Patricia Schlesinger tritt als ARD-Vorsitzende und rbb-Intendantin zurück

Wäre schön, wenn das heute auch noch unter humanistisch gelten würde und man nicht gleich als Linksgrünversifft dargestellt wird, wenn man sich dagegen positioniert

Das sind die riesigen Nebenwirkungen einer vermeintlich selbstverständlich polarisierten Gesellschaft: Es scheint nur noch schwarz oder weiß zu geben. Bist du nicht für mich, bist du gegen mich bzw. wenn du nicht gegen die anderen bist, bist du einer von denen.

Wir scheinen klare Schubladen-Antworten bei komplexen Sachverhalten zu erwarten. Das geht zwar nicht, wird aber von gewissen Gruppen ebenso strategisch wie gezielt eingesetzt:

Für so "OT" halte ich das gar nicht. Das ist ja genau der eine Punkt, der auch immer mal wieder im Thread anklingt: unabhängig von den nun zutage tretenden Dingen beim RBB läuft seit Jahren eine massive Kampagne von rechts bis rechtsextrem gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk - eigentlich mit dem Ziel, selbst die Deutungshoheit zu erlangen

Um so wichtiger ist es jetzt, die kritikwürdigen Vorwürfe jetzt von der Wertigkeit des ö-r Rundfunk abzukoppeln und herauszuarbeiten: Weder sind dort alle von der Macht oder was auch immer korrumpiert, noch sind sie Polit-Marionetten.
In meinem privaten Umfeld kenne ich einige (alles andere als radikale) Menschen, die diese Institution so derart zurechtstutzen möchten, dass es weh tut. Das BVerfG sei dem vor, aber die jüngsten Vorgänge machen es mir in der Gegenargumentation nicht gerade leichter.

Ich frage in aller Regel: "Warum veranstaltet jemand ein privat finanziertes Radio, welche Motivation treibt ihn an?". Ich glaube, dass manche Hörer da in einer Traumwelt leben und die harte Realität verkennen. Man glaubt, die privaten Rundfunkveranstalter seien Heilsbringer und der ÖRR sei schlichtweg überflüssig (manchen Menschen wünsche ich, sie würden mal so eine Simulation durchleben müssen).
Vielleicht ist das die aufgegangene Saat des latenten Beschusses unseres ÖRR; schlimm genug, dass bei der Verwendung des Begriffs "Staatsfunk" kaum noch jemand aufzuschreien scheint. Es scheint selbstverständlich.

Zurück zum rbb: Es sind die vielen kleinen Schnipsel, hier mal etwas größer, die ihren Teil zum Puzzle beitragen, dass man auch die Verschwendung irgendwann als typisch und selbstverständlich hinnimmt. Und der nächste, der sich laut genug gegen den Rundfunkbeitrag wehrt, wird offene Türen einrennen.
Insofern ist das hier aufgedeckte unzweifelhaft ein Bärendienst, aber wir dürfen trotz allem nicht den Wert des Gesamtkonstruktes aus den Augen verlieren.

Eine Marke wird immer von innen zerstört – nie von außen!

Dem stimme ich zu. Aber nur eine von innen starke Marke kann den dauerhaften Angriffen von außen widerstehen. Es darf einfach nicht sein, dass die aktuellen Ereignisse nun dazu genutzt werden - von wem auch immer -, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nachhaltig zu destabilisieren und seinen Gegnern von außen die Möglichkeit zu geben, ihn zu zerstören.
 
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In Bild TV wird recht ausführlich über die Causa berichtet, in diesem Fall, und nur in diesem Fall, finde ich dies aber vollkommen in Ordnung. Man würde es sich seitens der ARD bzw. des RBB zu einfach machen, das Ganze jetzt als "Springer-Kampagne" gegen den ÖR bzw. Frau Schlesinger abzukanzeln. Die Anzahl der Vorwürfe ist groß, und man kann davon ausgehen, dass an den kolportierten Summen, z.B. für den Aus- und Umbau der Chef-Etage, "schon was dran ist". Ich persönlich finde es gut, was da jetzt alles an die Öffentlichkeit gedrungen ist, für den RBB selbst ist dies natürlich der Super-GAU. Und...... heute nachmittag ist ja - hinter verschlossenen Türen - die Sitzung des RBB-Rundfunkrates. Ich bin mir aber sicher, dass wir während (?) oder spätestens nach der Sitzung einiges über den Inhalt der Gespräche erfahren werden, weil ja eh wieder einiges durchgestochen werden wird...... Aber das kennt man ja auch aus der Politik....
Persönliche Anmerkung: Bild TV läuft bei mir eigentlich immer nur, wenn, wie in diesem Moment, "Reif ist Live" mit dem von mir sehr geschätzten Marcel Reif beginnt. Sonst aber "fast" nie;)
 
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Diese Geschichte wird uns noch lange, lange beschäftigen - weil sie so viele Trigger-Punkte für alle möglichen und unmöglichen intellektuellen Geisterfahrer*innen enthält...

-die da oben vs. wir hier unten
-Auto - immer ein heißes Thema
-Versagen von Kontrollmechanismen
-politische Einflussnahme in den Medien
-Frauen in Führungspositionen (ich Wette, dass auch dieses Thema irgendwann kommt)
-gerechte Bezahlung
-Umgang mit Mitarbeitenden
-Compliance-Regeln und vor allem deren Umsetzung...

Das ist ein Einschnitt, dessen Folgen wir noch nicht abschätzen können. Ich wünschte, wir müssten darüber nicht diskutieren.
 
Der nächste große Fehler nach dem zuerst nur halben Rückzug nur vom ARD-Vorsitz (dort nicht tragbar, beim RBB aber schon...), der eine gewisse Tragik dieser, man es kann es m. E. so nennen, 'abgedriffteten' Frau aufzeigt: Rücktritt mit Kündigung zum 28.02.2023 oder Abfindung und dann sofortiger Rücktritt. Also noch mal Geld melken. Durch kommen wird sie damit wohl nicht. Ein Rücktritt ist sofort und kein angekündigter Rückzug. Und es handelt sich um eine öffentlich-rechtliche Anstalt und nicht um einen Fußballverein der einen Trainer loswerden will oder um einen Konzern. Eher vergleichbar einem politischem Amt. Da gibt es bei einem (erzwungenen) Rücktritt keine "Kündigungsfrist".
Was nachhaltig bleiben wird ist, dass sich der ÖRR bei Diskussionen über Beitragserhöhungen jahrelang die 'Causa Schlesinger' mit Luxus-Dienstwagen mit Massagesesseln und dem berüchtigten "Schlesinger-Parkett" wird anhören müssen und in den nächsten Jahren eine Erhöhung politisch wohl auch trotz steigender Inflation und Energiepreise nicht durchsetzbar sein wird.
Und der nächste Indendant des WDR wird wohl auch nicht mehr das Gehalt von Tom Buhrow bekommen.
 
Von einem Arbeitsvertrag kann man nicht "zurücktreten". Entweder kündigt man selbst oder wird gekündigt - mit den geltenden Fristen. Oder es wird eine Absprache getroffen, dass der Vertrag aufgelöst wird. Ohne goldenen Handschlag wird letzteres Frau Schlesinger wohl kaum machen. Und auf ihre Pensionsansprüche wird sie auch eher nicht verzichten?
 
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Sie hat angeboten, ihre Amtszeit zu verkürzen, wenn eine entsprechende Abfindung gezahlt wird. Natürlich gilt weiterhin die Unschuldsvermutung, dennoch finde ich ihr Handeln in der derzeitigen Situation mehr als unglücklich und kontraproduktiv. Ich bin ein großer Befürworter des ÖRR und gerade deswegen ist in dieser Causa eine vollumfängliche und transparente Aufarbeitung wichtig und nötig. Eine Medien- und Verleumdungskampagne gegen ihre Person kann ich nicht erkennen. Da muss man sich schon einmal an die eigene Nase fassen.
 
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Es gibt die außergewöhnliche Kündigung. Umgangssprachlich Rücktritt. Und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit liegt das bei Frau Schlesinger vor. Sie geht, und das ist sowohl der Öffentlichkeit als auch dem Rundfunkrat und der gesamten ARD durchaus bewusst, ja nicht geplant und aus freier Entscheidung.
 
Übernehmen MDR und NDR jetzt den RBB? (bz-berlin.de)
Um Himmels Willen. Das wäre ja vom Regen in die Traufe. Insbesondere der mdr sollte sich mal seine Rundfunkprogramme anhören und dann erklären an welcher Stelle da eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag umgesetzt wird. Und die eng miteinander verbundene Region um Berlin herum wird dann vom Programm "abgetrennt", weil Berlin an den NDR gehen soll? Wer kommt eigentlich auf solche weltfremden Ideen? Kurzum: Nicht mal im Ansatz eine Option.
 
Wer kommt eigentlich auf solche weltfremden Ideen? Kurzum: Nicht mal im Ansatz eine Option.
Da hat man möglicherweise wieder mal nur ans Fernsehen gedacht. Auch da wäre es oberschräg, der Hauptstadt nebst Umland ein eigenes drittes Programm abzusprechen, aber Kooperationen sollte man schon im Blick behalten.

Beim Hörfunk blieben eh eine Regionalwelle (also AB und 88acht) erhalten. Dass die Hauptstadt ein eigenes Inforadio braucht, dürfte doch vor allem in der Politik kaum angezweifelt werden. Das rbb Kulturradio kooperierte z.B. bei den Features schon lange mit dem MDR. Schmerzhaft wäre aus meiner Sicht für die Hörer nur Radio Eins, denn so etwas bieten weder der NDR noch der MDR. Ob man sich diese stabile Bank mit langzeitkonstanten Hörerzahlen weit vorn im umkämpften Berliner Radiomarkt so einfach selbst nehmen würde? Wo Fritz aktuell steht, weiß ich gar nicht mehr...

Da fällt mir eine Story ein, die nun schon wieder viele Jahre alt ist. Thomas Hehde gestaltete damals auf Antenne Brandenburg die Party-Sendung am Samstag abend - legendär aus seinem Laptop, keine Ahnung wieviele zehntausende Titel er im Sofortzugriff hatte. Schwierig nur: er musste dazu immer anreisen und hatte fast gleichzeitig Sendung auf MDR Sachsen. Also reifte die Idee, eine Partysendung am Samstag gemeinsam auf Antenne Brandenburg und MDR Sachsen zu gestalten - bis hin zu Spielelementen, in denen Hörer aus beiden Sendegebieten gegeneinander antreten konnten.

Hielt man beim RBB soweit mir bekannt für absurd - wieso sollten wir aus der Hauptstadtregion mit den Provinzlern aus Sachsen...?

Das Ergebnis ist bekannt:

Auch damals hat der rbb schon auf etwas tieferer Ebene ein sehr unglückliches Händchen gehabt.
 
Ich kann mir das sehr gut vorstellen mit folgender Programmbelegung: NDR 1 Radio Berlin (rbb 88.8), NDR 1 Radio Brandenburg (Antenne Brandenburg), NDR 2 (Radio Eins), N-JOY (Fritz), NDR Kultur (rbb Kultur) und NDR Info (rbb 24 Inforadio) oder MDR Berlin (rbb 88.8), MDR Brandenburg (Antenne Brandenburg), MDR JUMP (Radio Eins) MDR Sputnik (Fritz), MDR Kultur (rbb Kultur) und MDR Aktuell (rbb 24 Inforadio)
 
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Das Ganze hat auch was Positives, wenn es so weiter gegangen wäre, dann hätten da irgendwann die Mülleimer gebrannt. Ich hoffe sehr, dass sich durch viele weitere Aufdeckungen für die Mitarbeiter und vor allem für das Programm endlich was ändern wird.

Dieses Gedankenspiel mit NDR und dem Plastik-MDR finde ich grotesk, da würde ich mich sogar mit einer Mistgabel an die Seite von den Mitarbeitern stellen! @lg74 Du hast nach Fritz gefragt, ich würde den Zustand als im Wachkoma bezeichnen.
 
Sollte tatsächlich der NDR bzw. der MDR die Frequenzen des rbb übernehmen, würden über Satellit auch Audiokapazitäten frei werden. Die freiwerdenden Kapazitäten könnten dann mit SR Unser Ding, Antenne Saar usw. belegt werden.
 
Nach dem derzeitigen Rundfunkstaatsvertrag können weder der NDR noch der MDR die Versorgung für Berlin und Brandenburg übernehmen. Das ist klar, was jedoch nicht bedeutet, dass Anpassungen zukünftig nicht erfolgen könnten. Dann könnte der MDR eine 5-Länderanstalt bzw. der NDR eine 6-Länderanstalt werden. Warum denn nicht?
 
Es geht NICHT um die Selbstauflösung des rbb. Dazu gibt es keinen Grund.

Im Fernsehen war es ja über Jahrzehnte so, dass mit "N3" Berlin durch den NDR mit versorgt wurde. Der NDR - das Beste am Nordosten? Ich weiß nicht...
 
Das ist klar, was jedoch nicht bedeutet, dass Anpassungen zukünftig nicht erfolgen könnten. Dann könnte der MDR eine 5-Länderanstalt bzw. der NDR eine 6-Länderanstalt werden. Warum denn nicht?

Es könnten auch ganz andere Dinge künftig erfolgen. Eine Auflösung des MDR in seiner bisherigen Form beispielsweise, wenn die nächste Thüringer Regierung aus dessen Staatsvertrag aussteigen würde.

Alternativ auch ein Meteoriteneinschlag auf dem Alexanderplatz, der einen RBB aus ganz anderen Gründen unnötig machen würde.

Leider ist meine Glaskugel kaputt.

In Berlin und Brandenburg leben ca. 6,2 Mio. Menschen und es sind bereits 2 Anstalten zu einer fusioniert. Da wäre die Eigenständigkeit ganz anderer Anstalten zuerst in Frage zu stellen, bevor man die von Berlin/Brandenburg angreift.
 
Es könnten auch ganz andere Dinge künftig erfolgen. Eine Auflösung des MDR in seiner bisherigen Form beispielsweise, wenn die nächste Thüringer Regierung aus dessen Staatsvertrag aussteigen würde.

Alternativ auch ein Meteoriteneinschlag auf dem Alexanderplatz, der einen RBB aus ganz anderen Gründen unnötig machen würde.

Leider ist meine Glaskugel kaputt.

In Berlin und Brandenburg leben ca. 6,2 Mio. Menschen und es sind bereits 2 Anstalten zu einer fusioniert. Da wäre die Eigenständigkeit ganz anderer Anstalten zuerst in Frage zu stellen, bevor man die von Berlin/Brandenburg angreift.
lg74, die ganze Diskussion mit einer derzeit nicht möglichen Auflösung des rbb ist doch nur aufgrund des im Beitrag #108 verlinkten Artikels der B.Z. entstanden. So abwegig ist dies also nicht.
 
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