PDs völlig daneben am Hörer

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@ Pirni

Ich fürchte, wir kommen nicht auf eine Meinung. <img border="0" title="" alt="[L&auml;cheln]" src="smile.gif" />

1. Wir reden hier über Privatradio alias "Flachfunk" und deren ö.-r. Äquivalente. (weil: Werberelevant. Das ist ein Ausgangspunkt dieses Threads.) Was Bayern 1 macht, spielt da keine Rolle. Ein weiterer Faktor: Über Musik kannst Du mehr Leute vereinen, als über Beiträge. Letztlich kommt es nicht nur auf deren Aufmachung, sondern auch auf das Themengebiet/den Inhalt an. Da divergieren die Geschmäcker etwas mehr, als bei der Musik. (Ob die Leute nur noch konsumieren/sich über die Musik gedanken machen/von der Musikindustrie gesteuert werden... spielt keine Rolle. Wir müssen uns diesen Gegebenheiten anpassen.) Die Werbewirtschaft verlangt Masse, deshalb ist kommerzielles Radio ein Massenprodukt. Das mag man gut oder schlecht finden, es ist eine Gegebenheit.

Das man Beiträge sehr wohl spannend und als Hinhörer gestalten kann, ist unbestritten. Da würde ich dem Beobachter recht geben, wenn er da Kostengründe sieht. Andererseits kommen wir hier wieder auf die Betriebswirtschaft: Warum sollte ich als Gesellschafter Geld ausgeben, wenn es auch ohne geht?

2. Radio ist Nebenbei-Medium geworden, weil sich die Medienlandschaft in den letzten 20 Jahren gewaltig geändert hat. Spätestens mit der Etablierung des Privat-Fernsehens waren die Zeiten vorbei, in denen sich die ganze Familie vor's Radio setzte, um einem Hörspiel zu lauschen. Diese Entwicklung hatte mit dem Niveau des Privatfunks JETZT nichts zu tun. Die Programme mussten sich den geänderten Umständen angepassen. Warum ist das so schlimm, dass einige Sender viel Musik zur Berieselung und wenig Info bringen, andere die Info-Sparte für die Interessierten abdecken?? Ich kann doch bei Bedarf umschalten. Nenne mir bitte einen RATIONALEN Grund, warum alles in einem Programm zusammengeklatscht werden muss (Verzichte bitte auf reine Meinungsbekundungen. Wir stellen hier die Vernunft der PD's in Frage. Da sollten schon Argumente kommen.) Möglicherweise ist das in anderen Sendegebieten anders, aber in Mitteldeutschland kann ich ziemlich gut informative Wortprogramme empfangen. (Die sind Geschmackssache, ich finde DLF oder MDR Kultur an vielen Stellen kein bißchen langweilig.)

3. Bei Deiner Kritik an der Interpretation der MA gebe ich Dir recht. Aber siehe Punkt 2. Warum nutzt die Masse die Wortprogramme kaum? Warum haben die Hörer nicht reihenweise abgeschaltet, als die Privatradios ihre - teils spannender gemachten - Magazine, Features, Beiträge aus dem Programm warfen?

4. &gt;&gt;Welche Berechtigung haben diese Radios noch: Das Wort bieten sie mir nicht und ich hole mir das woanders, die Musik bieten sie mir auch nicht, die hole ich mir auch woanders.&gt;&gt;

Wiederum hast Du recht. Bei einem Massenprogramm kann man nicht jeden individuellen Geschmack treffen. Für die Durchschnittshörer des AC ist Musikklauen aber weniger ein Thema. <a href="http://www.ifpi.de/news/279/brennerstudie.pdf" target="_blank">http://www.ifpi.de/news/279/brennerstudie.pdf</a>
Das Radio bleibt damit - vorerst - die billigste Variante an Musik zu kommen und der Überraschungseffekt, wann was gespielt wird, kommt da noch dazu. Das wird sich im Laufe der Jahre wohl ändern, ob man da mit ein paar Wortbeiträgen was reissen kann, würde ich - subjektiv - in Zweifel ziehen.

5. Mein Aldi-Vergleich war kein Gleichnis zum Radio, sondern sollte lediglich zeigen, dass auch wir pseudo-intellektuellen Radiomacher ganz oft massentypische Verhaltensweisen zeigen. Würde sich deshalb jemand als Pöbel bezeichnen?

(@ der beobachter: "Unsere Musik": das mag man gut oder schlecht finden. Ich finde diese Art der Vermarktung auch nervig, aber das ist Geschmackssache. Die Musikauswahl beruht bei Hitradio (bei anderen natürlich auch) auf Marktforschung, ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen. Mit diesem Claim riskiert HRA, dass diejenigen abschalten, die sich nicht angesprochen fühlen. Es scheint aber doch ganz gut zu funktionieren. Wir jedoch heben uns empor, dem Hörer zu erklären, das er ganz unbedingt Wort wollen muss, weil er sonst hoffnungslos dumm ist. Und das nur, weil wir das so wollen.)

Die Hörerzahl Gesamt bewegte sich beim Privatfunk in den letzten beiden Jahren in Wellen zwischen 10,5 und 11,5 Millionen Hörern, mal mehr, mal weniger. Der Ausgangspunkt dieses Threads war, ob unsere PD's noch den Nerv der Zeit treffen. Wenn ich meine eigene Meinung als Macher von meinen Emotionen und eigenen Wünschen trenne, dann würde ich zumindest nicht anfangen, komplett an deren Verstand zu zweifeln. Entscheidend wird sein, wie gut sie auf eklatante Veränderungen reagieren. Aber momentan sehe ich da bei unserem Funktionsmuster wenig Bedarf.
 
@radiohexe:
Zunächst mal und unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten und Gesichtspunkten - die wir nehmen müssen, wie sie sind - liegst du vielleicht richtig. Vielleicht.
Denn im Südwesten hat SWR1 einen deutlichen Hörerzuwachs und zwar seit sie sich quasi doppelt positionieren. Einerseits "Die größten Hits aller Zeiten", andererseits "Wir haben die Informationen". Diese Mischung mit deutlich erhöhtem, aber auch klarer formatiertem Inhalt hat dem Sender den Erfolg gebracht im wirtschaftlichen Sinne.

Deshalb frage ich mich eben, ob es so schlau ist von einem PD, wenn er Wortanteil rausschmeißt, denn:

Natürlich sind die Hörerzahlen bei den Hitradios unterm Strich einigermaßen konstant geblieben, es hat also niemand weggeschaltet, nur weil Wort fehlt. Mag man denken, wenn man die "reinen Zahlen" sieht. Fast jeder Sender, der seine Zahlen genauer untersucht, hat aber auch bemerkt, dass sich seine Hörerstruktur deutlich verändert hat hin zu den "Unkritischen", die finanziell im Schnitt schlechter dastehen als die "Kritischen". Also: Die Hörer haben DOCH weggeschaltet, als das Wort ging. Es sind aber andere dazu gekommen.
So lange man diesen Wandel der Werbeindustrie noch verkaufen kann, handelt ein PD schlau, weil billig.

Aber man muss fragen, ob ein Mehrwaufwand für Qualität und intelligent transportierte Inhalte nicht Hörer bringt, die einen höheren Bildungsstand mitbringen und kaufkräftiger sind - und damit noch weit davon entfernt sind, auch nur annähernd intellektuell zu sein!!! -, und ob diese Hörer der Werbewirtschaft nicht um so viel teurer zu verkaufen sind, dass es unterm Strich mehr einbringt. Dann nämlich würden diese PDs mit ihrem heutigen Programm durchaus dumm handeln. Wirtschaftlich gesehen.
 
Beobachter,
klingt zunächst einleuchtend.
Dann müsste doch in der von Dir beschriebenen Studie herauskommen, die Hörer von Antenne Bayern sind intelligenter als die von Hitradio Antenne (Niedersachsen), da Antenne Bayern anders als HRA noch richtige Beiträge bringt, oder?
 
@ beobachter: Bist Du Dir sicher, dass unter den Unkritischen wirklich nur arme Leute sind? Wenn ich mir da die internen Aufschlüsselungen bei "meinem" Massenradio anschaue, sind da eine ganze Menge Menschen der Mittelschicht dabei. Die haben auch ganz schön Kohle, geben die aus und vor allem: sie schlucken viele bunte Werbeparolen ohne nachzufragen. (Siehe frühere Postings)
 
ich finds ein bisschen daneben, immer nur über die kohle zu diskutieren und über vermeintlich schwachsinnige oder stinkreiche hörer und den ganzen scheiß.

bevor es diese denkweise gab, haben leute auch schon radio gemacht und ihre kategorien waren andere: sie wollten professionell senden, mit allem was dazugehört, vor allem aber experimentieren, was neues probieren, die grenzen des mediums erweitern usw.

darüber redet mittlerweile keine sau mehr. dafür schwelgen alle in ihren schönen erinnerungen, wie toll und frech doch radio xyz war vor jahrmillionen und wie geil moderator abc.

aber selber mal was probieren.... pffff! geht nicht, darf ich nicht, will der chef nicht, kann ich nicht blablabla

wir sind doch mit unserem krempel in der krise, weil es keinen echten aufbruch mehr gibt. weil alle diese psychokacke aufbrühen, von der hier fast ausschließlich die rede ist.

man könnte doch ne menge zeugs entwickeln. im fernsehen wird doch auch ständig was neues ausprobiert, und dort kostets auch noch nen haufen geld. sind die soviel besser?

versteckt euch nur schön hinter euren chefs, sie sind als übeltäter leicht ausgemacht. aber erwartet nicht, dass ihr irgendwann mal auf dem sterbebett mit dem guten gefühl abnippeln könnt: durch mich ist das radio ein bisschen besser geworden.
 
@Tom2000:
Das müsste theoretisch herauskommen, durchaus. Ich kenne deren Einzeluntersuchungen aber nicht. Was ich weiß, ist, dass mein Sender und die Konkurrenz das Ergebnis liefern. Allerdings gehört natürlich auch die Frage dazu, welche Sender ein Hörer zur Verfügung hat, denn erst kommt der Wechsel, dann das Abschalten.

@radiohexe:
Soweit ich mich erinnere, habe ich nicht gesagt, dass alle schlauen Hörer gehen, und lauter Deppen einschalten. Aber: Die Hörerstruktur verschiebt sich insgesamt finanziell nach unten. Das schließt ja gar nicht aus, dass immer noch genügend Hörer übrigbleiben, die Geld haben, aber die wegfallenden in den finanziell potenteren Regionen werden "ersetzt" durch finanziell deutlich schwächere.
Insofern, nein, die "Unkritischen" sind nicht automatisch gleichzusetzen mit den "Armen". Aber was die Empfänglichkeit für Werbebotschaften, Finanzstärke und Bildung angeht, so ist das oben schon vom berlinreporter plausibel gemacht worden.

Dass im Schnitt noch genug übrig bleibt, was sich verkaufen lässt, ist ja offensichtlich. Die Rückgewinnung der finanziell stärkeren Hörer könnte aber eben ihr Geld wert sein, weil sie der Werbewirtschaft gegenüber besser verkauft werden könnten.

@newsnews:
Klar reden wir hier vor allem über Kohle. Die Frage lautet nämlich, ob PDs am Hörer vorbeiarbeiten oder nicht. Es geht an dieser Stelle nicht um uns Radiomacher. Und weil PDs im Privatfunk dafür sorgen müssen, dass sie uns am Monatsende Kohle aufs Konto schieben und den Gesellschaftern Gewinne nachweisen können, müssen sie in Geld denken und wir in Geld diskutieren, wenn wir über sie diskutieren. Wir verstecken uns deshalb hier nicht hinter den PDs.

Etwas anderes - und durchaus spannendes - wäre deine Frage, die makeitso weiter oben schon gestellt hat, wie wir diesen inhaltsfreien Zustand ändern. Ist hier aber nicht Thema. Wenn du es diskutieren willst: mach einen entsprechenden Thread auf, dir werden Unmengen an Postings sicher sein! <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />

Ansonsten...
...ich glaube, mich am Sterbebett mit anderen Fragen auseinanderzusetzen als der, ob ich das Radio ein wenig verbessert habe. Aber das nur nebenbei.

<small>[ 28-04-2003, 23:17: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
@radiohexe

Du sprichst immer noch von massenhaften Hörern !
Ich stelle doch dauernd dar, daß das heutige Radio eben keine Masse an Hörer hat. Es hört eben keiner mehr zu !
Genaugenommen: 4% von denen, die irgendwann das Radio eingeschaltet haben und in der Ecke stehen lassen, hören zu.

Die privaten Hitradios stellen ihr Medium den unbedarften Werbekunden immer noch so dar:
Wir erreichen ( technisch !) 1 Million Menschen und haben 20% Marktanteil laut MA. Dann wird suggeriert, daß 200.000 Menschen ihre Werbebotschaft hört.

Die Rechnung der Wahrheit: Es hören nur noch 58% der technischen Reichweite überhaupt Radio, von diesen 58% Radio-Einschaltern hat dieser Sender 20%, das sind 11.6% bezogen auf die technische Reichweite. Weiters hören von diesen 11.6% nur 4% wirklich noch so zu, daß sie auch wissen was sie gehört haben, das sind 0.46 %.
Also hören nicht 200.000 Menschen die Werbebotschaft, sondern nur 4600 !!

Es stimmt doch ganz einfach nicht, daß das heutige Radio massenhaft Menschen erreicht. Weil man es so gestaltet hat, daß man es nicht beachtet.
Radio ist zwar das Medium, das am meisten EINGESCHALTET wird, aber am allerwenigsten beachtet.
95% die einen Fernseher eingeschaltet haben, schauen auch hin,
ca. 90% der Menschen, die eine Zeitung kaufen/abbonieren lesen bzw. blättern zumindest darin.
Aber nur 4% der Menschen, die ein Privat-dudel-Radio eingeschaltet haben, hören auch zu !

DAS ist doch das Problem ! Hörts doch endlich auf mit der falschen Behauptung, das Radio erreiche massenhaft viele Hörer ! Das tut es eben nicht mehr ! Die angegebenen MA - Zahlen sind doch keine HÖRER !
Außerdem liegt es nicht an zu wenig Wort, ich meine nicht, daß es genügt, einfach mehr gutes Wort zu bringen. Auch die ewigen Einheits-Musikwiederholungen taugen nicht mehr zum Zuhören, sondern nur noch als Hintergrundgeräusch.
Das Gesamtangebot ( Musik, Info, Unterhaltung) ist einfach zum Zuhören nicht mehr attraktiv genug. Es taugt nur noch zum Untermalen des Arbeitsalltages ohne Hinhören.
 
Unsere Werbekunden sind aber nicht unbedarft. Und aus der Tatsache, dass Radio ein Nebenbei-Medium ist, kannst Du nicht schließen, dass es genauso gut auch ausgeschaltet sein könnte. Da kommt der Faktor: das Unterbewußtsein. Das dürfen wir nicht unterschätzen. Ist es Dir noch nie so gegangen, dass Du ein Lied den ganzen Tag im Kopf hattest, und nicht mehr wußtest, wie es da rein kam? Du hast es gehört, aber nicht bewußt wahrgenommen. Dennoch hat es bei Dir etwas hinterlassen. Oder hast Du noch nie Radio gehört und plötzlich aufgehorcht, weil Dir ein Lied gefällt oder Du etwas interessantes gehört hast - vielleicht nur ein einzelnes Wort? Was machen also unsere so gar nicht bedarften Werbekunden? Sie produzieren ihre Spots so, dass sie möglichst auch das Unterbewußtsein ansprechen. Mit flotter Musik, schreiender Spreche, oder in letzter Zeit auch ganz anders: betont getragen und langweilig, damit es sich abhebt und dieses Aufhorchen erreicht wird. Damit bleibt Radio sehr wohl ein Massenmedium.
Allerdings kenne ich mich bei der psychologischen Seite nicht so aus. Vielleicht kann ja jemand meine These untermauern bzw. widerlegen.
 
Da fällt mir noch ein rein subjektives Argument ein: Wie viele Leser einer Zeitung betrachten sich eine Anzeige völlig bewußt? Ich würde mal darauf tippen, dass viele nach einem kurzen Blick weiterblättern. Am Ende können sie bestimmt nicht sagen, welche tollen Supersonderangebote es wieder gibt. Ich glaube mal irgendwo gehört zu haben, dass die Werbung da auch ziemlich auf's Unterbewußtsein ausgerichtet ist. Gleiche Problematik.
 
Natürlich werden in einer Zeitung auch viele Anzeigen überhaupt nicht gelesen.
Aber: Ich habe die Möglichkeit, diejenigen, die mich interessieren, zu lesen. Der Zeitungskäufer ist frei, die Seite aufzuschlagen die ihn interessiert und schmökert darin.
Im Radio habe ich nicht mehr die Möglichkeit zu schmökern, ich kann mir nichts mehr aussuchen, es gibt keine Sendung mehr für mich. Ich werde ständig nur behämmert, daß eh alles so Super ist ( siehe Claims). Das führt zu einer Reaktion des geistigen Abschaltens. Weiters ist durch die Reizüberflutung die früher richtige Tatsache der unbewußten Unterjubelung immer mehr zurückgedrängt worden. Die Menschen summen zwar noch ihnen genehme Melodien, aber sie haben überhört, zu welchem Produkt sie gehört.
Es gibt sogar schon Fälle des Überkippens in die verkehrte Richtung.
Ein Beispiel: Die Firma "DAN-Küchen" hatte einen Radiospot mit progressiver Melodie und Gesang": DAN, DAN wann bekomm ich meine DAN"
Der Verkäufer eines Küchencenters erzählte mir, er habe einer Dame ein Angebot einer DAN-Küche gemacht. Die Kundin knallte ihm das Angebot auf den Tisch und sagte:" Ich will keine DAN-Küche ! Dieser Werbespot geht mir so auf den Geist ! Auf keinen Fall eine Dan-Küche".
Hätte diese Firma ein reine sachliche Information über die Vorzüge ihrer Kücheneintrichtung in einem ruhigen Expertengespräch im Radio geboten, dann hätte man diese Kundin überzeugt.
Damit kommen wir auch zu Aldi: Dieser wirbt nicht im Radio ( jedenfalls kenne ich keinen Aldi-Spot, keine Aldi-Melodie..)und hat trotzdem Riesenerfolg.

Was ich damit sagen will: Die Theorie des unbewußten Unterjubelns von Werbebotschaften ist durch die Reizüberflutung schon längst wieder überholt ! Die Menschen haben gelernt, das alles das, was übertrieben und lautstark angepriesen wird, nicht das gelbe vom Ei ist.

Die Radios die so unbeachtet, fast unhörbar im Hintergrund dudeln, die vermögen zwar Geräusche ( meist Taktrhytmen) und auch Melodienfolgen ans Ohr drängen, aber die nötige Information: Wo -wann - was -wer geht schon wieder völlig unter.
Dieses "Dideldummdada" - ach das ist doch irgend so ein Getränk" - das weiß der Nebenbeihörer noch. Aber wo er das gerade heute kaufen soll, welches Getränk das genau ist, das weiß er nicht !
Er kauft es vielleicht, weil er im Fernsehen gesehen hat, daß sein Lieblingsschauspieler auch dieses Geträng trinkt. Aber im Nebenbeiradio ist das schon wieder nicht vermittelbar.

Die Radiowerber machen sich beim heutigen Radio bezüglich der Wirksamkeit ihrer Werbung was vor !
Keiner kennt vom Radio die Aldi-Markennamen und alle kaufen sie.
Viele kennen vielleicht Melodien-Elemente von im Radio gedröhnten Markenartikeln, aber sie bringen diese im Supermarktregal nicht in Beziehung damit.
Das tut nur die visuelle Fernsehwerbung.
Wegen irgendeines "Dsching-Dschung"-Gehämmeres von Sarotti. kauft niemand Sarotti, sondern nur weil er die genüßliche Schokolade schon im TV gesehen hat.
Radiowerbung würde mehr bringen, wenn ordentliche, sachliche INFORMATIONEN über ein Produkt dem Hörer nähergebracht würden. Das geht aber nur bei einem ZUhörradio !
Insofern ist vieles am Holzweg !
 
Lieber Pirni,

nix für ungut aber wenn ich mir Deine Postings so durchlese drängt sich für mich folgender Verdacht auf:

1. Du bist ein Nestbeschmutzer... dann ist es nicht weiter wert, Deine Postings zu lesen.

oder

2. Du bist kein Nestbeschmutzer sondern kommst nicht aus dem Radiobereich. (Print vielleicht? Sind Dir Deine Anzeigenkunden davongelaufen?). Dann sind Deine Postings für mich (uns?) irrelevant. Also lass es einfach.

Ständig versuchst Du das Medium Radio schlechtzureden. Das ist (gelinde ausgedrückt) Bullshit! Seit wann denn bitteschön will der Kunde (Hörer) nur sachliche Informationen? Wenn das so wäre, würden alle Autohäuser dieser Welt nur noch ihre technischen Daten ihrer Fahrzeuge veröffentlichen samt Preisliste und das in schwarzweiss. Der teure Hochglanzprospekt hätte ausgedient. Ist aber nicht so, weil 95 % der Kaufentscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen werden. Das gilt für den Autokäufer genauso wie für denjenigen, der eine Küche kauft.

Dass ich mit einem Spot, der schlecht gemacht ist, vielleicht eher ein kontraproduktives Ergebnis erziele steht auf einem anderen Blatt. Daran ist aber nicht das Medium Radio schuld sondern der Kunde selbst. Ich persönlich finde z.B. die Bifi-Werbung im Fernsehen zum davonlaufen und fühle mich nicht im Geringsten angesprochen. Deshalb verdamme ich nicht das Medium Fernsehen. Der Spot funktioniert halt nicht (für mich).

Und seit wann schaltet ein Kunde im Radio nur einen Spot? Landläufig schaltet er eine Kampagne über einen gewissen Zeitraum. Und Radiowerbung funktioniert (wenn sie richtig gemacht ist).

Also hör bitte auf, die Reichweiten der Sender und deren Erfolg ständig klein zu reden.
 
@Labim

und seit wann bitte ist der Hörer Kunde des Senders? Das ist im Privatradio ausschließlich der Werbetreibende.

Privatsender sind wie Transportunternehmen, die Dinge von A nach B schaffen. A ist der Werber, B der Konsument. Dinge sind hier Werbebotschaften. (Freies Zitat von H. Thoma)
 
@ Labim

Auf die "Nestbeschmutzer" - Reaktion habe ich gerade gewartet ! Ich wunderte mich sogar, daß sie nicht früher kam. Bisher war es eine ganz gute Diskussion !
Ich bin nämlich kein Nestbeschmutzer, sondern ganz im Gegenteil. Ich will denen, die immer noch gutgläubig und um ihren Arbeitsplatz zitternden Radiomachern nur aufzeigen, wieviel Schmutz im Nest bereits sich angesammelt hat bzw. auf welchen Holzirrwegen man sich befindet.

Das ist immer so typisch: Wenn man nicht zu den Jubelschreiern gehört und unkritisch lobt, sondern Mißstände oder gefährliche Tendenzen aufzeigt, dann wird man als Nestbeschmutzer abgetan.
Mir ganz persönlich kann es ja egal sein, ich bin davon nicht mehr abhängig. Aber ich habe halt ein Herz fürs Radio Ich arbeite auch nicht im Print-Bereich, der übrigens weit weniger WErbekunden verloren hat als das Radio.
Zum Auto-Werbe-Beispiel:
Natürlich kann und soll man im Radio nicht ein Datenblatt eines Neuwagens aktustisch präsentieren, die Hochglanzprospekte braucht man dafür schon noch ! Aber vielleicht kann man in einem Kurzinterview mit einem ADAC-Mann, einem Mechaniker oder einem begeisterten Kunden ein EHRLICHES Gespräch führen ?

Das Radio ist jedenfalls so verkommen, daß man mit Geldpreisen Lob-Anrufer kaufen muß, daß kein Sender es mehr wagt, etwa in einer Hörersprechstunde unzensiert, ungefaked und wirklich live über das eigene Programm zu diskutieren.
Das Radio ist zu einem Kaufhauslautsprechersystem verkommen und es ist nicht mehr ( mit Ausnahmen !) was es einmal war:

Ein Transportmittel für Kultur, Information, Musik und Kommunikation für Menschen !
Im Zuge dieser für Hörer wertvollen Transportfracht wurde auch erfolgreich Werbung mittransportiert. Jetzt wo einem das Radio nichts mehr zu sagen hat, hat einem auch die Werbung dort immer weniger zu sagen.
 
@pirni

Du stellst ein paar nette Thesen auf. (Unterbewußtsein zieht nicht mehr, Menschen haben gelernt, dass starke Bewerbung nur schlechte Produkte nötig haben...) Ich bitte Dich, sie zu belegen. Ich möchte Dir wirklich nicht zu nahe treten, aber für mich hört sich das an wie ein Mix aus Wunschgedanken, eigener Meinung, Stammtischtenor und Spekulationen. Und da bin ich sehr froh, dass in der Regel nur solche Menschen Programmdirektor werden, die akzeptieren, dass genau das NICHT zu erfolgreichem Radio führt. Wäre das anders, dann hätte ich wohl wirklich Angst um meinen Job. Man muss den "Flachfunk" nicht unkritisch loben. Aber wenigstens in Betracht ziehen kann man die Umstände schon.

Spielen wir Deine Gedankengänge doch mal aus: in welchen Situationen hören die Hörer in der Regel Radio? Im Auto, auf Arbeit, beim Frühstücken... Da ist der Mensch automatisch abgelenkt. Niemand hört über den Büroabrechnungen konzentriert bei langen Beiträgen zu. (Was den Chefs wohl recht ist) Beim Autofahren ist das auch eher störend, denn Du hast konstant eine andere Beschäftigung... usw. In der Gesamtheit betrachtet können viele Faktoren, die Aufmerksamkeit erfordern, den Menschen ÜBERfordern. (Und zwar nicht nur die Dummen, sondern die Meisten.) Das Radio wäre ein Störfaktor, welcher zuerst abgeschaltet würde. Demnach kannst Du stuuuuuuundenlange Beiträge produzieren, die sich dann aber unter den gegebenen Umständen nur wenige Leute anhören. Mit der Medienentwicklung haben wir aber nun mal diese Plätze in der Aufmerksamkeit der Konsumenten zugeteilt bekommen. (Zwar kann man wirklich nicht nachweisen, ob Wort generell ein Abschaltfaktor ist, aber diese Behauptung ist zumindest nicht komplett unlogisch.)
 
Ich würde raten, nicht alles was die PD's (und GF's und Berater und so) von sich geben, schon mal deshalb prinzipiell abzulehnen, weil es eben die PD's, GF's, Berater waren, die es sagten. Wir haben alle das Recht sauer auf sie zu sein, denn wir würden gerne viel mehr erzählen und viel mehr Niveau bringen, als wir jetzt dürfen. Dem stehen sie im Weg. Das aber tun sie nicht in allererster Linie deshalb, weil sie uns ärgern wollen. Sie haben nur Fakten im Blick, die wir in unserem Idealismus nicht sehen wollen.
 
Lieber Pirni,

es ist wohl so, dass Du das Licht erfunden hast und alle Radiomacher/Hörer auf dem Holzweg sind. Sei es so... vielleicht ist es aber auch so, dass man in der Position, in der Du Dich befindest (ÖR, nahe des verdienten Ruhestandes) einfacher spricht, da Du das Risiko, das Du von anderen einzugehen erwartest selbst nicht mittragen musst, weil Du von den Folgen solchen Handelns komplett verschont bleibst. In sofern erwarte ich von den leitenden Angestellten meines Senders, dass sie mich vor unnötigen Risiken verschonen und danke ihnen täglich für ihr Verantwortungsbewusstsein. Wie gesagt, das ist persönliche Ansichtssache...

Ich will doch gar nicht in Abrede stellen, dass es den einen oder anderen Hörer gibt, der genau das Radio hören will, das Du machen möchtest. Ich will auch nicht behaupten, dass die Situation im der deutschen Radiolandschaft nur eitel Sonnenschein ist und dass in den ca. 150 Radiostationen in Deutschland auch die eine oder andere Pflaume den Titel Programmchef führt. Deshalb sind Pauschaldiskusionen meistens nicht zielführend, weil im Individualfall nicht passend.

Ich will trotzdem versuchen, das Ganze auf einen einfachen Nenner zu bringen. Das Prinzip ist nämlich eigentlich ganz simpel. Du stellst einen Businessplan auf und errechnest, wieviel Geld pro Hörer in die Kasse gespielt werden kann um lebensfähig zu sein. Daraus ergibt sich die Zahl der Hörer, die Du brauchst. Als nächstes erstellst Du ein Programmformat, dass in Deiner Zielgruppe, die Du ansprechen möchtest, diese Anzahl an Hörern generieren kann. Diese Hörer "verkaufst" Du dann an Deine Werbekunden. Eigentlich ganz einfach...

Leichter ist es natürlich, wenn man per Definition als öffentlichrechtlicher Sender mit einem Grundstock an Finanzmitteln durch Gebühren rechnen kann. Dadurch reduziert sich die Anzahl der benötigten Hörer und man ist freier in seiner Formatierung des Programms.

Die meisten Sender haben diese Freiheit auf Grund der Marktgegebenheiten nicht. Das heisst, sie müssen sich sehr genau in ihrem Markt positionieren. Das bedeutet nichts anderes, als seinem Marktsegment (Zielgruppe) die entsprechende Erwartungshaltung zu erfüllen, um den benötigten Erfolg zu haben. Daraus ergibt sich dann auch das Programm, das Du Deinen Kunden (Hörern) bietest. Dass diese Strategie seltsame Blüten treibt ("subjektive Überclaimisierung")ist unbestritten. Ist aber hilfreich und sinnvoll, die Erwartungshaltung Deiner Hörer zu gestalten. Erfüllst Du dann diese Erwartungshaltung nicht, wirst Du abgeschaltet und durch ein Konkurrenzmedium (Mitbewerber, CD, MP3 oder ähnliches) ersetzt. Das geht schneller, als umgekehrt (man ist schneller abgeschaltet als wieder eingeschaltet, weil die Tolleranzgrenze bei Deinen Hörern niedriger ist als vielleicht allgemein angenommen). Das ist so... leider? Ja, leider, aber ist so. Diese These trifft auf alle Formate zu, egal ob Du ein Jazz-, Country-, Rock-, News- oder Jugendsender sein willst. Erfüllst Du die Erwartungshaltung nicht fliegst Du aus dem angebotenen Portfolio Deiner Hörer raus.

Bayern 1 erfüllt mit seinem Format sehr gut die Erwartungshaltung seiner Hörerschicht auch mit 5 Minutenbeiträgen, weil es genau das ist, was diese Hörerschicht will. Für einen Hot-AC oder CHR-Sender wäre diese Strategie tödlich.

Radiohexe hat hier sehr recht, wenn sie schreibt, dass die Programmmacher in ihrer Kreativität und der Neigung ganz gern mal lieber in Schönheit zu sterben als den (von der Masse der Hörer) erwarteten Job zu machen auf den Boden der Realität zurückgeführt werden. Ein sehr schlauer Mensch hat mal gesagt: "Wer ein anderes Blatt sein möchte muss sich einen neuen Baum suchen"

@ Horard

Radio (insbes. der Privatfunk) ist Dienstleister mit zwei wichtigen Arten von Kundenbetreuern. Die einen sind die Betreuer der Kundenart Hörer, die anderen der Kundenart Werbungtreibender. Das heisst nichts anderes als das selbstverständlich jeder Hörer Dein Kunde ist und Du als Programmmacher bist der Verkäufer des Mediums Radio und der persönliche Betreuer Deines Kunden/Hörer. In dieser Eigenschaft musst Du nichts anderes machen, als das, was Dein Hörer will. Wenn Du das tust, was möglichst viele Hörer gut finden, hast Du Erfolg. Wenn Du nur das tust, was einzelne Hörer vielleicht gut finden (Randgruppenbedienung) bist Du vielleicht der Lieblingssender einer kleinen Minderheit und bekommst einen Preis Deiner Landesmedienanstalt für kreative Vielfalt und Förderung des Aussenpluralismus. Du und Deine Kollegen werden davon aber nicht wirklich leben können, weil die Anzahl Deiner Kunden/Hörer für einen Werbungtreibenden nicht wirklich interessant ist. Und ein noch so guter Kundenbetreuer für Werbungtreibende wird Deinen Sender nicht vermarkten können, wenn die Kundenart Hörer zahlenmässig nicht stimmt. Die Folgen eines solchen Handelns liest man dann in der Zeitung unter der Spalte "Insolvenzen".
 
@radiohexe:
Du verweist immer wieder darauf, dass die PDs und GFs nicht aus dem Bauch heraus handeln, sondern sich an Fakten halten. Das mag vordergründig ja so sein. Aber wenn man auf Grund von Fakten Programm konzipiert, dann muss man diese Fakten interpretieren. Bist du sicher, dass GFs und PDs die Fakten, auf die sie sich berufen, richtig interpretieren?
Wenn ich mir die von dir angeführten Zahlen ansehe (10,5 Mill. und 11,5 Mill.), dann komme ich rein rechnerisch auf einen eine Differenz von rund 10 Prozent. Ganz schön viel! Könnte sein, dass hier einige die Zahlen zwar richtig gelesen, aber falsch interpretiert haben.

@pirni:
Werbetreibende gehen gar nicht davon aus, dass ihre Werbung bewusst wahrgenommen wird. Die meisten, die Werbung im Radio schalten, wissen einigermaßen, wie sie dort funktioniert, unter welchen Bedingungen Radio gehört wird etc. Deshalb wird sie auch anders gemacht als in der Zewitung oder im Fernsehen. Ziel vieler Werbetreibenden ist es gar nicht, dass die Hörer in den nächsten Laden gehen, weil sie gehört haben, dass das Produkt XY so klasse ist. Sie setzen vielmehr darauf, dass der Hörer als Kunde im Laden vor dem Regal steht und überlegt, welches Joghurt er kauft. Und siehe da, er erinnert sich an "Der große Bauer", denkt sich, "mal ausprobieren" und kauft ihn. "Hoffentlich", denkt der Werbetreibende.
Gilt auch bei "Großartikeln" wie einem Auto. Natürlich kauft niemand den neuen Ford Fiesta, weil die Werbung mir den Wagen als wunderbar hinstellt. Aber wenn ich über einen Autokauf nachdenke, hole ich mir den Prospekt mit den Fachinformationen zu dem Auto, weil mir das Auto im Kopf herumfährt. Ich habe nämlich Werbung dafür gehört.
Natürlich kann man das alles grundsätzlich in Frage stellen: Denn etwas anderes ist es, ob die Werbung überhaupt gehört wird, weil viele Nebenbei-Hörer bei allem "Nebenbei" bei der Werbung doch wegschalten und die Werbung nicht hören. So viel so ganz nebenbei dann auch zum Radio als "Nebenbei-Medium".
Außerdem: Werbetreibende, die nicht wissen, wie Radio gehört wird, und dann der technischen Reichweite eines Senders gleich realer Hörerzahl glauben, sind selbst schuld, und es ist nicht Aufgabe unserer Vertriebsabteilung, denn Irrtum zu beheben, so lange die Kunden zahlen.

Diese Denkweise geht mir maßlos gegen den Strich, aber sie bestimmt das Denken von PDs, GFs und Vertrieb.

@Labim:
Klingt zunächst natürlich einleuchtend, dass Programm gemacht werden muss, wie es die meisten (Masse) gut finden. Das machen ja auch die meisten Privatfunker. Aber sie stürzen sich fast alle auf die gleiche Zielgruppe. Wenn ich die Zielgruppe jetzt auf die Anzahl der konkurrierende Sender verteile, kommt, je nach Konkurrenzsituation natürlich, etwas heraus, was die Dinge etwas problematischer aussehen lässt:
Für einen einzelnen Sender kommt unter Umständen nämlich eine durchschnittliche Hörerzahl heraus, die einem Randgruppenprogramm entspricht.
Dann hat der Sender ein Problem und erscheint vermutlich über kurz oder lang in der Zeitung unter "Insolvenzen". Könnte sein, dass sich ein PD/GF also reichlich vertan hat. Nicht weil er gegen die Masse gesendet hat, sondern für sie.
 
Ach, erzählt doch nichts von Zielgruppe.

Die Zielgruppe ist doch in der Regel alles mit zwei Beinen und Ohren zwischen 20 und 60. Und wenn Schafe und Frösche bei der MA mitgezählt würden, hätten die Hitradios auch Blöken und Quaken mit in der Rotation.
 
@ Grenzwelle

äh... was wäre da Deiner Meinung nach verkehrt?

<small>[ 30-04-2003, 16:07: Beitrag editiert von Labim ]</small>
 
@labim

Ja, Du hast recht. Die Feinheiten können je nach Sendegebiet schon verschieden sein. Der Hörermarkt in Bayern ist ja nicht identisch mit dem in Sachsen, der in Berlin nicht mit dem in NRW usw. Die Radiolandschaften sind auch sehr unterschiedlich (Sachsen setzt auf Landesweite und ein bißchen auf Lokale, NRW lebt von den Lokalstationen...). Das Ganze hängt auch von der Medienpolitik in den einzelnen Ländern ab. Dennoch gelten gewisse "Grundgesetze" wie Nebenbei-Medium, Massenprogramm etc. trotzdem weiter. Meiner Meinung nach macht genau das einen guten PD aus: wie gut kann er die Gesetze auf die jeweilige Region anwenden?! Da gibt es eben Regionen wo der Kuchen schon seit Jahren fest verteilt ist, andere sind mobiler, da wechselt die Marktführerschaft auch mal bzw. die Programme liegen nicht so weit auseinander.
Die 10 Prozent sind nicht alle auf einmal abgesprungen, das ist eine Wellenbewegung. Woran liegt das? Mal schalten Leute ab, dann vielleicht noch mal, in der dritten MA schalten wieder welche zu... Das könnte sozusagen eine mobile Masse sein. Einige PD's argwöhnen auch, dass es noch Auswirkungen der Umstellung auf die CATI sind, und sich das in den nächsten MA einpegelt.
Das mit der Zielgruppe ist logisch: Werberelevant sind die zwischen 14 und 49. Es würde Dir nichts nützen, auf Ältere zu setzen, dann hast Du vielleicht viele Hörer, aber die interessieren den Werbungmarkt nicht. Für die hast Du dann im schlimmsten Fall 0 Hörern.
Bei den meisten Sendern funktioniert das einfach so: sie suchen sich eine Kernzielgruppe und richten das Programm so darauf aus, dass sie links und rechts genügend Hörer mitnehmen. Deshalb stürzen sich zwar alle auf die gleiche Zielgruppe, aber es gibt durchaus Unterschiede in den Feinheiten. Schauen wir nach Sachsen, wo immer alle vom gleichen Einheitsbrei reden. Dort gibt es einen landesweiten Sender, der bedient die klassische AC-gruppe mit 80ern, 90ern und dem von heute. Ein kleinerer Sender versucht es mit Oldies, dazwischen gibt es noch einen landesweiten Sender, der auf die Hits zwischen den 70ern und heute setzt. Einen Jugendsender gibt es auch. Die Programme ähneln sich alle (ohne Zweifel), aber die Färbung ist dennoch anders. Und dann gibt es ja noch das Me-To. Du musst Dir halt von den Leuten 14-49 irgendwo Deinen Teil vom Kuchen abschneiden.
 
Ich hab leider nicht die Zeit, da wieder überall einzuhaken, obwohl ich es wollte.
Für TENDENZEN kann man nur sehr bedingt BELEGE bringen: EU-Statistik, Focus-Research: Radionutzer nehmen ab !!
Reaktionen bei Werbekunden: Radiowerbung bringt immer weniger Rückmeldung: Jetzt muß ich 10x so oft einen Spot schalten, wie noch vor 10 Jahren, um die gleiche Resonanz zu bemerken !

Beobachtungen in den Rundfunkstudios: Hörerreaktionen nur noch wegen Gewinnspiele und da immer dieselben Hörer.

Allgemein: Leserbriefe, Diskussionen über Radio: Das Image verschlechtert sich von Jahr zu Jahr !

Völlig veraltete 10-49 kaufkräftige Zielgruppe:
Die Einzelhandelsumsätze der über 50jährigen überstiegen 2002 erstmals die der unter 50 jährigen !

Das jetzt praktizierte Formatclaimeinheitsradio ist doch nicht erfolgreich: Eine Radiopleite nach der anderen. Ich kenne eine 160.000 Einwohnerstadt, da sind in den letzten 5 Jahren ganze 8 Radios "gerelauncht - verkauft" worden und das waren alles diese Art von Radios wir ihr sie verteidigt.

Eine deutsche Radio PD hat in Österreich Radio Osttirol zum führenden Privatradio mit über 23% Tagesreichweite gemacht: Das ist KEIN enges Formatradio, sehr breit udn mit vielen "Sendungen" !

Eine durch x-fache Anbieter geteilte Masse ist kleiner als eine Nische !

Ich habe die Privatradio-Szene in Wien beobachtet ( das durch viele deutsche Berater in ein Fiasko kam) : Dort hat der Minderheiten-Kultur-Sender Ö1 dieselbe Quote von knapp 10% wie das stärkste Massenprivatradio !

Das sind doch alles Belege aus der Praxis ! Was wollt ihr noch mehr ?

Die Radiogewohnheiten waren 1985 nicht anders als 1995. Es gab bereits genausoviele Autoradios, Radios in Büros usw. Die Hörergewohnheiten haben sich nicht geändert in diesem Zeitraum, aber das Radio. Bevor die PCs die vielen Claims, Jingels und gefakten Anrufe abspielen konnten, bevor man einen Selector rotieren lassen konnte - das waren doch die Menschen mit ihren Radiobedürfnissen nicht anders, aber das Radio war anders und vor allem beliebt und hatte einen guten Ruf.

Est stimmt einfach nicht, daß man auf die Bedürfnisse reagiert hat, sonst hätte man 1975 schon so ein Radio wie heute machen müssen. Da hatte genauso jeder in jedem Klo ein Berieselungsradio.

Es ist doch unzweifelhaft zu sehen, daß es so nicht zufriedenstellend funktioniert.

Um es in Eurer Marketingsprache auszudrücken:
Der MARKT ist differenzierter als ihr ihn darstellt, er hat wohl einen großen Anteil ein Nebenbeihörern, aber er hat auch einen Anteil von Zuhörern und das Wichtige dabei ist, daß es sich dabei oft um ein und denselben Menschen handelt.
Der Nebenbeihörer hat irgendwann auch mal Lust, aufmerksamer zuzuhören und was "Gutes" zu hören bzw. sich aus dem Programm was auszusuchen. Jetzt kommt er drauf, daß es nichts mehr zum Aussuchen gibt, auch wenn er mal Zuhören möchte, es taugt nut noch zum Nicht-Zuhören ( weil ihn die ständigen Wiederholungen, Claims und nicht vorhandenen Inhalte nerven.
Insofern arbeitet die Zeit gegen dieses Radio.
Es verliert immer mehr an Ansehen.

Ich meine ja nicht, daß es NUR NOCH hochwertige Sendungen hintereinander geben soll. Aber jetzt gibt es zu wenig.
Der Hörermarkt wird falsch und oberflächlich eingeschätzt.

Ich weiß, man versteht mich nicht, man glaubt es mir nicht. Hebt meine Postings auf und in ein paar Jahren versteht ihr mich mehr, allerdings werden dann wieder viele Radiogesellschafter ihr Geld verbraten haben.
 
@Pirni:
Ich hoffe so sehr, dass du recht hast. Deshalb werde ich deine Postings auch nicht aufheben, ich sehe es im Wesentlichen nämlich genauso.
Denn wer etwas anderes macht als das, was zur Zeit überall läuft, wird sich abheben - und Erfolg haben, wenn er die Hörer wirklich an seiner Sendung teilnehmen lässt. Dann rufen im übrigen auch nicht immer nur die gleichen an.
Ich denke, dass PDs Zahlen oft nicht richtig interpretieren und darüber hinaus der Meinung sind, Masse erreiche man nur, in dem man den kleinsten gemeinsamen IQ-Nenner bediene. Das ist FALSCH, denn es macht Radio zum Dumpf-Medium. Nicht die Hörer, die es eingeschaltet haben sind dumm, sondern die, die es als "intelligent" verkaufen bzw. konzipieren.

Die Dauer-Rotation von 80902003 bringt weder zum Einschalten, noch zum Zuhören.
So lange die Werbewirtschaft noch glaubt technische Reichweite und MA-Zahlen gäben Aufschluss über Erreichbarkeit von Hörern, sind aber PDs/GFs nicht gezwungen etwas zu ändern. Klar, und insofern zunächst wirtschaftlich ok. Zumal der Mensch sich und seine Umgebung meistens nur unter Zwang ändert.

Deshalb: Wenn radiohexe meint, es bestehe im Grunde kein Bedarf an großartigen Änderungen, dann halte ich das für groß fahrlässig. Nicht nur, weil die Hitradio-Konzepte nicht das bringen, was sie bringen wollen, sondern weil nur Weiterentwicklung (=Änderung) Vorteile am Markt bringt.

Und Pirni hat einfach recht: Wenn ich mir in meiner Umgebung ansehe, wie viele Sender vor einigen Jahren angefangen haben, und wie sie heute heißen/wem sie gehören, dann ist der Begriff "Erfolg" einfach daneben. Übrig geblieben sind die, die nicht ganz so eingebrochen sind wie der Rest.
Natürlich können Sender sich als sehr "erfolgreich" verkaufen, weil sie Marktführer sind oder nur knapp dahinter liegen, aber das ist wie in der Bundesliga:
Einer wird Meister, er kann grauenhaft schlecht gespielt haben, die anderen haben auch nicht mehr Punkte. Das ist sein Glück, nicht sein Erfolg.

<small>[ 30-04-2003, 18:19: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
So schwer ist das gar nicht:

Bsp., wie ich die Intelligenten und die weniger dearart Bemittelten in die gleiche Sendung einbinden kann:

Thema Gewinnspiel. Heute muss man als Hörer oft gar nix tun um zu gewinnen. Nur anrufen. Bloss keine Frage, stellen denken sich die Sender, die einer nicht beantworten kann; derjenige könnte sich ausgeschlossen fühlen.
Ein Gespräch mit dem "Gewinner" findet im übrigen auch nicht statt. Null Inhalt, die Aktion. Für alle anderen (Nicht-Gewinner) stinklangweilig.

Warum bringt man stattdessen nicht ein Quiz in mehren kurzen Einzel-Teilen (Aufgaben, Fragen), die vom Schwierigkeitsgrad unterschiedlich sind. Dabei wird weder der Doofe, noch der Intelligente ausgeschlossen. Alle können mitraten. Und brauchen sich nicht bei null Inhalt langweilen.

Das dämlichste Radio-Spiel, was mir sonst einfällt, war im übrigen das morgentliche "Tassen-Werfen" auf RPR 1. Da schmiss einer die Tasse zu Bruch und das war´s. Wie kommt man auf so einen Stuss???
 
''@ Grenzwelle

äh... was wäre da Deiner Meinung nach verkehrt?''

Labim, genauso wie ich nicht die Bildzeitung lese, die nach ähnlichen Kriterien produziert wird, mag ich mir so ein gesichtsloses, beliebiges und dümmliches Radioprogramm nicht antun.

Wenn es rein um den kommerziellen Erfolg geht, ist da nix verkehrt, aber dann erzähl auch nix von Zielgruppe oder so, sondern sag ehrlich, dass Dir kein Mittel zu plump ist, um die große graue Masse bei der Stange zu halten.
 
@Beobachter

"Die Dauer-Rotation von 80902003 bringt weder zum Einschalten, noch zum Zuhören. "

Genau dieser Satz bringt die derzeitige Situation auf den Punkt:

Der als Hörer bezeichnete *Konsument* soll ja gar nicht mehr zuhören, er soll auch gar nicht mehr bewußt einschalten, sondern alles, was die Geschäftsleitung von ihm verlangt, ist...

... NICHT AUSZUSCHALTEN

Hat eigentlich schonmal jemand weitergedacht, was passiert, wenn er dann doch mal versehentlich ausschaltet? Und warum er nicht mehr einschalten wird?
 
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