AW: [OT:] TV-Tipp für Baden-Württemberger
Aus der Süddeutschen:
Medienwächter haben Thomas Hornauer vernommen
Der Vorstand der LfK hat am Montag mit der Anhörung über die Zukunft des privaten Fernsehsenders BTV4U begonnen. Inzwischen hat dessen Geschäftsführer gekündigt. Der Deutsche Journalistenverband nennt die Zustände bei BTV4U skandalös. Der Vorstand der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) will seit Montag überprüfen, ob die Verantwortlichen des privaten Fernsehsenders BTV4U die Auflagen der LfK einhalten und ob die "persönlichen und sachlichen Zulassungsvoraussetzungen für die Lizenz gegeben sind". Das erklärte eine Sprecherin der LfK. Am Montag sind demnach Thomas Hornauer, der Gesellschafter der BTV4U-Betreibergesellschaft Regio Network Communication (RNC), sowie der "noch"-Geschäftsführer von RNC, Michael Herfurth, und einige Mitarbeiter von BTV4U geladen. Michael Herfurth hat am Donnerstag seinen Vertrag mit Hornauer gekündigt. Er habe "zum 31. Oktober fristgemäß aus sachlichen Gründen gekündigt". Diese habe er mit dem Alleingesellschafter Thomas Hornauer besprochen. Herfurth sagte der Stuttgarter Zeitung, er werde am Montag bei der LfK "sachlich und ruhig, ohne Emotionen" die Sachlage schildern. Wie lange die Anhörung und die Prüfungsphase dauern werden, lässt die Sprecherin der Medienanstalt offen. Möglich ist auch ein weiterer Anhörungstag in der kommenden Woche. Experten rechnen damit, dass der Vorstand der Medienanstalt eine Entscheidung trifft, sobald die Überprüfung abgeschlossen ist. Nach dem ursprünglichen Zeitplan wollte die Landesanstalt für Kommunikation diesen Beschluss erst im Oktober fassen. Die gegenwärtige Lizenz des privaten Fernsehsenders ist bis Dezember befristet. BTV4U wolle aber, dass die Entscheidung vorgezogen werde, sagte die Sprecherin. Die Führung des Senders hatte schon Anfang der Woche davon gesprochen, dass eine Entscheidung zu erwarten sei. Inzwischen wurde verstärkt die Situation in dem Ludwigsburger Sender kritisiert. Mitarbeiter munkelten hinter vorgehaltener Hand, in den Räumen von BTV4U träten immer wieder Vertreter einer sektenähnlichen so genannten freien Kirche auf. Hornauer habe sogar Gespräche mit den Machern von BIBEL.TV aufgenommen. Der baden-württembergische Landesverband des Deutschen Journalistenverbands (DJV) rät jetzt der Landesmedienanstalt, sie solle die Lizenz nicht verlängern. Karl Geibel, der Landesvorsitzende des Verbands, sagte, Thomas Hornauer müsse auf Grund seines sittenwidrigen Verhaltens "jede Qualifikation, die Zulassungsvoraussetzungen des Landesmediengesetzes zu erfüllen, abgesprochen werden". Die LfK müsse handeln, wolle sie "sich nicht an der Nase herumführen lassen". In einer Mitteilung des Journalistenverbands heißt es, "die Zustände bei BTV4U nehmen skandalöse Formen an". Unter Berufung auf Informationen aus dem Sender erklärt der DJV, Hornauer verstoße permanent gegen die Auflagen der LfK. Direkte Einflussnahme Hornauers auf das Programm und - zum Teil entwürdigende - Einzelanweisungen an die Mitarbeiter seien an der Tagesordnung. So habe der Alleingesellschafter "durchgedrückt", dass ein mehr als zweistündiges Interview mit ihm im Abendprogramm gesendet wird, erklärt der DJV. Die LfK hatte für die befristete Lizenz für BTV4U unter anderem zur Auflage gemacht, dass Thomas Hornauer "sich jeder direkten Einflussnahme auf einzelne Mitarbeiter enthalten wird". Die Lizenz war zum ersten Mal im April 2003 auf ein Jahr befristet erteilt worden. Danach wurde sie bis Ende Dezember dieses Jahres noch einmal verlängert. Der DJV-Landesvorsitzende Karl Geibel erklärt weiter, Hornauer habe den von der LfK geladenen Mitarbeitern untersagt, zu der Anhörung zu erscheinen und ihnen mit Kündigung gedroht. Die Sprecherin der LfK bezeichnete die Stellungnahme des Journalistenverbands als "sehr wichtig". Die LfK brauche "valide Äußerungen", auf die eine Entscheidung gegründet werden könne. Thomas Hirschle, der Präsident der Landesanstalt, verweist darauf, das Papier des DJV habe "keine eigene Beweiskraft". Er stuft es als "einen Hinweis von vielen" ein. Nötig seien "gerichtsfeste Tatsachen". Zwar haben sich bisher etliche Mitarbeiter zu den Vorfällen im Sender geäußert, alle aber stets unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Die Kündigung des RNC-Geschäftsführers Michael Herfurth bezeichnete der oberste Medienwächter des Landes als "interessant".
Thomas Hornauer war gestern für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu seinem Geschäftsgebaren nicht zu erreichen.
Und ein Artikel aus der Stuttgarter Zeitung:
"Hornauer kippt eine Sendung Minuten vor der Ausstrahlung"
Thomas Hornauer verstößt gegen Auflagen der Landesanstalt für Kommunikation (LfK), erklären BTV4U-Beschäftigte der Stuttgarter Zeitung. So wollten sie das auch bei der LfK über Hornauers Einfluss auf Programm und Mitarbeiter sagen. Gestern hatte der Vorstand der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) Thomas Hornauer, den Gesellschafter der Betreiberfirma des Fernsehsenders BTV4U zu einer Anhörung geladen, außerdem den Geschäftsführer Michael Herfurth und verschiedene Mitarbeiter des Senders. Es sollte geklärt werden, ob bei dem Sender die Auflagen der LfK eingehalten werden. Auf der Grundlage der Anhörung will die LfK über die Zukunft des Senders entscheiden. Unter anderem hatten die Medienwächter verlangt, dass der Gesellschafter Hornauer "sich jeder direkten Einflussnahme auf einzelne Mitarbeiter enthalten" solle. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung haben einige Mitarbeiter von BTV4U erklärt, was sie auch der LfK darlegen wollten. "Hornauer nimmt regelmäßig Einfluss auf die Crew, auf Führungskräfte und auf Einzelne aus der Mannschaft", erklärt eine Mitarbeiterin, die gestern bei der Landesanstalt als Zeugin auftrat. Auch in dieser Sache sei Einfluss genommen worden: Die Geschäftsführung habe gedroht, Mitarbeiter, die zur Anhörung der LfK gingen, würden fristlos entlassen. Telefongespräche oder auch mehrstündige Einzelgespräche Hornauers mit Mitarbeitern per Videokonferenz seien an der Tagesordnung, berichten die Mitarbeiter. Dabei gehe es um Programminhalte, bei Führungskräften auch um Personalführung. Der Gesellschafter habe sie selbst aufgefordert, Kollegen zu bespitzeln, erzählt die Mitarbeiterin. Bei den täglichen Redaktionskonferenzen sei entweder der persönliche Referent von Hornauer oder Hornauer selbst per Videokonferenz zugeschaltet. Für die Einflussnahme auf das Programm nennen die Mitarbeiter verschiedene Beispiele. Hornauer habe fest geplante Sendungen kurzfristig streichen lassen, um den Zeitraum für Spielesendungen und für Zuschaueranrufe zu verlängern. Der Sender verdient sein Geld vorrangig mit den Gebühren für die Telefonanrufe. Die Spieleredaktion wurde im Januar aufgelöst. Damals war die Praxis um die Telefonanrufe ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Nach der Auflösung der Spieleredaktion "hat Hornauer regelmäßig seine Ideen für neue Sendeformate mitgeteilt", berichten die Mitarbeiter. Vorschläge des Teams seien auf Hornauers Wunsch nicht umgesetzt worden. Nach wie vor "schmeißt Hornauer Sendungen zehn Minuten vor Beginn aus dem Programm". Bei der Sendung "Bürgerforum", bei der Zuschauer mit dem Moderator oder einem Studiogast per Telefon diskutieren können, sei Hornauer schon selbst als Moderator aufgetreten. Der Gesellschafter habe schon immer Einfluss auf die Mitarbeiter genommen. Das habe sich mit der neuen Diskussion um eine mögliche Verlängerung der Lizenz durch die Landesmedienanstalt verstärkt, berichten die Mitarbeiter. Ursprünglich wollte die LfK darüber erst im Herbst beraten. Hornauer wollte einer öffentlichen Diskussion zuvorkommen und strebte an, dass die LfK die Lizenz über die volle Laufzeit bis 2011 bereits am 5. Juli erteilen solle. Diese Erwartung brachten Hornauer und sein Geschäftsführer Michael Herfurth in einem Brief an LfK-Präsident Thomas Hirschle in Umlauf. Die LfK betont, es habe in der Vorstandssitzung am 5. Juli keine Tischvorlage zu BTV4U gegeben. Inzwischen hat, wie berichtet, der Geschäftsführer gekündigt
Im Zusammenhang mit dem Lizenzverfahren habe Hornauer verlangt, dass die Mitarbeiter ihm das Vertrauen aussprechen und in einem Brief an die LfK bestätigen sollten, der Sender verstoße nicht gegen die Auflagen, berichten die Mitarbeiter. Die Redaktionsleitung sei unter Druck gesetzt worden. Der Brief der Mitarbeiter kam nicht zustande, lediglich ein Schreiben der Chefredakteurin. Hornauer habe außerdem die Chefredakteurin angewiesen, in den Nachrichten von BTV4U zu verkünden, die Lizenzvoraussetzungen seien erfüllt, die LfK müsse die Volllizenz erteilen. Am Mittwoch hatte sich Hornauer selbst in der BTV4U-Sendung "Stunde der Wahrheit" interviewen lassen und über das Unrecht gesprochen, das die LfK dem Sender tue, weil er seit April 2003 auf die Volllizenz warte. Zunächst hatte Hornauer einen auf ein Jahr befristeten "Medienführerschein auf Probe" bekommen, die Lizenz war im April bis Dezember verlängert worden. Die Mitarbeiter bestätigten gegenüber der StZ auch Kontakte Hornauers zu der sektenähnlichen Wankmiller Gruppe. Zu den Auflagen der LfK gehört unter anderem, dass Personen oder Gesellschaften dieser Gemeinschaft nicht beschäftigt oder beauftragt werden dürfen. Seit mehreren Wochen träten außerdem Vertreter von freien pfingstlich orientierten Gemeinden als Berater auf. Hornauer habe auch am Geschäftsführer vorbei Sendungen über Gottesdienste derartiger autonomer Gruppen ins Programm genommen.