abspielen.
 

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Die Frage, ob die Bandbreitenerhöhung wirklich eine ganz deutliche Klangverbesserung mit sich bringt, kann man anhand amerikanischer Stationen, die bereits mit fast 10 kHz Bandbreite arbeiten, nachzuprüfen versuchen.
Trotz Bandbreiteneinstellung AM Wide höre ich keinen Unterschied. Die Begrenzung ist immer noch wie gewohnt bei ca. 5 kHz. Auch beim Musiktrailer, der voll aufmoduliert worden war.
 

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