Patricia Schlesinger tritt als ARD-Vorsitzende und rbb-Intendantin zurück

aber erstens geht's bei der "Causa Schlesinger" finanziell betrachtet um Peanuts,
Ich meine, bei der Causa Schlesinger geht es weit über das monitäre hinaus...... Selbstverständlich gilt für Frau Schlesinger die Unschuldsvermutung. Und auch wenn sich all die Vorwürfe gegen sie als haltlos herausstellen sollten, wurde das Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf Dauer beschädigt. Nicht ohne Grund - siehe ganz unten - wählt auch rbb24 inforadio die Überschrift "Der Fall Schlesinger und die größte Krise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks"......

Der Einfachheit nachstehend noch eine kleine Presse-Schau, zusammengestellt vom STERN. Persönliche Anmerkung: Meine eigene Meinung wird mit dem Kommentar des "Weser-Kuriers" am besten abgebildet:



....und ebenso eine kleine Sammlung von Beiträgen zur Causa Schlesinger in der ARD-Audiothek:
 
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denn nur so läßt sich eventuell noch kitten, was Schlesinger und in Teilen wohl auch schon ihre Vorgängerin, zu Bruch gehen lassen haben.
Die Frage nach "wie Vertrauen zurückgewinnen bei der Bevölkerung" kam ja auch in den Interviews heute abend im RBB auf.

Ich hatte da kurz so ein Aufflackern einer Erinnerung: ein ganzes Rundfunksystem, das für viele Menschen "abgewirtschaftet" hatte, holt sich innerhalb weniger Wochen massiv Achtung und Anerkennung. Wodurch? durch schonungslos ehrlichen Journalismus und spürbar unzensierte Berichterstattung.

Wann? Im Herbst 1989. Wo? In Ostdeutschland. Die Umstände waren damals freilich völlig andere, weit schwerere und umdassendere. Es gab auch keine wirklichen "Alternativen", denn Internet, Smartphone etc., gab es nicht. Aber wenn die, die beim RBB wirklich vor Kameras oder Mikrofonen stehen, sich jetzt freischwimmen von der alten Chefetage, könnte da vielleicht wirklich was an Vertrauen zurückzuholen sein.

Immerhin sagte auch einer der auf der Straße interviewten Passanten, dass ihm der Kontrast zwischen den "Luxus-Vorwürfen" und den ins Prekariat geschickten "unteren Ebenen" bewusst wurde. Das ist doch schonmal gut, wenn ganz normale Menschen da zu differenzieren wissen.
 
Und diese perverse Diskussion um einen NDR und MDR in Berlin ist hier sofort zu unterlassen, das ist einfach lächerlich und verwässert diesen Faden ohne Ende!
Was pervers, lächerlich und vor allem "hier zu unterlassen ist", legt definitiv nicht ein @Philclock fest. Bitte ganz dringend merken! Ich würde ja, so die rbb-Frequenzen freiwerden sollten, die fluffigen Wellen vom WDR nach Berlin "durchschalten", denn immer dann, wenn in Köln jemand das Wort "Sektor" in den Mund nimmt, hat man in Berlin sofort die höchste Aufmerksamkeit. Nein, niemand hat die Absicht...

Und nochwas: Wenn Du schreibst:
wenn Ihr wüsstet, wo es überall beim RBB intern lichterloh brennt
muß ich zunächst davon ausgehen, daß du über "rbb-Insiderwissen" verfügst, welches Du nicht mit uns teilen möchtest. Daher meine Frage bezüglich Wechsel vom NKL zum rbb. Kann natürlich sein, daß Du gar nicht merkst, was du so schreibst. Aber das nur am Rande.

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Die Abendschau und das Special. Mir scheint, daß eigentlich alle Beteiligten "schon immer wußten", das etwas nicht stimmt. Es hat sich etwas "angestaut" etc. Der Rundfunkrat (hier allgemein oft gescholten, weil fehlbesetzt) macht auch keine gute Figur. Andererseits, so war es kurz zu sehen, "standen auch wieder vier Leute rum" (vom ZDF?), nur um die Dame vom Personalrat kurz zu befragen. Das treibt die Kosten in die Höhe. Geld, was dann bei der Intendanz fehlt. Ich hatte schon vor vielen Jahren hier im Forum darauf hingewiesen, daß die Ausgaben für die Intendanzen (salopp: Wasserkopf) immer weiter steigen (ARD-Weißbücher). Ich möchte nicht die letzten Jahrgänge anschauen...
 
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Das ist der Weg zum Staatsfunk: direkte Abhängigkeit der FInanzierung der Anstalten von den jeweils regierenden Kräften.
Ich kann dies nicht mehr hören.... Bestes Beispiel, dass die politische Einflußnahme auch ohne direkte Finanzierung der Anstalten durch den Staat gegeben ist, ist die Wahl, pardon, die "Kür" der neuen ORF-Intendanten in meiner Heimat Österreich im Sommer 2021. Hier hat der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz seinen "Wunschkandidaten" Roland Weißmann installiert bekommen.

Siehe dazu diesen kritischen Bericht:

Die "Wahl" erfolgte durch den ORF-Stiftungsrat, welcher in der Mehrheit den Regierungsparteien nahe steht. Also, das Ergebnis stand schon vor der "Wahl" fest.

Legendär in diesen Zusammenhang das Interview, was Anchor-Man Armin Wolf in der Hauptnachrichten-Sendung Zeit im Bild 2 damals mit dem designierten neuen ORF Intendanten Roland Weißmann führte. Er "grillte" seinen zu diesem Zeitpunkt noch zukünftigen Chef 15 Minuten lang mit unangenehmen Fragen, dass es diesem mehr als einmal für Sekunden die Stimme verschlug. Ich kann das Video wirklich jedem nur empfehlen:


Was ich sagen will, ist, das es nicht unbedingt davon abhängt, ob der ÖRR nun sein Etat direkt aus Steuermitteln vom Staat bekommt oder eben via Beitragssystem, die Politik kann und tut immer Einfluß nehmen auf den ÖRR. Jede Regierung möchte Leute installieren, die ihren Wünschen entsprechen. Und ich meine, dies gilt sowohl für Österreich als auch Deutschland.

Noch etwas:
Das Medien-Portal meedia.de bringt es, was "Staatsferne" oder "Staatsnähe" des ÖRR betrifft, in einem Kommentar von gestern auf den Punkt. Ich zitiere daraus hier nur einen Abschnitt, dem nichts hinzuzufügen ist:

meedia.de schrieb:
Trotzdem: Der Druck steigt zurecht. Der Druck steigt auch, weil etwa Nachbarland Frankreich gerade die dortige Rundfunkgebühr abgeschafft hat. Der öffentliche Rundfunk soll in Frankreich künftig steuerlich finanziert werden. Bevor man jetzt wegen „Staatsferne“ aufschreit: Letztlich geht es nicht darum, aus welchem Topf das Geld für den Rundfunk kommt. Auch bei der Beitragsfinanzierung in Deutschland gab und gibt es immer mal wieder Anlass, an einer absoluten Staatsferne zumindest Zweifel zu haben. Es geht um die Ausstattung des Apparates und darum, ob sich Deutschland sein im Vergleich sehr teures Rundfunksystem noch leisten will und kann.

Vorstöße für eine echte, grundlegende Reform des öffentlichen Rundfunks scheitern bislang an der Politik. Dass sich die einzelnen ARD-Anstalten nicht selbst abschaffen, ist ihnen kaum vorzuwerfen. Es ist an der Politik zu definieren, wie der öffentliche Rundfunk der Zukunft aussehen soll, was er leisten soll, wie er finanziert sein soll. Dazu gehört dann auch, die Staatsferne zu organisieren und eine Aufsicht einzurichten, die nicht nur auf dem Papier existiert.

Ein Vorbild könnte die Schweiz sein. In einem Referendum sprachen sich 72 Prozent der Schweizer für eine Beibehaltung des öffentlichen Rundfunks SRG und der Gebühren aus, verbanden dies aber mit einem klaren Reform-Auftrag. Die SRG legte daraufhin ein Spar-Programm auf, das wirklich den Namen verdient und erklärte, künftig die Hälfte der Gebühreneinnahmen in Information zu stecken. Seither sinken auch die Rundfunkgebühren in der Schweiz – in Deutschland bislang undenkbar. So gewinnt man Vertrauen und Rückhalt in der Bevölkerung zurück.

Die Politik wäre gut beraten, jetzt endlich ernsthafte Reformen anzustoßen. Das wird wehtun, ist aber nötig. Die aktuelle Geschichte ist nämlich beides: ein Fall Schlesinger UND ein Fall ARD.

Der gesamte Bericht ist im untenstehenden Link:

 
Freut mich, dass zum Thema nun eine 10-minütige Sondersendung im rbb-Fernsehen ins Programm genommen wird: rbb24 spezial: Rücktritt der rbb-Intendantin | rbb (rbb-online.de)


Jetzt, wo die Staatsanwaltschaft nun doch gegen Schlesinger ermitteln wird.
für Interessierte, da der link oben die Sendung nicht abspielt, der Link dazu:


Es sind sogar 19Min Sendezeit geworden.

Edit: @Philclock schickte ihn auch schon rein.
 
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Letztlich geht es nicht darum, aus welchem Topf das Geld für den Rundfunk kommt.
Doch, genau darum geht es letztlich nicht gerade wenigen Kritikern. Die Rundfunkgebühr ist etwas direkt sichtbares, deshalb rufen auch soviele nach Absenkung oder kompletter Abschaffung. Bei einer Finanzierung über den Umweg Staatshaushalt/Steuern würde sie nicht mehr direkt sichtbar werden, weil das Geld dann aus irgendwelchen Töpfen kommen würde und nicht mehr aus einer direkten, zweckgebundenen Gebühr. Das man diese Töpfe als Steuerzahler aber unterm Strich genauso füllt, ignorieren die meisten Kritiker dann doch sehr bewußt. Kurzum: Der Weg der Finanzierung ist unterm Strich schnurz, denn das geld dafür kommt auf dem einen wie auf dem anderen Weg von den Steuerzahlern.
 
Doch, genau darum geht es letztlich nicht gerade wenigen Kritikern.
Nicht zuletzt ist eine Finanzierung aus dem Steuertopf gerade wegen der vom Grundgesetz gewünschten Unabhängigkeit des Rundfunks nicht zielführend. Diese Unabhängigkeit wurde aus gutem Grunde installiert; eine Tatsache, die von den Kritikern nicht gesehen wird oder nicht gesehen werden will.
 
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Die Rundfunkgebühr ist etwas direkt sichtbares, deshalb rufen auch soviele nach Absenkung oder kompletter Abschaffung
Wenn dem so ist, okay. Dann belassen wir es beim Beitragssystem, weil viele hier ansonsten die Demokratie gefährdet sehen. Ich glaube, ich habe im Beitrag #154 doch recht anschaulich aufgezeigt, dass politische Einflußnahme durch die Politik auch beim bisherigen Beitragssystem ganz und gäbe ist, in Österreich wahrscheinlich noch viel mehr als in Deutschland.

Aber dann muß man die Schweiz als Vorbild hervorheben. Nach der gerade noch einmal abgeschmetterten No-Billag-Initiative hat sich die SRG ein hartes Sparprogramm auferlegt, was den Namen Sparprogramm auch verdient. Seither sinken die Rundfunkgebühren in der Schweiz.

Angestrebt wird nunmehr eine neue Volksinitiative, welche sodann "nur noch" die Reduktion der jährlichen Beiträge von CHF 335,-- auf CHF 200 fordert. Sprich, nicht mehr so radikal wie noch die No-Billag-Initiative, aber die vorgenannte Forderung um Reduktion auf CHF 200,-- wird höchstwahrscheinlich eine Mehrheit finden. Fakt ist, Erhöhungen sind dem Beitragszahler nicht mehr vermittelbar. Dass es auch anders geht, sprich, dass die Beiträge sich verringern können, zeigt das Beispiel Schweiz.

Anmerkung: Ich in Österreich zahle ziemlich genau EUR 330,-- jährlich. Wie ich glaube zu wissen, ist der Jahresbeitrag in Deutschland doch wesentlich geringer. Und ja, Ihr könnt mir glauben, ich möchte auch weniger zahlen. Die Rundfunkgebühren in Österreich sind sowieso mit die höchsten in ganz Europa....

 
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@Zwerg#8 Auf deine Fragen habe ich mehrmals geantwortet und ich lasse mich nicht gerne in eine Ecke stellen, in die ich gar nicht gehöre. Du betreibst Gaslighting und scheinst ein Berufsstänkerer hier zu sein. Ich werde auf keinen weiteren deiner Beiträge mehr eingehen.

Das ist so schade, dass jetzt die Verfehlungen der Patricia Schlesinger dazu ausgenutzt werden, um das ganze System in Frage zu stellen.
 
Dass es auch anders geht, sprich, dass die Beiträge sich verringern können, zeigt das Beispiel Schweiz.

Und im verlinkten Text steht auch schon drin, welche Folgen die neuerliche Runde haben wird:

Die Folge wäre eine weitgehende Zentralisierung an wahrscheinlich nur noch einem Produktionsstandort – dies zum Leidwesen insbesondere der regionalen Berichterstattung, der sprachlichen Minderheiten und der Randregionen unseres Landes." Ein harter Schlag wäre die Reduktion der Gebühren auch für die Film-, Musik-, Kultur- und Sportbranche in der Schweiz, heißt es von der SRG.

"Sparen" bitte gerne - aber nicht an der Substanz, die einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk überhaupt rechtfertigt.

Beim deutschen Öffi-System gäbe es gewiss einiges zu sparen und den Menschen zu ersparen, aber wirklich wichtige und notwendige Programminhalte sind bereits viel zu viele verschwunden, so dass ein Sparen an einer Stelle erst einmal Geld freisetzen müsste, das an anderer Stelle wieder investiert wird in echte öffentlich-rechtliche Werte.
 
Ein harter Schlag wäre die Reduktion der Gebühren auch für die Film-, Musik-, Kultur- und Sportbranche in der Schweiz, heißt es von der SRG.
Ich meine, die öffentlich-rechtlichen Sender müssten ja in Zukunft nicht mehr bei teuren Sportrechte-Auktionen mitmachen. Sport im Free-TV ist nicht gleich Sport im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Sollen sich doch die Privaten um die Sportrechte rittern. Und teure Film-Pakete aus Hollywood müßten auch nicht mehr von den öffentlich-rechtlichen Sendern gekauft werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte sich mehr auf Kernkompetenzen wie z.B. Information, politische Bildung, Wissenschaftliche Sendungen, Kultur im Allgemeinen und die Förderung heimischer Kulturschaffender fokusieren.

Zum Thema Kultur ein Beispiel aus Österreich, wie es NICHT laufen sollte: Der ORF ist bei den Salzburger Festspielen auch Festspielpartner. Doch der heurige, gefeierte "Jedermann" mit Lars Eidinger und Verena Altenberger ist NICHT im Fernsehen zu sehen. Eine vertane Chance, wie ich meine. Dafür hat der ORF scheinbar kein Geld, aber für jede Live-Überrtragung einer Star-Gala vom Wörthersee oder anderswo oder eines jeden x-beliebigen Beatrice Egli-, Hansi Hinterseer- oder Andreas Gabalier-Konzertes hat der ORF scheinbar immer Geld übrig.....

 
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Der Fall Schlesinger ist ein neues Indiz für die These: "Der ÖR ist aktuell an einigen wenigen Stellen überfinanziert. Und an vielen, vielen anderen Stellen dramatisch unterfinanziert." Das muss sich ändern. Es muss wieder Geld in die Programme investiert werden - nicht in Verwaltungen.

Ich meine, die öffentlich-rechtlichen Sender müssten ja in Zukunft nicht mehr bei teuren Sportrechte-Auktionen mitmachen. Sport im Free-TV ist nicht gleich Sport im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Sollen sich doch die Privaten um die Sportrechte rittern. Und teure Film-Pakete aus Hollywood müßten auch nicht mehr von den öffentlich-rechtlichen Sendern gekauft werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte sich mehr auf Kernkompetenzen wie z.B. Information, politische Bildung, Wissenschaftliche Sendungen und die Förderung heimischer Kulturschaffender fokusieren.
Um dann so eine Art NPR zu werden? Teure Filmpakete aus Hollywood - das zieht doch auch nicht mehr so richtig, seit es Netflix gibt... Der ör Rundfunk muss trotzdem attraktiv bleiben. Sport NUR im Privat-TV heisst dann auch, dass es nur noch Sport im TV gibt, der Quoten bringt. Ein erhöhtes Interesse der Privaten z.B. an der Frauen-Fußball-EM habe ich nicht festgestellt. In den Öffis wurden die Spiele alle übertragen.
 
Das ist so schade, dass jetzt die Verfehlungen der Patricia Schlesinger dazu ausgenutzt werden, um das ganze System in Frage zu stellen.
Das System wird seit Jahren massiv in Frage gestellt - nach meinem Eindruck mehr als die schweizer Öffis von der schweizer Bevölkerung. Ist doch ein willkommener Anlass für eine "Wiedervorlage", den die Ereignisse beim rbb da aktuell bieten.

Es sind nicht nur die "Verfehlungen der Patricia Schlesinger" - selbst wenn alles, was derzeit so hervorgezaubert wird, zuträfe, wären das finanziell gemessen am Gesamtbudget lächerliche Summen und wer mal in der oberen Etage eines wirklich sehr gut laufenden Industriekonzerns war, weiß, dass es da äußerst luxuriös aussehen kann in simplen Beratungsräumen, edelste Möbel, hochwertigste Böden, perfekte Präsentationstechnik, alles stylish, alles wirkt wie gestern frisch eingebaut, auf den Tischen steht immer frisches, allerfeinstes Obst und das Wasser kommt nicht aus einem verkalkten Wasserspender, sondern steht in den gleichen Flaschen, die man aus guten Restaurants kennt, fein arrangiert auf dem Tisch. Das gehört ab einer bestimmten Liga einfach dazu.

Und da kommt der Inhaber auch nicht mit dem Polo oder dem alten Opel Kadett, sondern hat Chauffeur, ggf. gepanzertes Fahrzeug und ich erinnere mich an einen Fall, bei dem der Inhaber des (Familien-)Unternehmens, einem Weltkonzern mit Sitz in Deutschland, regelmäßig das Nummernschild gewechselt bekommt am Wagen - aus Angst vor Entführungen (kein Witz!). Solche Leute werden behandelt wie Staatschefs.

Selbst Führungskräfte-Meetings in mittelgroßen Business Units nicht allzu großer Technologiekonzerne werden teils an Orten und mit einem Catering abgehalten, das ich vorher nie in meinem Leben gesehen hatte und wo es mich peinlich berührte, dazuzugehören, weil ichs für pervers hielt, was da abgezogen wurde.

Wenns also in der Chefetage eines Unternehmens - auch eines großen Medienunternehmens - für unsere normalen Maßstäbe dekadent glitzert, ist das in gewissem Maße normal.

Was nicht normal ist, ist, dass dafür der eigentliche Betrieb abgewirtschaftet wird, dass sich bei Betrachtung der "Produkte" das Gefühl der Zweit- oder Drittklassigkeit bzw. gar Minderwertigkeit einstellt, dass vorsätzlich vom Auftraggeber (hier: Beitragszahler) letztlich bestellte Produkte und deren Qualität abgebaut werden, während in die Repräsentation der Chefetage investiert wird. Was nicht normal ist, ist, dass ein übermäßiges Ausbauen des Repräsentativen außerhalb des Auftrages eines öffentlich-rechtlichen, beitragsfinanzierten Medienhauses erfolgt - eine ARD-Anstalt muss zwar zu Teilen auch im Konzert der großen Medienhäuser mitspielen können, ist und bleibt aber eine Einrichtung, die mit einem klaren gesellschaftlichen Auftrag geschaffen wurde - und dieser Auftrag hat zuallererst erfüllt zu werden. Was nicht normal ist, ist dass es überhaupt so weit kommen konnte und dass selbst mit einem Sack voll Anschuldigungen auf dem Tisch keine Bereitschaft erkennbar war, den Wahnsinn zu stoppen und selbstkritisch zur Aufklärung beizutragen.

Hier hat weit mehr versagt als die Intendantin. Der Fall Schlesinger bestätigt mir meine vor nun schon vor teils drei Jahrzehnten gemachten Erfahrungen mit Rundfunkräten einer anderen Anstalt (Vorlagen aus der Intendanz durchwinken, Kritik abwimmeln, keine Ahnung vom eigentlichen öffentlich-rechtlichen Auftrag haben, Beitragszahler zum Teil regelrecht verachten). Warum konnte beim rbb das, was jetzt offenbar wird, nicht wesentlich früher und durch den Rundfunkrat statt erst jetzt und durch Druck von außen gestoppt werden?

Das alles ist nicht Werk einer Einzelperson. Wie war das gestern Abend im rbb-TV? Sinngemäß "Haben Sie auch Prämien erhalten?" - "Ja".

Hier ist das Klima innerhalb des Hauses zu beleuchten. Arbeiten die "einfachen" Mitarbeiter möglicherweise in ständiger Angst, morgen draußen zu sein, wenn sie bestimmte Dinge ansprechen? Wie geht es wirklich in den Redaktionen zu? Wieviel Druck haben die Menschen an der Basis auf dem Kessel, warum konnten sie ihn nicht zielführend kanalisieren?

Und ich gehe davon aus, dass das Grundklima, das solche Fehlentwicklungen begünstigt, und das in meiner Wahrnehmung regelrecht pervertierte Verständnis vom Sinn eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks in anderen Anstalten nicht wesentlich anders aussieht. Wenn z.B. ein WDR oder auch ein NDR oder hr seine Hörfunk-Substanz weitgehend vernichten konnte, wie, wenn nicht mit einem ähnlichen Klima und einem ähnlichen Verständnis von "Macht" seitens der Führungsspitze sollte das möglich gewesen sein? Ob man dort auch bewässerte Grünwände in der Intendanz installiert hat oder nicht, ist dabei für die Beitragszahler, die wertvolles und relevantes Programm erwarten, genauso wurscht wie beim rbb.

"Der Fall Schlesinger" ist einen neues Indiz für die These: "Der ÖR ist aktuell überfinanziert!" ...
So schnell würde ich das nicht daraus schließen. Ich schrieb es gerade: der finanzielle Schaden durch individuelles Verprassen und Größenwahn ist gemessen am Gesamtbudget klein, der Schaden ist auf anderem Gebiet groß.

So lange wichtige und wertvolle Programminhalte beseitigt werden, weil man "sparen" müsse und weil man auf dem Weg ins heilige Nirvana der Trimedialität und ausschließlichen Verortung in der online-Welt nicht alles bisher im Programm Berücksichtigte mitnehmen könne, ist offenbar zumindest beim Programm nicht genug Geld vorhanden oder es wird Geld ineffizient eingesetzt.

Ob die Umverteilung der Finanzmittel von Managergehältern und -prämien, Luxuskarossen und Edelparkett hin ins Programm zu einer spürbaren Aufwertung des Programms führen würde, ob entsorgte Programminhalte in hochwertiger Qualität zurück kämen - das müssen wir erst mal noch sehen bzw. hören.
 
Der Fall Schlesinger ist ein neues Indiz für die These: "Der ÖR ist aktuell an einigen wenigen Stellen überfinanziert. Und an vielen, vielen anderen Stellen dramatisch unterfinanziert." Das muss sich ändern. Es muss wieder Geld in die Programme investiert werden - nicht in Verwaltungen.
Auch wenn ich dem grundsätzlich zustimme - gerade in der nächsten Zeit wird wahrscheinlich die Verwaltungsseite Geld verschlingen, denn Frau Schlesinger ist zwar aktuell diejenige, die alle am Pranger sehen wollen, aber natürlich ist vielen klar, daß es für so lustige Aktionen auch noch helfende Hände bis zugedrückte Augen braucht.

Gruß
Skywise
 
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Wenns also in der Chefetage eines Unternehmens - auch eines großen Medienunternehmens - für unsere normalen Maßstäbe dekadent glitzert, ist das in gewissem Maße normal.
Also hat Frau Schlesinger eigentlich eh alles richtig gemacht. Ich hoffe für sie persönlich, dass all die Vorwürfe sich als haltlos herausstellen und sie dann - wie Phoenix aus der Asche - voll rehabilitiert wieder zurück auf die rbb-Kommandobrücke kommen kann. Alles wird gut, der ÖRR hat doch keinen Handlungsbedarf, irgend etwas zu verändern. Und die KEF kann schon die Rechenschieber in die Hand nehmen und ausrechnen, um wieviel demnächst der monatliche Beitrag erhöht werden muß.
 
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Die Causa Schlesinger hat mit Abschaffung des Gebührenbeitrages (früher unter GEZ bekannt) und stattdessen einer Steuerfinanzierung nichts zu tun.
Einzig, dass ein noch durch das Gericht zu klärender möglicher "Mist" und Fehlverhalten mit Massagesitzen im , 70%-Rabatt-Audi, Schlesinger-parkett und Bewirtungkosten im Schöneberger, "Salon" macht eine Debatte über eine Erhöhung wohl die nächsten Jahre zunichte, weil es zu dem Thema eben das Argument "Fall Schlesinger" gibt.
 
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Einzig, dass ein noch durch das Gericht zu klärender möglicher "Mist" und Fehlverhalten mit Massagesitzen im , 70%-Rabatt-Audi, Schlesinger-parkett und Bewirtungkosten im Schöneberger, "Salon" macht eine Debatte über eine Erhöhung wohl die nächsten Jahre zunichte, weil es zu dem Thema eben das Argument "Fall Schlesinger" gibt.
Das kommt drauf an, wie sich nicht zuletzt der RBB anstellt.
Jetzt im Augenblick steht natürlich die Aufklärung der ganzen Angelegenheit an vorderster Stelle, damit auch die Rolle der Kontrollgremien, meint halt nicht zuletzt Rundfunkrat und Verwaltungsrat. Wenn ich an die RBB Abendschau von gestern denke, dann fällt auf, daß Frau Oswald das Schlagwort Transparenz auf die Agenda gepackt hat und Herr Schulte-Kellinghaus daraufhin bemerkenswert kleinlaut wurde und sich sogar zu der Aussage treiben ließ, daß man gerade (erst) die Transparenz herstelle.
Wenn die "Transparenz" ihrer Bezeichnung gerecht wird, dann kann ich mir vorstellen, daß man sehr wohl daraus bestimmte Dinge ableiten kann über Finanzierung und (mit ein bißchen kaufmännischem Geträume dabei) über Unter-bis-Nicht-Finanzierung bestimmter Bereiche des Senders. Und über den Grad der Unter-bis-Nicht-Finanzierung. Ob dieses Argument dazu ausreicht, eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags herbeizuführen, weiß ich nicht, eine Umverteilung wäre allerdings durchaus denkbar. Kommt auf die "Transparenz" der anderen Anstalten und deren Gegenargumente an.

Gruß
Skywise
 
Das ist so schade, dass jetzt die Verfehlungen der Patricia Schlesinger dazu ausgenutzt werden, um das ganze System in Frage zu stellen.
Nein! - Das ist nicht schade: Irgendetwas muss das Faß doch mal zum Überlaufen bringen. Bisher machte sich ARD bei Kritik einen schlanken Fuß und ließ alles abperlen.
"Der Fall Schlesinger" geht jetzt für die ARD ans Eingemachte: "Zeitenwende!"

PS
Besonders zu überdenken ist das Vergütungssystem: Bei für das Programmarbeitenden wird gekürzt. In den obersten Verwaltungsetagen wird geprasst: Fantasiegehälter, generöse Extra-Boni on Top, feudale Altersversorgung: Schlesinger war arbeitende Journalistin. Jetzt nach wenigen Jahren Intendanz hat sie einen Pensionsanspruch von 15.000 € - nicht pro Jahr, sondern wirklich pro Monat. Wem ist das vermittelbar?
Nach dem Rücktritt Schlesingers übernimmt der stellvertretende Intendant den Job. Mit welchem Gehalt: Auch die 300.000 € ? Dazu eine 'Erschwerniszulage', so plus 20 Prozent?
 
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@ndrgast Wie ist das bei Dir, hast Du auch Jahre lang Programme der ARD gehört und den Niedergang miterleben müssen? Dein Name lässt auf den NDR als Heimat schließen.
 
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Was ich pervers finde ist, dass Boni gezahlt worden sind, wenn das Ziel erreicht wurde, Geld im Programm und den Mitarbeiter:innen einzusparen. Würde ich beim rbb arbeiten, käme mir ein großer Strahl aus dem Mund geschossen.
 
Das Schlimme ist dann noch, wenn sich Leute wie Herr Überall hinstellen und das Märchen singen, dass man eben so absurde Gehälter zahlen müsste, um mit der "Privatwirtschaft" um die "wirklich guten Leute" konkurrieren zu können.

Machen wir uns doch nichts vor, die einzige "Qualifikation", die ich diesbezüglich gelten lassen würde wäre, dass man jahrzehntelange Erfahrung im ÖRR-System hat. Wobei das vermutlich automatisch Seilschaften und Abhängigkeiten Vorschub leistet. Alles andere ist austauschbar und ich würde sagen: dann geht doch zu den Privaten oder gründet eure eigene Firma, wenn ihr so tolle Genies seid. Soll mir keiner sagen, dass man niemanden findet, der für ein Jahresgehalt von z.B. 90.000 Intendant sein möchte und den Laden mit einem engagierten Team schmeißen kann.
 
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