[OT:] Schießerei in Schule - Computerspiel verbieten?

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Letztlich bestätigen aktuelle Forschungsbefunde die schon länger gültige Aussage, dass manche Formen von Mediengewalt für manche Individuen unter manchen Bedingungen negative Folgen nach sich ziehen können. In der Konkretisierung der für die Gefährlichkeit verantwortlichen Faktoren sind ebenso einige Fortschritte erzielt worden wie in der Erforschung medienpädagogischer Interventionsstrategien. Das genaue Zusammenspiel von Risikofaktoren bedarf aber ebenso wie die Identifikation der tatsächlich wirksamen Elemente medienpädagogischer Strategien für die verschiedenen Zielgruppen noch der weiteren Forschung.
Diese Folgerung aus der bisherigen Forschung zum Thema „Medien und Gewalt“ entspricht nicht dem Bedürfnis weiter Teile der Öffentlichkeit nach eindeutigen Antworten auf die Frage nach der Gefährlichkeit von Mediengewalt. Jede einfache Antwort auf die komplexe Entstehung von Gewalt und die Rolle der Medien dabei muss vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Befunde jedoch als unseriös betrachtet werden. Gewalt in den Medien darf in seinem Gefährdungspotenzial nicht verharmlost werden, es ist aber auch nicht angebracht, Mediengewalt zum Sündenbock für Gewalt in der Gesellschaft zu stempeln.

Aus einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

War eben Thema im heute journal. Das o.g. Zitat stammt aus der Kurzfassung der Studie "Medien und Gewalt" des BMFSFJ, Juli 2004, S. 13-14.
 
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vielleicht klingt das jetzt ein bisschen oberschlau, aber um sich denktechnisch dahin zu begeben, wo dieser amokläufer war, braucht man einige zeit und relativ viel beeinflussung durch einseitige medien.

wenn dieser in der bildzeitung abgebildete brief den tatsachen entspricht, war der täter keine geistige null....eher völlig fehlgeleitet aufgrund der meinung, die er sich gemacht hat, ohne mit der umwelt konstruktiv zu kommunizieren.

counterstrike und wie die games alle heissen, dienen doch eher dem frustabbau als dem aufbau.
wenn wir mal davon ausgehen dürfen, daß er es nicht allein gespielt hat (genau wie gotcha, was man auch nicht allein spielen kann), hat ihn nicht das spiel diese schräge denkweise verpasst, sondern nur die möglichkeit eröffnet, WIE man es machen kann.
das game selber ist eigentlich nur ein wettstreit mit dem computer oder anderen spielern (mit einem makabren hintergrund)

es ist nicht das spiel an sich, es ist die isolation in der gesellschaft, die zu solchen taten führt.
wenn er niemanden hatte, bei dem er sich ausheulen konnte, niemanden, der ihm beigestanden hat bei mißlichen situationen, wird er sich immer mehr zurückziehen und sich seinen reim vom leben machen.
da hat das videospiel so gut wie keinen anteil dran...höchstens, daß es für ihn leichter war, sich selber zu isolieren.

nicht das spielen generell, sondern die zeit damit ist das problem....jede stunde, die man damit allein verbringt, erhöht zwar die persönlichen fähigkeiten, die "gegner" hinzumeucheln, aber in der zeit lernt man kein mädel kennen.....
 
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nicht das spielen generell, sondern die zeit damit ist das problem....jede stunde, die man damit allein verbringt, erhöht zwar die persönlichen fähigkeiten, die "gegner" hinzumeucheln, aber in der zeit lernt man kein mädel kennen.....

... oder Buben. :D

Aber: Was ist deine Schlussfolgerung? Gesetzlich vorgeschriebene Computer-Höchst-Benutzungsdauer für Jugendliche, hardwaretechnisch umgesetzt? :cool:

Ich glaube, so ist das auch zu einfach gedacht. Warum spielt denn jemand nur noch Computer?
 
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Warum spielt denn jemand nur noch Computer?

Das ist eine gute und berechtigte Frage.

Ich frage mal: warum möchte jemand seine ehemalige Schule in die Luft sprengen und sämtliche Lehrer nebst aller Schülerinnen und Schüler, die er zum Teil doch noch nicht einmal kennt und ergo ihm kein Unheil zukommen ließen, welches er in seiner kranken Kausalkette als vermeintliches Argument verwendet hat?

Warum vergreift sich ein erwachsener Mensch an Kleinkindern und Minderjährigen?

Warum macht es Menschen Spaß, zu töten? Warum sehen sie in der Veröffentlichung ihres persönlichen Abgangs eine Befriedigung (an der sie erwiesenermaßen nicht mehr Teil haben können)?

Die Politik schreit nun populistisch hübsch laut nach Verboten der Spiele. Und ich sage noch einmal "NEIN" dazu, daß dies etwas zur Abschaffung des eigentlichen Problems beitragen wird. Never!
 
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Ich glaube, so ist das auch zu einfach gedacht. Warum spielt denn jemand nur noch Computer?

Das ist eine gute und berechtigte Frage.

wer aus langeweile oder mangelnder lustlosigkeit am lesen ein spiel spielen möchte, findet nicht immer einen partner oder gegner.

der computer oder die konsole ist der partner bzw gegner und liefert das spiel gleich mit....da haben wir unseren zeitvertreib.
der muss noch nicht mal verdummend wirken...im schlimmsten fall dienen die ballistischen erfahrungen später beim bund.:)

aber das ALLEIN vorm rechner ist die krux.....ganz egal, welches spiel da gespielt wird.
klar kann man sich auch auf den dachboden zurückziehen und nachbars hühner beim scharren beobachten....was einem menschlich auch nicht viel weiter hilft.
aber je mehr man sich isoliert, desto schräger werden dann die resultate aus dem denkprozess...
 
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Und ein Computer muß nicht zwangsläufig bedeuten, daß ein Mensch sich isoliert.

Immerhin diskutieren wir hier, anstelle davon, einsam vor dem Fernseher oder dem Radio zu sitzen und NICHT darüber Austausch halten zu können in just dem Moment, wo es erfahren wird. Oder wenige Minuten später.

Ich schätze die Möglichkeiten des Austausches durch das Internet und alle damit verbundenen Kommunikationswege sehr.
 
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das ist korrekt....ich meinte ja auch, daß das spielen mit dem computer das problem ist.

der zugang ins internet, der zugang in diverse foren, die möglichkeit nach so ziemlich allem möglichen suchen zu können und etwas zu finden...sich auszutauschen....das sind durchaus sehr konstruktive möglichkeiten...genauso wie man damit auch schindluder betreiben kann.

mit'm messer kann man sich entweder lecker wurstbrot schmieren oder beim mitmenschen mehr oder weniger grosse löcher verursachen, die am torso oder gliedmaßen durchaus überflüssig sind.

es kommt immer darauf an, WAS man damit macht.....und wem die möglichkeiten nicht gezeigt werden, der kann dann durchaus unwissend bleiben.
 
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es kommt immer darauf an, WAS man damit macht.....und wem die möglichkeiten nicht gezeigt werden, der kann dann durchaus unwissend bleiben.

Aha.

Da schließt sich der Kreis: solche Gewalttaten werden nicht verhindert werden können, wenn unsere angeblich demokratisch gewählten Volksvertreter (ich bekomme gerade ein Magenproblem...) nun allerorten laut nach dem Verbot solcher Computerspiele rufen!
 
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dann plädiere ich auch dafür, alle autos abzuschaffen, weil das auch potentielle mordinstrumente sind.....

nicht das game bringt den mensch zum amok, aber es ist anscheinend bevorzugtes spiel eines täters.

....man sollte einen generalverdacht gegen alle counterstrike-spieler erheben!:p
 
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Es ist erleichternd, zu lesen, daß ich mit meiner Meinung nicht alleine bin.
Als ich gestern auf einer längeren Autofahrt (übrigens durch NRW, Ironie des Schicksals...) die Nachrichten und damit die erneute Forderung nach dem Verbot von "gewaltverherrlichenden Computerspielen" hörte, kam mir die Idee, das Verbot doch auszuweiten:

- Der Typ zockte gerne Ballerspiele
- Der Typ trug immer schwarze Klamotten
- Der Typ war ein Einzelgänger
- Der Typ interessierte sich für Waffen

Daraus folgt:
- Ballerspiele verbieten
- schwarze Klamotten verbieten
- Alle Einzelgänger einsperren
- Alle Waffen verbieten

Das jedenfalls wäre die logische Konsequenz, die jemand ziehen müßte, der ernsthaft (!) das Verbot von Computerspielen fordert.
Wer jetzt losschreien will von wegen "Ah, der Gelb, jetzt vergleicht er aber Äpfel mit Birnen, weil man Waffen durchaus verbieten sollte", dem sei folgendes gesagt: mit einer Waffe kann man jemanden töten. Mit einem Computerspiel nicht. Es sei denn, man wirft die entsprechende CD oder Diskette so heftig, daß man jemanden damit lebensgefährlich verletzt, aber das halte ich für unwahrscheinlich.

Was ich sagen will: wer Computerspiele verbieten will, macht sich lächerlich und disqualifiziert sich mit einer solchen Forderung selbst. Wir leben doch nicht mehr in den 60ern, wo die Obrigkeit mit erhobenem Zeigefinger dasteht und Verbote ausspricht und die kleinen Kinder sich demütig daran halten. Die lachen sich doch kaputt, wenn ein Politiker (!), der vermutlich noch nie in seinem Leben auch nur ein Computerspiel gespielt hat, ein Verbot desselben fordert. Der zeigt doch damit, daß er überhaupt nicht begriffen hat, worum es hier geht.

Also: wer Computerspiele verbieten will, der soll bitte auch schwarze Klamotten verbieten und Einzelgänger aus dem Verkehr ziehen. Was kommt morgen? Brillenträger? Mist, dann bin ich wohl dran...
 
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Wir leben doch nicht mehr in den 60ern, wo die Obrigkeit mit erhobenem Zeigefinger dasteht und Verbote ausspricht und die kleinen Kinder sich demütig daran halten. Die lachen sich doch kaputt, wenn ein Politiker (!), der vermutlich noch nie in seinem Leben auch nur ein Computerspiel gespielt hat, ein Verbot desselben fordert. Der zeigt doch damit, daß er überhaupt nicht begriffen hat, worum es hier geht.
a) Leider leben wir nicht mehr in den 60ern
b) Wissen Kinder und Jugendliche ja auch ganz genau, was für sie richtig ist. Schließlich haben sie ein Recht auf Selbstbestimmung, und "Kinder an die Macht" hat ja schon der Grönemeyer gesungen. Kinder sind gleichberechtigte Familienmitglieder und ähnliches Geschwurbel. Kein Wunder, daß diese verzogenen Gören so sind, wenn ihre Eltern Deine Geisteshaltung haben.
 
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.... Warum müssen mehr als 99 Prozent der Counterstrike- und was-weiß-ich-noch-Spieler darunter leiden, dass ein paar wenige mit unserer heutigen Gesellschaft nicht klar- und gleichzeitig anscheinend sehr einfach an scharfe Waffen kommen?.....

Das ist in einem Solidarstaat immer so. Wenn drei Leute auf einer Straße zu schnell fahren und durch Unfälle Menschen sterben, gibt's da ein Tempolimit, das künftig alle befolgen müssen. Auch die, die immer vorschriftsmäßig gefahren sind und noch nie einen Unfall gebaut haben. Über dieses Wesen unseres Staates kann man sich doch nicht ernsthaft mehr aufregen.....


....Die Politiker mögen wissen, dass die Idee, Counterstrike und Co. zu verbieten, nur wenig bringt. Um so schlimmer, wird doch deutlich, dass es eben nur um Symbolpolitik geht. Die eigentlichen, schwerwiegenderen Ursachen, die sich auch ohne repressive Gesetze "bekämpfen" ließen, werden aber nicht angegangen.....

Genau so ist es. Weil sie offenbar keine anderen Mittel finden.
 
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Hm, nachdem gestern in den Tagesthemen von wirklich grauenhaften Spielen berichtet wurde, bin ich mir nicht mehr so sicher. Da wurde von wimmernden Frauen, die um ihr Leben flehen, gesprochen. Kollegen haben mri von Spielen berichtet, die wirklich eigentlich alles fürcherliche nachstellen, was so in den Kriegen passiert. Nicht nur Ballerei. Das kann man auch nicht mehr mit der Debatte über Zugang von Kindern zu Sex-Heften oder auch nur der Bravo vergleichen, wie es sie bei uns noch in den 60ern gab, oder mit der Frage, "tötet jemand, weil er einen Gewaltfilm sah?". Bei den Spielen ist man ja aktiv beteiligt. Braucht tatsächlich auch die virtuelle Parallel-Welt Gesetze?

Ich finde inzwischen schon, dass man den Zugang limitieren könnte. Gilt das Jguenschutzgesetz für diese Spiele denn nicht? Es wurde auch ein Vergleich dieser Spiele zur "mentalen Vorbereitung" von Soldaten zum Einsatz in Krisengebieten gezogen, um ihr Verhalten auf Töten zu konditionieren. Alles natürlich im bekannten Tagesthemen-Rahmen, also sehr kurz.

Auf der andreen Seite finde ich es auch scheinheilig, wie sich einige Politiker nun derart über diese virtuellen Schändungen aufzuregen, während die Proteste gegen echte Verbrechen gegen die Menschlichkeit oft wesentlich weniger deutlich sind oder eigentlich niemanden interessieren. Die werden oft als weniger bedrohlich wahrgenommen, als ein Computerspiel, das für viele realer ist.

Eigentlich ein ganz spannendes Thema für eine ausführlichere kultruelle gesellschaftliche Betrachtung, aber weniger für diese verkürzten Statements, die wir derzeit hören. Vielleicht macht es ja irgendein Kultursender. Für den Rest ist das ja inzwischen leider zu kompliziert.
 
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@divy

solche von dir geschilderten Spiele sind in der Regel mindestens mit FSK 18 versehen, oftmals auch indiziert. Insofern sind sie theoretisch ebenso wenig für Kinder und Jugendliche konsumierbar wie Sexhefte. So wie man auch theoretisch ohne Waffenschein keine Waffen über´s Internet bestellen können sollte.

Soviel zur Frage der Wirsamkeit von solchen Verboten (womit ich bitte keine generelle Altersfreigabe für alles fordern will). Soll nur heißen: Wer den festen Willen hat, auch verbotene Spiele zu spielen, verbotene Filme zu gucken, als Minderjähriger Pornos zu gucken oder verbotenerweise an Waffen zu kommen, der findet auch Mittel und Wege.
 
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Gelb schrieb:
Was kommt morgen? Brillenträger? Mist, dann bin ich wohl dran...
Tja, willkommen in einer Gesellschaft, in der persönliche Freiheiten leichterhand hergegeben werden, wenn es denn der Sicherheit oder zumindest dem Sicherheitsgefühl dient.

Dem deutschen Michel indes ist das relativ schnuppe, solange nur die Dinge verboten werden, die ihn ohnehin nicht interessieren. Zwar ist es dann irgendwann zu spät, wenn man nämlich selbst an der Reihe ist, aber wer kennt heute noch Pfarrer Martin Niemöller?
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist es übrigens schon so weit, daß bestimmte Personenkreise unter Generalverdacht gestellt werden und ihre "Zuverlässigkeit" erst mal beweisen müssen, bevor sie weiterhin tun dürfen, was sie mitunter jahrzehntelang ohne jegliche Beanstandung seitens der Behörden getan haben. Man recherchiere mal zum Thema "Zuverlässigkeitsüberprüfung für Privatpiloten"...

Ein Thema in den Medien ist das natürlich, bis auf wenige löbliche Ausnahmen, nicht. Schließlich sind Privatpiloten eh nur eine privilegierte Minderheit von Reichen, da kann es dem Normalmenschen doch egal sein, wenn die in vermutlich verfassungswidriger Weise drangsaliert werden. Wenn das Gleiche mit Autofahrern angestellt würde, ja, dann wäre was los im Lande, aber so... :mad: :mad: :mad:
 
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Von welchem Baum ist denn dieser Apfel gefallen? Dem auf der Birnenplantage?
 
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Um mal ein bisschen soziologische Ursachenforschung ins Spiel zu bringen: Mit dem Thema Medien und Gewalt haben sich schon dutzende Wissenschaftler auseinander gesetzt. Es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass Studien, die auf eine eindeutige Aussage abzielten, je nach Ansatz, Methode und Stichprobenwahl einander widersprechende Ergebnisse lieferten. So gibt es Studien, die zeigen, Mediengewalt baue Stress ab, solche die zeigen, sie bewirke fast nichts und solche, die zeigen, dass Mediengewalt sich in der Realität "da draußen" unweigerlich auswirke.
Im Moment geht der Diskurs in die Richtung (und das sagt auch die zitierte Zusammenfassung der "Medien und Gewalt"-Forschung es Familienministeriums), dass es eine Menge verquaste Puzzle-Steinchen in der Persönlichkeit geben muss, damit jemand z.B. vom CS-Spieler zum Amokläufer wird. Kurz und gut: Die Mär vom braven Kind, das zufällig auf CS stößt und auf einmal anfängt, Leute in der Wirklichkeit abzuknallen, ist ebensolcher Käse, wie die Mär vom bösen Onkel, der mit der Heroinspritze im Mantel umhergeht, kleine Kinder anfixt und so gegen ihren Willen zu bösen Drogis macht.
Es ist allerdings so, dass sich Gewalttäter dieser Größenordnung für einen Amoklauf systematisch reif machen. Ihr müsst Euch das so vorstellen: Der Bruch zwischen Vorstellung (gefühltes "Verlierertum" etc.) und Realität erzeugt eine irre Spannung (Hass, Hilflosigkeit...), die abgebaut werden muss. Dabei verschieben sich die Grenzen immer mehr nach hinten - auch durch Spiele wie CS. Das ist beim durchschnittlichen CS-Spieler vermutlich nicht der Fall. Das heißt aber auch, dass potenzielle Amokläufer sehr gezielt nach Möglichkeiten suchen, sich abzureagieren. Ein Verbot würde mMn allein deshalb ins Leere laufen.
Eine Rolle beim Verbotsgeschrei spielt auch, wie gut sich ein bestimmter Gegenstand für den Rest der Gesellschaft mystifizieren lässt. CS ist in den meisten Generationen ebensowenig Massenerscheinung wie Marilyn Manson und schwarze Kleidung. Anderes Beispiel: Mario M. hat mit der Kleinen seine Pornos nachgespielt. Es sind (anscheinend) ganz ähnlich Prozesse, die da abgelaufen sind: Er hatte irgendwann seinen Drall weg, daraus resultierend hatte er Probleme mit sozialen Bindungen, was sich - gewürzt mit ein paar anderen seelischen Abartigkeiten wie Kontrollzwang - unter anderem auch in seinem Frauenbild manifestierte. Eine ganze Weile hat er sich offenbar mit seinen Pornos (und den eher ungeplanten Vergewaltigungen der Vergangenheit) abreagieren können, bis irgendetwas dazu führte, dass er richtig austickte und seine Fantasien von der "Sex-Sklavin" in die Realität umsetzte. Hört allerdings jemand etwas von einer breit angelegten Debatte darüber, in der Konsequenz Pornos zu verbieten?!
Was im Einzelnen dazu führt, dass jemand den "letzten" Schritt geht, lässt sich nicht vorhersagen - und genau daraus resultiert die Unsicherheit und Hilflosigkeit der Gesellschaft. Da kann man mit ein paar symbolischen Äußerungen eben ziemlich gut Politik machen.
 
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@ Keek & Steinberg:

Ich war der Ansicht, deutlich gemacht zu haben, was mein Beitrag mit der Diskussion hier zu tun hat - offenbar aber zu Unrecht. Nun denn...

Gelb hatte in seinem Beitrag die Frage aufgeworfen, was für Verbotswünsche wohl noch alles im Zuge solcher Diskussionen auf den Tisch kommen und welche Bevölkerungsgruppen davon betroffen sein könnten ("Brillenträger? Mist, dann bin ich wohl dran...").

Ich nahm dies zum Anlaß, darauf hinzuweisen, daß bereits heute bestimmte, an sich gänzlich unverdächtige Gruppen sich gefallen lassen müssen, daß Teile ihrer verfassungsmäßigen Rechte vom Staat mißachtet werden mit der Begründung, dies diene der Sicherheit und dem Schutz vor Terrorismus (analog zu "Schutz vor Schulamokläufern").

Verbunden habe ich dies mit dem Ärger über breite Bevölkerungskreise, die allerlei Verbotsideen nicht nur nachplappern, sondern auch die damit verbundene immer weitergehende Einschränkung der individuellen Freiheit geradezu jubelnd begrüßen, weil sie den "Mehr Sicherheit"-Versprechen allzu gern glauben - jedenfalls so lange, bis sie selbst betroffen sind (gern auch in Verbindung mit der Aussage, "Ich habe ja nichts zu verbergen"). Daß dieser Glaube, derlei Maßnahmen beträfen nur Andere und man selbst sei nicht betroffen, ein Irrglaube ist, habe ich mit dem Niemöller-Zitat zu illustrieren versucht.

Ich hoffe, jetzt sind mein Anliegen und die Einordnung in die Diskussion dieses Threads deutlicher geworden.
 
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bravo, Hexe !

da Du offensichtlich vom Fach bist - wie stehst Du eigentlich zu der (konservativen ) These, daß der Zerfall an Bindung in Familie dazu führe, daß Kinder/Jugendliche zunehmend mit mangelnder Stabilität aufwachsen ? (und dann zB auch zu Gewalt und anderem dissozialen Verhalten neigen können)
Statistisch ungerechtfertigter Kulturpessimismus oder tendenzielle Wahrheit ?

Gefühlsmäßig möchte ich ja sowas gerne glauben als Ursache für solche Effekte, aber das Gefühl kann gewaltig täuschen über selektive Wahrnehmung usw.
 
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Die (sonst von mir nicht eben geschätzte) "taz" faßt es heute in der schönen Überschrift zusammen:

"Jetzt laufen die Politiker Amok"
 
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bereits heute bestimmte, an sich gänzlich unverdächtige Gruppen sich gefallen lassen müssen, daß Teile ihrer verfassungsmäßigen Rechte vom Staat mißachtet werden mit der Begründung, dies diene der Sicherheit und dem Schutz vor Terrorismus

Welche unverdächtigen Gruppen? Welche Maßnahmen? Wo werden deren verfassungsmässige Rechte missachtet?

An der Tatsache, dass der Terrorist Motassadeq seit fünf Jahren überwiegend in Freiheit war und sich mit finanzieller staatlicher Unterstützung ein schönes Leben machen konnte, den Spiegel- Reportern frech in die Kamera grinsend, erkenne ich doch deutliche Defizite des Staates bei der Möglichkeit, in die "Rechte" dieses Verbrechers einzugreifen.
 
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Danke, liebe Radiohexe, für diesen lesenswerten Beitrag.

Was mich aber wirklich betroffen macht, ist ein/das Online-Tagebuch des Täters - da wird deutlich, dass er schon vor über einem Jahr massive Probleme mit seiner Umwelt hatte.
 
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